der anderen, weil die Energie druben nur in niedriger Konzentration vorhanden ist und wir deshalb Materie austauschen mussen. Wenn die Sonne im anderen Universum explodiert, gibt es einen gewaltigen Energiestrom, einen riesigen Energiesturz, der eine

Million Lebensspannen langt. Energie ware dann so uberreichlich vorhanden, da? wir sie ohne Materieaustausch direkt anzapfen konnten. Also brauchen wir die anderen nicht. Und es ist ganz egal, was mit ihnen passiert...'

Sie beruhrten sich fast. Tritt war entsetzt. Er mu?te wohl schnell etwas sagen, damit sie auseinandergingen, mu?te mit ihnen reden. Doch es wollte ihm nichts einfallen. Im nachsten Augenblick wurde er aus seinem Dilemma erlost.

Vor der Hohle stand ein Hartling. Nein, drei sogar. Sie hatten mehrfach versucht, sich bemerkbar zu machen - doch vergeblich. Tritt kreischte: 'Odeen! Dua!'

Dann verstummte er zitternd. Er hatte eine furchterliche Ahnung, weswegen die Hartlinge gekommen waren. Er beschlo? zu verschwinden.

Doch der vorderste Hartling hob einen seiner bestandigen, undurchsichtigen Auslaufer und sagte: 'Bleib hier.'

Es klang barsch, unfreundlich. In seinem ganzen Leben hatte Tritt noch keine solche Angst gehabt.

4 a

Dua war wutend, so wutend sogar, da? sie die Hartlinge kaum wahrnahm. Und diese Wut hatte mehrere Grunde - Grunde, die jeder fur sich schon ausgereicht hatten, ihre Gefuhle zum Uberflie?en zu bringen. Es war nicht richtig, da? Odeen sie hatte belugen wollen. Es war nicht richtig, da? eine ganze Welt mit ihren Bewohnern sterben sollte. Nicht richtig auch, da? ihr das Lernen so leicht fiel und da? es ihr bisher stets verwehrt gewesen war.

Nach ihrem ersten Erlebnis im Felsgestein war sie noch zweimal in den Hart-Hohlen gewesen. Noch zweimal hatte sie sich unbemerkt im Fels vergraben und jedesmal neue Erkenntnisse aufgenommen, und jedesmal wenn Odeen ihr etwas erklaren wollte, wu?te sie schon vorher, was er sagen wurde.

Warum konnte man sie nicht unterweisen, so wie Odeen unterwiesen worden war? Warum nur die Denklinge? War denn ihre Lernfahigkeit nur darauf zuruckzufuhren, da? sie ein LinksG war, ein pervertierter Mittling? Egal, warum konnte man sie nicht trotzdem unterweisen? Es war nicht richtig, ihr das alles vorzuenthalten.

Schlie?lich drangen die Worte der Hartlinge in ihr Bewu?tsein. Losten war da, doch er sagte nichts. Ein fremder Hartling hatte das Wort ergriffen. Sie kannte ihn nicht; sie kannte uberhaupt nur wenige Hartlinge.

Der Hartling: 'Wer von euch ist kurzlich in den unteren Hohlen, den Hart-Hohlen, gewesen?'

Dua juckte der Trotz. Sollten sie doch uber ihr Felsreiben Bescheid wissen! Sollte doch jeder davon erfahren! Ihr war es egal. Sie sagte: 'Ich. Sehr oft sogar.'

'Allein?' fragte der Hartling ruhig.

'Allein. Und sehr oft', schnappte Dua. Tatsachlich war sie nur dreimal unten gewesen, aber das war ihr gleichgultig.

Der Hartling ging darauf nicht ein. Er wandte sich an Tritt und fragte scharf: 'Und du, Rechtsling?'

Tritt sagte mit zitternder Stimme: 'Ja, Hart-Herr.'

'Allein?'

'Ja, Hart-Herr.'

'Wie oft?'

'Einmal.'

Dua war wutend. Der arme Tritt stellte sich so an - dabei war uberhaupt nichts! Sie hatte das Verbrechen begangen und wollte die Folgen nun auf sich nehmen. 'La? ihn in Ruhe', sagte sie. 'Ich bin diejenige, die ihr sucht.'

Der Hartling wandte sich langsam zu ihr um: 'Weshalb denn?' fragte er.

'Na, was es eben ist.' Und sie brachte es plotzlich nicht fertig, ihre Tat zu beschreiben, jedenfalls nicht vor Odeen.

'Na ja, ich spreche gleich noch mit dir. Zuerst der Rechtsling... Du hei?t Tritt, nicht wahr? Warum bist du allein in die unteren Hohlen gegangen?'

'Um mit Hartling Estwald zu sprechen, Hart-Herr.'

Daraufhin fragte Dua eifrig: 'Bist du Estwald?'

'Nein', antwortete der Hartling knapp.

Odeen schaute sie verargert an, als machte es ihn verlegen, da? Dua den Hartling nicht kannte. Dua war es egal.

Der Hartling fragte Tritt: 'Was hast du aus den unteren Hohlen mitgenommen?'

Tritt schwieg.

'Wir wissen, da? du etwas genommen hast', fuhr der Hartling fort. 'Wir wollen nur wissen, ob du wei?t, was es war. Es konnte gefahrlich sein.'

Tritt sagte noch immer nichts. Daraufhin schaltete sich Losten mit freundlicher Stimme ein: 'Bitte sag es uns, Tritt. Wir wissen ganz sicher, da? du es warst, und wir wollen nach Moglichkeit keine strengen Ma?nahmen ergreifen.'

'Ich habe einen Nahrungsball genommen', murmelte Tritt.

'Ah.' Der erste Hartling ergriff wieder das Wort. 'Was hast du damit gemacht?'

Da brach es aus Tritt hervor: 'Er war fur Dua. Sie wollte nicht essen. Er war fur Dua.'

Dua wurde durchscheinend vor Verbluffung.

Der Hartling wandte sich sofort an sie: 'Du hast nichts davon gewu?t?'

'Nein!'

'Und du auch nicht?' zu Odeen.

Odeen war so reglos, da? er fast erstarrt schien: 'Nein, HartHerr.'

Einen Augenblick lang, wahrend sich die drei Hartlinge berieten, war die Luft von unangenehmen Vibrationen erfullt.

Dua wu?te nicht, woran es lag, und wollte auch nicht daruber nachdenken, ob etwa das mehrfache Felsreiben sie empfindsamer gestimmt hatte oder ob es an ihrem kurzlichen Gefuhlsausbruch lag: jedenfalls erfa?te sie von dem Gesprach -nicht Worte, sondern ganze Begriffe, ubergeordnete Bedeutungen.

Die Hartlinge hatten den Verlust schon vor einiger Zeit bemerkt und sich unauffallig umgesehen. Nur widerstrebend hatten sie schlie?lich die Weichwesen als mogliche Ubeltater in ihre Ermittlungen einbezogen. Zuletzt hatten sie sich mit noch gro?erem Widerstreben (warum eigentlich? Dua verstand das nicht) auf Odeens Triade konzentriert. Sie konnten sich einfach nicht vorstellen, da? Odeen so dumm war, die Nahrung zu nehmen, oder da? Dua Verlangen danach gehabt hatte. An Tritt dachten sie zuerst uberhaupt nicht.

Dann hatte sich der Hartling, der bisher schweigsam gewesen war, an Tritt erinnert. (Naturlich, uberlegte Dua, das war an jenem Tage, als sie zum erstenmal in das Gestein eindrang. Sie hatte ihn damals erspurt und vollig wieder vergessen.)

Es war sehr unwahrscheinlich, aber nachdem alle anderen Moglichkeiten erschopft waren und das fehlende Objekt mit der Zeit sehr gefahrlich geworden war, mu?ten sie sich nun doch danach erkundigen. Sie hatten gern Estwald gefragt, doch als sich Tritt als moglicher Tater herausschalte, war er gerade nicht erreichbar.

All das erspurte Dua in wenigen Sekunden, und schon wandte sie sich an Tritt, hin und her gerissen zwischen Staunen und Wut.

Losten vibrierte besorgt, da? ja uberhaupt kein Schaden angerichtet ware, da? Dua gut aussahe und das Ganze eigentlich ein sehr nutzliches Experiment abgabe. Der Hartling, mit dem Tritt gesprochen hatte, stimmte ihm zu; der andere au?erte sich noch besorgt.

Dua teilte ihre Aufmerksamkeit zwischen den Hartlingen und Tritt.

Der erste Hartling fragte: 'Wo ist der Nahrungsball jetzt, Tritt?'

Tritt zeigte es ihnen.

Er war gut verborgen; die Verbindungen waren grob, aber wirksam.

'Hast du das selbst gemacht, Tritt?' fragte der Hartling weiter.

'Ja, Hart-Herr.'

'Und woher wu?test du, wie so etwas geht?'

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