'Ich habe es mir unten in den Hart-Hohlen angesehen und machte es genauso.'
'Wei?t du nicht, da? du deinem Mittling sehr hattest schaden konnen?'
'Ich habe doch nicht ... Ich wollte nicht... Ich ...' Tritt schien nicht weitersprechen zu konnen. Dann sagte er: 'Es sollte ihr nicht weh tun. Sie sollte doch nur essen. Ich habe es in ihr E?-gerat geleitet und die Elektroden geschmuckt. Ich wollte, da? sie davon kostet, und sie hat es getan. Sie hat gegessen! Zum erstenmal seit langer Zeit hat sie wirklich gut gegessen. Wir sind hinterher verschmolzen.' Er hielt inne und sagte dann mit lautem Aufschrei: 'Sie hatte endlich genug Energie fur einen Baby-Gefuhlsling! Sie nahm Odeens Samen und gab ihn mir. Er wachst jetzt in mir. Ein Baby-Gefuhlsling wachst in nur.'
Dua verschlug es die Sprache. Sie fuhr zuruck und raste dann so ubersturzt auf die Tur zu, da? ihr die Hartlinge nicht mehr ausweichen konnten. Sie beruhrte einen Auslaufer des ersten Hartlings, drang tief in ihn ein und zerrte sich mit unangenehmem Gerausch wieder frei.
Der Auslaufer des Hartlings fiel schlaff herab, und sein Ausdruck schien schmerzverzerrt. Odeen wollte ihm ausweichen und Dua verfolgen, doch der Hartling sagte gepre?t: 'La? sie laufen. Es ist schon genug Schaden angerichtet. Wir kummern uns darum.'
Odeen glaubte einen Alptraum durchzumachen. Dua war fort. Die Hartlinge waren fort. Nur Tritt war noch da; stumm.
Wie hatte das nur geschehen konnen? uberlegte er gequalt. Wie hatte Tritt allein in die Hart-Hohlen gefunden? Wie hatte eA nur eine Speicherbatterie nehmen konnen - eine Batterie, die an der Positronenpumpe aufgeladen war und eine weitaus konzentriertere Strahlung abgab als die Sonne. Wie hatte er es wagen konnen...
Odeen hatte diesen Mut nicht aufgebracht. Wie aber Tritt, der unsichere, unwissende Tritt? Oder war er auf seine Weise ebenso ungewohnlich wie die anderen? Odeen, der schlaue Denkling. Dua, der neugierige Gefuhlsling, und Tritt, der mutige Eiterung?
'Wie hast du das nur tun konnen?' fragte er schlie?lich.
Tritt erwiderte hitzig: 'Was habe ich denn getan? Ich habe ihr zu essen gegeben. Sie hat besser gegessen als jemals zuvor. Jetzt haben wir endlich einen Baby-Gefuhlsling. Haben wir nicht lange genug darauf gewartet? Wir hatten ewig warten konnen, wenn es nach Dua gegangen ware.'
'Aber verstehst du denn nicht, Tritt? Du hattest ihr weh tun konnen. Das war kein gewohnliches Sonnenlicht. Es war eine Strahlenquelle aus dem Versuchslabor. Sie hatte leicht zu stark sein konnen.'
'Ich verstehe dich nicht, Odeen. Wie kann das schadlich sein? Ich hatte die Nahrung der Hartlinge doch langst gekostet. Du auch. Sie schmeckte nicht gut, und sie tat auch nicht weh. Sie schmeckte so schlecht, da? Dua nichts davon wissen wollte. Dann fand ich den Nahrungsball. Er schmeckte gut. Ich a? davon, und es schmeckte kostlich. Wie kann etwas Kostliches weh tun? Dua hat dann ja auch davon gegessen. Es gefiel ihr. Und damit ist der Baby-Gefuhlsling gezeugt. Wie kann ich da etwas Falsches getan haben?'
Odeen gab es auf. 'Dua wird sehr wutend sein', sagte er nur.
'Sie wird daruber hinwegkommen.'
'Da bin ich mir nicht so sicher. Tritt, sie ist kein normaler Gefuhlsling. Deshalb ist das Zusammenleben mit ihr ja auch so schwer und um so wundervoller, wenn es klappt. Sie wird vielleicht niemals wieder mit uns verschmelzen wollen.'
Tritts Umrisse veranderten sich nicht. Dann sagte er: 'Na und?'
'Na und? Das mu?t du ausgerechnet fragen! Willst du denn das Verschmelzen aufgeben?'
'Nein, aber wenn sie's nicht will, will sie's nicht. Ich habe mein drittes Baby - und es ist mir jetzt egal. Ich wei? wohl, wie das fruher mit den Weichwesen war. Da gab es manchmal zwei Kindergenerationen in einer Triade. Aber das ist mir egal. Drei Kinder reichen auch.'
'Aber Tritt, beim Verschmelzen geht es nicht nur um die Babies.'
'Um was denn noch? Ja, ja, ich habe dich mal sagen horen, da? du nach einem Verschmelzen schneller lernst. Na, dann lernst du eben wieder langsamer. Ist mir egal. Ich habe mein drittes Baby.'
Odeen wandte sich ab und verlie? zitternd das Zimmer. Was hatte es fur einen Sinn, mit Tritt zu schelten? Tritt verstand das alles nicht. Odeen war nicht einmal sicher, da? er selbst es begriff.
Wenn das dritte Baby geboren und ein wenig gewachsen war, kam die Zeit zum Weiterziehen. Er, Odeen, wurde dazu das Zeichen geben mussen, er wurde den Zeitpunkt bestimmen, und das mu?te dann ohne Angst geschehen. Alles andere ware unehrenhaft oder schlimmer - und doch konnte er dem nicht ohne Verschmelzen entgegensehen, selbst jetzt nicht, da alle drei Kinder gezeugt waren.
Nur das Verschmelzen konnte die Angst lindern, vielleicht weil es auf seine Art schon ein Weiterziehen war. Es loste eine Periode aus, da man nicht bei Bewu?tsein war - und doch tat es nicht weh. Es war, als existierte man uberhaupt nicht mehr, und doch war es wunschenswert. Durch das Verschmelzen lie? sich der Mut destillieren, ohne Angst weiterzuziehen und ohne...
Oh, Sonne und Sterne, das war kein 'Weiterziehen'! Er kannte jenes andere Wort, das nur von Kindern benutzt wurde, wenn sie ihre Eltern schockieren wollten. Es war das Sterben. Er mu?te sich wappnen, ohne Furcht zu sterben und Dua und Tritt mit sich zu nehmen.
Und er wu?te nicht, wie... Nicht ohne Verschmelzen...
Tritt blieb allein zuruck, verangstigt, doch zugleich fest entschlossen, sich nicht beeindrucken zu lassen. Er hatte sein drittes Baby. Er spurte es in seiner Substanz.
Darauf kam es an.
Einzig und allein darauf kam es an.
Warum nagte dann tief drinnen das unbestimmte Gefuhl, da? es doch nicht nur darauf ankam?
Dua schamte sich so sehr, da? es fast unertraglich war. Es dauerte lange, bis sie diese Scham uberwunden hatte, bis sie sie so weit niedergekampft hatte, da? sie wieder klar denken konnte. Sie war blindlings davongesturmt - fort, fort von den Schrecknissen der Wohnhohle, ohne darauf zu achten, wohin sie ging, ohne zu wissen, wo sie uberhaupt war.
Es war Nacht - eine Zeit, da sich kein anstandiges Weichwesen an der Oberflache herumtrieb - nicht einmal der kuhnste Gefuhlsling. Lind der Sonnenaufgang war noch fern. Dua war daruber nur fruh. Die Sonne bedeutete Nahrung, und im Augenblick verabscheute sie nichts so sehr wie Nahrung, und sie verabscheute, was ihr da angetan worden war.
Es war auch kalt, was Dua nur am Rande registrierte. Was sollte ihr die Kalte ausmachen, uberlegte sie, wenn sie gemastet worden war, damit sie ihre Pflicht tun konnte - gemastet an Geist und Korper. Nach so etwas konnten Kalte und Hunger nur ihre Freunde sein.
Sie durchschaute Tritt. Armes Ding, er war so leicht zu durchschauen in seiner Instinkthaftigkeit. Und er hatte wirklich ein Lob verdient, da? er seine Instinkte so kuhn durchgesetzt hatte. Mutig war er mit dem Nahrungsball aus den Hart-Hohlen zuruckgekehrt (und sie - sie hatte ihn noch erfuhlt und hatte sofort Bescheid gewu?t, wenn Tritt nicht von seinem gewagten Tun so uberwaltigt gewesen ware, da? er gar nicht daran zu denken wagte; und wenn sie nicht von ihrem gewagten Tun und dem neuen Empfindungsvermogen so uberwaltigt gewesen ware, da? sie auf alles andere achtete - nur nicht auf das Wichtige)..
Tritt hatte den Nahrungsball unbemerkt in die Hohle gebracht und seine armselige Falle aufgebaut, hatte das E?gerat garniert, um sie zum Essen zu animieren. Und sie war heimgekommen, erregt von ihrer felsdurchdringenden Zartheit, erfullt von Scham und von Mitleid mit Tritt. Und die Scham und das Mitleid brachten sie an die Elektroden und trugen zu dem neuen Leben bei. Danach hatte sie wie gewohnt nur wenig gegessen und niemals am E?gerat - aber nun fehlte auch der rechte Impuls. Tritt hatte sie nicht mehr gedrangt. Er war sichtlich zufrieden (naturlich), und so hatte nichts ihre Scham wieder aufleben lassen. Und Tritt lie? den Nahrungsball an Ort und Stelle. Er wagte ihn nicht wieder fortzunehmen; er hatte, was er wollte; es war das einfachste, ihn einfach liegenzulassen und nicht mehr daran zu denken.
Bis er dann erwischt wurde.
Aber der kluge Odeen mu?te Tritts Plan doch durchschaut, mu?te die neuen Elektrodenkontakte bemerkt, mu?te Tritts Absicht erkannt haben! Zweifellos hatte er Tritt nichts gesagt; das hatte ihn nur erschreckt, und Odeen wachte doch stets liebevoll uber den armen Rechtsling.
Naturlich. Odeen brauchte gar nichts zu sagen; er brauchte nur die Lucken in Tritts ungeschicktem Plan