dieser Welt einen zweiten Elterling gibt, der den Mut oder die Initiative aufgebracht hatte, eine Energiebatterie zu stehlen, und dazu die perverse Schlaue, sie so zu benutzen wie er. Ihr drei seid die ungewohnlichste Triade aller Zeiten.'
'Danke.'
'Aber das hat naturlich auch seine unschonen Aspekte; Dinge, mit denen wir nicht gerechnet hatten. Du solltest Dua unterweisen, weil wir das fur den schonsten und besten Weg hielten, sie dazu zu bringen, freiwillig ihre Funktion zu erfullen. Dabei kam uns im unvorhergesehenen Augenblick Tritt mit seinem verruckten Einfall in die Quere. Um ehrlich zu sein, rechneten wir auch nicht mit Duas wilder Reaktion auf die Tatsache, da? die Welt im anderen Universum vernichtet werden mu?.'
'Ich hatte ihre Fragen vorsichtiger beantworten sollen', meinte Odeen bedruckt.
'Das hatte auch nichts genutzt. Sie hat es selbst herausgefunden. Auch damit rechneten wir nicht. Odeen, es tut mir leid, aber ich mu? dir sagen, da? Dua zu einer todlichen Gefahr geworden ist. Sie versucht die Positronenpumpe zu stoppen.'
'Aber wie konnte sie das? Sie kommt doch nicht an das Gerat heran, und wenn sie es konnte, fehlt ihr das Wissen, uberhaupt etwas zu unternehmen.'
'Oh, aber naturlich kommt sie heran.' Losten zogerte und sagte: 'Sie vergrabt sich im Hohlengestein, wo sie vor uns sicher ist.'
Es dauerte eine Weile, bis Odeen die Bedeutung der Worte begriff. Er erwiderte: 'Kein ausgewachsener Gefuhlsling wurde... Dua wurde niemals ...'
'Sie wurde. Sie tut es auch. Verschwende deine Zeit nicht mit Einwanden... Sie kann sich frei in den Hohlen bewegen. Nichts bleibt ihr verborgen. Sie hat die Botschaften studiert, die wir aus dem anderen Universum erhielten. Wir wissen das nicht bestimmt, doch es gibt keine andere Erklarung fur die Vorgange.'
'Oh, oh, oh.' Odeen ruckte vor und zuruck, und seine Oberflache war vor Scham und Kummer ganz undurchsichtig. 'Wei? Estwald davon?' 'Noch nicht; allerdings mu? er es irgendwann erfahren', antwortete Losten grimmig.
'Aber was will sie mit den Botschaften?'
'Sie benutzt sie, um sich eine Methode auszudenken, selber Nachrichten in eine andere Richtung zu schicken.'
'Aber sie kann sie doch unmoglich ubersetzen und aussenden.'
'Beides lernt sie bereits. Sie wei? sogar mehr uber diese Botschaften als Estwald. Sie ist ein erschreckendes Phanomen, ein Gefuhlsling, der logisch denken kann und der au?er Kontrolle ist.'
Odeen erschauderte. Au?er Kontrolle? Was fur ein maschinenhafter Ausdruck!
'So schlimm kann es nicht sein', sagte er.
'Aber doch. Sie hat bereits eine Nachricht abgesetzt, und ich befurchte, sie rat den Ander-Wesen, ihren Teil der Pumpe zu stoppen. Wenn sie das tun, ehe ihre Sonne explodiert, sind wir hier vollig hilflos.'
'Aber dann...'
'Sie mu? davon abgebracht werden.'
'A-aber wie? Soll sie herausgeschmolzen...' Die Stimme versagte ihm den Dienst. Er hatte einmal davon gehort, da? die Hartlinge uber Maschinen verfugten, mit denen sie Hohlen aus dem Gestein schneiden konnten; Gerate, die seit Abnahme der Weltbevolkerung selten benutzt worden waren. Wollte man Dua etwa im Gestein aufspuren und dann zerstrahlen?
'Nein', entgegnete Losten heftig. 'Wir konnen Dua nicht schaden.'
'Estwald aber vielleicht...'
'Auch Estwald will ihr nichts tun.'
'Was konnen wir also machen?' 'Nur du, Odeen, kannst etwas tun. Da wir ganz hilflos sind, mussen wir uns auf dich verlassen.'
'Auf mich? Aber was kann ich tun?'
'Denk daruber nach', antwortete Losten eindringlich. 'Denk daruber nach.'
'Woruber?'
'Mehr kann ich dir nicht sagen', bemerkte Losten, sichtlich gepeinigt. 'Denk nach! Wir haben so wenig Zeit.'
Er wandte sich um und verlie? das Zimmer, ungewohnt schnell fur einen Hartling. Er eilte davon, als wollte er nicht langer bleiben, um nicht noch mehr zu enthullen.
Odeen konnte ihm nur nachschauen, entsetzt, verwirrt - verloren.
Tritt war vollauf beschaftigt. Babies erforderten zwar viel Fursorge, aber nicht einmal zwei junge Linkslinge und zwei junge Rechtslinge zusammen machten soviel Arbeit wie ein kleines Baby-Mitt - besonders kein so gelungenes Mitt wie Derola. Sie mu?te trainiert und beruhigt, mu?te davor bewahrt werden, in die Dinge einzudringen, die sie beruhrte, mu?te dazu gebracht werden, sich zu verdichten und anschlie?end zu ruhen.
Es verging eine lange Zeit, ehe er Odeen wiedersah, und im Grunde machte es ihm nichts aus. Derola nahm ihn vollig in Anspruch. Er stie? in einer Ecke seiner eigenen Wohnhohle auf Odeen, der vollig gedankenverloren schimmerte.
Da fiel es Tritt wieder ein. Er fragte: 'War Losten bose auf Dua?'
Odeen fuhr auf. 'Losten? - Ja, er war bose. Dua richtet gro?en Schaden an.'
'Sie sollte nach Hause kommen, ja?'
Odeen starrte Tritt an. 'Tritt', sagte er, 'wir mussen Dua irgendwie zur Ruckkehr bewegen. Vorher mussen wir sie aber finden. Du kannst das. Durch das neue Baby ist dein elterliches Wahrnehmungsvermogen gescharft. Du mu?t es einsetzen, um Dua zu finden.'
'Nein', erwiderte Tritt schockiert. 'Es ist einzig und allein fur Derola bestimmt. Au?erdem: wenn sie von allein solange fortbleibt, obwohl sich ein Baby-Mitt nach ihr sehnt - und sie war selber mal ein Baby-Mitt , sollten wir vielleicht sehen, wie wir ohne sie auskommen.'
'Aber Tritt, willst du denn nie wieder verschmelzen?'
'Nun, die Triade ist komplett.'
'Aber beim Verschmelzen geht es doch um mehr.'
'Wohin wurde uns die Suche uberhaupt fuhren?' fragte Tritt. 'Die kleine Derola braucht mich. Sie ist noch so klein. Ich will sie nicht allein lassen.'
'Die Hartlinge werden dafur sorgen, da? Derola in gute Obhut kommt. Du und ich gehen in die Hart-Hohlen und finden Dua.'
Tritt dachte daruber nach. Dua war ihm egal. Irgendwie war ihm auch Odeen gleichgultig. Allein Derola zahlte. Er sagte 'Irgendwann einmal, irgendwann, wenn Derola alter ist. Jetzt noch nicht.'
'Tritt', drangte Odeen, 'wir mussen Dua finden. Sonst... sonst werden uns die Babies fortgenommen.'
'Von wem denn?' fragte Tritt.
'Von den Hartlingen.'
Tritt schwieg. Er wu?te nichts zu sagen. So etwas hatte er ja noch nie gehort. Er konnte sich das uberhaupt nicht vorstellen.
'Tritt, wir mussen weiterziehen. Ich wei? jetzt, warum. Ich habe daruber nachgedacht, seit Losten... Aber lassen wir das. Dua und du - ihr mu?t ebenfalls weiterziehen. Da ich das jetzt wei?, wirst du es auch erkennen, und ich hoffe - ich glaube ,
Dua wird das gleiche Bedurfnis verspuren. Und wir mussen bald weiterziehen, denn Dua vernichtet die Welt.'
Tritt wich zuruck. 'Sieh mich nicht so an, Odeen... Du ziehst mich ja nur auf. Du ziehst mich auf ...'
'Ich ziehe dich nicht auf, Tritt', erwiderte Odeen traurig. 'Ich wei? nur Bescheid, und da mu?t du auch... Aber wir mussen Dua finden.'
'Nein, nein.' Tritt wand sich gepeinigt, versuchte sich zu wehren. Etwas Fremdes hatte von Odeen Besitz ergriffen, und das Leben ging unaufhaltsam seinem Ende entgegen. Es wurde keinen Tritt und keinen Baby-Mitt mehr geben. Wahrend sich jeder andere Elterling lange an seinem Baby-Mitt freuen konnte, verlor Tritt das seine fast sofort.
Das war nicht fair. Oh, es war einfach nicht fair.
Tritt atmete heftig. 'Daran ist nur Dua schuld. Soll sie doch zuerst weiterziehen.'