haben.
Er merkte, da? sich Bruder Willibrod hinter ihm rasch bekreuzigt hatte.
»Wann ist das passiert?«
»Irgendwann heute morgen, soweit wir das feststellen konnen. Seine Leiche wurde in dem kleinen Hof hinter der Kapelle entdeckt, gleich am Eingang zur Krypta. Der arme Botulf. Er wurde heute beim fruhen Morgengebet vermi?t, und man fand ihn bald nach der Fruhmette - in der siebenten kanonischen Stunde.«
»Also gleich nach Tagesanbruch?«
»Genau, Bruder Eadulf.«
»Wer hat ihn gefunden?«
Bei dieser Frage runzelte Bruder Willibrod mi?trauisch die Stirn.
»Bruder Osred. Er ist der Schmied in unserer Gemeinschaft und ging uber den kleinen Hof zu seiner Schmiede, um sein Tagewerk zu beginnen, als er auf die Leiche stie?.«
»Nach den Wunden zu schlie?en wurde Bruder Botulf von hinten angegriffen. Hat man den Tater ermittelt?«
»Du stellst viele Fragen, Bruder«, erwiderte der
»Als du batest, Bruder Botulf sehen zu durfen, nahm ich an, da? du zur Abtei kamst, weil du schon von seinem Tod gehort hattest. Aber nun scheinst du uberrascht. Und all diese Fragen. Wer bist du eigentlich?«
Eadulf bewahrte Geduld. »Ich sagte dir schon, da? ich Eadulf von Seaxmund’s Ham bin und geradewegs aus Canterbury komme. Botulf ...« Er zogerte. Vielleicht ware es besser, Botulfs Botschaft nicht zu erwahnen. »Botulf war mein Freund. Wir sind zusammen aufgewachsen. Ich wu?te nichts von seinem Tod, bis du mir seinen Leichnam gezeigt hast.«
Bruder Willibrod bedachte diese Erklarung einen Moment und erkannte sie dann an. Er machte ein betroffenes Gesicht.
»Dann tut es mir leid, da? ich dich nicht auf diesen Trauerfall vorbereitet habe. Ich hatte angenommen .« Mit verlegenem Achselzucken brach er ab.
»Ich habe dich gefragt, ob man den Tater entdeckt hat«, hakte Eadulf nach. Sein scharfer Ton irritierte Bruder Willibrod.
»Da? du Bruder Botulf kanntest, entschuldigt nicht die Art deiner Fragen«, gab er aufgebracht zuruck.
»Ich war auch der erbliche
Er wollte nicht so stolz und hochfahrend klingen, doch er wu?te, da? seine Worte Eindruck auf Bruder Willibrod machen wurden. Eadulf hatte nicht erwahnt, da? er sein Amt als
»Vergib meinen Mangel an Kenntnis und Hoflichkeit, Bruder
Eadulf schob das mit einer Handbewegung beiseite.
»Berichte mir, was du wei?t. Wer hat Botulf getotet und warum?«
»Abt Cild hat die Untersuchung in die Hand genommen. Anscheinend hat einer unserer Bruder einen beruchtigten Geachteten beobachtet, nicht lange, nachdem der arme Bruder Botulf gefunden wurde. Der Abt ist sich sicher, da? dieser Dieb in die Abtei einbrach und von Bruder Botulf uberrascht wurde. Er erschlug den armen Botulf und fluchtete.«
Eadulf kniff die Augen zusammen. »Und weiter wei? man nichts?«
»Nach den Einzelheiten mu?t du Abt Cild fragen.«
Eadulf schwieg einen Moment. Dann blickte er auf den Leichnam seines Freundes hinab und seufzte leise. Er beruhrte Botulfs kalte Hand.
»Ich werde die Wahrheit ans Licht bringen, Bo-tulf«, flusterte er. »Der Schuldige wird gefunden werden.« Dann sprach er laut die Worte aus dem Evangelium des Lukas:
An der Tur der Kapelle wandte er sich an Bruder Willibrod.
»Ich werde mich vom Reiseschmutz befreien, und dann mochten Schwester Fidelma und ich mit Abt Cild sprechen.«
Bruder Willibrod wirkte plotzlich unsicher. »Ich werde sehen, ob Abt Cild dich empfangt, aber die Frau wird er nicht sehen wollen.«
Eadulf zog die Brauen drohend zusammen. »Wie meinst du das?«
»Ich sagte dir doch schon, da? der Abt nichts von gemischten Hausern oder verheirateten Monchen und Nonnen halt. Ich wei? nicht, ob er es uberhaupt guthei?t, da? ich sie in die Abtei eingelassen habe.«
Einen Moment spiegelte sich Geringschatzigkeit in Eadulfs Miene. »Dann solltest du am besten dafur sorgen, da? der Abt erfahrt, da? ich sowohl
Bruder Willibrod hob resigniert die Brauen. »Was du wunschst, soll geschehen, Bruder Eadulf, aber der Abt ist ein Mann von strengem Glauben und fester Uberzeugung, und er la?t sich nicht von Drohungen beeindrucken ... oder von anderen Uberlegungen«, fugte er rasch hinzu, um seinen Mangel an Takt zu uberspielen.
Eadulf pre?te einen Moment die Lippen zusammen, dann sagte er: »Nun gut. Klare bitte, ob er mich noch vor der Beerdigung empfangen will.«
»Ich werde dir die Antwort des Abts sehr bald ins Gastehaus bringen. Ich schicke auch einen Bruder, der Feuer macht und sich um eure Bedurfnisse kummert.«
Als Eadulf ins Gastehaus zuruckkehrte, hatte sich Fidelma inzwischen gewaschen, sa? aber fest in ihre Kutte gewickelt dicht am Feuer und zitterte noch etwas. Sie blickte auf, als er eintrat.
»Ich furchte, ich kriege eine rauhe Kehle«, klagte sie. »Die Kalte ist mir bis ins Mark gedrungen.«
»Botulf ist ermordet worden«, unterbrach sie Eadulf brusk.
Sie starrte ihn an, als verstunde sie ihn nicht.
»Hei?t das, da? dein Freund, der die Botschaft geschickt hat, tot ist?«
»Er ist ermordet worden«, wiederholte Eadulf, »und die Beerdigung findet um Mitternacht statt.«
»Um Mitternacht?« fragte Fidelma zuruck. »Er hatte dich gebeten, vor Mitternacht hier zu sein. Glaubst du ...?«
»Er wurde heute fruh kurz vor Tagesanbruch ermordet«, erklarte ihr Eadulf. »Wie hatte er wissen konnen, welche Bedeutung die heutige Mitternacht hat?«
»Vielleicht hatte sie noch eine andere Bedeutung?«
»Ich verstehe dich nicht.«
»Es geht nicht ums Verstehen, sondern darum, erst einmal die Tatsachen zu kennen.« Fidelma mu?te plotzlich niesen. »Dieses Feuer vermag nicht einmal, meine erstarrten Glieder aufzutauen.«
Es wurde an die Tur geklopft, und ein junger Monch trat ein. Er war fast noch ein Knabe, blond mit hellem Teint, blauen Augen und roten Lippen. Er wirkte scheu und verlegen. Er trug ein Tablett mit einem dampfenden Krug und zwei Tonbechern. Er hielt den Blick gesenkt und schaute Fidelma nicht an.
»Ich soll euch hei?e Bruhe bringen.« Er sprach zu Eadulf, nachdem er sich unsicher umgesehen und gleich wieder die Augen niedergeschlagen hatte. »Dann soll ich im Nebenzimmer ein Feuer fur dich machen, Bruder.«
Eadulf nahm das Tablett aus den zitternden Handen des Jungen und stellte es auf den Tisch.
»Vielen Dank.« Fidelma lachelte ihn an. »Wie hei?t du?«
»Ich bin Bruder Redwald, Schwester.« Die Haltung des Jungen verriet, wie verlegen es ihn machte, direkt