also mit deinem Plan?“

Nick beschrieb die Ereignisse seit Fagins Entfuhrung durch die Hohlenbewohner und erwahnte auch die Halbinsel, auf der die Gruppe die erste Nacht au?erhalb des Dorfes verbracht hatte.

„Wir wissen, da? du unter Wasser leben kannst“, fuhr er fort, „deshalb brauchst du nur dorthin zu fliehen und auf Swift zu warten. Er konnte nachts nicht mehr fort, aber du hattest alle Vorteile auf deiner Seite. Wir brauchen neue Waffen, die du Swift und seinen Leuten abnehmen konntest, wahrend sie schlafen. Und wenn dir nichts Besseres einfallt, kannst du sie einfach zu einer Stelle transportieren, wo auch tagsuber Wasser steht.“

„Wurden sie es dort lange aushalten?“

„Vermutlich nicht, denn im Meer leben Raubtiere, die unser Vieh angefallen haben. Aber wen kummert das schon? Swift hat Tom und Alice umgebracht und wurde uns alle erledigen, wenn er es fur zweckma?ig hielte.“

„Wie steht es mit seinen Leuten?“

„Sie haben ihm dabei geholfen. Warum sollen wir sie also besser behandeln?“

„Nick, ich habe Verstandnis fur deinen Standpunkt, aber ich kann ihm trotzdem nicht beipflichten.

Vielleicht la?t du dich spater uberzeugen, aber im Augenblick ist die Zeit zu knapp.

Dein Plan — falls er diese Bezeichnung uberhaupt verdient — hat einige gute, aber auch viele schlechte Punkte. Wenn diese Halbinsel tatsachlich eineinhalb Tage von hier entfernt ist, kann ich sie unmoglich vor Swift erreichen; du mu?t berucksichtigen, da? er wesentlich rascher vorankommt als ich. Au?erdem hast du ihnen jetzt das Feuer wiedergebracht, so da? ein Fluchtversuch bei Nacht schwerer als zuvor durchzufuhren ist.“

„Was soll das hei?en? Sie haben doch Feuer aus unserem Dorf mitgenommen!“

„Richtig, aber sie haben es schon am zweiten Tag nach unserer Ankunft ausgehen lassen und sitzen seitdem ohne Feuer da. Ich sollte ihnen zeigen, wie man Feuer macht, aber das ist nicht leicht — zum Beispiel kann ich die Schrillaute in ihrer Sprache nicht sehr gut nachmachen. Swift ist allerdings sehr geduldig mit mir gewesen. Wahrscheinlich ist er jetzt noch umganglicher, aber ich glaube nicht, da? dadurch die Flucht leichter wird.“

„Dann hatte ich vielleicht doch lieber nicht kommen sollen, Lehrer. Tut mir leid.“

„Mir nicht. Mein ursprunglicher Plan hat sich bereits zerschlagen, so da? ich allen Grund habe, dir dankbar zu sein. Ich wollte nur sagen, da? wir scharf nachdenken mussen, bevor wir aus dieser Klemme heraus sind. Vielleicht versteckst du dich lieber einige Stunden lang, wahrend ich nachdenke; schlie?lich hat es keinen Sinn, wenn du Swift in die Arme laufst.“

„Aber wie soll ich das anstellen? Swifts Leute haben jetzt wieder Feuer und konnen mich verfolgen — was sie ohnehin auf jeden Fall tun werden. Wenn der Regen einsetzt, mu? ich eine Fackel anzunden, die meilenweit sichtbar ist. Ich dachte, du wurdest gleich mitkommen.“

„Das sehe ich alles ein, aber ich wei? vorlaufig noch nicht, was wir dagegen tun konnen. Wahrscheinlich taucht Swift innerhalb der nachsten Minuten hier auf.“ Fagin machte eine Pause, als denke er nach; Nick wu?te selbstverstandlich nicht, da? dergleichen Unterbrechungen aufgeregte Gesprache zwischen mehreren Mannern an Bord der Vindemiatrix bedeuteten, die uber zweihundertfunfzigtausend Kilometer entfernt im Raum schwebte. „Hor zu, Nick.

Hier liegt doch eine Menge brennbares Zeug herum?“

„Ja.“

„Und der einzige Weg von dem Grat ins Dorf herab fuhrt durch einen engen Felsspalt?“

„Ja, wenn man nicht einen Umweg von mindestens vier Kilometern machen will…“

„Hm. Von mir aus durften es zehn Kilometer sein.

Glaubst du, da? du ein gro?es Feuer am Ausgang der Felsspalte anzunden kannst, von dem Swifts Leute aufgehalten werden, wahrend wir fliehen? Du mu?t dich aber beeilen; wahrscheinlich kommen sie schon wieder herunter, wenn sie nicht noch nach dir suchen.“

„Ein Versuch kann nicht schaden.“ Nick wu?te, da? er keine Zeit mehr zu verlieren hatte. „Vermutlich haben sie mich bereits gesehen, aber das ist nicht mehr zu andern. Wenn ich dich nicht einhole, haltst du dich einfach nach Ostnordost, bis du das Meer erreichst, und folgst der Kuste, wo du fruher oder spater auf die anderen triffst. Ich versuche Swift und seine Leute aufzuhalten; du machst dich lieber sofort auf den Weg.“

Nick wartete Fagins Antwort nicht ab, sondern rannte auf die Felswand zu, wobei er unterwegs Holz aufnahm. Seine Fackel war fast ausgebrannt, aber es gelang ihm trotzdem, den Holzsto? mit dem letzten Funken in Brand zu setzen. Dann machte er sich wieder auf die Suche und schleppte mehr Brennmaterial heran, bis der Felsspalt vollig versperrt war.

Als der Sto? hoch genug aufgeturmt war, machte Nick sich ebenfalls auf den Weg, wobei er Fagins Spur folgte. Das war ziemlich einfach, denn die zwei Meter breite Fahrte des Roboters war nicht zu verkennen. Fagin hatte kaum einen Kilometer zuruckgelegt, als Nick ihn einholte.

„In der gleichen Richtung weiter“, sagte Nick. „Ich will versuchen, ob ich Swift und seine Leute in die Irre fuhren kann.“ Er setzte einen Busch in Brand und rannte dann in einem weiten Bogen nach Norden weiter, wobei er ein Feuer nach dem anderen legte.

Schlie?lich erreichte er die Spur, die Fagin zuruckgelassen hatte, als er aus dem Dorf entfuhrt worden war. Nick folgte ihr einige Kilometer weit und hinterlie? auch hier brennende Busche. Die Hohlenbewohner mu?ten sie von dem Grat aus sehen konnen; vielleicht wurden sie dadurch getauscht und schlugen die falsche Richtung ein.

Dann rannte Nick zu Fagin zuruck, wobei er seine Fackel moglichst verdeckt trug. Er fand Fagins Spur ohne Schwierigkeit, obwohl der Roboter vernunftig genug war, sich moglichst nur in Talern zu bewegen.

Fagin horte sich Nicks Bericht an und schien zufrieden zu sein.

„Ausgezeichnet“, meinte er. „Ich glaube allerdings, da? wir bald Gesellschaft bekommen werden.“

„Ich auch“, gab Nick zu.

Trotzdem verstrichen die nachsten Stunden, ohne da? hinter ihnen Verfolger aufgetaucht waren. Nick konnte leicht mit dem Lehrer Schritt halten, obwohl er die Pfutzen umgehen mu?te, die Fagin in gerader Linie durchquerte. Die Regentropfen wurden durchsichtiger und gleichzeitig gefahrlicher; Pfutzen und Lachen breiteten sich immer weiter aus, als die unterste Schicht der Planetenatmosphare wie in jeder Nacht in einen anderen Aggregatzustand uberging.

„Obwohl ich eine deutliche Spur hinterlasse, mussen Swifts Leute bei der Verfolgung bereits Schwierigkeiten haben“, sagte Fagin. „Allmahlich scheint sich unsere Lage zu bessern.“

„Das glaube ich nicht“, sagte Nick.

„Warum?“

„Die Teiche werden immer gro?er, und die Taler vor uns sind sehr lang und tief. Ich erinnere mich noch an die Flusse, die ins Meer flie?en. Wenn wir auf einen Flu? sto?en, was sich kaum vermeiden la?t, konnen wir nickt weiter.“

„Im Gegenteil, das ware ausgezeichnet! Swift kann keinen Flu? durchqueren.“

„Ich auch nicht.“

„Nicht allein. Aber ich kann dich tragen, was vollig ungefahrlich ware; bisher kenne ich kein Tier, das in klarem Wasser leben kann — oder zumindest bei Bewu?tsein bleibt.“

„Im Meer gibt es welche.“

„Das Meer besteht aber erst gegen Morgen aus klarem Wasser. Ich glaube, da? wir in dieser Beziehung nichts zu befurchten haben. Suchen wir lieber nach einem dieser Flusse.“

„Einverstanden. Hoffentlich hast du recht.“ Nick war daran gewohnt, in sauerstofffreiem Wasser das Bewu?tsein zu verlieren, aber trotzdem war er von der Vorstellung nicht begeistert, sich in diesem Zustand wie ein Sack transportieren zu lassen. Wenn Fagin das jedoch fur richtig hielt …

Zunachst schien er sich allerdings zu fruh Sorgen gemacht zu haben. Die Tucke des Objekts wollte es, da? sie keinen Flu? fanden, als sie danach suchten.

Statt dessen erreichten sie einige Stunden vor Tagesanbruch das Meer.

Dieser Punkt lag weit sudlich der Stelle, an der die ubrigen Mitglieder der Gruppe warteten. Nick hatte Fagin

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