absichtlich so gefuhrt, damit kein Zweifel daran bestehen konnte, in welcher Richtung sie der Kuste folgen mu?ten. Sie wandten sich nach links.

Selbstverstandlich waren sie noch weit von der Halbinsel entfernt, die Nick als Falle fur Swift und seine Leute hatte benutzen wollen, aber deswegen machte er sich im Augenblick keine Sorgen. Viel schlimmer war, da? weit und breit kein Flu? sichtbar wurde; dazu kam noch ein deutlicher Lichtschein, der in einiger Entfernung hinter ihnen aufleuchtete. Seine Bedeutung war klar, denn selbst bei Tagesanbruch zeichnete sich kein so helles Leuchten am Horizont ab.

„Sie holen uns allmahlich ein. Ich mochte wissen, wie lange die Feuer sie aufgehalten haben“, murmelte Nick vor sich hin, als er auf den Lichtschein aufmerksam wurde. Er erwahnte ihn Fagin gegenuber nicht, sondern hielt um so besorgter nach einem Flu? Ausschau.

Aber der Roboter nahm das Leuchten kurze Zeit spater ebenfalls wahr und begriff sofort, was es zu bedeuten hatte.

„Wenn sie uns zu nahe kommen, bevor wir einen Flug finden, rennst du lieber allein weiter; vielleicht bist du schneller als sie.“

„Und was tust du?“

„Ich verschwinde im Meer.“

„Warum nimmst du mich nicht einfach mit? Ware das nicht ebensogut wie ein Flu??“

„Du hast vorher das Gegenteil behauptet. Ich mochte nicht da? du dort zu Schaden kommst; aber andererseits kann ich dich nicht gut verteidigen.“

„Richtig. Dein Vorschlag ist vielleicht besser.“

Allerdings brauchten sie sich doch nicht zu trennen. Als die Fackeln der Hohlenbewohner deutlicher leuchteten und als kein Zweifel mehr daran bestehen konnte, da? Swifts Leute Fagin und Nick innerhalb einer Stunde einholen wurden, erreichten die beiden einen Flu?. Nick konnte nicht schatzen, wie breit er war, aber jedenfalls stand fest, da? sie einen guten Zufluchtsort gefunden hatten.

Fagin und Nick naherten sich dem Ufer; unter normalen Umstanden hatten solche Wassermassen erschreckend gewirkt, aber jetzt empfanden sie nicht die geringste Angst davor. Nick warf seine Fackel ins Wasser, stellte zufrieden fest, da? sie sofort erlosch, und wandte sich an den Roboter.

„Ich bin bereit, Lehrer.“

Der Roboter rollte auf ihn zu, streckte vier Arme nach ihm aus und hob Nick vorsichtig hoch.

„Keine Angst“, sagte er dabei. „Am anderen Ufer versuche ich so rasch wie moglich einen Hugel zu erreichen. Du bist nicht lange bewu?tlos.“

Nick entspannte sich vollig, als die Maschine in das Wasser rollte. Seine Korperwarme genugte, um eine gro?ere Flussigkeitsmenge in Gas zu verwandeln; aber auch das Gas enthielt keinen Sauerstoff mehr, und sein Aggregatzustand spielte fur Nick keine Rolle. Schon drei?ig Sekunden spater hatte er das Bewu?tsein verloren.

Swifts Krieger erreichten die Stelle, an der die Spur im Wasser endete, eine Viertelstunde darauf. Der Hauptling war nicht philosophisch genug veranlagt, um die mi?lungene Verfolgung mit einem Schulterzucken abzutun.

7

„Wieviel Vorsprung haben Sie dadurch, Doktor?“

Raeker antwortete, ohne den Blick von den Bildschirmen des Roboters abzuwenden. „Wahrscheinlich die ganze restliche Nacht und noch einige Stunden dazu — wie lange eben der Flu? braucht, um nach Tagesanbruch auszutrocknen. Bis dahin sind es ungefahr zwanzig Stunden.“

„Vielleicht wachsen die Pflanzen in der Zwischenzeit genug, um die Spur des Roboters zu verdecken.

Ware das nicht moglich?“

„Leider kann ich das nicht sagen.“

„Obwohl Sie diesen Planeten seit nunmehr sechzehn Jahren ununterbrochen beobachten? Wirklich, Doktor, allmahlich mu?ten Sie etwas mehr daruber wissen.“

„In diesen sechzehn Jahren habe ich nie Gelegenheit gehabt, die Vegetation am Nordufer dieses Flusses zu beobachten“, erwiderte Raeker ungeduldig,

„und ich wei? nur von Nick, da? Swift ein guter Fahrtenleser ist; wie gut, kann ich von hier aus nicht beurteilen. Ich wei?, da? die letzten drei Wochen bestimmt nicht leicht fur Sie gewesen sind, Councillor; aber wenn Sie nichts als destruktive Kritik zu bieten haben, helfen Sie Ihrer Tochter keineswegs. Allmahlich erinnert mich Ihre Art fast an Aminadabarlee.“

„Ich bin froh, da? Sie diesen Namen erwahnt haben.“ Rich schien uberraschenderweise keineswegs beleidigt zu sein. „Doktor, mir ist durchaus klar, da? Sie unter der brusken Art des Drommianers zu leiden haben — aber trotzdem mussen Sie anerkennen, da? Aminadabarlee im Vergleich zu seinen Landsleuten ein sanftmutiges Lamm ist, denn sonst hatte er diesen verantwortungsvollen Diplomatenposten nie bekommen. Deshalb mu? ich Sie ausdrucklich bitten, in seiner Gegenwart nicht ungeduldig zu werden, selbst wenn er Sie herausfordert oder sogar beleidigt. Leider besteht tatsachlich die Moglichkeit, da? er seine Drohung wahrmacht. Was das bedeuten wurde, brauche ich Ihnen wohl nicht ausfuhrlicher zu erklaren, denn ein Mann von Ihrer Intelligenz mu?te die schwerwiegenden Folgen dieser Handlungsweise selbst uberblicken konnen. Ich ubertreibe keineswegs, wenn ich sage, da? ich noch nie in meiner gesamten Dienstzeit eine ahnliche Krisensituation erlebt habe.“

Raeker starrte Rich einen Augenblick lang an.

„Das war mir bisher noch nicht klar“, sagte er langsam. „Aber ich mu? Ihnen leider mitteilen, da? diese Tatsache meine Bemuhungen zur Rettung der beiden Kinder nicht beeinflussen wird; ich habe schon mein Bestes getan.“

„Das glaube ich, aber ich mu?te mit Ihnen uber diese andere Sache sprechen. Ware Aminadabarlee nicht hier, hatten Sie es vermutlich einfacher; aber nachdem Sie sich nicht vor ihm verstecken konnen, mussen Sie ihn wenigstens zu verstehen versuchen.

Denken Sie immer daran — unter allen Umstanden die Beherrschung bewahren! Ich versichere Ihnen, da? er Ihre Ruhe nicht fur Feigheit halten wird; das entsprache gar nicht seiner Denkweise. Er wird Sie um so eher respektieren — und ich ebenfalls.“

„Ich werde mich bemuhen“, versprach Raeker,

„aber im Augenblick bin ich froh, wenn er sich ein paar Stunden lang nicht sehen la?t. Ich mu? Nick uber den Flu? bringen, und Nick ist in gewisser Beziehung mein Kind. Wir konnen uns gern unterhalten, solange alles in Ordnung ist, aber Sie durfen nicht uberrascht sein, wenn ich mich mitten im Satz unterbreche. Haben Sie mit den Kindern gesprochen?“

„Ja. Sie halten sich bewundernswert. Zum Gluck ist der Drommianer mit dort unten; ich furchte, da? Easy schon einen Nervenzusammenbruch bekommen hatte, wenn sie sich nicht fur ihren ›Mina‹ verantwortlich fuhlen wurde. Er scheint davon uberzeugt zu sein, da? sie allen Schwierigkeiten gewachsen ist, so da? wir zunachst in dieser Beziehung keine Sorgen zu haben brauchen. Habe ich Ihnen schon erzahlt, da? Mister Sakiiro festgestellt hat, weshalb die Elektrolyse nicht in Gang gekommen ist? Die Inspektionsluken waren noch nicht verschlossen, so da? die Kontakte korrodierten, als der Bathyskaph in die Planetenatmosphare eindrang. Mister Sakiiro will versuchen, den Schaden von Ihren Leuten beheben zu lassen.“

„Ich wei?. Ich habe schon daruber nachgedacht; aber das bedeutet, da? wir sie zuerst finden mussen, und da? sie den Bathyskaphen finden mussen. Glucklicherweise konnen die Kinder unbegrenzt lange dort unten leben; die Maschine versorgt sie mit Essen, Wasser und Luft.“

„Richtig, aber Easy kann die starke Schwerkraft nicht ewig ertragen.“

Raeker runzelte die Stirn. „Daran hatte ich noch gar nicht gedacht. Haben die Arzte Ihnen gesagt, wie lange sie es dort unten aushalten kann?“

„Sie wu?ten es selbst nicht. Erwachsene konnten monatelang leben, aber mit Kindern hat man bisher noch

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