nie ahnliche Versuche unternommen.“
„Hm, das ist allerdings schwierig. Wenigstens haben Sie jetzt einen guten Grund, Aminadabarlee gegenuber energischer aufzutreten. Schlie?lich macht die Schwerkraft seinem Sohn nichts aus.“
„Nein, aber dafur etwas anderes. Der Bathyskaph erzeugt nur menschliche Synthetiknahrung.“
„Und? Haben die Drommianer denn nicht den gleichen Metabolismus wie wir? Sie atmen Sauerstoff, und ich habe selbst gesehen, da? sie an Bord der
„Richtig, aber sie brauchen trotzdem andere Vitaminkombinationen, obwohl sie die gleichen Fette, Kohlehydrate und Proteine aufnehmen. Wenn ›Mina‹ noch langere Zeit dort unten bleiben mu?, leidet er bestimmt unter Vitaminmangel.“
Raeker pfiff leise vor sich hin und zog nachdenklich die Augenbrauen in die Hohe. Rich dachte bereits, da? der andere sich wegen der Ereignisse auf Tenebra Sorgen mache, aber die Bildschirme zeigten noch immer das Flu?bett. Der Diplomat beobachtete schweigend, wie der Roboter weiterrollte und schlie?lich das gegenuberliegende Ufer erreichte.
Es regnete noch immer, deshalb mu?te Fagin die Scheinwerfer einschalten, um den Tropfen ausweichen zu konnen, bis Nick wieder bei Bewu?tsein war.
Etwa zehn Minuten spater setzten die beiden ihren Marsch fort, nachdem Nick eine neue Fackel entzundet hatte. Allerdings brauchten sie jetzt keine Verfolgung mehr zu befurchten.
Dann kam der Mann herein, der die Wache ubernehmen sollte. Raeker lie? sich ungern ablosen, weil die Lage noch nicht vollig geklart war; aber er wu?te, da? kein Mensch die ganze Nacht lang konzentriert aufmerksam bleiben konnte. Deshalb wies er seine Ablosung ein und verlie? dann zogernd den Raum.
„Ich kann bestimmt nicht gleich schlafen“, sagte er zu Rich. „Vielleicht gehen wir noch einmal in die Nachrichtenzentrale und sprechen mit Easy.“
„Vor zwei Stunden hat sie noch fest geschlafen“, antwortete der Vater des Madchens. „Deswegen hatte ich Zeit fur die Unterhaltung mit Ihnen. Aber wir konnen nachsehen, ob sie unterdessen aufgewacht ist.“
In der Zwischenzeit hatte sich nichts ereignet, berichtete der Nachrichtenoffizier; aber die beiden Manner lie?en sich trotzdem vor dem Bildschirm nieder. Beide schwiegen, denn jeder hing seinen eigenen Gedanken nach.
Raeker war schon fast eingeschlafen, als Easys Stimme aus dem Lautsprecher drang.
„Dad! Horst du mich?“ Rich war bestimmt genauso schlafrig wie Raeker, aber er antwortete sofort.
„Ja, Liebling. Was ist los?“
„Wir bewegen uns. ›Mina‹ schlaft noch, und ich will ihn nicht aufwecken, aber ich dachte, ich sollte es dir lieber sagen.“
„Sprich lieber gleich mit Doktor Raeker; er kennt Tenebra besser als jeder andere.“
„Ausgezeichnet. Doktor Raeker, Sie erinnern sich doch noch an die erste Nacht nach unserer Landung auf Tenebra, als das Wasser allmahlich hoher stieg?“
„Ja, Easy. Vermutlich hat der Regen die Saure verdunnt, so da? der Bathyskaph tiefer eintauchte.“
„Seitdem ist es jede Nacht wieder so gewesen; wir liegen so tief im Wasser, da? sogar die oberen Bullaugen uberspult werden.“
„Ich verstehe, was Sie damit sagen wollen. Aber in diesem Fall konnt ihr doch uberhaupt nicht hinaussehen, vermute ich; wie haben Sie also festgestellt, da? der Bathyskaph sich bewegt?“
„Wenn ich die Scheinwerfer einschalte, sehe ich genug; wir befinden uns auf dem Boden eines Meeres oder eines Sees, wo deutlich Felsen und Pflanzen zu erkennen sind. Wir bewegen uns langsam daruber hinweg und sto?en nur gelegentlich an.“
„Aha. Ich glaube nicht, da? ein Grund zur Besorgnis besteht, obwohl ich selbst gern wissen mochte, was diese plotzliche Veranderung hervorgerufen hat. Bei Tagesanbruch verdampft das zusatzliche Wasser, so da? der Bathyskaph wieder an die Oberflache gelangt, falls er sich noch in einem See oder Meer befindet. Vielleicht schwimmt ihr aber auch in einem Flu?, so da? ihr strandet, wenn das Wasser verdunstet. Wenigstens ist dann die Landschaft etwas abwechslungsreicher.
Unsere gro?te Schwierigkeit besteht darin, eure genaue Position auszumachen. Wenn ihr jede Nacht in eine andere Richtung treibt, wird die Suche immer schwieriger. Sie mussen uns alle Veranderungen der Umgebung genau beschreiben, damit wir Nick und seine Freunde benachrichtigen konnen. Da? Sie sich sofort mit uns in Verbindung gesetzt haben, war richtig, denn wir sind auf Sie angewiesen.“
„Danke, Doktor. Wir halten die Augen offen. Ich mochte Ihren Freund Nick gern kennenlernen.“
„Wir tun alles, damit Sie ihn bald zu Gesicht bekommen. Falls Sie wirklich in der Nahe des Roboters gelandet sind, kann es nicht mehr lange dauern, bis er mit Ihnen zusammentrifft.“
„Vielleicht bleibe ich lieber noch einige Zeit wach, damit ich Sie benachrichtigen kann, falls Veranderungen eintreten. Spater kann ›Mina‹ mich ablosen, damit ich etwas Schlaf bekomme.“
„Einverstanden. Hier oben sitzt immer jemand am Lautsprecher, mit dem Sie sich unterhalten konnen.“
Raeker schaltete das Mikrophon aus und wandte sich an Rich. Der Diplomat sah ihn nachdenklich an.
„Wieviel davon war eigentlich als moralische Aufrustung fur Easy oder mich gedacht?“ fragte er.
„Ich habe alles so gut wie moglich dargestellt“, gab Raeker zu. „Aber ich habe trotzdem nicht gelogen.
Ich wei?, da? ich meine Leute in absehbarer Zeit zu dem Bathyskaphen fuhren kann; ich gebe aber auch zu, da? ich noch nicht wei?, was sie dort ausrichten werden. Wir haben keine Ahnung, wie die Maschine im Augenblick von au?en aussieht, und mussen erst auf Nicks Bericht warten, bevor wir uns fur bestimmte Anweisungen entscheiden.“
Rich starrte den Biologen einen Augenblick lang an, dann nickte er leicht. „Das klingt sehr vernunftig“, sagte er. Vielleicht hatte er noch etwas hinzufugen wollen, aber dazu fand er keine Gelegenheit mehr.
„Nein, das klingt geradezu idiotisch!“ Die schrille Stimme war nicht zu verkennen. „Hier wird immer nur davon gesprochen, wie man diesen Wilden beibringen kann, eine Maschine zu reparieren, die ihrer Kultur zweitausend Jahre voraus ist. Dabei steht bei diesem Unsinn nicht nur das Leben eines Menschen, sondern auch das eines Drommianers auf dem Spiel!
Eigentlich mu?te doch sogar ein Dreijahriger einsehen, da? nur ein zweiter Bathyskaph Aussicht hat, eine Rettungsaktion erfolgreich durchzufuhren. Aber bisher ist von dieser Moglichkeit uberhaupt noch nicht gesprochen worden. Ich nehme an, da? Menschen eher an die damit verbundenen Kosten als an das Leben der Betroffenen denken.“
„Ich habe bisher von keinem Funkspruch nach Dromm gehort, in dem ein ahnlicher Vorschlag gemacht wurde“, gab Raeker wutend zuruck. „Schlie?lich ist die industrielle Kapazitat Ihres Heimatplaneten mindestens ebenso gro? wie die der Erde, und Dromm ist keineswegs weiter von Altair entfernt.
Aber anscheinend sind Sie der Auffassung, die ganze Sache sei eben nicht Ihre Schuld, und kummern sich deshalb nicht darum.“
Keiner der Anwesenden konnte Aminadabarlees Reaktion beurteilen, denn Rich mischte sich ein, bevor der Drommianer antworten konnte.
„Doktor Raeker, Sie vergessen sich“, sagte er mi?billigend. „Wenn
Bitte kommen Sie, Sir.“ Die beiden Diplomaten verlie?en den Raum. Der Wachoffizier warf Raeker einen besorgten Blick zu. „Drommianer lassen sich nicht gern auf diese Weise ansprechen“, meinte er dann.
„Ich wei?“, antwortete Raeker. „Rich hat vorher mit mir daruber gesprochen. Ich habe es nicht absichtlich getan, aber ich wollte Rich auf andere Gedanken bringen.“
„Das ist ziemlich riskant. Der Drommianer kann seine Landsleute so gegen die Erde aufhetzen, da? unser Handel praktisch zum Erliegen kommt.“
„Ja, das habe ich bereits gehort“, erwiderte der Biologe unsicher. „Aber bisher war ich immer der Auffassung, die Lage konne unmoglich so ernst sein.
Vielleicht war ich wirklich zu voreilig. Jedenfalls haben Rich und der Drommianer jetzt etwas zu tun und