des Drommianers zu dampfen. Im Augenblick mu?te er sich geschlagen geben, aber sein unterdruckter Zorn konnte unter Umstanden unangenehmer als seine sonst ubliche hochmutige Art sein. Aminadabarlee zog sich in seine Privatkabine zuruck — in der die „unfahigen“ menschlichen Ingenieure eine Klimaanlage installiert hatten, die reichlich Sauerstoff lieferte — und brutete dort weiter. Innerhalb der nachsten drei Stunden setzte er sich funfmal mit seinem Heimatplaneten in Verbindung, um dringend einen Arzt anzufordern, der bereits langst unterwegs war.
Als der Drommianer den Raum verlassen hatte, lie? Raeker sich nicht vorzeitig ablosen; aber als der nachste Wachhabende erschienen war, machte er sich auf den Weg zu der Konstruktionsabteilung und erlauterte dort den Vorschlag, den er schon Aminadabarlee gemacht hatte. Sakiiro und seine Kollegen waren der Auffassung, da? ein Versuch nicht schaden konne; sie holten die Blaupausen aus den Schranken und uberlegten gemeinsam, was Nick wissen mu?te, um die Arbeit durchfuhren zu konnen.
Das nahm einige Stunden in Anspruch. Anschlie?end ging Raeker in seine Kabine zuruck, um dort kurze Zeit zu schlafen. Als er wieder in dem Kontrollraum erschien, erhob der bisherige Wachhabende sich mit einem erleichterten Lacheln.
„Mi? Rich hat etwas zu berichten“, sagte er, „aber sie will es nur Ihnen personlich erzahlen.“ Raeker zog die Augen brauen in die Hohe, lie? sich in seinen Sessel fallen und druckte den Sprechknopf seines Mikrophons.
„Ich bin hier, Easy“, sagte er. „Was ist denn geschehen?“
„Ich wollte es lieber gleich Ihnen erzahlen, nachdem Sie gesagt haben, wir wurden auf dem Meer nicht mehr weitertreiben“, antwortete das Madchen sofort. „Aber jetzt bewegen wir uns schon seit vier oder funf Stunden langsam auf die Kuste zu.“
Raeker lachelte leicht. „Wissen Sie ganz bestimmt, da? die Kuste nicht einfach naherruckt?“ fragte er.
„In der Zwischenzeit mu? doch noch wesentlich mehr Wasser verdampft sein.“
„Ganz bestimmt nicht. Wir haben eine Landzunge beobachtet, und das Meer ist noch immer an der gleichen Stelle, wahrend wir nahergekommen sind. Dieses Stuck Kuste unterscheidet sich in einer Beziehung deutlich von seiner Umgebung, so da? wir es gut im Auge behalten konnten, obwohl erst jetzt zu erkennen ist, was sich dort befindet.“
„Was befindet sich denn dort?“ fragte Raeker, der deutlich spurte, da? diese Frage erwartet wurde.
Easy bedachte ihn mit dem Blick, den Kinder fur Erwachsene reservieren, die einen unverzeihlichen Fehler gemacht haben.
„Ungefahr funfzig Eingeborene“, sagte sie.
11
Nick starrte zum hundertstenmal in die Richtung, in der das Meer lag. Er hatte fast einen Wutanfall bekommen. Selbstverstandlich war das Meer von hier aus nicht zu sehen; das Lager war weit von ihm entfernt aufgeschlagen worden, um nachts nicht uberflutet zu werden, aber Nick wu?te, da? das Meer dort lag. Er wollte es jedoch sehen und sogar darauf herumfahren. Er wollte es erforschen und in seine Karte aufnehmen. Mit dem letzten Problem beschaftigte er sich einige Zeit, bis er den Gedanken vorlaufig fallenlie?. Fagin wurde ihm erklaren, wie man dabei vorzugehen hatte; in der Zwischenzeit mu?te vor allem ein Boot gebaut werden.
Das war wieder ein Grund zu neuem Arger, denn bevor die Suchmannschaften zuruck waren, war an den Bau nicht zu denken. Selbstverstandlich waren Nick und Betsey nicht den ganzen Tag lang mit Viehhuten und Holzsammeln beschaftigt, aber trotzdem konnten sie nicht gleichzeitig auf die Jagd gehen; und fur das Boot wurden sehr viele Felle benotigt.
Nick konnte die Zahl nicht schatzen, und Fagin hatte sich zu seiner Uberraschung geweigert, den Bedarf zumindest uberschlagig anzugeben. Das war allerdings nur vernunftig, denn Raeker, der selbst kein Physiker war, kannte weder die genaue Dichte des Meeres noch die Tragfahigkeit eines der geplanten Luftkissen noch das wirkliche Gewicht jedes seiner Schuler. Deshalb gab er Nick nur den guten Rat, er solle sich selbst mit diesem Problem beschaftigen — eine Methode, die in der Vergangenheit stets zu guten Ergebnissen gefuhrt hatte.
Trotzdem mu?te jemand auf die Jagd gehen, denn es ware unsinnig gewesen, ein Stuck Vieh fur diesen Versuch zu opfern. Betsey suchte die umliegenden Taler in der Hoffnung ab, dort etwas Geeignetes zu finden — die Schwebetiere in der Umgebung kamen schon lange nicht mehr in die Nahe der Herde, und die vielen, die es fruher doch versucht hatten, waren schon langst von Aasfressern vertilgt worden. Au?erdem ware ihre Haut ohnehin zu dunn gewesen, um gutes Leder zu liefern.
Naturlich bestand kein Zweifel daran, da? Betsey mit einem geeigneten Fell zuruckkommen wurde, aber Nick wunschte, sie wurde sich etwas beeilen.
Geduld war nicht eben seine Starke, was sogar Easy bereits aufgefallen war.
Als Betsey endlich zuruckkam, war Nicks Zorn sofort verflogen; sie hatte nicht nur eine geeignete Haut mitgebracht, sondern sie auch gleich entschuppt, so da? Nick sich damit nicht mehr aufhalten mu?te. Betsey hatte daran gedacht, zu welchem Zweck die Haut dienen sollte, und hatte sie so wenig wie moglich zerschnitten; trotzdem blieb noch viel Arbeit zu tun, wenn daraus ein einigerma?en dichter Sack werden sollte.
Die Zubereitung des Leims nahm betrachtliche Zeit in Anspruch, obwohl das Zeug keine lange Trockenzeit erforderte — genau genommen trocknete der Leim nicht vollig, sondern bildete nur eine genugend klebefahige Schicht zwischen verschiedenen Materialien.
Schlie?lich war der Sack fertiggestellt und wurde zu dem Teich hinuntergetragen, an dem der Versuch mit dem Eimer stattgefunden hatte.
Nick warf den Sack hinein und war nicht im geringsten uberrascht, als er ebenfalls schwamm; das war schlie?lich nicht der Zweck des Versuchs. Dann watete er selbst in den Teich hinein und versuchte auf den Sack zu klettern.
Das Ergebnis seiner Bemuhungen erschien weder Nick noch Betsey besonders amusant, aber als Raeker spater davon horte, bedauerte er doch, da? er das Experiment nicht verfolgt hatte. Nick verfugte uber einen guten Gleichgewichtssinn, was allerdings kein Wunder war, nachdem er sein ganzes Leben auf einem Planeten verbracht hatte, dessen Oberflache sich gelegentlich plotzlich veranderte; aber dem mit Luft gefullten Sack, der auf dem Teich schwamm, war er doch nicht gewachsen.
Das Ding wollte einfach nicht unter ihm bleiben, obwohl er sich alle erdenkliche Muhe gab, seine acht Arme und Beine so zu gebrauchen, da? er es kontrollieren konnte. Immer wieder fiel er in den Teich zuruck, der ihm zum Gluck nur bis zur Hufte reichte; dabei glich er einem Zehnjahrigen, der auf einem riesigen Wasserball das Gleichgewicht zu halten versucht.
Es dauerte einige Zeit, bis der Versuch ein brauchbares Ergebnis zeigte, denn Nick wurde von Mal zu Mal wutender und wollte unbedingt beweisen, da? er mit diesem Problem fertig werden konnte. Erst nach zahlreichen vergeblichen Anlaufen machte er eine Pause und uberlegte. Da er nicht dumm war und zudem wu?te, welche Krafte hier zu berucksichtigen waren, fiel ihm schlie?lich eine Losung ein.
Auf seine Anweisung hin watete Betsey ebenfalls in den Teich hinein, stellte sich auf der anderen Seite des Sackes auf und griff von dort aus nach Nicks Handen. Dann setzten sie vorsichtig nacheinander die Fu?e auf den Sack und brachten es tatsachlich fertig, nicht sofort wieder in den Teich zu fallen. Leider wurde dadurch aber auch uberzeugend bewiesen, da? der eine Sack sie nicht beide tragen konnte; er verschwand namlich tief unter der Oberflache.
Nick und Betsey wateten ans Ufer zuruck und zogen den Sack hinter sich her. „Ich habe noch immer keine Ahnung, wie viele wir brauchen, aber anscheinend sind es eine ganze Menge“, stellte er fest. „Wahrscheinlich werden wieder zwei bei der Herde bleiben mussen, wahrend die anderen sich auf den Weg machen.
Meiner Meinung nach konnen wir vorlaufig nichts Besseres tun, als moglichst viele Sacke herzustellen.“
„Du hast etwas vergessen“, meinte Betsey. „Wie sehen wir uberhaupt nach Fagins Anweisungen arbeiten, wenn wir nur mit Muhe das Gleichgewicht halten konnen? Ich finde, da? dieses Problem auch noch gelost werden mu?.“
„Richtig“, stimmte Nick zu. „Nachdem wir selbst einen Versuch unternommen haben, erzahlt Fagin uns vielleicht eher, was wir noch tun konnen. Wenn nicht, konnen wir uns vielleicht an Easy wenden, deren Stimme er uns aus dem Schiff schickt, das wir suchen sollen.