„Wir sind in funfzehn Minuten unten“, versicherte er Bob.
„Gut.“ Bobs Erleichterung war ehrlich. „Tut mir leid, da? ich Sie uberredet habe, bei so einem Wetter zu fliegen, aber wenigstens sind wir so fruher zu Hause.“
„Sie meinen, Sie sind fruher zu Hause. Mir ist es ziemlich egal, wo ich schlafe. Wozu Sie mir verholfen haben, ist ein freier Tag. Danke. Ich sollte diese Muhe bis morgen nacht nach Ell bringen und ubermorgen irgend etwas erledigen. Was den Flug betrifft, so haben nur Sie gelitten, also entschuldigen Sie sich nicht bei mir.“
Bob war wahrend seinem College-Jahr ein wenig geflogen, aber naturlich keine Maschine, die so gro? und schwer war wie diese Catalina. Doch die Prozedur des Landens, das Ubergehen in den Sinkflug, das Ansteuern der Wasserungsflache und das Aufsetzen waren interessant genug, um seine Aufmerksamkeit wahrend der letzten Minuten des Fluges von seinem Magen abzulenken. Sie flogen uber den Westarm der Insel an, fast uber Bobs Haus hinweg, obwohl es aus einer Hohe von funfhundert Fu? nur dem Piloten sichtbar war — sie befanden sich in einer Linkskurve, und als die Maschine wieder waagrecht flog, lag das Land links hinter ihnen.
Der letzte Teil des Anfluges fuhrte uber den kurzeren Teil des L, nur wenige Fu? uber den Berggrat hinweg und uber die Tanks, die auf ihm standen.
Bob glaubte ein paar Gesichter auf dem langen Damm erkennen zu konnen, der zu der Tiefwasserpier fuhrte, an der die Tanker beladen wurden, hatte aber nicht die Zeit, sich dessen zu vergewissern. Er hatte den Eindruck, da? jetzt mehr Hauser im Dorf standen — dem Gebiet im Knick des L, wo die Stra?e des zur Tiefwasserpier fuhrenden Dammes mit der zusammenstie?, die uber die ganze Lange der Insel hinwegfuhrte, doch auch hier war er nicht sicher; der Dschungel war zu dicht. Doch war es sehr wahrscheinlich, da? das Dorf gewachsen war; Pacific Fuels, Incorporated, hatte erhebliche Umsatzsteigerungen erzielen konnen, besonders wahrend des kurzlich beendeten Korea-Krieges, und die Bevolkerung der Insel hatte zugenommen. Als der Jager vor fast acht Jahren zum erstenmal hier an Land gekommen war, nachdem er au?erhalb des Riffs abgesturzt war, hatten einhundertsiebzig Menschen auf Ell gelebt; jetzt, wu?ten sowohl er wie auch sein Gastgeber, waren es um die funfzig mehr. Viele davon waren naturlich Kinder, aber nicht alle. Das Einkaufszentrum, die Schule und die Bucherei waren vergro?ert worden, und mehr Me nschen wurden gebraucht, um die standig wachsenden Produktionsanlagen zu bedienen und zu warten.
Der Wasserungsstreifen wurde durch Bojen markiert, und die zahlreichen Boote und Kanus in der Lagune hielten sicheren Abstand von diesem Streifen. Dulac setzte das Flugboot zwanzig Yards hinter den wei?en Bojen auf, die den Begi nn der Bahn markierten, lie? es fast zum Stillstand kommen und wendete dann. Dies brachte den rechten Cockpit-Sitz, der von Bob und dem Jager eingenommen wurde, auf die Landseite, und beide blickten aufmerksam hinaus, um nach irgendwelchen Veranderungen zu sehen; sie waren zwei Jahre lang nicht auf der Insel gewesen. Doch selbst auf diese nahe Distanz wurde die Sicht von Baumen behindert.
Der lange nordwestliche Teil der Insel war noch immer von dichtem Dschungel bedeckt.
Die Boote waren naturlich jetzt sehr deutlich zu erkennen. Die meisten von ihnen wurden von Jugendlichen gesteuert und hielten jetzt auf die lange Pier zu, wobei ihre Lenker genau darauf achteten, nicht vor den Bug des Flugbootes zu kommen. Die Bevolkerung der Insel war eine gemischte Rasse, deren Hauptbestandteil polynesisch war, und Eltern fanden es vollig normal, da? Kinder aller Altersstufen sich auf oder im Wasser aufhielten, hatten jedoch strengere Ansichten, was die Einhaltung der Sicherheitsregeln betraf, und nur wenige der Jungen und Madchen waren bereit, das Risiko einzugehen, zur Strafe eine Woche oder mehr an Land bleiben zu mussen.
Sie verschwanden sogar eiligst aus dem Raum um das Flo?, an dem das Flugboot festgemacht werden sollte, und das durch eine aufwarts fuhrende Gangway mit der Pier verbunden war. Das Flo? selbst war jedoch voller Kinder und Halbwuchsiger, als das Amphibium behutsam in den Spalt gesteuert wurde, der dafur vorgesehen war, hielten jedoch sicheren Abstand von den Propellern, wahrend Dulac die Brennstoffzufuhr sperrte und die Motoren auslaufen lie?. Bob und der Jager kannten die meisten Gesichter, ihre Aufmerksamkeit wurde jedoch von einem schlanken, uber sechs Fu? gro?en blonden Jungen gefange ngenommen, der mit einer aufgeschossenen Taurolle in den Handen auf das Flugboot zutrat und es festzumachen begann.
Es war Kenneth Malmstrom, einer der funf Jungen, die, ohne es zu wissen, vor sieben Jahren das Polizei- Problem des Jagers geteilt hatten.
Der Anblick des jungen Arbeiters schickte ihre Gedanken in verschiedene Richtungen, als Bob und sein Symbiont in den Frachtraum und zur Ausstiegsluke der Catalina gingen. Kinnaird fragte sich, ob auch einige der anderen sich auf der Insel befanden. Er wu?te, da? zwei von ihnen, Hay und Colby, Colleges in Melbourne und Arizona besuchten; Rice jedoch arbeitete bei PFI und mochte hier sein, und Bob hatte sich ernsthaft uberlegt, ob er seine Hilfe nicht bei diesem neuen Problem in Anspruch nehmen sollte.
Der Jager dachte nicht so weit voraus. Er fragte sich, ob Malmstrom, der offensichtlich verfugbar war, vertrauenswurdig war und man ihm die Information zuganglich machen konnte, die er haben mu?te, um eine Hilfe zu sein. Der Alien zweifelte daran. Von allen funf war ihm Malmstrom immer als der unreifste und unzuverlassigste erschienen.
Es mochte bezeichnend sein oder nicht, da? er die freie College-Ausbildung, die allen Kindern von PFI- Angestellten offenstand, wenn sie sich zum Abschlu? eines Sechs-Jahres-Vertrages mit der Firma verpflichteten, nicht in Anspruch genommen hatte. Eine ganze Reihe von jungen Leuten lehnte dieses Angebot ab aus Grunden, die nichts mit ihrer Intelligenz zu tun hatten. Trotzdem, Malmstrom schien mit seinem bescheidenen, von keinerlei Verantwortung beschwerten Job, der weder Phantasie noch Intelligenz erforderte, vollig zufrieden zu sein, und der Jager hoffte, da? Bob sich von dem Enthusiasmus des Wiedersehens mit seinen alten Freunden nicht zu Voreiligkeiten hinrei?en lassen wurde.
Der Enthusiasmus war zweifellos vorhanden. Als der blonde Junge Bob erblickte, lie? er das Tau fahren, das er in den Handen hielt, und lief auf ihn zu.
„Bob! Du alter Bucherwurm! Kommst du jetzt fur immer zuruck?“ Er schu ttelte Bob kraftig die Hand, und er und Bob gingen durch diese Schulterklopfen-Routine, die den Jager selbst nach mehr als sieben Jahren noch immer storte. Er wu?te, da? die Verletzungen an seiner Substanz, die dadurch hervorgerufen wurden, kaum der Rede wert waren, doch lie?en sich Gewohnheiten, die er in seinem mehrere Menschenalter wahrenden Leben angenommen hatte, nur schwer ablegen.
„Ich denke schon“, antwortete Kinnaird. „Ich habe noch nichts unterschrieben, aber ich meine, ich sollte meine sechs Jahre so bald wie moglich abrei?en. Du hast gewu?t, da? ich komme, nicht wahr?“
„Klar. Ich wu?te nur nicht, wann. Wir haben Marc und seine Catalina eigentlich erst morgen erwartet. Als die Maschine gemeldet wurde, haben sie mich heruntergeschickt, damit ich etwas tue fur mein Geld. Vielleicht sollte ich mir einen Job in den Staaten suchen, wo sie festgelegte Arbeitszeiten haben. Hier drau?en wird erwartet, da? man alles dann erledigt, wenn es notig ist, ohne Rucksicht auf die Zeit — sogar beim Essen storen sie einen.“
Den Jager uberraschte diese Antwort nicht, und er hoffte, da? sein Gastgeber sie als Beweis dafur nehmen wurde, da? Malmstrom fur ihr Projekt vollig ungeeignet war. Naturlich bestand keine Gefahr einer vorzeitigen Enthullung ihres Projekts, solange so viele Menschen um sie waren, doch war es immerhin moglich, da? ihm Worte entschlupften, die spater nur mit Muhe verharmlost werden konnten, falls Bob die Zweifel des Jagers gegenuber Malmstrom nicht teilte.
In der Hoffnung, einen solchen Fehler verhindern zu konnen, legte der Alien eine Frage in Bobs Ohr.
„Was ist mit Rice? Ist er hier auf Ell?“ Kinnaird hatte seinem Symbionten antworten konnen, ohne Aufmerksamkeit zu erregen, doch schien solche Vorsicht jetzt nicht notig zu sein. Er wiederholte die Frage laut.
„Nein, der ist auf Tahiti.“
„Im Auftrag von PFI naturlich.“
„Klar. Er fliegt recht haufig hinuber. Ic h wei? nicht, was er dort tut, aber auf jeden Fall scheint er nicht viel hinauszukommen. Ich kenne niemand, der blasser ist, als er — bis auf dich naturlich.
Scheint die Sonne in den Staaten nicht mehr?“
„Nur stellenweise. Neu-England benutzt andere Dinge in seiner Touristen Werbung.“
„Und die waren?“
„Oh, seine Gehirn-Fabriken.“
Malmstrom hatte das Flugboot festgemacht und half jetzt Dulac, die Ladung an Bord zu bringen.
Bob holte wahrenddessen seine Koffer heraus und gab sich Muhe, seinen korperlichen Zustand nicht zu auffallig werden zu lassen. Er war nicht sehr erfolgreich, mu?te er zugeben. Sowohl er als auch der Jager