Sonst wurde wahrend des Ruckweges zum Wagen nichts mehr gesprochen.
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Trotz des Zwischenfalls auf dem Flo? erreichte der Jeep wenige Minuten nach den beiden Radfahrerinnen das Haus. Die kurze Erholung wahrend der Fahrt hatte Bobs Krafte so weit aufgefrischt, da? er ohne Hilfe ins Haus gehen konnte. Sein Gepack mu?te jedoch furs erste im Wagen zuruckbleiben.
Der Handkoffer, den Daphne getragen hatte, war naturlich im Haus; ihre Mutter hatte nachgegeben und ihn auf ihrem Fahrrad transportiert. Daphne schleppte ihn sofort zu der Couch, auf die sich ihr Bruder hatte fallen lassen.
Sie bestand naturlich darauf, da? er sofort geoffnet wurde, und die daraus resultierenden Tatigkeiten fullten die Zeit bis zum Dinner. Bob war dankbar fur jede Minute Ruhe, die er haben konnte, und glucklicherweise war Daphne einverstanden, da? er auf der Couch liegen blieb, wahrend er die Geschenke — eine ganze Reihe, stellte sie zufrieden fest — verteilte, die den gro?ten Teil des Kofferinhalts ausmachten.
Der Jager wartete mit standig wachsender Ungeduld darauf, da? sie zu Bett geschickt wurde. Inzwischen hatte auch Mrs. Kinnaird gespurt, da? irgend etwas nicht stimmte, und auch sie wollte erfahren, was mit Bob los war. Endlich wurde die protestierende Daphne in ihr Zimmer geschickt, das fruher einmal Bobs Zimmer gewesen war. Zum Gluck fur Bob, der es bestimmt nicht geschafft hatte, heute noch einmal Treppen hinaufzusteigen, und in einem Anbau schlafen sollte, den sein Vater im vergangenen Jahr auf der Ruckseite des Ha uses errichtet hatte — ohne zu wissen, wie notwendig er sein wurde, da er ja von den Schwierigkeiten seines Sohnes nichts ahnen konnte.
Schlie?lich, als das Kind ruhig geworden war und man annehmen konnte, da? es schlief, konnten sie zur Sache kommen. Bob hatte sich seine Worte lange vorher zurechtgelegt. Der Jager wu?te, da? es fur ihn keine Freude sein wurde, sie zu horen, da sie ihn nicht gerade in ein gutes Licht ruckten, doch war er erwachsen genug, um den Tatsachen ins Auge blicken zu konnen.
Es war Bobs Mutter, die das Gesprach eroffnete, nachdem sie nach oben gegangen war, um sich zu versichern, da? das Kind wirklich schlief.
„Du bist nicht nur mude, Bob, nicht wahr? Es ist etwas Ernsteres.“
„Ich furchte ja, Mom“, antwortete er. „Ich wei? nicht, wie ernst es ist — es konnte sich eine ganze Weile hinziehen, aber es ware wohl nicht sehr klug, sich darauf zu verlassen. Die Sache hat begonnen, als ich vor zwei Jahren das letzte Mal zu Hause war. Es war damals nicht sehr schlimm, und ich hielt es nicht fur notig, euch oder Doc Seever damit zu belasten, aber es ist standig schlimmer geworden, und jetzt mu? etwas dagegen getan werden.“
„Kann der Jager eine zuverlassige Diagnose stellen?“ unterbrach Bobs Vater. „Ich meine, hat er so etwas schon einmal erlebt?“
„Nicht selbst, sagt er. Er hat von Fallen gehort, die in lange zuruckliegenden Zeiten auftraten, wenn seine Spezies mit einem neuen Typus von Gastgebern eine Symbiose einging. Es ware jetzt nicht geschehen, wenn er Arzt ware, und kein Detektiv. Aber ich will euch die Geschichte von Anfang an erzahlen.“ Seine Eltern nickten.
„Ihr wi?t beide, wie der Jager und andere seiner Spezies beschaffen sind: vier Pfund einer Substanz, die sich vage mit menschlichem Protoplasma vergleichen la?t, jedoch aus molekulgro?en Einheiten besteht, im Gegensatz zu den relativ riesigen Zellen unseres Gewebes. Seine Leute konnen unabhangig existieren, zumindest auf ihrem eigenen Planeten, doch normalerweise leben sie im Korper eines gro?eren Wesens und in Symbiose mit ihm. Der Jager lebt seit Jahren so in mir, ernahrt sich von dem, was ich esse, sieht durch meine Augen, hort mit meinen Ohren und zahlt fur seinen Unterhalt, indem er eindringende Krankheitskeime vernichtet, bei Ve rletzungen die Blutung stillt und so weiter. Au?erdem ist er ein personlicher Freund, wenn unsere Freundschaft auch nicht so eng ist, wie sie es auf seinem Heimatplaneten ware; hier fehlen verschiedene Einrichtungen, die es ihm erlauben wurden, ein normales Leben zu fuhren, und wir haben keinerlei gemeinsame Interessen. Er ist Detektiv, und sein Partner zu Hause war ein Polizeibeamter; er hat auf dem College gemeinsam mit mir alle Vorlesungen und Seminare mitgemacht, sie jedoch langst nicht so interessant gefunden wie ich. Auf seinem Planeten verbinden sich Partner erst, nachdem sie sich eine ganze Weile kennen. Hier blieb ihm keine Wahl.
Seit seine Leute die Raumfahrt entwickelt haben, bestehen Kontakte zu anderen, mehr oder weniger menschenartigen Lebewesen, mit denen sie auf der Basis der Lebensteilung koexistieren. Das ist jedoch nicht uberall moglich. Nach ihren Erfahrungen produzieren keine zwei Planeten Lebensformen mit der gleichen chemischen Zusammensetzung, und grundliche Forschungsarbeiten sind notig, bis es zu einer komplikationslosen Symbiose kommen kann.
Naturlich fallt meine Partnerschaft mit dem Jager in die weniger gut organisierte Kategorie. Er ist nie ganz sicher gewesen, ob er mir nicht auf irgendeine Weise schadet. Wir haben genugend Ahnlichkeit mit anderen Humanoiden, die er kennt, um meine normalen Immunitatsreaktionen auf die ihm vertraute Weise bekampfen zu konnen, und da er in mir war, brauchte ich Sie auch nicht; er wird mit allen Infektionen fertig. Trotzdem versichert er sich alle paar Tage, da? die Neutralisierung meiner Immunitats-Reaktionen gegen ihn sich nicht generell auswirkt. Wenn ich mir zum Beispiel einen Splitter einrei?e, wartet er, bis mein Korper normal reagiert, bevor er die eindringenden Bakterien vernichtet.
Vor zwei Jahren ging ein solcher Test negativ aus.
Ein kleiner Kratzer fuhrte zu einer schweren Infe ktion, und der Jager stellte fest, da? meine Immunitats- Chemie uberhaupt nicht mehr funktionierte. Er bereinigte den Infekt naturlich; solange er in mir ist, besteht keinerlei Gefahr. Wenn jedoch ihm etwas passieren sollte…“ Bob sprach den Satz nicht zu Ende, doch seine Eltern nickten.
Sie erinnerten sich an die Umstande, unter denen sie von der Existenz des Jagers erfahren hatten: Seever, der Arzt der Insel, war der einzige, den Bob ins Vertrauen gezogen hatte, bevor die Polizeiaktion des Jagers beendet worden war. Bob hatte den kriminellen Alien durch einen Bluff dazu veranla?t, den Korper seines Vaters zu verlassen und ihn dann durch Feuer vernichtet. Doch die Austreibung war zu rasch erfolgt. Kurz darauf war Arthur Kinnaird schwer erkrankt. Die Symptome waren eine Mischung von Lungenentzundung und Menengitis, und Dr. Seever hatte vor einem Ratsel gestanden.
Schlie?lich ha tten er und Bob den widerstrebenden Jager dazu uberredet, sich in Arthur Kinnairds Korper zu begeben und dort Umschau zu halten.
Das Problem erwies sich als recht einfach: virusartige Zellen, die von dem Alien bei seinem hastigen Auszug zuruckgelassen worden waren, wurden nicht mehr von dessen Intellekt beherrscht und koordiniert und lebten nun ohne Rucksicht auf das Wohlergehen ihres Gastgebers; das gleiche, doch auf einem erheblich niederen Niveau, hatte der Organismus, von dem sie stammten, auch getan und war dadurch nach den Gesetzen seiner Spezies zum Verbrecher geworden.
Der Jager konnte die Partikel ohne jede Schwierigkeit seiner eigenen Substanz hinzufugen. Seever hatte es fur notwendig erachtet, Bobs Mutter die ganze Geschichte zu erzahlen, da sie zu intelligent war, um sich mit Halbwahrheiten zufriedenzugeben; und spater, als ihr Mann wieder bei Bewu?tsein war, wurde auch er uber alles unterrichtet.
Unter diesen Umstanden blieb ihnen keine andere Wahl, als Seevers Darstellungen zu glauben, und sie hatten sich schlie?lich an das Vorhandensein des Jagers gewohnt; sie unterhielten sich sogar gelegentlich mit ihm, obwohl ihr Sohn naturlich seine Antworten ubermitteln mu?te.
„In gewisser Weise“, fuhr Bob fort, „stehe ich jetzt in volliger Abhangigkeit von meinem Symbionten. Und inzwischen ist es nicht nur diese Immunitats-Sache, sondern auch andere Teile meiner Biochemie spielen verruckt. In einigen Fallen kann der Jager die Ursachen dafur finden und etwas unternehmen, manchmal mu? er seine eigenen Methoden in einer Weise anwenden, die nichts mit denen zu tun haben, die mein Organismus selbst in der gleichen Situation gebrauchen wurde; zum Beispiel bekampft er Infektionen, indem er die Erreger in sich aufnimmt, anstatt sie auf chemischem Weg zu neutralisieren.
Er hat seine Rolle als einen Jongleur-Akt beschrieben. Je weiter die Zeit fortschreitet, desto mehr Muhe kostet es ihn, meine Maschinerie in Funktion zu halten. Recht haufig beeintrachtigt eine Ma?nahme, die er trifft, eine oder me hrere andere, die er bereits eingeleitet hat, oder etwas, was meine Biochemie normalerweise tut.