kummerst dich doch jetzt um sie, nicht wahr?“
„Danke. Darauf bin ich noch nicht gekommen“, erwiderte sie. „Ich werde es nachholen, sowie ich Zeit dazu habe.“
Zehn Minuten lang oder langer sagte keiner von ihnen ein Wort. Bob dachte daruber nach, was er hatte anders formulieren sollen. Der Jager machte ihm ein paar Vorschlage in der Hinsicht, erhielt jedoch keine Antwort. Jenny schien Bob vollig vergessen zu haben und beschaftigte sich intensiv mit ihren Papieren.
Schlie?lich offnete sich die Tur des Sprechzi mmers, und ein zehnjahriger Junge, der einen Arm in der Schlinge trug, kam heraus, gefolgt von dem Arzt. Der letztere unterbrach seine Lektion uber das Baume-Klettern, als er Bob entdeckte, trat auf ihn zu und schuttelte ihm herzlich die Hand. Dann drangte er ihn in sein Sprechzimmer.
„Habe gehort, da? du zuruck bist — ich denke, jeder hat das inzwischen gehort. Fur immer dieses Mal, wie? Bist du hergekommen, um dich mit mir zu unterhalten, oder wollen sie dich gleich ins Joch spannen? Wie geht es dir, Jager? — Ich vermute, du bist noch immer vorhanden.“
Der Jager hatte beinahe direkt geantwortet; Seever war der einzige Mensch, der ihn manchmal vergessen lie?, da? jede Kommunikation per Relais erfolgen mu?te, der so zu ihm sprach, als ob ein direktes Gesprach moglich ware. Bob fand das normalerweise amusant, blieb aber heute vollig ernst.
„Ja, zu beiden Fragen“, antwortete er. „Ja, der Jager ist hier. Was meine Arbeit betrifft, so hat man mir offiziell nichts mitgeteilt, aber anscheinend nimmt man es als selbstverstandlich an, da? ich sofort anfange. Falls ich nichts anderes horen sollte, werde ich mich am Montag morgen im Hauptgebaude melden; aber da ist ein kleines Problem, bei dem ich Ihre Hilfe brauche, bevor ich mit der Arbeit beginne.“
„So?“
Bob verschwendete keine Zeit, sondern begann sofort mit einer Schilderung seiner Situation. Seever horte ihm schweigend zu. Hin und wieder nickte er oder hob eine Augenbraue, doch er sagte kein Wort, bis Bob zu Ende geko mmen war.
Dann fa?te er zusammen: „Wie ich es sehe, willst du eins der Raumschiffe finden, oder auch beide, um dich mit den Leuten des Jagers in Verbindung zu setzen, die sich vielleicht auf der Erde befinden, in der Hoffnung, da? sie Bobs medizinisches Problem losen konnen, oder jemand herbeiholen, der dazu in der Lage ist — vorausgesetzt, da? es sich losen la?t. Sehr zweifelhaft. Wir konnen nur hoffen, da? es gelost werden kann, da? sie tatsachlich auf der Erde sind, und da? das Auffinden der Schiffe eine Kontaktaufnahme mit ihnen ermoglicht.
Okay, meine Aufgabe besteht darin, deinen Korper in Funktion zu halten und dir, wenn moglich, soviel freie Zeit zu verschaffen, da? du deine Suche durchfuhren kannst — die Teller des Jongleurs in der Luft zu halten, wie es der Jager so treffend ausdruckt — bis das alles geschafft ist.“
„Man konnte es ein wenig optimistischer ausdrucken, aber es ist richtig, so weit es Sie betrifft“, sagte Bob. „Aber Sie haben noch einen anderen Job: PFI mu? dazu gebracht werden, mich fur eine Arbeit einzusetzen, die mich nicht umbringt, ohne da? mein medizinisches Problem zu vielen Me nschen bekannt wird. Sie konnen nicht einfach sagen, da? ich arbeitsunfahig sei. Der alte Toke kummert sich um alle Probleme seiner Leute, und ich kann mir vorstellen, da? er mich sofort nach Japan oder in die Staaten bringen la?t, wo ich nach seiner Auffassung in kompetenteren Handen ware als in Ihren. Ich erwahne das naturlich nur, damit Sie sich zwischen den Injektionen, oder was Sie mir sonst geben, um mich auf den Beinen zu halten, nicht auf die faule Haut legen.“
„Pah“, sagte Seever wegwerfend. „Was immer ich tun kann…“
„Und au?erdem“, fuhr der junge Mann fort, „sollten Sie wirklich etwas wegen Jenny unternehmen.“
„Meine Tochter? Warum? Falls du dich in sie verliebt haben solltest, habe ich nichts dagegen, aber das mu?test du schon selbst mit ihr klaren.“
„Haben Sie ihr jemals vom Jager und unseren Abenteuern erzahlt? Oder haben Sie mit Ihrer Frau daruber gesprochen, wo Jenny vielleicht mithoren konnte? Oder haben Sie Aufzeichnungen daruber gemacht, die Jenny in die Hande gekommen sein konnten?“
„Nein. Weder noch. Mit Ev hatte ich gerne uber diese Sache gesprochen, aber ich fuhlte mich nicht dazu ermachtigt, solange ich nicht deine und des Jagers ausdruckliche Zustimmung dafur habe. Und ich habe kein Wort davon schriftlich festgehalten.“
„Dann frage ich mich, warum Jenny mich — oder uns — mit Bemerkungen uber das Anzunden von Schwerol-Feuern begru?t hat. So weit ich mich erinnere, war sie nicht auf der Insel, als wir das kleine Problem des Jagers erledigten — und au?erdem war sie damals erst elf Jahre alt.“
„Das ist richtig.“ Seever wirkte verwirrt und uberrascht. „Ich kann mir nicht vorstellen, was sie vorhat oder was sie herausgefunden haben konnte — und wie sie etwas herausgefunden haben konnte.
Falls ich im Schlaf reden sollte, hatte mir Ev bestimmt etwas davon gesagt, und selbst dann gabe es keine Moglichkeit, da? Jenny etwas gehort haben konnte. Soll ich sie hereinrufen, damit du sie sofort danach fragen kannst, oder soll ich spater allein mit ihr daruber sprechen? Oder willst du damit warten, bis du grundlicher nachgedacht und mehr herausgefunden hast?“
Der Jager vibrierte seine Ansicht sofort und unmi?verstandlich in Bobs Ohr, doch der war bereits zu derselben Schlu?folgerung gelangt, und noch schneller.
„Das letztere, naturlich. Sie sollte nicht einmal erfahren, da? ich mit Ihnen daruber gesprochen habe. Wir wissen nicht, wie viel sie wei? und warum sie an der Sache interessiert ist. Wenn irgend jemand ihr Fragen stellt, wei? sie, da? sie nicht nur hinter einem Gerucht her ist, sondern da? etwas Ernsteres dahintersteckt — falls sie es nicht schon jetzt wei?. Ich kann mir nur ein Feuer vorstellen, da? sie interessieren konnte, namlich das, in dem ich den Kriminellen verbrannte, den der Jager verfolgt hat; ich kann mich nicht erinnern, irgendein anderes Feuer angesteckt zu haben, das fur jemand eine Bedeutung haben konnte. Ich kann mir wirklich nicht vorstellen, warum sie diese Fragen gestellt haben sollte, wenn sie nicht irgendwie von der Sache erfahren hat.“
„Also“, unterbrach Seever, „befindest du dich jetzt in dem Dilemma, einerseits herauszufinden, was sie gehort haben konnte, und von wem sie es gehort haben konnte, und andererseits zu verhindern, da? sie mi?trauisch wird und zu dem Schlu? kommt, da? das, was sie gehort haben mag, irgendeine Bedeutung hat. Ich sehe das ein und werde mich bemuhen, die Dinge nicht noch komplizierter zu machen, als sie es ohnehin schon sind. Ich werde Jenny gegenuber kein Wort sagen, falls sie nicht von sich aus dieses Thema anschneidet. Falls sie das tun sollte, werde ich versuchen, moglichst viel aus ihr herauszuholen. Du hast recht, sie war nicht hier, als es passierte. Sie war in einem Krankenhaus auf Tahiti und heilte eine komplizierte Knochenoperation aus, die ich hier nicht durchfuhren konnte, und ihre Mutter war bei ihr. Au?erdem, wie du richtig feststelltest, war sie damals erst elf Jahre alt.
Irgend jemand mu? zugesehen haben, wie du das Feuer angesteckt hast und ihr davon erzahlt haben — vorausgesetzt, da? es eine rationale Basis fur ihre Frage gibt. Die Alternative ware nicht nur zu unangenehm, um sie auch nur in Betracht zu ziehen, sondern, sie erforderte auch eine langere Kette von Zufallen, als ich sie zu erwagen bereit bin.“ Er machte eine Pause und runzelte nachdenklich die Stirn. „Hor zu“, sagte er schlie?lich, „ich — habe dir versprochen, ihr gegenuber nichts zu erwahnen, falls sie nicht von sich aus damit anfangt, oder falls ihr mich nicht vom Schweigen entbindet, und uber diese Moglichkeit solltet ihr sehr grundlich nachdenken. Falls ich nichts sage und sie dadurch zu der Annahme kommen lasse, du habest diese Frage nach dem Feuer uberhaupt nicht erwahnt, konnte sie allein das mi?trauisch machen. Warum
Dem Jager erschien dieser Einwand sehr logisch.
Bob war weniger uberzeugt.
„Daran kann ich Sie nicht hindern“, sagte er langsam, „und ich will Sie auch nicht an ein Versprechen binden, das gegen Ihre Uberzeugung geht.
Tun Sie also, was Sie fur richtig halten. Sie kennen Jenny viel besser als ich. Der Jager und ich mussen die Schiffe finden und haben keine Zeit herauszufinden, was Jenny vorhaben mag.“
Seever hob eine Braue; er war der Ansicht, da? die Aktivitaten seiner Tochter eventuell in so enger Beziehung zu dem derzeitigen Problem standen, da? sie eine sofortige und grundliche Aufklarung erforderten. Bob bemerkte die Veranderung seines Gesichtsausdrucks nicht, und der Jager konnte ihn nicht deutlich erkennen. Die Augen seines Gastgebers waren zwar auf Seever gerichtet, ihr Blick schlo? jedoch nicht das Gesicht des Arztes ein. Der Alien konnte zwar auch die Randpartien der Retina benutzen, jedenfalls besser als Bob, doch das Bild war nicht vollig klar, und so half es ihm nur wenig, wenn der Blick nicht voll auf das Objekt gerichtet war.