das Gebaude, das bei dem flammenden Finale ihres sieben Jahre zuruckliegenden Abenteuers eine Rolle gespielt hatte. Als sie sich ihm naherten, trat ein Kind von zehn oder elf Jahren hinter ihm hervor, blickte ihnen entgegen, bis sie es erreicht hatten und ging dann schweigend neben ihnen her.
Der Jager war neugierig, konnte den Jungen jedoch nicht genauer ansehen, da Bob den Blick zu Boden gerichtet hielt.
Sie legten hundert Yards zuruck, bevor der Junge sprach.
„Was ist mit deinem Fahrrad?“ fragte er plotzlich.
„Nichts“, antwortete Bob und sah ihn zum erstenmal direkt an.
„Warum fahrst du dann nicht?“
„Was geht dich das an?“
Der Junge blickte zu Bob auf, erst verblufft, dann resigniert. Er zuckte nicht die Schultern, sah jedoch so aus, als ob er es tate. „Nur Neugier. Wenn du es mir nicht sagen willst, darin la?t du es eben.“
Bob loste sich aus seiner negativen Stimmung und sagte: „Entschuldige. Ich hatte vorhin Magenkrampfe und fuhle mich noch immer scheu?lich, aber ich sollte es nicht an dir auslassen.“
„Schon in Ordnung. Gehst du zum Arzt?“
„Das ist wohl das einzig Richtige, findest du nicht auch?“
Das Gesprach schlief wieder ein. Der Jager hatte den Jungen inzwischen genau ansehen konnen, doch es hatte ihm nicht viel gebracht. Das einzig Ungewohnliche an ihm war sein Korperumfang.
Die Kinder auf Ell waren durchweg schlank, fast mager, da sie sich viel bewegten. Dieser Junge war nicht wirklich dick, doch nach dem Standard von Ell entschieden zu schwer fur seine Gro?e. Sein Gesichtsschnitt und die Hautfarbe entsprachen dem Standard der Insel, deren Bevolkerung eine Mischung von Polynesien! und Europaern war: seine Haut war braun, das Haar schwarz, die Augen blau, Nase und Kinn schmal. Er trug die ublichen Shorts, die sowohl an Land als auch im Wasser brauchbar waren.
Es war wirklich nichts Besonderes an ihm, und weder Bob noch der Jager machten sich irgendwelche Gedanken um ihn. Ihre Aufmerksamkeit wurde ganz von ihm abgelenkt, als ein Radfahrer auftauchte, abstieg und neben Bob trat. Kenneth Malmstrom war aufgetaucht.
„Hallo, Bob. Gehst du zum Lunch nach Hause?
Ich habe heute auch erst spat essen konnen.“
„Ich habe gar nicht ans Essen gedacht“, antwortete Bob. „Bin den ganzen Vormittag uber kreuz und quer gefahren, um mich wieder einzugewohnen.
Ich will dasselbe auch auf dem Wasser tun, vielleicht schon morgen. Schade, da? die anderen nicht mehr hier sind — und das alte Boot.“
„Ich wurde gerne mitmachen, aber ich bin an diesem Wochenende nicht frei — ich mu? nicht wirklich arbeiten, aber in Reichweite eines Telefons bleiben. Du willst wohl die freien Tage ausnutzen, bevor du mit der Arbeit anfangst? Wei?t du schon, wann du antreten mu?t?“
„Der Doc hat mich heute morgen untersucht.
Wenn die Labortests okay sind, geht es sicher am Montag los. Ich habe keine Ahnung, wo ich arbeiten werde und was ich tun soll. Wenn du morgen und am Sonntag nicht frei bist, mu? ich eben allein losziehen, falls ich ein Boot finde.“
„Boote gibt’s doch jede Me nge“, versicherte ihm Malmstrom. „Ich hatte dir gern meins geliehen, aber ich habe es vor uber einem Jahr verkauft — hatte nicht genug Zeit, als da? sich die Instandhaltung gelohnt hatte. Aber da wir gerade von Booten und Spa? sprechen: Sag mal, Andre, bist du wieder bei dem Flugzeug gewesen?“
„Wann?“ Der Junge, der schweigend neben ihnen gestanden hatte, schien von der Frage weder uberrascht noch gekrankt zu sein.
„Irgendwann, seit es gestern hier eingetroffen ist, aber besonders heute Vormittag. Du wei?t doch noch, was ich dir gesagt habe, als du die Maschine mit einem Seil festgebunden hast — unter Wasser, wo niemand es sehen konnte?“
„Ja, ich wei?.“ Bob, der sich daran erinnerte, da? sein Vater sich gestern Abend verletzt hatte, sah das Kind aufmerksam an; doch weder er noch der Jager konnten aus dem Gesichtsausdruck irgendwelche Schlusse ziehen. Es lag auf jeden Fall keine Angst darin, und nicht einmal erkennbares Amusement. Malmstrom machte nicht den geringsten Versuch einer Analyse. Er hatte den Jungen im Verdacht und machte kein Hehl daraus.
„Irgend jemand hat es wieder getan“, sagte er.
„Ich kann nur hoffen, da? niemand dich mit einem Tau in der Gegend gesehen hat, sonst kriegst du eine Menge Arger.“
„Niemand hat mich gesehen, also kriege ich auch keinen Arger.“ Das Kindergesicht blieb ausdruckslos.
Malmstrom blickte den Jungen eine Weile mit finsterem Gesicht an, doch erzielte er nicht die geringste Wirkung. Er kam zum fruheren Thema zuruck.
„Manchmal fehlt mir das alte Boot, aber es gibt ja andere — man kann immer eins ausleihen.“
„Damit habe ich auch gerechnet“, sagte Bob.
„Der Doc sagte mir, seine Tochter hatte eins, das sie mir sicher leihen wurde; heute Nachmittag werde ich sie fragen… Was ist denn daran so komisch?“ Malmstrom grinste breit.
„Doc ist ein netter Kerl“, sagte er, „aber er hangt zu sehr an Jenny. Sie kann niemals etwas falsch machen. Warte ab, bis du das Boot gesehen hast.
Sie hat es selbst gebastelt.“
„So? Tun das nicht die meisten hier? Was stimmt denn nicht mit dem Boot?“
„Sie hat es aus Teilen zusammengesetzt, die sie sich hat schicken lassen; so ein Bastelkarton, verstehst du. Es besteht zum gro?ten Teil aus Leinwand. Ich wurde nicht fur viel Geld damit auf die See hinausfahren.“
„Hat sie dir das angeboten?“
„Bestimmt nicht. Ich ziehe sie doch mit dem Ding auf, seit sie begann, es zusammenzukleben.“
„Verstehe. Jedenfalls danke fur die Warnung. Ich werde mir Jennys Boot sehr genau ansehen, bevor ich sie bitte, es mir zu leihen. Auf spater; ich bin hungrig.“
„Ich auch. Bis spater.“ Der blonde junge Mann schwang sich auf sein Rad und fuhr eilig in die Richtung, aus der die anderen gekommen waren, und alle drei blickten ihm gedankenvoll nach.
„Er ist ziemlich dumm“, sagte das Kind plotzlich.
„Warum?“ fragte Bob. „Er hat schlie?lich herausgefunden, da? du damals das Flugzeug festgezurrt hast.“
„Nein, das hat er nicht. Der konnte nicht einmal seine eigene Nase finden, wenn es dunkel ist. Irgend jemand hat ihm erzahlt, da? ich es war, und jetzt hangt er mir alles an.“
„Und er hat niemals recht?“
„Manchmal. Eine kaputte Uhr hat ja auch zweimal pro Tag recht.“ Sowohl sein Gesicht als auch seine Stimme waren ohne jeden Ausdruck.
„Hat er recht wegen Jenny Seevers Boot?“
„Du hast doch gesagt, du wurdest es dir selbst ansehen.“
Diesmal lag ein Anflug von Vorwurf in der Stimme. Bob war amusiert, und der Jager begann sich jetzt wirklich fur Andre zu interessieren. Auch er hatte an den Zwischenfall mit dem Blechkoffer gedacht.
Bob ging weiter und schob sein Rad. Andre begleitete ihn bis zu der Stra?e, die zur Pier fuhrte.
Dort ging er nach links weiter, wahrend Bob und der Jager in die entgegengesetzte Richtung abbogen und schlie?lich das Haus der Kinnairds erreichten.
Bobs Mutter hatte ihn viel fruher erwartet und sich offensichtlich Sorgen gemacht; ihr Sohn erfand ein paar Ausreden und Entschuldigungen, um ihr nicht von dem Schwacheanfall erzahlen zu mussen. Wahrend er a?, gab er ihr einen kurzen und leicht redigierten Bericht von seinem Gesprach mit Seever, erwahnte, da? er und der Jager auf der Insel umhergeradelt seien und sprach schlie?lich von der Moglichkeit, sich Jennys Kanu auszuleihen.
„Wei?t du etwas davon, Mom?“ fragte er. „Wir haben Shorty Malmstrom getroffen, und als ich etwas von Jennys Boot erwahnte, hat er sich vor Lachen gebogen. Er sagte, er wurde nicht einmal fur viel Geld damit fahren. Ich hatte eigentlich nicht den Eindruck, da? sie nicht wei?, was sie tut.
Was denkst du, Mom?“
„Das glaube ich auch nicht“, antwortete seine Mutter. „Ich kenne alle Seevers recht gut; Ben und Ev sind unsere besten Freunde hier. Jenny hat sich haufig um Daphne gekummert, als sie noch ein Baby war. Ich habe nichts von ihrem Boot gehort, oder von einer Differenz zwischen ihr und Shorty.