sollte eine ganze Weile dauern, bis sie erfuhren, wie falsch und gleichzeitig wie richtig diese Ansicht war.
„Jetzt kann Andre paddeln, wenn er will“, sagte Bob plotzlich und reichte das Paddel zu Jenny vor, die es an den Jungen weitergab. „Die Sonne ist schon fast untergegangen. Bring uns zu der Stelle zuruck, wo das Boot gelegen hat, falls Jenny es nicht anderswo lassen will.“
Der Junge gehorchte schweigend. Der Jager wu?te, warum Bob ihm das Paddel uberlassen hatte; er war plotzlich total erschopft. Er hatte Schwierigkeiten gehabt, das Paddel zu halten, gar nicht davon zu reden, das Boot mit ihm voranzubringen. Sie befanden sich etwa eine halbe Meile vor der Kuste; der Jager hoffte, da? sein Partner sich wahrend der wenigen Minuten, die sie brauchten, um das Ufer zu erreichen, genugend erholen konnte, um es bis zum Haus des Doktors zu schaffen.
Andre verlie? sie, sobald sie das Ufer erreicht hatten, ohne zu helfen, das Kajak an Land zu bringen.
Jenny tat es allein; Bob hatte zwei Grunde, ihr seine Hilfe nicht anzubieten; der zweite war, da? sie seine Hilfe vorher zuruckgewiesen hatte. Den Weg zum Haus der Seevers legten sie langsam und schweigend zuruck. Bob hatte sich ein wenig erholt und hoffte, da? das Madchen nichts von seiner Schwache merkte. Falls sie es aber doch tat, so verlor sie auf jeden Fall kein Wort daruber.
Es war inzwischen dunkel geworden, und so brauchte er keine Entschuldigung dafur, da? er sein Rad schob, als er sich vor dem Seevers-Haus von Jenny verabschiedet hatte und das letzte Stuck des Heimweges antrat.
Der erste Teil des Abends, als Daphne noch auf war, verlief ohne bemerkenswerte Ereignisse. Das Kind bemerkte die Erschopfung seines Bruders, doch er konnte seinen Zustand damit begrunden, da? er au?er Kondition sei und sich fur diesen ersten Tag auf der Insel zu viel vorgenommen habe.
Selbst der Jager hatte keine moralischen Einwande dagegen. Daphne hatte nicht sehr viel Mitgefuhl fur ihren Bruder, und Bob und der Jager sahen einige Schwierigkeiten voraus, falls das Medikament, das Seever erwahnt hatte, nicht bald eintreffen und sich als wirksam erweisen wurde.
Als das Kind in seinem Zimmer verschwunden war, gab Bob seinen Eltern einen detaillierten Bericht uber seine Erlebnisse dieses Tages, wobei er die Erschopfungszustande erheblich herunterspielte. Sein Entschlu?, der sich im Lauf der letzten Stunden erhartet hatte, Jenny zum Mitglied des Teams zu machen, wurde von beiden Eltern gutgehei?en — sie hatten nichts fur oder gegen das Madchen, waren jedoch mit allem einverstanden, das geeignet war, Bobs Projekt zu fordern.
Mrs. Kinnaird fragte, ob ihre Freundin Evelyn Seever nicht auch eingeschlossen werden sollte, und Bob gab zu, da? der Arzt auch Bemerkungen in dieser Richtung gemacht habe. Es ware gut, meinte er, wenn alle Mitglieder der beiden Familien eingeweiht waren und alle Probleme besprechen konnten, ohne Entschuldigungen erfinden zu mussen, um einige ihrer Mitglieder auszuschlie?en.
„Es ist schade, da? Silly nicht etwas alter ist“, gab er sogar zu. „Aber zumi ndest ist ihr Alter ein Grund, sie abends abschieben zu konnen.“
„Also wirst du Ben erlauben, Ev einzuweihen?“
fragte seine Mutter.
„Ich denke, es ist besser so.“ Bobs Zuruckhaltung, nach uber sieben Jahren fast zu einem Reflex geworden, gab nur widerstrebend nach.
„Ich habe zwei von diesen neuen Tauchausrustungen bestellt“, sagte Bobs Vater und wechselte damit das Thema. „Wir werden irgend etwas improvisieren mussen, um die Lufttanks zu fullen, denke ich. Wir haben zwar einen Kompressor fur die, pneumatischen Hammer und Bohrer, aber die Anschlu?stucke mussen sicher verandert werden.“
„Du hast zwei bestellt?“ fragte Bob so unbeteiligt, wie es ihm moglich war.
„Naturlich. Du hast doch nicht etwa vor, allein zu tauchen, hoffe ich.“ Es war reines Entgegenko mmen, da? der Jager die Kapillargefa?e in Bobs Gesicht so regulierte, da? er nicht errotete. Der junge Mann wechselte — unauffallig, hoffte er — das Thema.
„Wann konnen sie hier eintreffen?“
„Das kann eine Weile dauern. Selbst mit dem Flugzeug ist es eine lange Strecke. Wir konnen da vorlaufig nichts weiter tun. Du sagtest gestern, da? du versuchen wolltest, ein Minensuchgerat oder so etwas aufzutreiben, nicht wahr?“
„Ja. Es konnte uns eine Menge Zeit sparen, falls es unter Wasser funktioniert.“
„Ich glaube, das brauchen wir nicht zu bestellen“, sagte Arthur Kinnaird lachelnd. „Taro Tavake von der Radiostation kann uns bestimmt so ein Ding basteln. Er hat schlie?lich wahrend des Krieges in den Salomonen damit gearbeitet. Ich bin sicher, er wei?, wie so ein Gerat funktioniert. Ich werde gleich morgen mit ihm daruber sprechen.“
Bob nickte dankbar. „Gut“, sagte er. „Das scheint uns ein Stuck weiterzubringen. Wenn die Tauc hausrustung kommt, werden wir genauere Plane machen, aber im Augenblick konnen wir wohl nichts weiter tun.“
„Noch eine Frage“, sagte seine Mutter. „Du wirst bald mit der Arbeit beginnen mussen; wie willst du dann all das schaffen, was du dir vorgenommen hast? Und wer, au?er deinem Vater, konnte mit dir tauchen? Ihr mu?t beide arbeiten und habt nicht sehr viel Zeit dafur. Hast du nicht daran gedacht, den alten Toke einzuweihen und dir als Job die Suche nach Raumschiffen geben zu lassen? Das wurde doch vieles sehr erleichtern.“
„Wir haben daran gedacht und sehr eingehend daruber diskutiert, Mom. Vorlaufig haben wir uns dagegen entschieden — und nur teilweise, weil ich prinzipiell dagegen bin, mit irgend jemand uber diese Angelegenheit zu sprechen. Toke Thorvaldsen und sein Sohn haben naturlich eine Menge Einflu?, weil sie die PFI
„Auch wenn dadurch die Chancen, dein Leben zu retten, erhoht wurden?“ sagte die Frau.
„Glaube mir, wir haben diese Frage sehr grundlich durchdacht. Beide Moglichkeiten bergen Risiken, und ich habe mich fur die entschieden, die ich vorziehe. Der Jager stimmt mir hundertprozentig zu. Vielleicht mache ich einen Fehler, aber ich will es nun einmal so.“
„Und, wie du taktvollerweise verschwiegen hast, ist es ausschlie?lich deine Angelegenheit. Gut, mein Sohn, wir werden nach deinen Regeln spielen. Entschuldige, da? wir uns Sorgen machen um dich.“
5
Wenn im Zweifel, fragen
Jenny traf fast gleichzeitig mit Bob und dem Jager beim Boot ein. Sie nickte zufrieden uber seine Kleidung, die mit der ihren ubereinstimmte: Jeans, langarmeliges Hemd, Kuli-Hut und alte Segeltuchschuhe zum Schutz vor den Korallen. Jenny hatte ein Netz mit Obst mitgebracht.
„Es sollte nicht schwierig sein, das zu finden, was ich suche“, sagte er mit einem Blick auf das Netz.
„Ich glaube nicht, da? wir den ganzen Tag dazu brauchen.“
„Ich hoffe, du hast recht“, antwortete sie, „aber ich fuhle mich doch wohler, wenn wir etwas zu essen dabeihaben. Willst du mir jetzt verraten, wonach wir suchen, oder bin ich nur der Taxifahrer?“
Diesmal lie? sie Bob das Kajak zum Ufer tragen; er schwieg, bis es im Wasser lag und sie hineingestiegen waren. Seine ersten Worte waren keine Antwort auf ihre Frage.
„Was hast du aus deinem Vater herausquetschen konnen?“
„Nichts. Ich habe ihn nicht gefragt, und in deinen Krankenblattern steht nichts, das mir irgendeinen Hinweis geben konnte.“
„Du hast sie also gelesen.“
„Das hatte ich dir ja angekundigt.“
„Okay. Ich mache dir einen Vorschlag: ich werde dir die ganze Geschichte erzahlen und das Risiko auf mich nehmen, da? du mich fur schwachsinnig haltst — aber halte dir immer vor Augen, da? dein Vater jedes Wort bestatigen kann — und du wirst mir sagen, was du gestern Vormittag mit deiner Bemerkung uber das Anstecken von Feuern gemeint hast. Ich mu? zugeben, da? ich mir daruber Gedanken gemacht habe. Einverstanden?“
„Also hat meine Frage dich doch irgendwie getroffen.“
„Das kann man wohl sagen. Und sie pa?t genau zu dem, was ich dir erzahlen werde.“
Jenny schwieg und zog das Paddel einige Male durch; als sie sprach, gab sie ihm keine direkte Antwort.