ersparen, wenn du die Vene von innen ein wenig blockierst.“ Der Jager stimmte zu, Bob nickte, und ein paar Sekunden spater hatte der Arzt seine Blutprobe.
„Und wie sieht es heute aus?“ fragte er. „Fuhlst du dich wieder erschopft?“
„Bis jetzt noch nicht. Aber schlie?lich habe ich nichts weiter getan, als mit dem Fahrrad von unserem Haus hierher zu gondeln.“
„Und was willst du jetzt unternehmen? Nach einem Boot suchen oder deine kleine Schwester amusieren?“
„Die ist Gott sei Dank noch fur ein paar Stunden in der Schule. Schade, da? die Ferien bald anfangen. Ich habe genauso viel Sorgen damit, ihre kleine Nase aus gewissen Dingen herauszuhalten, wie diese Dinge vor allen anderen Bewohnern der Insel geheimzuhalten, und wahrscheinlich ist beides dasselbe: wenn sie etwas erfahrt, erzahlt sie es allen ihren kleinen Freunden. Aber diese Melodie mu ssen wir nach dem Gehor spielen. Das erste Problem ist jetzt das Boot.“
„Was ist eigentlich mit dem Boot passiert, das du und die anderen Jungens fruher hatten?“
„Das ist an Altersbeschwerden eingegangen. Als es das letzte Mal auseinander zu fallen begann, hatte keiner von uns Zeit, es zusammenzuflicken.“
„Ich hatte da einen Vorschlag — aber er wird dir sicher nicht gefallen.“
„Und der ware?“
„Jenny hat ein Boot — mehr ein Kanu eigentlich —, das sie dir vielleicht leihen wurde.“
„Ohne da? ich ihr die ganze Geschichte erzahlen mu?? Das glaube ich nicht.“
„Oh, ich wurde nicht sagen, da? sie in dem Punkt sehr weiblich ist.“
„Ich habe nicht an ihr Geschlecht gedacht, sondern nehme lediglich an, da? sie wie jeder andere Mensch reagiert. Ich wurde ein Boot auch nicht verleihen, ohne eine ziemlich genaue Vorstellung davon zu haben, wozu es benutzt werden soll. Ich hatte eigentlich vor, eins zu
Seevers Gesichtsausdruck veranderte sich, als er ein paar Sekunden lang nachdachte.
„Jetzt, wo ich daran denke, fallt mir ein, da? sie wirklich etwas gefragt hat. Aber es ging dabei nicht um Feuer. Vor einigen Wochen erwahnte ich, beim Dinner, soweit ich mich erinnere, da? mein junger, alter Freund Bob Kinnaird bald vom College zuruckkommen wurde, und da stellte sie ein paar Fragen. Ich kann mich nicht mehr erinnern, um was es ging, aber sie kamen mir damals sehr normal vor. Sie hat dich ja nie sehr gut gekannt, und als du dieses andere Problem hattest, war sie nicht hier; damals nahm ich an, da? sie sich nur wunderte, warum ich dich als Freund bezeichnete und nicht nur als Patienten, wie alle anderen.“
Bob dachte einige Minuten nach, ohne den Jager zu konsultieren.
„Vielleicht sollte ich wirklich mit ihr wegen des Bootes sprechen“, sagte er dann. „Es ware eine Entschuldigung fur ein Gesprach, und vielleicht erfahre ich dann etwas, das diese Bemerkung uber das Feuer erklart. Sind Sie einverstanden, wenn ich sie hereinrufe?“
Seever nickte zustimmend, doch die Dinge entwickelten sich anders, als sie es erwartet hatten. In dem Augenblick, als Bob die Tur zum Wartezi mmer offnete, nickte Jenny einem der inzwischen eingetroffenen Patienten zu, der sofort aufstand und in das Sprechzimmer trat. Bob blieb nichts anderes ubrig, als ihm die Tur aufzuhalten.
Die Anwesenheit der anderen Patienten gab ihm auch keine Gelegenheit, mit Jenny zu sprechen, au?er die grundsatzliche Frage zu stellen, durch die ein langeres Gesprach eingeleitet werden sollte.
Und im Augenblick war er sich nicht einmal sicher, ob er auch nur diese Frage stellen sollte. Er fragte den Jager mit unhorbarer Stimme: „Sollen wir lieber warten?“ Der Jager riet ihm, auf jeden Fall nach dem Boot zu fragen, da sie es so dringend brauchten. Bob hatte fast genickt, doch konnte er sich noch rechtzeitig zusammennehmen.
„Jen“, sagte er, „dein Dad hat mir gesagt, da? du ein Boot hast, und ich brauche gerade eins fur eine Weile. Kann ich nach der Sprechstunde zuruckkommen und mit dir daruber sprechen?“
Jenny zogerte, doch sowohl Bob als auch sein Symbiont erkannten, da? die Bitte sie uberraschte.
„Wir haben hier keine festen Sprechzeiten“, sagte sie. „Dad ist immer zu sprechen, aber ich bin gegen vier oder so fertig. Komm am Nachmittag wieder her, wenn du magst. Aber hast du daruber schon mit diesem langen Lulatsch Malmstrom gesprochen?“
„Ich habe ihn zufallig getroffen, als ich gestern Abend hier ankam, und wir haben uns ein wenig uber die alten Zeiten unterhalten, bis meine Schwester und meine Mutter auftauchten.“
„Hat er etwas von meinem Boot gesagt?“
„Nein, warum sollte er auch? Ist es nur fur blonde Manner von uber sechs Fu?, drei Zoll Gro?e zu haben? Ich konnte mein Haar zur Not etwas bleichen, aber ich wei? nicht, wie ich funf Zoll gro?er werden kann.“ Bob hatte ein Risiko auf sich genommen, dachte der Jager, im Beisein anderer Menschen Fragen zu stellen, die zu projektbezogenen Antworten fuhren konnten, doch Bob war anderer Meinung. Er war sicher, da? Jenny, was immer sie sagen mochte, vor anderen Menschen niemals die Selbstkontrolle verlieren wurde, und diese Notwendigkeit mochte sie, wie er hoffte, davon ablenken, gewisse Dinge vor
Doch es funktionierte nicht.
„Nein“, sagte sie nur. „Ich werde spater mit dir reden.“ Die vier Menschen im Warteraum hatten das Gesprach naturlich verfolgt, und mindestens zwei von ihnen grinsten amusiert. Jenny starrte einen der beiden wutend an — es war ein Madchen ihres Alters —, setzte sich dann wieder hinter ihren Schreibtisch und beschafti gte sich nachdrucklich mit ihren Papieren. Bob versuchte, ihren Blick auf sich zu ziehen, doch sie sah nicht auf, und nach ein paar Sekunden ging er hinaus.
Er stieg auf sein Rad und fuhr zur Pier.
„Wei?t du“, sagte er zu seinem Gast, „irgend etwas ist faul hier. Ich mochte nur wissen, ob es etwas mit uns zu tun hat oder nicht. Ihre Frage uber Feuer la?t darauf schlie?en, aber das ist auch alles.
Man konnte glauben, da? sie mit Shorty Malmstrom eine Art privater Fehde hat…“
„Die uberhaupt nichts mit dem Feuer zu tun haben mu?“, unterbrach der Jager.
„Richtig.“ Bobs Gedankengang war unterbrochen worden, und er starrte finster vor sich hin, wahrend er die Stra?e hinabfuhr. Schlie?lich sagte er entschlossen: „Wir sollten Shorty aufstobern und versuchen, ein paar weitere Stucke dieses Puzzlespiels zu finden.“ Der Jager erklarte, da? das ein vernunftiger Vorschlag sei, aber er brachte ihnen nichts; Malmstrom war nirgends zu finden.
Es war Freitag, und er hatte arbeiten mussen, doch diese Erkenntnis half ihnen auch nicht, ihn aufzutreiben. Auf Ell waren soviel Arbeitszeiten als auch Arbeitsplatze variabel, da die Bevolkerung der Insel nur klein war und die Arbeit an dem Ort und zu dem Zeitpunkt getan werden mu?te, wenn sie anfiel. Malmstrom gehorte noch zu den jungsten und unerfahrensten Mitgliedern der arbeitenden Bevolkerung und konnte auf jedem Teil der Insel eingesetzt worden sein. Doch an einigen Stellen der Insel mochte er wahrscheinlicher zu finden sein, als an anderen.
Er war nicht auf dem Flo?, an dem die Catalina vertaut war. Bob erinnerte sich, da? Dulac ihm gesagt hatte, er hatte heute einen freien Tag.
Malmstrom war auch nicht irgendwo in der Raffinerie oder bei der Pumpstation am Ende der Pier.
Heute lag kein Tanker dort, und die Pumpen sta nden still, doch die Raffinerie war immer in Betrieb; sie brauchten eine volle Stunde, um sich zu vergewissern, da? der, den sie suchten, nicht dort war.
Das lag teilweise an den Veranderungen, die seit Bobs Kindheit hier eingetreten waren; die Raffinerie mu?te wahrend des Korea-Krieges erheblich vergro?ert und ausgebaut werden. Zu den Schiffstreibstoffen und Schmierolen, mit denen PFI die Produktion begonnen hatte, waren die leichteren Brennstoffe gekommen, mit denen der gewaltige Durst der Jettriebwerke geloscht wurde; und spater hatte man auch Rohmaterial fur die Plastikproduktion in die Liste aufgenommen.
Diese Ausweitung der Kapazitat machte sich auch auf dem nordlichen Ende der Insel, wohin sie als nachstes fuhren, bemerkbar. Die Zahl der Kultur-Tanks war erheblich hoher; die Destillationsanlage war doppelt so gro? wie fruher; neue und schneller wachsende Pflanzen bedeckten die Teile der Bodenflache, auf denen Nachschub fur die Tanks gezogen wurde. Es waren dort viele Menschen bei der Arbeit, doch Malmstrom war nicht dabei.