wissen, weil wir ihn nicht sehen ko nnen — sie verursachen lediglich einen periodisch auftretenden Doppier-Effekt im Spektrum der hellen Sterne — und zwei roten Zwergsonnen, die in einer weiten Umlaufbahn um die anderen kreisen.

Uber diese Zwergsonnen wissen wir eine ganze Menge, weil sie ein Schatten werfendes spektroskopisches Paar bilden; wir glauben, da? es die Sonnen vom Planeten des Jagers sind, weil alles, was wir uber ihren Helligkeitsgrad, ihre Perioden und so weiter wissen, mit seinen Beobachtungen und Erinnerungen ubereinzustimmen scheint. Sie sind sogenannte veranderliche Sterne, was ebenfalls zutreffen wurde. Das System, liegt funfundvierzig oder funfzig Lichtjahre entfernt. Der Jager kennt die Geschwindigkeit der Raumschiffe nicht genau, halt die Entfernung jedoch fur relativ gering.“

„Du hast einige Furworte verwechselt — zumeist die ›Wirs‹“, sagte seine Mutter, „aber ich denke, da? wir die Situation jetzt begriffen haben. Okay, wir wollen ebenfalls optimistisch sein — uns bleibt schlie?lich nichts anderes ubrig, genau wie euch beiden.“ Der Jager war dankbar fur ihre Wortwahl; nach dem Eingestandnis uber seine lange Lebenserwartung ware es nicht unlogisch gewesen, wenn diese Frau den Verdacht geschopft hatte, da? Bob nur eine zufallige Episode in seinem langen Leben war, einer der zehn oder mehr Gastgeber, der eben fruher starb als die anderen. Tatsachlich aber machte der Alien sich gro?e Sorgen um Bobs Zustand, und mindestens genauso stark bedruckte ihn seine eigene Verantwortung dafur. Er erlaubte sich nicht, an die eigene Zukunft zu denken, falls es ihm nicht gelingen sollte, Bobs Leben zu erhalten.

Bobs Vater war davon vielleicht genauso uberzeugt wie es seine Mutter anscheinend war, doch seine Worte lie?en keinen Schlu? in die eine oder in die andere Richtung zu. Sein Job bei PFI brachte sehr viel Verantwortung mit sich und hatte ihn zu einem energischen und entschlu?freudigen Mann werden lassen. Seine Worte befa?ten sich aus schlie?lich mit den Dingen, die erledigt werden mu?ten.

„Also gut. Schritt eins: Bob schlaft sich grundlich aus, damit er morgen wenigstens normal aussieht und normal handeln kann. Zweitens, er sucht morgen fruh Ben Seever auf, berichtet ihm alles und unternimmt gemeinsam mit ihm alles Notwendige, um einen Job zu bekommen, der seinen Zustand nicht verschlechtert. Es ware gut, wenn er dabei genugend freie Zeit fur das Suchprojekt haben wurde, aber wir wollen uns mit dem Moglichen zufrieden geben.

Drittens, ich tue, was ich kann, um eine luftunabhangige Tauchausrustung aufzutreiben. Ich wei?, da? es auf Ell keine gibt, doch habe ich gehort, da? PFI auf Tahiti damit experimentiert. Ich werde mich auch um ein Metallsuchgerat kummern, feststellen, ob es hier verfugbar ist, und ob man es unter Wasser einsetzen kann.

Der Jager wird sich eine Reihe von sinnvollen Methoden einfallen lassen, um die Aufmerksamkeit seiner Leute zu erregen, die auf der Insel oder irgendwo sonst auf der Erde sein mogen, ohne ins Extrem zu gehen und die Sache weltweit zu publizieren. Ich wurde das gerne selbst ubernehmen, doch wenn es die Vorhaben beeintrachtigt, die sie hier durchfuhren wollen, konnte es sie vielleicht dazu veranlassen, die Erde als ungeeignete Basis anzusehen und sie zu verlassen. Ich halte das zwar nicht fur sehr wahrscheinlich, aber wir durfen keinerlei Risiko eingehen.

Au?erdem werden sich sowohl Bob als auch der Jager ernsthafte Gedanken daruber machen, welche und wie viele andere Menschen wir als Mitarbeiter brauchen. Ich bezweifle, da? funf Personen, eine davon bei schlechter Gesundheit und eine andere in ihrer physischen Bewegungsfreiheit sehr eingeschrankt, ausreichen werden. Ich wei?, da? man uber diesen Punkt genau nachdenken mu?, also denkt nach.“

Doch es war nicht das Nachdenken, das den ersten Mitarbeiter brachte.

3

Komplikationen

„Hast du in letzter Zeit wieder ein Feuer angesteckt?“

Das war alles andere als eine Standard-Begru?ungsformel, und sowohl Bob als auch der Jager waren leicht uberrascht. Das junge Madchen, das sie mit dieser Frage empfangen hatte, uberraschte sie nicht; sie kannten Jenny Seever seit Jahren und hatten gehort, da? sie jetzt bei ihrem Vater arbeitete. Da die Bevolkerungszahl der Insel stark angestiegen war, hatte die Gesellschaft das Haus Dr. Seevers durch Anbauten in ein kleines Hospital verwandelt. Seever selbst war dadurch gezwungen worden, etwas formeller zu werden und zumi ndest Krankenblatter uber seine Patienten zu fuhren. Der erste Gedanke, der den beiden Besu-chern kam, war, da? Doc Seever Aufzeichnungen uber das vorangegangene Projekt gemacht hatte, die seiner Tochter in Verbindung mit ihren Aufgaben irgendwie zuganglich geworden waren.

Bob wies diesen Gedanken jedoch sofort zuruck.

Der Arzt wurde davon nichts schriftlich niedergelegt haben, und auf gar keinen Fall hatte er solche Aufzeichnungen an einem Ort aufbewahrt, wo andere Menschen sie finden mochten.

Trotzdem, das Madchen schien irgend etwas zu wissen. Die Polizeiaktion war tatsachlich mit einem Feuer zu Ende gegangen, mit einem Scheiterhaufen aus Schwerol, das den geflohenen Alien verbrannte, und die Frage war auf keinen Fall zufallig gestellt worden. Doch Bob hatte eine ganze Reihe von Kriminalromanen gelesen und konnte nicht so leicht ausgetrickst werden; er wollte ihr nicht mehr erzahlen, als sie vielleicht schon erfahren hatte.

„Jede Menge“, antwortete er nach einem kurzen Zogern, das ihr vielleicht mehr sagte als seine Worte. „Wir hatten einen herrlichen Fruhling im Nordosten, und vor den Schlu?examen laufen immer eine ganze Reihe Picknicks. Warum?“

Jenny antwortete nicht direkt; die beiden Besucher bekamen den Eindruck, da? sie diese Antwort nicht erwartet hatte, und darin hatten sie vollig recht. Doch da sie schlagfertiger war und schneller schaltete, als Bob oder der Jager, wu?te sie, da? es sinnlos war, noch mehr Schusse ins Blaue abzugeben, nachdem der erste Schu? danebengega ngen war. Sie wechselte das Thema und lie? die anderen vermuten, was sie wollten — wobei ihr naturlich nicht klar war, da? der Mann, der vor ihrem Schreibtisch stand, zwei Personen reprasentierte.

„Ich nehme an, du willst zu Dad.“

„Sicher. Ich kann nicht arbeiten, ohne vorher untersucht worden zu sein, und ich schulde PFI ein paar Jahre Arbeit fur mein Chemie-Diplom, also brauche ich sein Attest, da? bei mir alles in Ordnung ist, klar? Au?erdem will ich ohnehin mit ihm sprechen, schlie?lich sind wir alte Freunde. Ist gerade jemand bei ihm?“

„Ja, Du mu?t warten.“ Sie konnte sich einen zweiten Schu? doch nicht verkneifen. „Willst du Streichholzer haben?“

„Nein, danke. Ich rauche nicht.“

„Nicht einmal Schwerol?“

„Nicht fur viel Geld.“ Der Jager wunschte, da? er sich an diesem Duell beteiligen konnte, mu?te jedoch zugeben, da? Bob auch ohne ihn recht gut zurechtkam. Offensichtlich wu?te das Madchen irgend etwas; jede Moglichkeit eines Zufalls war mit der zweiten Frage verschwunden. Man mu?te etwas uber ihren Status in Erfahrung bringen, bevor mehr gesagt werden durfte, doch das schien Bob genauso klar zu sein wie seinem Symbionten.

„Manche Menschen haben recht merkwurdige Hobbys“, konterte Jenny.

„Das stimmt. Zum Beispiel, geheimnisvoll zu tun.

Hor zu, Madchen — oder Mi? Seever, wenn dir das lieber ist — ich habe keine Ahnung, worauf du uberhaupt hinaus willst.“ Der Jager, mit der fast leidenschaftlichen Wahrheitsliebe, die er im Laufe seines langen Lebens entwickelt hatte, fuhlte sich durch diese Bemerkung sehr bedruckt. Selbst sein Zugestandnis, da? es eigentlich keine Luge war, da Bob nur raten konnte, was sie mit ihren spitzen Bemerkungen meinte, war keine vollstandige Beruhigung. „Falls irgend jemand auf der Insel ein Haus in Brand gesteckt haben sollte oder so was, so habe ich keine Ahnung davon. Ich bin zwei Jahre fort gewesen und erst gestern Abend zuruckgekommen. Falls du von etwas anderem reden solltest, mu?t du etwas deutlicher werden, damit ich verstehe, was du meinst. Wenn du nur versuchst, witzig zu sein, la? dir sagen, da? ich es gar nicht komisch finde. Vielleicht solltest du mal andere Detektivgeschichten lesen. Ich falle auf diese Masche nicht herein.“

„Warum solltest du auch?“ fragte sie. Bob hatte einen Moment lang das Gefuhl, einen Fehler gemacht zu haben, fuhr jedoch ohne zu zogern fort, in der Hoffnung, da? nur der Jager etwas gemerkt hatte.

„Ich sollte es nicht, und ich konnte es nicht. Weil es nichts gibt, das mich irgendwie hereinfallen lassen konnte. Falls du mich fur einen Pyromanen halten solltest, sieh in den Unterlagen deines Vaters nach. Du

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