„Irgendwie“, fuhr Bob fort, „mussen wir uns ein Boot beschaffen. Dad sieht sich nach einer Tauchausrustung um und versucht, einen Metalldetektor aufzutreiben, aber die Schiffe sind jenseits des Riffs heruntergekommen — zumindest das Schiff des Jagers —, und eine Generatorabdeckung des anderen ist an einem Ort aufgetaucht, der vermuten la?t, da? sie von drau?en hereingespult worden ist.
Wir brauchen ein ziemlich stabiles Boot, da man drau?en mit einem ziemlichen Seegang und mit Brechern rechnen mu?.“
Seever akzeptierte den Themenwechsel. „Es mu ?te auch ziemlich gro? sein und Luftpumpen, Schlauche und all das Zeug aufnehmen konnen.“
„Vielleicht nicht. Dad will versuchen, eine luftunabhangige Tauchausrustung aufzutreiben — von dem Typ, den dieser Cousteau entwickelt hat. Ich habe ein paar davon in den Staaten gesehen, aber ich hatte nicht genugend Geld, sonst hatte ich eine mitgebracht.“
„Vielleicht hat die Gesellschaft ein paar davon.“
„Das will Dad ja feststellen. Doch selbst, wenn er eine auf treibt, durfte es bei meinem Zustand schwierig werden, sie standig zu benutzen.“
„Es durfte schwierig werden, irgend etwas standig zu tun, au?er, fur PFI zu arbeiten. Ich bin vielleicht in der Lage, dich von schwerer korperlicher Arbeit zu befreien oder dich soweit in Ordnung zu bringen, da? du sie leisten kannst, aber ich sehe keine Moglichkeit, da? du acht Stunden pro Tag im Wasser bist und den Meeresboden au?erhalb des Riffs absuchst. Thorwaldsen ist sehr fur jede Art von Grundlagenforschung, doch dein Projekt la?t sich da nur sehr schwer einordnen.“
Der Jager und sein Gastgeber hatten dieses Thema sehr eingehend besprochen, und so konnte Bob sofort antworten.
„Wir haben uns einige Gedanken daruber gemacht. Denken Sie daran, da? ich eine gro?ere Gewi?heit uber die Entwicklung von Fusionskraft und Uberlichtgeschwindigkeitsantrieben habe, als Toke in den zwanziger Jahren, als er PFI aufbaute, uber die Moglichkeiten der Biotechnik. Ich bin dessen so sicher, wie es die Russen bei der Atombombe gewesen sind. Sie hatten es nicht notig, irgend etwas zu stehlen; als wir sie einsetzten, handigten wir ihnen gratis das einzige Wissensdetail aus, ohne das sie vielleicht nicht in der Lage gewesen waren, ihre eigene Bombe herzustellen. Wenn es mir gelingen konnte, den alten Toke davon zu uberzeugen, da? ich auf einem der beiden Gebiete etwas Greifbares in Handen hatte, wurde er mir wahrscheinlich grunes Licht fur Grundlagenforschung geben. Es gibt da nur zwei Schwierigkeiten: einmal mu? ich meine medizinischen Probleme
Naturlich kann dabei auch eine Rolle spielen, da? ich immer Hemmungen habe, irgend jemand vom Jager und seinen Leuten zu erzahlen; jedes Mal, wenn ich auch nur daran denke, fallt mir sofort ein, da? sie hinterher verbreiten werden, Bob Kinnaird habe den Verstand verloren.“
„Du wei?t, da? ich deine Behauptungen unterstutzen konnte“, sagte Seever. „Ich habe es schlie?lich schon einmal getan, als deine Eltern sie anzweifelten.“
„Das ware sehr riskant fur Sie. Nicht jeder ist durch einen grunen Gallertklumpen von synthetischer Lungenentzundung geheilt worden, und nicht jeder, der von dem grunen Gallertklumpen erfahrt, wird freundlich und rational darauf reagieren. Ich mochte nicht paranoid wirken, aber ich konnte mir vorstellen, da? Menschen, die vom Jager erfahren, mir die Vorteile neiden, die ich durch ihn habe, und…“
„Deine derzeitigen ›Vorteile‹ durften kaum Neid hervorrufen.“
„Wir gehen davon aus, da? meine Probleme gelost werden. Ich versuche, moglichst weit vorauszudenken. Wir wollen jede Mitteilung an die Chefetage so lange aufschieben, bis wir keine anderen Pfeile mehr im Kocher haben und uns vorlaufig darauf konzentrieren, ein brauchbares Boot zu finden.“
„Wenn du keine Tauchausrustung hast, ob diese luftunabhangige oder eine andere, wozu brauchst du dann so eilig ein Boot? Beim Freitauchen hinter dem Riff kommst du nicht tiefer als drei oder vier Faden, und selbst das wurde viel Zeit kosten.“
„Das wei? ich selbst. Und ich wurde es auch nicht lange durchhalten, falls Sie nicht irgend etwas gegen diese Schwacheanfalle unternehmen konnen.
Das war auch nicht unsere Absicht. Erinnern Sie sich noch an das Metallstuck, das die anderen Jungen und ich damals auf einer der Riff-Inseln gefunden haben?“
„Ich erinnere mich, da? du mir davon erzahlt hast.
Du sagtest, es sei eine Generator-Abdeckung oder so etwas von einem der beiden Schiffe. Ich habe es nie selbst gesehen.“
„Das meine ich. Wir wollen es wiederfinden und vom Jager grundlich untersuchen lassen. Er hofft, daran erkennen zu konnen, wie weit der andere damit getrieben ist. Er will versuchen, selbst darin eine Weile unter Wasser zu bleiben, um festzustellen, wie viel Kraft dazu notig ist, vielleicht sogar den Weg des anderen zuruckverfolgen. Das Ding ist bestimmt nicht von selbst uber die Korallen geschleift.“
„Meinst du nicht, da? die Korallen wahrend der vergangenen sieben oder acht Jahre so gewachsen sind, da? solche Untersuchungen ziemlich sinnlos werden?“
„Vielleicht, aber der Jager glaubt, da? es trotzdem einen Versuch wert ist, und ich stimme ihm zu. Auf jeden Fall konnen wir dadurch das Suchgebiet eingrenzen, bis unsere Tauchausrustung eintrifft. Naturlich sind wir immer fur bessere Vorschlage dankbar.“
Seever seufzte. „Okay, dann wollen wir uns jetzt zunachst um den rein medizinischen Teil des Problems kummern. Als erstes werde ich eine Blutprobe nehmen; ich habe hier zwar nicht alle Laboreinrichtungen, die ich brauchen wurde, aber es sollte doch reichen, um herauszufinden, woran es bei dir ma ngelt.“ Sein Gesichtsausdruck verriet Pessimismus.
„Unter den bekannten Krankheiten gibt es eine, auf die die von dir beschriebenen Symptome zutreffen, und ich habe gerade kurzlich von einem neuen Medikament gehort, das dir moglicherweise helfen konnte. Der Ordnung halber mochte ich hinzufugen, da? ich nicht dafur garantieren kann, damit etwas gegen die Ursachen deiner Schwache tun zu konnen, die ja noch niemand definiert hat. Und naturlich habe ich das Medikament nicht hier.“
„Woher mussen Sie es schicken lassen? Aus den Staaten?“
„Von Japan wurde es sehr wahrscheinlich schneller hier sein.“
„Ist es ein Mittel, das Sie normalerweise verschreiben wurden? Ich meine, konnte nicht jemand mi?trauisch werden, wenn Sie es bestellen?“
„Werde nur nicht paranoid. Junge. Niemand hat jemals kontrolliert, was ich bestelle. Ich bin mein eigener Bo?. Es gibt keinen Menschen auf Ell, dem der Name ›Neostigmin‹ etwas sagen wurde, wenn er die Bestellung zu Gesicht kriegen sollte, au?er vielleicht dem alten Toke selbst. Vielleicht kann ich dir mehr sagen, wenn ich dein Blut untersucht habe, aber verla? dich nicht darauf. Selbst wenn der Jager Detektiv ist und kein Biochemiker und mit einer nichthumanen Spezies aufgewachsen ist, mu? er doch mehr uber menschliche Physiologie und Biochemie wissen, als ich. Wenn er dir irgend etwas sagen sollte, tu es; warte nicht auf meinen Rat.“
Der Jager wu?te, da? Seever recht hatte, doch er bedauerte, dieses Thema provoziert zu haben. Bobs Stimmung war ohnehin sehr schlecht, und ihn am Leben zu erhalten, war hart genug. Alle Bemuhungen, ihn hoffnungsvoller in die Zukunft blicken zu lassen, wurden durch die hohe Intelligenz des jungen Chemikers kompliziert; jede Ermutigung mu?te logisch und vernunftig sein, um uberhaupt von ihm akzeptiert zu werden. Er und der Jager hatten vor langerer Zeit einmal kurz uber die Moglichkeit gesprochen, das Schiff, das sie zu finden hofften, so genau zu untersuchen, da? sie in der Lage sein wurden, nach diesem Vorbild ein gro?eres zu bauen, das Bob zum Castor-System bringen konnte.
Bob hatte diese Vorstellung sofort als undurchfuhrbar zuruckgewiesen. Ihm war klar gewesen, da? dieses Vorhaben soviel Erfolgsaussichten hatte, als wenn ein Cro-Magnon Mensch versucht hatte, einen Flugzeugmotor nachzubauen. Es war keine Frage angeborener Intelligenz, sondern des Wissenshintergrundes einer Kultur.
„Ich werde die Blutprobe aus Bobs rechter Armvene entnehmen, Jager, also zieh dich aus der Region zuruck“, sagte Seever, als er mit einer Injektionsspritze in der Hand auf Bob zutrat. „Ich kann mir das Abbinden