detaillierte Beschreibung der Struktur der Luftschleusen und erlauterte, warum die Hauptschleuse aller Wahrscheinlichkeit nach unpassierbar war. „Es wurde dem Captain die Entscheidung erleichtern“, schlo? er, „konntet ihr herausfinden, ob und wann das Wasser sich verlaufen wird. Falls das gesamte Schneefeld schmilzt und uber einen Abflu? von Plateau herabflie?t, werden wir hier, so schatze ich, fast ein Jahr lang festliegen und uns entsprechend einrichten mussen. Sollte die Aussicht bestehen, da? wir trockenes Land erreichen konnen, ohne allzu viel Zeit zu verlieren, wurden wir es gerne wissen.“
Diesmal dauerte es langer als vierundsechzig Sekunden, bis Benjs Antwort kam. Auch er hatte nun Stoff zum Nachdenken erhalten.
„Ich habe alle Informationen gespeichert und sie hinauf ins Planungsburo geschickt“, meldete er sich schlie?lich. „Die Laboratorien erhalten Kopien. Mir ist jedoch schon jetzt klar, da? es verdammt schwierig sein wird, uber die weitere Entwicklung des auf dem Plateau entstandenen Flusses Voraussagen zu machen; ohne mehr Datenmaterial ist es vielleicht sogar unmoglich.
Wie du bereits sagtest, unterliegt das gesamte Schneefeld womoglich einem jahreszeitlich bedingten Schmelzproze?. Ich wei? nicht, wie genau eure Luftaufklarung dieses Gebiet erfa?t hat, und ich wei? nicht, wie tauglich die Satellitenfotos sind, aber ich wette, da? es, selbst wenn die Karten vervollstandigt sind, noch genug Anla? zu Meinungsverschiedenheiten gibt. Wir wissen nach wie vor viel zuwenig uber den Planeten.“
„Aber ihr habt bereits viele Erfahrungen mit zahlreichen anderen Planeten gesammelt“, erwiderte Beetchermarlf. „Ich glaubte, das wurde uns weiterhelfen.“
Wieder lie? die Antwort langer auf sich warten, als die Entfernung allein zu erklaren vermochte.
„Es stimmt, da? die Menschen und ihre Freunde auf vielen Planeten Erfa hrungen gesammelt haben, und ich kenne jede Menge Lekture daruber.
Argerlicherweise nutzen sie uns in diesem Fall nichts. Grundsatzlich gibt es drei Arten von Planeten. Eine nennen wir den terrestrischen Typ, der meiner Heimatwelt entspricht; solche Planeten sind klein, dicht und praktisch wasserstofflos. Der zweite ist der jovianische Typ oder Typ Zwei, im allgemeinen wesentlich gro?er und erheblich weniger dicht, weil der ursprungliche Wasserstoffvorrat, so nehmen wir jedenfalls an, erhalten blieb. Wir kannten nur diese beiden Arten, bevor wir die Grenzen unseres Sonnensystems uberschritten, denn darin gibt es nur diese beiden Typen. Typ Drei ist sehr gro?, sehr dicht und au?erst schwer einzuordnen. Unsere Theorie, da? die Planeten vom Typ Eins ihren Wasserstoff wegen ihrer kleinen Initialmasse verloren und die Planeten vom Typ Zwei ihn wegen ihrer gro?eren Masse behielten, reichte aus, solange wir den Typ Drei nicht kannten. Unsere Vorstellung war ganzlich zufriedenstellend und uberze ugend, solange wir nicht zuviel wu?ten. Dhrawn ist ein Planet vom Typ Drei. Man findet einen solchen Planeten niemals im Bereich einer Sonne, die einen Planeten vom Typ Eins besitzt. Dafur mu? es einen Grund geben, aber wir kennen ihn noch nicht. Wir wurden erst auf den Typ Drei aufmerksam, als unsere Rassengemeinschaft die interstellare Raumfahrt in gro?erem Umfang zu betreiben begann. Aber wir waren au?erstande, den Typ Drei personlich zu erforschen, sowenig wie wir es mi t dem jovianischen Typ vermochten. Wir konnten ein paar sehr teure Spezialroboter absetzen, die ziemlich unergiebige Informationen ubermittelten, mehr nicht. Unter allen Rassen, die wir kennen, ist eure Spezies die einzige, die der Gravitation eines Typ Drei oder dem Druck eines Typ Zwei zu widerstehen vermag.“
„Aber ist Mesklin nach deiner Beschreibung nicht ein Typ Drei? Inzwischen mu?t ihr viel uber ihn wissen; mit uns steht ihr seit ungefahr zehn Jahren in Kontakt, und einige von euch haben sogar schon Mesklins Aquatorzone betreten.“
„Der Kontakt besteht sogar schon seit funfzig eurer Jahre. Leider ist Mesklin kein Typ Drei, sondern ein etwas merkwurdiges Exemplar vom Typ Zwei. Er besa?e soviel Wasserstoff wie alle anderen jovianischen Typen, hatte er nicht eine so rasche Eigenrotation, die ihm einen Achtzehn-Minuten-Tag und eine Form wie ein Spiegelei gibt.
Eine ahnliche Welt haben wir zuvor nicht und seither nicht mehr gefunden. Jedenfalls ist mir nichts davon bekannt. Deshalb hat die Rassengemeinschaft trotz immenser Schwierigkeiten solche Anstrengungen und soviel Zeit aufgewandt, um mit euch einen dauerhaften Kontakt herzustellen und diese Expedition nach Dhrawn zu ermoglichen. In drei?ig Jahren haben wir uns mittels der Me?satelliten Kenntnisse uber diese Welt angeeignet, und die seismografischen Gerate, die ihr aufgestellt habt, werden uns weitere Informationen liefern und hoffentlich mancherlei Zweifel ausraumen. Das gleiche gilt fur eure chemischen Forschungen. Noch funf oder sechs eurer Jahre, und wir wissen genug, um erklaren zu konnen, warum es einen solchen Planeten gibt, oder wenigstens, ob man ihn einen Planeten oder einen erkalteten Stern nennen mu?.“
„Du meinst, ihr habt nur mit den Bewohnern von Mesklin Kontakt aufgenommen, um mehr uber Dhrawn erfahren zu konnen?“
Warten. Beetchermarlf dachte uber seine Frage nach und kannte die Antwort fast, als sie endlich eintraf.
„Nein, keineswegs. Jeder Kontakt mit einer anderen Rasse besitzt seinen eigenen Wert. Ich habe keine Ahnung, wann das Expeditionsprojekt eingeleitet wurde. Meine Mutter oder Dr. Aucoin mu?ten es wissen. Jedenfalls war das lange vor meiner Geburt. Naturlich kann ich mir vorstellen, da? man die Cha nce nutzen wollte, als feststand, da? ihr imstande seid, auf einer Welt wie Dhrawn zu leben und zu arbeiten.“
Beetchermarlf sah sich zu einer Frage gezwungen, die er gewohnlich als ausschlie?lich menschliche Angelegenheit betrachtet hatte, die ihn nichts anging; ahnlich wie er sich schlecht nach dem Reifegrad eines menschlichen Funfjahrigen erkundigen konnte. Aber die Frage rutschte ihm heraus, ehe er sich besann. Er und Benj diskutierten noch langer als eine Stunde uber die Grunde fur solche Aktivitaten wie das Projekt Dhrawn und warum man solche gewaltigen Anstrengungen machte und so ungeheuer viel Kapital investierte, obwohl vorerst noch auf lange Sicht keine handfesten Erfolge in Aussicht standen. Benj verteidigte sich nicht allzu gut. Er vermochte zwar die ublichen Antworten uber die Macht der Neugier zu erteilen, die Beetchermarlf in gewissem Ma?e einsah; er besa? auch genug Geschichtskenntnisse, um darlegen zu konnen, wie sehr die Menschheit und auch einige andere Rassen vom Aussterben bedroht gewesen waren, bevor sie den Wasserstofffusionskonverter entwickelten; aber er war zu jung, um uberzeugend auseinandersetzen zu konnen, wie sehr der Fortbestand jeder Kultur davon abhing, da? sie ihre Kenntnisse und Erkenntnisse uber die Gesetze des Universums standig erweiterte. Das Gesprach wurde in keiner Phase hitzig, da die Ubermittlungsverzogerungen zwischen den jeweiligen Argumentationen es den beiden gestattete, ihre Gemuter rechtzeitig abzukuhlen. Ergiebig war die Diskussion aber lediglich in bezug auf Benjs Stennishkenntnisse.
Ihr Gesprach wurde unterbrochen, als Beetchermarlf plotzlich eine Veranderung bemerkte. Wahrend der vergangenen Stunde hatte er seine ganze Aufmerksamkeit dem Gesprach gewidmet. Die schragliegende Brucke und die gurgelnde Flussigkeit waren in den Hintergrund seines Bewu?tseins geruckt. So war er sehr uberrascht, als er am Himmel funkelnde Lichter bemerkte und sie als die Sternkonstellation des Orion identifizierte. Der Nebel war gewichen.
Er sah sich um und stellte fest, da? der Wasserspiegel rings um die Brucke ein wenig gesunken zu sein schien. Zehn Minuten aufmerksamer Beobachtung uberzeugten ihn, da? er sich nicht tauschte. Der Flussigkeitsspiegel sank tatsachlich.
Wahrend der zehn Minuten, in denen er nach drau?en blickte, hatte sich Benj naturlich inzwischen nach dem Grund seines Schweigens erkundigt, und nun erteilte der Steuermann ihm die Auskunft. Der Junge verstandigte unverzuglich McDevitt, und sogleich fanden sich mehrere interessierte Menschen im Kommunikationsraum des Satelliten ein, um sich uber die Neuigkeit zu informieren. Der Steuermann sagte einen kurzen Bericht durch. Dann erst begann er, durch die Sprechrohren nach Dondragmer zu rufen.
Der Captain befand sich im Heckbereich hinter der Laborsektion, als ihn der Ruf erreichte.
Nachdem der Steuermann seine Meldung beendet hatte, trat eine Pause ein, und Beetchermarlf erwartete, der Captain werde einige Sekunden spater auf die Brucke hasten; doch offensichtlich widerstand Dondragmer dieser Versuchung.
Anscheinend war er, sehr zur Uberraschung des jungen Ste uermanns, uber die Meldung nicht im geringsten erstaunt.
„Versuche den Grad der Wasserspiegelsenkung so exakt wie moglich zu bestimmen!“ lautete sein Befehl. „Sobald eine Anderung eintritt, informiere die Menschen und mich unverzuglich.“
Beetchermarlf bestatigte den Befehl und kletterte uber die schragliegende Brucke zu einer Stelle, an der er den gegenwartigen Wasserstand notierte, indem er in dessen Hohe an einer der Sichtflachenverstrebungen einen kleinen Kratzer anbrachte. Er setzte den Captain und die menschlichen Zuhorer von dieser Ma?nahme in Kenntnis, kehrte auf seine Station zuruck und widmete der Markierung fortan seine volle Aufmerksamkeit. Die Wellen, die