Tonband. Dann klarte er Rowson auf.

„Gibt es keine andere Moglichkeit?“ fragte der Captain enttauscht, um begutigend hinzuzufugen: „Na ja, mir fiele auch nichts Besseres ein. Aber schlie?lich bin ich kein Funker. Was glauben Sie, wann wir mit einer Antwort rechnen konnen? Wenn alles nach Plan verlauft, wann kamen sie wieder in Funkreichweite?“

„Nicht vor vier Tagen. Solange sind sie bestimmt unterwegs.“

„Versuchen Sie es weiter.“

„Das machen die Gerate fur mich. Ich habe keine andere Moglichkeit, falls mir nicht doch noch etwas einfallt. Blo? mochte ich nicht so untatig herumsitzen. Beim Arbeiten kommen einem die Ideen noch eher, als wenn man bewu?t danach sucht.“

„Es gibt genug Beschaftigung. Wie ware es denn, wenn Sie mit einem tragbaren Sender auf einen Berggipfel stiegen? Da mu?te doch die Reichweite wesentlich gro?er sein. Wenn Sie es schaffen, gebe ich eine Runde.“

„Kaum. Vergessen Sie nicht, da? ich jetzt die Ionenschicht als Reflexionsmedium ausnutze. Die Schicht ist hoher als alle Berge.“

„Hm, stimmt auch wieder.“

„Ich konnte Ren und Dr. Burkett helfen…“

„Die beiden sind schon mit dem Traktor unterwegs. Vielleicht halten Sie Funkverbindung mit ihnen.“

„Gut.“

Zaino kehrte in die Funkzentrale zuruck und hatte keine Schwierigkeiten, Kontakt mit dem Traktor herzustellen, der Hargedon und die Mineralogin zum Vulkan bringen sollte.

Letztere hatte bisher vergeblich versucht, Verbindung zur ALBIREO aufzunehmen und machte einige bissige Bemerkungen uber im Dienst schlafende Funker.

Zaino verteidigte sich.

„Schlie?lich bin ich. der einzige Funker, und ich habe genug damit zu tun gehabt, Eileen und Eric zu rufen. Was macht der Lavastrom?“

„Noch nicht in Sicht“, gab sie zuruck. „Wir konnen die ALBIREO nun nicht mehr sehen, aber es sind noch zwei Kilometer bis zu der Stelle, an der ich schon gewesen bin.

Wahrscheinlich ist der Strom naher gekommen. Ich hatte zu wenig Zeit, aber meiner Schatzung nach bewegt sich die Lava mit einer Geschwindigkeit von hundert Metern in der Stunde. Wir mussen das noch genau messen. Auch halte ich es fur unbedingt notwendig, eine Probe der zahflussigen Masse zu untersuchen. Wenn ich nur wu?te, wie ich eine Probe aus dem Krater direkt erhalten konnte…!

Ehrlich gesagt, ich habe in meinem ganzen Leben keinen merkwurdigeren Vulkan gesehen. Was ist… haben sich Eileen und Eric schon gemeldet?“

„Bisher noch nicht.“

Nach kurzer Pause sagte Burkett:

›Jetzt konnen wir den Lavastrom sehen. Ungefahr funfhundert Meter vor uns. Wir gehen so nahe heran, wie es ohne Gefahr moglich ist. Ich mu? wissen, ob es wirklich Lava oder nur Schlamm ist.“

„Schlamm? Ist denn das moglich? Ich habe immer gedacht, auf Merkur gabe es kein Wasser.“

„Das ist auch wahrscheinlich, aber die halbflussige Form von Schlamm mu? nicht immer bedeuten, da? Wasser im Spiel ist.

Wenigstens nicht hier. Der Schlamm kann auch aus Schwefel bestehen.“

„Schwefel oder Schlamm — besser jedenfalls als Lava. Das Schiff ware dann keiner Gefahr ausgesetzt?“

„Kaum.“

„Warum dann die Aufregung?“

Als sie antwortete, erinnerte ihn ihre Stimme an die einer anderen Frau — an seine Mathematiklehrerin, wenn sie ihn nach den Stunden noch dabehielt und Formehl mit ihm durchging.

„Weil der Strom, soweit ich das beurteilen kann, wahrscheinlich doch aus Lava besteht, und sollte ich mich irren, so bedeutet mein Irrtum die Rettung der Expedition. Ich habe jetzt keine Zeit und keine Lust, Ihnen meinen Standpunkt zu erklaren, Zaino. Idi berichte jetzt fortlaufend uber unsere Beobachtungen und erwarte, da? Sie mich nur dann unterbrechen, wenn die Lage es erfordert oder wenn Eileen sich meldet. — Entfernung jetzt noch dreihundert Meter. Bewegung wie vorher; es ist also anzunehmen, da? keine Teilung des Stroms erfolgt und er sich nur langs des Tals bewegt.

Die Dicke betragt einen guten Meter, was auf eine ungewohnliche Dichte des Materials schlie?en la?t. Oder mit der Zahflussigkeit ist es nicht so weit her, was ich fur wahrscheinlicher halte. Das Zeug ist genauso schwarz wie die Rauchsaule.“

„Kein Gluhen?“ fragte Zaino.

„Schwarz! Wenn wir naher kommen, wird sich die Temperatur leicht messen lassen. Die Front verlauft bis auf einige Ausbuchtungen ziemlich gerade. An einer Stelle flie?t sie um einen Dornkegel herum. Ubrigens, Zaino, ich hoffe doch, da? Sie alles aufnehmen?“

„Naturlich, Ma’am“, erwiderte er. „Auf mein letztes Tonband.“

„Gut. Wir halten in der Mitte des Tals, etwa einhundert Meter vor dem Strom. Ich werde jetzt aussteigen und zu Fu? weitergehen.

Einen Radiometer und Sammelgefa? nehme ich mit. Hoffentlich funktioniert die Funkanlage des Anzuges.“

Zaino zuckte zusammen, als er das horte. Dr. Burkett wurde immer bissiger, daran konnte kein Zweifel bestehen. Aber Zaino war ein schlechter Psychologe. Er kam nicht auf den Gedanken, da? die Frau Angst haben konnte.

„Ren, Sie bleiben hier stehen, bis ich Ihnen sage, da? Sie weiterfahren konnen. Der Traktor darf auf keinen Fall gefahrdet werden. Zuerst werde ich die Temperatur messen, dann Proben entnehmen. Ich kehre danach zuruck, um die Markierungszeichen zu holen, die ich setzen werde.“

„Kann ich das nicht tun, wahrend ich auf Sie warte?“

„Naturlich konnten Sie das, aber es ist mir lieber, wenn Sie hinter dem Steuer sitzen bleiben, Ren.“

Hargedon gab keine Antwort. Dr. Burkett setzte ihren Bericht fort:

„Ich gehe dem Strom entgegen und bewege mich dabei schneller als er. Noch zwanzig Meter. Ich beginne mit den Strahlungsmessungen.“ Es entstand eine kurze Pause. „Es geht los… neunsechzig … neunachtzig … neunneunzig. Die Daten stammen vom Fu? des Dornkegels. Neunachtzigfunf …“ Es kamen weitere Daten, dann sagte Burkett: „Ich gehe jetzt naher heran … ich mu?, weil die Stange des Sammelgefa?es nur drei Meter lang ist. Bin da. Die Lava ist sehr flussig — es ist nicht schwer, eine Probe zu entnehmen. Die Dichte ist nur gering. Jetzt gehe ich zum Traktor zuruck — nein, Ren! Sie sollen bleiben, wo Sie sind! Kommen Sie mir nicht entgegen!“

Es entstand eine langere Pause.

Zaino konnte sich die vom Raumanzug eingehullte Gestalt der Wissenschaftlerin gut vorstellen, wie sie sich von der kriechenden Gefahr entfernte und auf den Traktor zueilte. Er war froh, als er wieder ihre Stimme vernahm:

„Schon hart geworden, Ren. Geben Sie mir die Markierungen.“

Wieder eine Pause, kurzer diesmal.

„Ich habe die erste Markierung angebracht. Sie ist mit den anderen durch eine Leuchtschnur verbunden, die ich abrolle, wahrend ich zum Traktor zuruckgehe. Nun warten wir und registrieren die Zeit, die der Strom benotigt, um die einzelnen Markierungen zu erreichen.“

„Wie weit sind Sie vom Zentrum entfernt?“ fragte Zaino.

„Zu weit, um es sehen zu konnen. Auch die Entnahme einer Probe ist leider nicht moglich. Wir… mein Gott! Was war das?“

Zaino hatte gerade noch Zeit zu fragen:

„Was meinen Sie?“

Dann wu?te er auch schon, was sie gemeint hatte.

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