wurden. Beim Anblick der Weizenbrote waren die Augen des Backers gro? wie Teller geworden, um sich dann zu zwei schmalen Schlitzen zu verengen. Diesmal hatte der Preis sieben Laibe betragen, und als Bernat die Burg verlie?, hatte er laut auf das Gesetz geflucht, das es ihnen untersagte, Backofen in ihren Hausern zu haben.

»Gewiss«, antwortete er seinem Schwiegervater, wahrend er die unangenehme Erinnerung beiseiteschob.

Die beiden blickten uber den Hof. Man mochte ihm einen Teil des Brotes gestohlen haben, dachte Bernat, aber nicht den Wein, den seine Gaste nun tranken – den besten, den sein Vater abgefullt hatte und der jahrelang gereift war –, nicht das gepokelte Schweinefleisch, den Gemuseeintopf mit Huhn und naturlich auch nicht die vier Lammer, die, ausgenommen und auf Stangen gespie?t, langsam uber dem Feuer brieten und einen unwiderstehlichen Duft verbreiteten.

Plotzlich kam Bewegung in die Frauen. Der Eintopf war fertig, und die Schusseln, die die Gaste mitgebracht hatten, wurden gefullt. Pere und Bernat setzten sich an den einzigen Tisch, der im Hof stand, und die Frauen bedienten sie. Niemand nahm auf den ubrigen vier Stuhlen Platz. Stehend, auf Holzklotzen sitzend oder direkt auf der Erde hockend begannen die Leute, dem Festmahl zuzusprechen, den Blick auf die Lammer gerichtet, um die sich unentwegt einige Frauen kummerten, wahrend sie Wein tranken, plauderten, riefen und lachten.

»Ein wirklich gro?artiges Fest«, urteilte Pere Esteve zwischen zwei Bissen.

Jemand lie? die Brautleute hochleben und alle stimmten mit ein.

»Francesca!«, rief ihr Vater und erhob das Glas auf die Braut, die bei den Frauen stand.

Bernat sah das Madchen an, das erneut wegschaute.

»Sie ist aufgeregt«, entschuldigte Pere sie mit einem Augenzwinkern. »Francesca, Tochter!«, rief er. »Sto? mit uns an! Nutz die Gunst der Stunde, bald sind wir alle weg … fast alle jedenfalls …«

Das Gelachter verschuchterte Francesca noch mehr. Das Madchen hob zogerlich ein Glas, das man ihm in die Hand gedruckt hatte, trank einen kleinen Schluck und wandte sich dann ab, um sich wieder dem Lamm zu widmen.

Pere Esteve stie? mit Bernat an, dass der Wein aus dem Glas schwappte. »Du wirst schon dafur sorgen, dass sie ihre Schuchternheit verliert«, sagte er mit seiner drohnenden Stimme, sodass es alle Anwesenden horen konnten.

Lachend und scherzend sprachen alle dem Wein, dem Schweinefleisch und dem Gemuseeintopf zu. Als die Frauen gerade das Lamm vom Feuer nehmen wollten, verstummte eine Gruppe von Gasten und sah zum Waldrand hinter einigen weiten Feldern hinuber, am Ende einer sanften Anhohe, auf dem die Estanyols einen Teil der Rebstocke gepflanzt hatten, die so hervorragenden Wein gaben.

Binnen Sekunden herrschte Schweigen unter den Anwesenden.

Drei Reiter waren zwischen den Baumen erschienen, gefolgt von einigen uniformierten Mannern zu Fu?.

»Was mag er hier wollen?«, flusterte Pere Esteve.

Bernats Blick folgte den Mannern, die am Feldrain entlang auf sie zukamen. Die Gaste murmelten leise.

»Ich verstehe das nicht«, sagte Bernat schlie?lich, gleichfalls flusternd. »Er ist noch nie hier vorbeigekommen. Das ist nicht der Weg zur Burg.«

»Dieser Besuch gefallt mir uberhaupt nicht«, erklarte Pere Esteve.

Die Manner naherten sich langsam. Statt des munteren Plauderns, das bislang im Hof geherrscht hatte, waren nun alle verstummt. Nur die Stimmen der Reiter waren zu vernehmen; bis zum Hof konnte man ihr Lachen horen. Bernat blickte zu seinen Gasten. Einige von ihnen hielten die Kopfe gesenkt. Er sah sich nach Francesca um, die bei den Frauen stand. Die polternde Stimme des Herrn von Navarcles war weithin zu horen. Bernat spurte, wie ihn die Wut packte.

»Bernat! Bernat!«, rief Pere Esteve, wahrend er ihn am Arm fasste. »Was machst du noch hier? Lauf zu ihnen, um sie zu begru?en.«

Bernat sprang auf und lief los, um seinen Herrn willkommen zu hei?en.

»Willkommen in Eurem Haus«, begru?te er ihn keuchend, als er vor ihm stand.

Llorenc de Bellera, Herr von Navarcles, zugelte sein Pferd und hielt vor Bernat an.

»Bist du Estanyol, der Sohn des Verruckten?«, fragte er schroff.

»Ja, mein Herr.«

»Wir waren auf der Jagd und auf dem Heimweg zur Burg hat uns dieses Fest uberrascht. Was ist der Anlass?«

Zwischen den Pferden konnte er die mit der Jagdbeute beladenen Soldaten sehen: Kaninchen, Hasen und Rebhuhner. ›Euer Besuch ist es, der einer Erklarung bedarf‹, hatte er gerne geantwortet. ›Oder hat Euch der Backer von dem Wei?brot erzahlt?‹

Sogar die Pferde schienen auf seine Antwort zu warten. Ganz still standen sie da und sahen ihn aus ihren gro?en Augen an.

»Es ist meine Hochzeit, mein Herr.«

»Mit wem hast du dich vermahlt?«

»Mit Pere Esteves Tochter, mein Herr.«

Llorenc de Bellera sah Bernat schweigend uber den Kopf seines Pferdes hinweg an. Die Tiere schnaubten laut.

»Und?«, bellte Llorenc de Bellera.

»Meine Frau und ich wurden uns sehr geehrt fuhlen, wenn Eure Herrschaft und Ihro Begleiter die Gute hatten, sich zu uns zu gesellen.«

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