auch, da? sie ein Bundnis mit den Parthern geschlossen habe, das in nachster Zeit durch eine neue Hochzeit besiegelt werden sollte. Auf jeden Fall wurde sie mit Sicherheit noch eine Menge Arger machen, bevor Ptolemaios wieder auf seinem Thron in Alexandria sa?. Philippos wischte sich mit dem Handrucken den Schwei? von der Stirn. Die Hitze im Hof wurde immer unertraglicher. Mi?mutig schlenderte er zum Haus hinuber. Es war immer noch besser, sich das Gerede des Alten anzuhoren, als hier drau?en langsam zu verdursten.
Samu hatte Hophras Warnungen in den Wind geschlagen. Am Tag nach dem nachtlichen Besuch des Soldners war Elagabal zu ihr in das Gasthaus gekommen und hatte sie in aller Form darum gebeten, seine Gastfreundschaft anzunehmen und nicht unter so unwurdigen Umstanden in einer billigen Schenke zu wohnen. Die Priesterin hatte das Angebot nach reiflicher Uberlegung angenommen, denn sie war zu der Uberzeugung gekommen, da? sie bei dem Kaufmann sicherer als irgendwo sonst in der Stadt war. Da? es fur einen Meuchler keine Schwierigkeit darstellte, ungesehen in den Gasthof zu kommen, hatte Hophra mit seinem nachtlichen Besuch bewiesen. Das Haus Elagabals war mit Sicherheit besser bewacht. Sollte aber der Kaufmann selbst ihr nach dem Leben trachten, dann wurde er sie gewi? nicht innerhalb seiner eigenen vier Wande ermorden lassen ... Zumindest hoffte Samu, da? Elagabal so viel Anstand besa?, zumindest zum Schein seine Unschuld bewahren zu wollen, falls er ihren Tod befahl.
Hophra war ihr in den folgenden beiden Tagen aus dem Weg gegangen und hatte sie nur hin und wieder mit finsteren Blicken bedacht. Elagabal hingegen uberschlug sich schier vor Hoflichkeit. Er hatte ihr drei Sklavinnen gekauft, die sich um ihr Wohlergehen kummerten, und ihr ein kostbares Purpurgewand geschenkt. Wann immer ihn seine Geschafte in den Hafen fuhrten, nahm er sie mit, damit sie Gelegenheit hatte, nach dem wei?en Schiff Ausschau zu halten, von dem ihre Hohepriesterin getraumt hatte. Nichts deutete darauf hin, da? der Handelsherr die Geschichte vom Traum der Hohepriesterin nicht glaubte.
Nur in einem Punkt erwies sich Elagabal als verschlossen. Er mochte in ihrer Gegenwart nicht mehr uber die Romer und den Bau des
An diesem Nachmittag war Samu mit dem Handelsherren im sidonischen Hafen. Ein Schiff aus Kreta, beladen mit Amphoren voller Olivenol, war eingetroffen, und Elagabal uberwachte, wie die Fracht geloscht wurde. Samu wunderte sich, da? der Handelsherr personlich gekommen war, um einen so unbedeutenden Vorgang zu uberwachen.
Die Priesterin stand im Schatten eines der zweistockigen Lagerhauser aus hellem Sandstein, in das die Lastentrager uber eine massive Leiter die Fracht brachten. Hophra hatte bei ihrer Ankunft im Hafen die Trager unter den Arbeitern ausgewahlt, die an den Kais herumlungerten. Seitdem war der Krieger verschwunden. Samu mochte es sich kaum eingestehen, doch vermi?te sie ihn. Seit sie im Haus des Handelsherren weilte, war der Agypter nicht mehr zu ihr gekommen, ja, es hatte sich nicht einmal mehr eine Gelegenheit zu einem Gesprach ergeben.
Gelangweilt glitt Samus Blick uber das Hafenbecken.
Samus Blick wanderte uber die ein wenig heruntergekommenen Hafenanlagen. Vor der Eroberung durch Alexander war Tyros einst die bedeutendste Handelsstadt des Ostens gewesen.
Die Bauten erinnerten noch immer an diese lang vergangenen Tage, doch hatten sie ihren Glanz verloren. Die Kais waren aus dunklem Sandstein gefertigt, in den man massive Holzstamme eingelassen hatte, um an ihnen die Schiffe zu vertauen. Alle zwanzig Schritte fuhrten Treppen bis zur Wasserlinie hinab.
Den Horizont begrenzte die gewaltige Festungsmauer, die den Hafen gegen die See schutzte. Eine zwanzig Schritt breite Offnung, flankiert von zwei Turmen, erlaubte es immer nur je einem Schiff, in den Hafen einzulaufen. So kam es, da? manchmal, wenn der Wind gunstig stand und die Lastensegler von Schleppbooten zur Hafeneinfahrt gebracht wurden, heftiger Streit zwischen den Mannschaften entbrannte, wer den Hafen zuerst verlassen durfte.
Von der Nordseite des Hafens erklang schwerer Marschtritt.
Eine Kolonne romischer Legionare verlie? die Festung dicht bei der Hafenmauer und marschierte die Kais entlang. Samu konnte formlich spuren, wie von einem Augenblick zum anderen eine Spannung da war, die es vorher nicht gegeben hatte.
Feindselig verharrten die Lastentrager in ihrer Arbeit und starrten zu den Soldaten hinuber.
Ein Schatten huschte uber Samus Gesicht. Neben ihr ertonte ein gellender Schrei, und einer der Lastentrager versetzte ihr einen derben Sto? in die Rippen, so da? sie auf das Pflaster geschleudert wurde. Etwas schlug krachend neben ihr auf den Boden. Splitter trafen die Priesterin in die Seite und schrammten uber ihr Gesicht. Eine der gro?en Olamphoren war aus dem Giebelfenster des Lagerhauses hinabgesturzt.
Ringsherum gellten Schreie. Das blasse Gesicht Elagabals tauchte uber ihr auf.
»Samu?« Der Kaufmann packte sie und zog sie ein Stuck in den Eingang des Lagerhauses. Ihre Kleider klebten oldurchtrankt an ihrem Korper. Die Priesterin war wie gelahmt.
»Lebst du noch?«
Samu nickte mude. Sie blickte an sich hinab. Auf ihrem wei?en Gewand schimmerte rotes Blut. Sie tastete sich uber Arme und Gesicht. Die scharfkantigen Splitter der Amphore hatten sie verletzt, doch schienen die Wunden nicht tief zu sein.
»Bei allen Gottern! Ich bin froh, da? die Amphore dich nicht erschlagen hat. Viel hatte nicht gefehlt! Ich werde nach einer Sanfte schicken lassen! Du mu?t in den Tempel des
Samu lachelte matt. Elagabal war vollig durcheinander. Wie hatte sie ihn als Meuchler verdachtigen konnen! Im Tor der Lagerhalle erschien die schlanke Gestalt Hophras. Der Agypter hatte seinen Helm unter den Arm geklemmt.
»Wie geht es ihr?« Seine Stimme klang kalt und gefuhllos, so als hatten sie niemals eine Nacht miteinander verbracht.
Erschrocken musterte die Priesterin ihren Geliebten. Was war er nur fur ein Mann? Wie konnte er sich so verstellen? Oder tat er das am Ende gar nicht? War es ihm egal, ob sie lebte? Er war verschwunden gewesen, als die Amphore aus dem Giebelfenster fiel.
»Sie hat ein paar Schnittwunden abbekommen und einen tuchtigen Schrecken. Sonst ist ihr zum Gluck nichts geschehen. Hast du den Mann finden konnen, der fur das Ungluck verantwortlich ist?«
Hophra schuttelte den Kopf. »Als ich auf dem Speicher ankam, war dort niemand mehr. Wahrscheinlich hat sich der Schurke aus Angst vor deinem Zorn davongeschlichen. Aus den Lastentragern ist nichts herauszubekommen. Angeblich hat niemand den Mann gesehen.«
»Aber wie kann das sein? Sie mussen doch gesehen haben, wer oben auf der Leiter stand«, fragte der Kaufmann verwirrt.
»Es war niemand mehr auf der Leiter. Das obere Lager war voll. Sie haben die restlichen Amphoren hier unten gestapelt. Deshalb hat auch niemand mehr auf das Giebelfenster geachtet.«
Elagabal strich sich uber sein Doppelkinn. »Du meinst, es war kein Unfall ...«
»Ich meine, da? eigentlich niemand mehr etwas dort oben zu suchen hatte und da? die Amphore bestimmt nicht durch ein Versehen aus dem Fenster gesturzt ist.«
Samu schluckte. Hophra hatte sie gewarnt. Diesmal hatten die Gotter es noch gut mit ihr gemeint. Doch wie oft wurde sie noch auf ihr Gluck vertrauen konnen?
»Herr, die Sanfte ist gekommen«, erklang eine Stimme vor dem Lagerschuppen. Elagabal buckte sich, um Samu auf die Beine zu helfen, doch sie wies seine Hand zuruck.
»Danke, so schlimm ist es nicht. Ich kann allein gehen.« Mit weichen Knien schwankte sie durch das Tor. Ein