Der Hof war nicht sehr gro?. Vielleicht sechs mal sechs Schritt. Vier Turen fuhrten von ihm fort.
»Du bist also der griechische Soldner.«
Ein dunkelhautiger Mann in einer wei?en Tuchrustung stand an einem der Eingange und grinste Philippos siegessicher entgegen. »In welchen Kriegen hast du denn gekampft, alter Mann?«
»Ich habe in der Armee des Mithridates die Romer das Furchten gelehrt, als du noch ein Kind gewesen bist. Danach habe ich mich als Soldner fur Sertorius verdingt.«
Der Krieger lachte. »Dann wei?t du ja schon, wie es ist, wenn man verliert. Von deinen Herren hat keiner den Zorn der Romer uberlebt.«
»Ich kenne niemanden, der sich gegen Rom erhoben hat und am Ende obsiegt hatte.«
»Vielleicht hatten sie die falschen Anfuhrer? Mit mutigen Soldaten allein kann man keinen Krieg gewinnen.« Aus der Finsternis ertonte zustimmendes Gemurmel.
Philippos legte den Kopf in den Nacken und spahte zu den Dachern hinauf, die den Hof umgaben. Hier unten war er mit dem Soldner allein, doch auf den Dachern zeigte sich reichlich Publikum. Der Arzt konnte einen der Taucher aus Abimilkus Boot erkennen. Auch der Kapitan war zugegen.
Die meisten Manner jedoch waren dem Griechen unbekannt.
Einige trugen reichen Schmuck und kostbare Gewander.
Offenbar gehorten sie zur Oberschicht der Stadt. Philippos fluchte leise. Er hatte es wieder einmal geschafft, sich machtige Feinde zu machen! Es konnte keinen Zweifel daran geben, da? sie ihn umbringen wurden, wenn er die Probe nicht zu ihrer Zufriedenheit bestand. Zwischen den Schaulustigen konnte er zwei Bogenschutzen erkennen, und hochstwahrscheinlich waren dort oben in der Finsternis noch mehr Soldaten verborgen. Er mu?te den Zweikampf bestehen! Einen anderen Weg gab es nicht, um lebend dieses Haus zu verlassen.
»Nun, ist dir dein Herz in die Sandalen gerutscht?« spottete der dunkelhautige Krieger. »Wenn du dich nicht aufs Kampfen verstehst, so rate ich dir, sage es jetzt, dann werde ich dir einen schnellen Tod schenken. Wenn du versuchst, mich zu betrugen, dann wirst du sehr langsam sterben.«
Philippos reckte stolz sein Kinn vor und musterte den Mann.
Der Soldner war mindestens zehn Jahre junger. Er war nicht sonderlich gro? und schien auch nicht sehr muskulos zu sein. Das bedeutete, da? er schnell war!
»Ich bin nicht gekommen, um mit Worten zu streiten. Bist du bereit?«
Der Krieger nickte. »Welche Waffen wahlst du?«
»Den gro?en Schild und das Kurzschwert.«
»Die Waffen der Romer! Eine ungewohnliche Wahl fur jemanden, der vorgibt, griechischer Soldner zu sein.«
»Ich habe gesehen, auf welche Art die Romer siegen und von ihnen gelernt. Deshalb lebe ich noch.«
»Du wei?t immer auf alles eine Antwort, Grieche. Ganz so wie ein Spitzel, der sich gut auf seine Aufgabe vorbereitet hat.«
Philippos ignorierte die Provokation. »Die Waffen! Ich warte.«
Der Soldner schuttelte den Kopf. »Ich mu? dich enttauschen. Wir haben keine Schilde. Aber mit einem Kurzschwert kann ich dir dienen. Sogar mit einem, wie die Romer es fuhren.« Aus einem der Hauseingange trat ein Mann, der ein fest verschnurtes Bundel aus Decken auf der Schulter trug. Auf der Mitte des Hofes angelangt, legte er seine Last auf den gepflasterten Boden und loste die Lederschnure, mit denen die Decken umschlungen war. Dann rollte er sie aus, und sechs gut eingefettete Kurzschwerter kamen zum Vorschein. Philippos nahm eine der Waffen und wog sie prufend in der Hand. Das Schwert war gut ausbalanciert. Seine Klinge war so lang wie sein Unterarm und etwas weniger als drei Finger breit. Das letzte Drittel des Stichblatts verjungte sich langsam zu einer schlanken Spitze. Beide Seiten der Schwertklinge waren scharf geschliffen. Am Ende des lederumwickelten Griffs sa? ein schwerer, kugelformiger Bronzeknauf, der als Gegengewicht diente und dafur sorgte, da? die Waffe nicht kopflastig war.
Philippos vollfuhrte mit dem Schwert einige Schlage in die Luft und trat dann ein wenig zuruck. »Ich habe meine Wahl getroffen. Such du dir nun die Waffe aus, die dich in deinen Tod begleiten soll.«
Der Soldner lachte laut. »Wie ich sehe, bist du um Worte nicht verlegen, doch das allein wird dir nicht helfen.« Der Soldner gab dem Mann, der die Waffen gebracht hatte, ein Zeichen. Dieser rollte die Decke wieder auf und nahm die Schwerter mit. »Du gestattest, da? ich mit meinem eigenen Schwert kampfe? Du wei?t ja, Soldner sind eigen in solchen Dingen.«
Hinter dem Krieger trat ein Sklave aus der Finsternis auf, der ein gro?es Schwert trug.
Philippos traute seinen Augen kaum. Die Waffe seines Gegners war fast doppelt so lang wie sein
»Eine ungewohnliche Waffe. Gestattest du, da? ich sie mir naher ansehe?«
»Warum nicht?« Der Soldner zog das Schwert aus seiner bronzebeschlagenen Scheide und reichte es Philippos. Die Spitze der Klinge war sehr kurz. Das Schwert war nur auf einer Seite geschliffen. Sein Griff war aus Horn geschnitten und wie Bienenwaben gemustert. Dicht unter dem Heft war der Schwertgriff eingekehlt, so da? der Zeigefinger von den ubrigen Fingern der Hand getrennt war, wenn man die Waffe umschlo?.
Vorsichtig fuhrte der Grieche zwei Schlage in die Luft. Das Schwert war sehr kopflastig. Eine reine Hiebwaffe, die ihre todliche Wirkung durch ihr Gewicht und durch Schlage entfaltete, die aus der Schulter heraus gefuhrt wurden.
Philippos gab dem Soldner sein Schwert zuruck. Wenn er gegen diese Klinge bestehen wollte, dann mu?te er dicht an seinem Gegner bleiben. Jetzt wu?te Philippos, warum in diesem Kampf keine Schilde zugelassen waren. So gewappnet, ware es ein leichtes gewesen, den Soldner auszumanovrieren.
»Eine prachtige Waffe.«
Der Krieger nickte. »Ich habe sie von einem Parther, der sie nicht mehr braucht. Bist du bereit?«
Philippos uberlegte fieberhaft, ob es irgendeine Ausrede gab, mit der er den Beginn des Duells noch ein wenig hinauszogern konnte. Er wollte seinen Gegner studieren ... wissen, was fur eine Art von Kampfer er war, kuhn, berechnend, impulsiv ... Der Grieche hatte nicht den geringsten Zweifel daran, in dem Mann einen erfahrenen Soldaten vor sich zu haben. Der Soldner hatte genau jene Art von Selbstbewu?tsein, die aus Erfahrung im Toten resultierte. Wahrscheinlich hatte sein Gegner gerade in diesem Augenblick ganz ahnliche Gedanken wie er selbst und versuchte, sich ein Bild von ihm zu machen.
»Nun?« Die Stimme seines Gegenuber klang uberheblich, fast schon verachtlich. »Was ist mit dir, alter Mann? Ziehst du den schnellen Tod vor?«
Philippos versuchte, halbwegs zuversichtlich zu lacheln. »Wenn du gestattest, mochte ich mich auf meine Art vorbereiten. Es dauert nur einen Augenblick. Dann konnen wir beginnen.«
Der dunkelhautige Soldner runzelte die Stirn, dann zuckte er mit den Schultern. »Ich sehe schon, du mochtest deinen Tod noch ein wenig hinausschieben. Mach deinen Frieden mit deinen Gottern und bereite dich darauf vor, schon in einer Stunde im
Der Arzt verzichtete auf eine Antwort. Statt dessen kniete er nieder und begann, die Riemen seiner
»Was machst du da, alter Mann? Glaubst du,
»Du wirst schon noch sehen, was ich hier mache,
Philippos hatte jetzt beide