eingesperrt! Verzweifelt lie? sie sich zu Boden gleiten. Was hatte das zu bedeuten? Was plante Elagabal? Hatte man sie vergiftet und wollte sicher sein, da? sie nicht mehr aus ihrem Zimmer entkam, wenn der schmerzvolle Todeskampf begann? Sie schluchzte leise. Sie hatte niemals in dieses Haus kommen durfen. Hatte sie nur auf Hophra gehort! Der Soldner hatte sie vor seinem Herrn gewarnt.

Wutend bi? sie sich auf die Unterlippe. Sie durfte sich jetzt nicht einfach aufgeben. Sie mu?te einen klaren Kopf bewahren! Wenn Elagabal sie beim Abendessen wirklich hatte vergiften lassen, dann wurde sie jetzt nicht mehr leben. Aus welchem Grund hatte er ein Gift wahlen sollen, das erst nach vielen Stunden zu wirken begann? Moglicherweise hatte er ihr nicht einmal einen Schlaftrunk verabreichen lassen. Samu dachte an das Gebrau, da? ihr der Eshmun-Priester zu trinken gegeben hatte. Wenn es mit Maekonossaft versetzt gewesen war, dann mu?te der Wein, den sie zum Abendessen getrunken hatte, die beruhigende Wirkung des Mittels noch verstarkt haben. Vielleicht steckte hinter allem also gar keine Intrige. Und die verriegelte Tur? Irgend etwas ging im Haus vor sich, von dem sie nichts wissen durfte. Soviel war gewi?! Vielleicht hatte man ihr ein Schlafgift in den Wein gemischt, damit sie vom Larm, den die geheimnisvollen Gaste machen wurden, nichts horte. Normalerweise hatte sie dann auch nicht bemerken konnen, da? sie eingesperrt war. Bis zum Morgengrauen waren der Riegel oder die Keile, welche die Tur von au?en verschlossen hielten, sicherlich wieder entfernt worden. Nach der Verletzung, den Aufregungen und dem Wein ware es ihr sicherlich nicht einmal seltsam vorgekommen, wenn sie in dieser Nacht besonders tief geschlafen hatte.

Womoglich wurde man sogar uberprufen, ob sie schlief. Ob es eine Moglichkeit gab, das Zimmer zu beobachten? Unsicher blickte die Priesterin sich um. Es ware besser, wenn sie sich wieder auf die Kline legte, um den Anschein zu erwecken, da? sie ruhte. Sie durfte Elagabal nicht wissen lassen, da? sein Plan gescheitert war!

Hastig entledigte Samu sich ihres Kleides und kroch dann wieder unter die weiche Leinendecke auf ihrem Lager. Ihr Herz klopfte wie rasend. Sie war jetzt hellwach.

Sie mu?te aus diesem Haus verschwinden. Wenn sie morgen noch lebte, dann wurde sie die erste sich bietende Gelegenheit nutzen, von hier zu fliehen.

»Du mu?t verstehen, da? wir dir nicht trauen konnten«, erklarte der feiste Kaufmann, der das Duell beendet hatte, aufdringlich lachelnd. »Mit deinen vielseitigen Talenten bist du der ungewohnlichste Soldner, dem ich jemals begegnet bin.«

Er tauschte einen kurzen Blick mit dem Agypter. »Doch kommen wir zum Wesentlichen . Du sagst, du hattest in vielen Schlachten gegen die Romer gefochten und gelernt, ihre Art zu kampfen zu ubernehmen.«

Philippos nickte. Man hatte den Griechen nach dem Duell in ein Gemach im Inneren des Palastes gefuhrt. Dort war er allein mit Hophra und jenem dicken, jungen Mann, der der Anfuhrer in diesem Komplott zu sein schien. »Nun ... Ich bin kein Feldherr. Von Strategie habe ich keine Ahnung, doch ich wei?, wie sich der einfache Legionar auf dem Schlachtfeld verhalt.«

»Das genugt. Du hast ja soeben unter Beweis gestellt, da? du durchaus zu kampfen verstehst, Grieche. Nach all den Fragen, durch die du in den letzten Tagen aufgefallen bist, ist dir sicher bewu?t, da? unser Verhaltnis zu den romischen Eroberern alles andere als gut ist. Wir haben beschlossen, unsere Stadt von ihnen zu befreien, und wir brauchen dazu Manner wie dich.«

»Ihr wollt was?« Philippos starrte den dicken Jungling fassungslos staunend an. »Ihr wollt mich als Soldner fur einen Aufstand gegen die Romer anwerben?« Er schluckte. Es ware wohl besser, wenn er sich nicht allzu deutlich anmerken lie?, fur wie verruckt er diese Idee hielt. Zeus allein mochte wissen, was ihm die beiden antaten, wenn sie Zweifel an seiner Treue bekamen.

»Wir wollen dich nicht allein als Soldner, Philippos. Du sollst unsere Manner ausbilden. Fischer, Farber und Lastentrager. Du mu?t wissen, sie sind stark und mutig, doch keiner von ihnen hat je mit dem Schwert in der Hand gekampft. Es fehlt ihnen an Disziplin . Den Tag uber wirst du weiterhin in der Farberei Iubals arbeiten, doch hute dich, dort uber unser Geheimnis zu sprechen. Meine Freunde und ich sind zu der Uberzeugung gekommen, da? es besser ist, ihn nicht in unser Vertrauen zu ziehen. Er macht viele Geschafte mit den Romern, und sein Gast, der Priesterfurst Archelaos, hat sein Furstentum durch die Romer verliehen bekommen. Traust du es dir zu, zwanzig Manner im Schwertkampf auszubilden? Du wirst nur mit Lochagen zusammenarbeiten, die deine Lehren ihrerseits an ihre Manner weitergeben werden.«

Philippos strich sich nachdenklich uber den Bart. »Es braucht seine Zeit, um aus einem Fischer einen passablen Kampfer zu machen. Hophra wird Euch bestatigen konnen, da? man das Geschaft des Krieges nicht uber Nacht erlernt. Was ich allerdings zu tun vermag, ist, sie die Art zu lehren, wie Legionare toten. Die romischen Soldaten fuhren meist, durch ihren Schild gedeckt, einen Stich gegen den ungeschutzten Bauch ihres Gegners. Durch eine solche Wunde wird ein Soldat sofort kampfunfahig, doch oft liegt er noch Stunden rochelnd und jammernd auf dem Schlachtfeld und demoralisiert seine kampfenden Kameraden. Wenn Ihr Eure Manner mit Schilden ausrustet, dann werden sie sich wesentlich besser gegen die Romer halten konnen, Strategos.« Philippos hatte den Kaufmann mit dem griechischen Titel fur einen Feldherren angesprochen, um zu sehen, ob er fur Schmeicheleien anfallig war.

Sein Gegenuber lachelte kurz. Offenbar gefiel er sich in der Rolle eines gro?en Befehlshabers.

»Bislang sind wir bestens mit Schwertern versehen. Wir besitzen funfhundert Klingen. Schilde und Rustungen haben wir allerdings kaum.«

»Und wie steht es mit Bogenschutzen, Schleuderern und Speerwerfern? Ihr braucht Truppen, um die Romer zu schwachen, bevor es zum Nahkampf kommt. Nicht, da? ich Euch beunruhigen wollte, Strategos, doch ich halte die romischen Fu?soldaten fur die besten Kampfer der Welt. Im Kampf Mann gegen Mann sind sie fast unbesiegbar.«

»Das haben wir bereits bedacht, Grieche. Hophra bildet unsere Bogenschutzen aus. Er ist der beste Schutze, den ich jemals gesehen habe. Er vermag auf funfzig Schritt einen Shekel zu treffen, den du zwischen Daumen und Zeigefinger haltst. Ihm wird eine ganz besondere Aufgabe zufallen.« Die beiden Manner tauschten wieder Blicke und lachelten verschworerisch.

»Durfen wir dich nun zu den Unseren zahlen, Philippos?«

»Bei Zeus, ja! Ich bin immer dabei, wenn es darum geht, die Romer in ihre Schranken zu verweisen. Doch ich hoffe, Ihr habt Verbundete, denn eins ist gewi?, wenn Tyros sich seiner romischen Besatzung entledigt, werden keine zwei Monate vergehen, bis der Proconsul Gabinius mit einem riesigen Belagerungsheer vor den Toren der Stadt stehen wird. Dann brauchen wir Bundesgenossen, oder unsere Sache ist dem Untergang geweiht. Noch nie hat eine Stadt einer romischen Belagerung widerstehen konnen.«

»Mach dir darum keine Sorgen, Philippos. Wenn sich Tyros erhebt, werden binnen weniger Tage ganz Syrien und Judaa gegen die Romer aufbegehren. Wir haben beste Verbindungen zu den judaischen Rebellen um Aristobul und auch Beziehungen, die noch wesentlich weiter gehen. Wenn Melkart unserer Sache gnadig ist, dann wird es in Jahresfrist von Pergamon bis Karthago keinen romischen Soldaten mehr geben. So wie der Herbststurm die Blatter aus dem Hof treibt, werden wir die romischen Legionen aus den Provinzen hinwegfegen. Du, Philippos, sollst den Rang eines Syntagmatarchen haben. Wenn du dich als treu erweist, dann wirst du am Ende vielleicht gar Kommandant einer Stadt oder einer Provinz sein. Doch nun genug! Hophra wird dich auf den Hof zuruckbringen, auf dem du gekampft hast. Dort erwarten dich zwanzig Lochagen, denen du eine Lektion im Schwertkampf erteilen sollst.«

Philippos verbeugte sich unterwurfig und folgte dem Soldner. Bei sich aber dachte er, da? der Kaufmann vollig verruckt sein mu?te. Sich gegen die Romer zu erheben, war Wahnsinn. Niemals hatte es eine Provinz geschafft, das romische Joch wieder abzuschutteln. Nicht einmal dann, wenn sie Tausende erfahrener Soldaten statt nur ein paar jammerlicher Fischer gegen die Legionen aufzubieten vermochte. 

17. KAPITEL

Den Tag uber hatte Samu es geschafft, sich nichts anmerken zu lassen. Am Morgen waren ihre Sklavinnen in ihr Gemach gekommen und hatten sie schminken und ankleiden wollen, doch murrisch hatte sie die jungen Frauen wieder vertrieben. Als ihr wenig spater Elagabal seine Aufwartung machte, schutzte sie vor, vom Unfall und dem Schrecken des vorangegangenen Tages noch vollig ermattet zu sein. Der Kaufmann heuchelte Besorgnis,

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