Abstand zwischen den kleinen Seglern und der schlanken Galeere.

Samu konnte jetzt deutlich Iubal in dem Boot erkennen, das ihnen am nachsten war. Der Kaufmann gestikulierte wild mit den Armen und schien auf die Ruderer einzuschreien.

»Erhoht den Takt!« erklang die dunkle Stimme des Trierarchen. Schon im nachsten Augenblick beschleunigte sich der Rhythmus des Trommlers.

Gischt spritzte uber den Bug. Samus Finger waren eiskalt. Sie klammerte sich an die Reling. Nicht mehr lange, und die Jagd hatte ein Ende. Weniger als zwanzig Schritt trennten die Trireme noch von Iubals Boot.

Der Trierarch formte die Hande vor seinem Mund zu einem Trichter und versuchte, gegen das Toben des Windes anzuschreien. »Nehmt die Ruder auf und dreht bei!«

Statt seinem Befehl zu gehorchen, versuchte der Kapitan des kleinen Seglers, sein Boot aus der Kiellinie der Galeere zu bringen.

Wutend drehte sich der Trierarch um. »Rammgeschwin-digkeit!« Noch einmal erhohte sich der Herzschlag des Schiffes.

Jeder Trommelschlag verkurzte den Abstand zu dem kleinen Boot. Die Galeere beschrieb eine leichte Kurve. An Bord des Seglers brach Panik aus. Einige der Seeleute sprangen uber Bord. Iubal hielt ein blitzendes Schwert in den Handen und schlug auf einen Mann ein, der sich davonmachen wollte. Die Meeresdunung drehte das kleine Schiff, so da? es jetzt mit seiner Breitseite zu der Galeere lag. Nur noch funf Schritt trennten die Boote voneinander. Drei .

»Die Ruder auf!« brullte der Trierarch und umklammerte die Reling fester. Ein ohrenbetaubendes Krachen ertonte, und Samu wurde von dem Schlag, den der Rammsto? dem Schiff versetzte, von den Beinen gerissen. Holzsplitter wirbelten durch die Luft.

Als die Priesterin wieder auf die Beine kam, sah sie, wie der Rammsporn das kleine Boot fast in zwei Teile getrennt hatte.

Das Wrack wurde unter den Bug der Galeere gezogen. Knirschend schrammte Holz auf Holz, als die Wrackteile unter dem Rumpf der Trireme dahinglitten. Zwischen den Trummern konnte Samu Seeleute erkennen, die verzweifelt versuchten, sich uber Wasser zu halten.

»Senkt die Ruder! Marschgeschwindigkeit!«

Der Trommelschlag, der fur einige Augenblicke ausgesetzt hatte, als die Ruderer ihre Riemen hochgezogen hatten, hallte erneut durch das Schiff.

»Jetzt holen wir uns den zweiten Happen!« Gaius Sosius grinste grimmig. »Sie sollen nicht glauben, da? sie uns entkommen konnen.«

»Was ist mit den Seeleuten? Willst du sie nicht aus dem Wasser holen lassen?«

»Damit uns der andere entkommt?« Der Trierarch runzelte kurz die Stirn, so als habe sie einen vollig widersinnigen Vorschlag gemacht. »Diejenigen unter ihnen, die schwimmen konnen, werden uberleben. Die Kuste ist nicht weit.«

»Marcus Antonius wollte den Mann mit dem Schwert. Wenn wir ihn nicht an Bord nehmen, wird er vielleicht entkommen!« beharrte Samu.

Der Romer strich sich nachdenklich uber die Stoppeln an seinem Kinn. Dann hob er den Arm. »Die Ruder auf! Und dann zuruck!«

Der Trommler gab ein kurzes Signal, und wieder hoben sich die Riemen aus dem Wasser. Als sie erneut eintauchten, wurden sie gegenlaufig geschlagen. Fur einige Augenblicke erzitterte das ganze Schiff unter den einander widersprechenden Kraften. Dann glitt es langsam ruckwarts.

Manner mit Tauen verteilten sich an der Reling und bargen die Uberlebenden des Seglers. Nur funf Mann konnten geborgen werden, doch zu ihnen gehorte Iubal. Au?er ein paar Prellungen und einer leichten Platzwunde an der Stirn hatte der Handelsherr nichts abbekommen. Wimmernd kauerte er auf dem Deck. Samu hatte sich gerade neben ihm niedergelassen, als wutschnaubend der Trierarch auf sie zugeeilt kam.

»Das war’s jetzt!« brullte er ihr entgegen.

Verstandnislos blickte die Priesterin den massigen Mann an.

»Hast du denn nichts gemerkt? Der Wind hat gedreht! Sieh mal nach da hinten!«

Sosius wies mit ausgestrecktem Arm auf das Meer hinaus. Auf dem entkommenen Boot wurde gerade das Segel aufgezogen.

»Die holen wir nicht mehr ein!« Iubal lachte leise.

»Was ist daran so komisch, du schmachtiger Zwerg!« Der Trierarch hatte den Kaufmann bei seiner Tunica gepackt und auf die Beine gezerrt. Iubal lachte noch immer, und Sosius holte aus, um ihm einen Schlag ins Gesicht zu verpassen, als Samu dem Seemann in den Arm fiel.

»La? das! Es gibt auch andere Wege, ihn zum Reden zu bringen.«

»Hor nur auf sie, Romer! Ihr braucht mich nicht zu foltern. Was immer ihr wissen wollt, sage ich euch auch so. Ihr habt mich bekommen und meine Plane durchkreuzt, doch der neue Pharao ist euch entwischt! Archelaos hat einen Heiratsvertrag mit Berenike geschlossen, und der Segler wird ihn direkt nach Alexandria bringen. Ich wei? nicht, wie du mir auf die Spur gekommen bist, Agypterin, doch du hast versagt!«

»Es stunde dir besser an, ein wenig Demut zu zeigen, Iubal. Erinnerst du dich an den Namen Haritat?«

Der Kaufmann hob eine Braue. »Sollte ich?«

»Er hat in deinem Auftrag eine Fracht von Alexandria nach Tyros gebracht, die du keinem deiner Schiffe anvertrauen wolltest. Erinnerst du dich jetzt besser an ihn?«

»Ich wei? nicht, wovon du redest!« Die Stimme des Kaufmanns klang jetzt ein wenig schriller als zuvor, und er vermied es, der Priesterin in die Augen zu sehen.

»Damit auch weiterhin niemand deinen Namen mit dieser Fracht verbindet, hast du Haritats Karawane noch vor der Stadt empfangen, die Waren in kleine Boote umgeladen und in deine Lagerhauser bringen lassen. Dann hast du eines der Schiffe von Elagabal angemietet. Vermutlich wirst du ihm irgendeine Geschichte erzahlt haben, da? du keinen freien Frachtraum mehr hast oder irgend etwas anderes, wodurch sich dein Rivale geschmeichelt fuhlte. In Wahrheit aber ging es dir allein darum, deine Spur zu verwischen. Falls durch einen Zufall herauskommen sollte, da? man dem Neuen Osiris vergiftetes Kohl geschickt hat, so wurde man zunachst nach dem Eigner des Schiffes suchen, das die todliche Fracht nach Ephesos gebracht hat. Vielleicht hast du sogar darauf spekuliert, da? man Elagabal einen Meuchler ins Haus schicken wurde. Schlie?lich hat Ptolemaios im Moment kaum andere Moglichkeiten, um Rache zu uben.«

»Du erzahlst eine erstaunliche Geschichte, Weib, doch glaube ich nicht, da? du irgend etwas davon beweisen kannst.«

»Allein deine Flucht erscheint mir schon Beweis genug zu sein«, mischte sich der Trierarch ein.

»Ich war in Sorge, es konnte zu Kampfen in Tyros kommen. Ich gestehe auch, da? ich mit Archelaos einen Gast beherbergt habe, den der Proconsul sicherlich nicht gerne in Syria gesehen hat.«

»Glaubst du, Marcus Antonius braucht einen Grund, um dich foltern und hinrichten zu lassen? Wei?t du, wie lange es dauern kann, bis man stirbt, wenn man in die Hande eines kundigen Folterknechtes gerat, Iubal? Du machst mir nicht den Eindruck, als konntest du Schmerzen gut ertragen. Der Praefectus equitum sucht nach Mannern, denen er die Schuld fur den Aufstand geben kann. Ich denke, du kommst ihm da gerade recht, um ein Exempel zu statuieren.«

»Das wird er nicht tun! Ich habe ihn sogar gewarnt. Er wird sich daran erinnern!«

Samu tauschte einen Blick mit dem Trierarchen. »Sagt man nicht, da? Antonius manchmal ein wenig aufbrausend ist, Sosius?«

Der Seemann grinste. »O ja, er hat ein schreckliches Temperament, wenn er in Wut gerat, und ich habe gehort, da? er sehr wutend ist uber das, was in der Stadt vorgefallen ist!«

»Ich habe machtige Freunde in Rom«, stammelte Iubal. »Er kann mir nichts antun ...«

»Sagt man nicht, da? Antonius sogar die Aufmerksamkeit des gro?en Pompeius erregt hat?« Sosius nickte, und Samu fuhr weiter fort. »Welche Freunde konntest du wohl in Rom haben, die es wagen, sich gegen einen Schutzling des Pompeius zu wenden? Vergessen wir das! Was glaubst du, Sosius, welche Todesart wird Antonius

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