dem Schurken bestimmen?«

Der Romer fuhr sich uber sein Kinn und zog die Stirn in Falten. »Ich denke, er wird ihn ans Kreuz schlagen lassen.«

»Hort auf damit!« Iubal umklammerte die Fu?e des Trierarchen. »Ich bin sehr reich. Ich kann euch beide mit Gold uberhaufen, wenn ihr mich laufen la?t.«

»Sehe ich so aus, als sei ich kauflich, Phonizier?« knurrte der Romer wutend. »Ich hatte nicht ubel Lust, dich uber Bord werfen zu lassen, du Ratte!«

»Vielleicht gibt es einen Weg, dein Leben zu retten, Iubal. Wenn du hier und jetzt ein Gestandnis ablegst, dann werde ich Antonius bitten, dich nicht hinrichten zu lassen.«

Der Phonizier leckte sich uber die Lippen. Einen Augenblick lang schien er zu zogern, doch dann nickte er. »Ich wei? nicht, wer den Plan gefa?t hat, Ptolemaios vergiften zu lassen. Wahrscheinlich war es Archelaos, vielleicht ist er aber auch von Crassus dazu angestiftet worden. Ich stehe seit Jahren in Geschaftsverbindungen mit dem Senator.«

Samu sah aus den Augenwinkeln, wie Sosius zusammenzuckte, als der Name des amtierenden Consuls fiel. Crassus war der reichste und vielleicht auch der machtigste Mann Roms.

»Crassus kauft alle meine Vorrate an Purpur auf. Manchmal tatige ich andere Geschafte fur ihn. So habe ich in seinem Namen Archelaos mit Gold unterstutzt und ihn bei mir aufgenommen. Der Priesterfurst wollte Berenike den Tod des Ptolemaios zum Hochzeitsgeschenk machen. Er hatte die Idee, dem Pharao das vergiftete Kohl zu schicken. Ich habe nur die Geschenke eingekauft und dafur gesorgt, da? die Fracht nach Ephesos gebracht wird. Der Kopf der Verschworung war Archelaos!«

»Und warum hast du Antonius vor der Verschworung gewarnt, wenn du zum Lager des Crassus gehorst? Immerhin hattest du damit einem Feldherren seines Rivalen Pompeius das Leben retten konnen.«

»Man sagt, da? Berenike hinter diesem Aufstand steckte. Ich wei? nicht, ob das stimmt, doch auf diese Weise ware dem Proconsul Gabinius ein Anla? geliefert worden, Agypten anzugreifen und Ptolemaios auf seinen Thron zuruckzubringen. Das sollte auf jeden Fall verhindert werden! Crassus wird der nachste Proconsul in Syria sein, und er wunscht nicht, da?, bevor er dieses Amt antritt, die agyptische Frage gelost wird. Das ist alles, was ich wei?, Priesterin.«

»Ich werde versuchen, ein Wort fur dich einzulegen, Iubal.«

Samu wandte sich angewidert von dem Kaufmann ab und ging zum Bug der Galeere. Sie wollte allein sein und uber das nachdenken, was Iubal ihr erzahlt hatte.

Die Trireme hatte inzwischen wieder Kurs auf Tyros genommen. Dunkel erhoben sich die Mauern der Hafenstadt uber das graue Meer. Es regnete noch immer.

Sie dachte an die prachtigen Thermen, die zum Palast von Alexandria gehorten. Was wurde sie dafur geben, wenn sie jetzt im warmen Wasser liegen konnte, um sich anschlie?end von einer Sklavin massieren zu lassen. Sie hatte den Auftrag des Pharaos erfullt. Der Giftmorder war entlarvt. Trotzdem war es kein Erfolg. Archelaos war ihr entkommen, und Crassus war unangreifbar. Es war nur eine Frage von Zeit, bis die beiden den nachsten Mordanschlag oder eine heimtuckischere Intrige ausbruten wurden. Ob Berenike in diese Plane eingeweiht gewesen war? Und warum hatte sie einen Aufstand in Tyros entfesseln wollen? Glaubte sie wirklich, die Romer mit Waffengewalt bezwingen zu konnen?

Ein leises Rauspern schreckte Samu aus ihren Gedanken auf.

Hinter ihr stand Gaius Sosius. »Ich mochte dich bitten, mich nicht als Zeugen fur das Gesprach zu nennen, das du mit Iubal gefuhrt hast.« Der Trierarch blickte an ihr vorbei auf das Meer. »Ich mochte nicht, da? Crassus mich zu seinen Feinden zahlt. Du mu?t das verstehen. Ich werde eines Tages nach Rom zuruckkehren, und ... im Zweifelsfall wurde ich leugnen, jemals von einem Iubal gehort zu haben.«

»Gut, ich habe verstanden, Sosius. Ich hoffe, du kannst mit deiner Entscheidung leben.« Der Romer zog eine Grimasse.

Einen Moment lang sah es so aus, als wolle er ihr etwas entgegnen, doch dann ging er wortlos davon.

Samu blickte wieder auf das Meer. Obwohl die Mittagsstunde kaum vergangen war, war es so dunkel wie zur Abenddammerung. Das Leuchtfeuer bei der Hafeneinfahrt war der einzige Lichtpunkt am grauen Horizont. Die Kalte des Regens war ihr in den letzten Stunden bis tief in die Knochen gedrungen, und sie fuhlte sich unendlich einsam.

Als die Trireme vor Anker ging und Samu das Schiff verlie?, erwartete sie ein junger Priester. Kaum da? sie auf dem Kai stand, trat er auf sie zu.

»Seid Ihr die parthische Reiterin, die im Gefolge des Marcus Antonius in die Stadt gekommen ist?«

Samu blickte dem Mann ins Gesicht. Sie kannte ihn nicht. Sein Kopf war kahlgeschoren wie bei allen Priestern in dieser Stadt.

Die schwarze Schminke, mit der er seine Augenlider nachgezogen hatte, war durch den Regen verlaufen, so da? es aussah, als wurde er schwarze Tranen weinen. Samu dachte an Buphagos und Thais. Sie waren mit schwarzen Tranen auf ihren Wangen gestorben, und ihr Tod wurde ungesuhnt bleiben.

Statt dem Priester zu antworten, nickte Samu nur kurz. Sie wollte allein sein ... Sich irgendwo in eine Decke hullen und zu Isis beten, bis sie die Welt um sich herum verga?.

»Chelbes, der Hohepriester des Eshmun, bittet Euch, ihn im Tempel zu besuchen.«

»Ich werde morgen kommen.« Samu wollte schon weitergehen, als der junge Mann sie an ihrem Umhang festhielt.

»Bitte, Herrin, es ist dringend. Ihr sollt sofort kommen. Es geht um einen Mann, der im Sterben liegt. Er will Euch noch einmal sehen.«

Samu mu?te an Philippos denken. Sollte auch er ... Doch dann schuttelte sie den Kopf. Sie konnte sich einfach nicht vorstellen, da? ihm etwas geschehen war. Der Arzt hatte zwar ein au?ergewohnliches Talent, sich in Schwierigkeiten zu bringen, doch sein Talent, ungeschoren aus Situationen wieder herauszukommen, die andere den Kopf gekostet hatten, war mindestens genauso gro?.

Doch wenn er es nicht war, wer mochte sie dann an sein Totenlager gebeten haben? 

24. KAPITEL

Samu hatte gedacht, sie wurde Ha? fur Hophra empfinden, doch als sie ihn mehr tot als lebendig im Eshmun-Tempel liegen sah, waren nur noch Schmerz und Trauer in ihrem Herzen. So ein Ende hatte er nicht verdient! Warum mu?te Hophra sterben, wahrend der Morder Archelaos weiterlebte? Die Gotter waren nicht gerecht! 

Samu dachte daran, wie sie vor vielen Jahren dem Krieger zum ersten Mal begegnet war. Es war wahrend ihres ersten Sommers im Palast. Ptolemaios und sein Hofstaat waren zur Lowenjagd in die libysche Wuste geritten. Hophra hatte damals zu den Wachen im Lager gehort. Sie war Wasser holen gegangen, und er hatte sie begleitet. Auf dem Weg erzahlte er ihr von seinen Vorstellungen uber das Leben eines Kriegers, von Ehre und Treue .

Solange sie ihn gekannt hatte, hatte er seine Ideale niemals verraten. Er war schnell zum Offizier aufgestiegen, und der Pharao hatte den jungen, aufrichtigen Mann geschatzt. Und sie? Sie wu?te nicht mehr, warum oder in was sie sich verliebt hatte. Ihr Herz begann einfach schneller zu schlagen, wenn er in ihrer Nahe war. Doch was war in den Jahren der Trennung aus ihm geworden? Ein kaltherziger Soldner? Seit er sie in dem Lagerhaus gestellt hatte, wu?te sie nicht mehr, was sie von ihm halten sollte. Er hatte sie brutal niedergeschlagen, doch statt sie zu ermorden, was sein Auftrag gewesen ware, hatte er sie zu Haritat gebracht und ihr sogar die Tontafeln, nach denen sie gesucht hatte, mitgegeben. Wozu das? Hatte er Angst gehabt, sie wurde wahrend des Aufstandes zu Tode kommen?

Der Krieger empfing sie mit einem matten Lacheln, als sie an sein Lager trat. »Es ist schon . dich zu . sehen, Samu.«

Die Priesterin spurte Tranen in ihren Augen. Er hatte sie belogen, seit sie nach Tyros gekommen war, ermahnte sie sich stumm.

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