und er 'atte einen Rohrstock. Ah, diese Rohrstock, wie er wirbelte! Helas, niemals isch werde ihn vergessen!
Eines Morgens kam die Nachrischt; mein Bataillon sollte nach Tongking. Der Feldwebel und die anderen brutalen Scheusale waren uberglucklisch. Isch - isch 'olte ein Erkundigungen uber Tongking. Sie waren nicht sehr nach meine Geschmack. In Tongking gibt es wilde Chinesen, die einen aufschlitzen. Mein kunstlerisches Zartgefuhl - denn isch bin auch ein Kunstler - war angewidert von dem Gedanken, da? isch sollte werden aufgeschlitzt. Die wahre Mann entscheidet sisch schnell. Isch entschied misch. Isch beschlo?, nischt aufgeschlitzt zu werden. Isch desertierte.
Isch erreischte Marseille, als alter Mann verkleidet. Isch ging zu dem Haus von meine Cousin - der, in dessen Adern das heroische Blut von meine Gro?vater flie?t -, und da sa? Annette. Es war gerade die Zeit der Kirschen. Sie hatten eine doppelte Kirsche mit zwei Stielen. Mein Cousin steckte die Kirsche in den Mund und Annette die andere. Dann saugten sie die Kirschen mit den Stielen ein, bis ihre Lippen sisch beruhrten. Und dann - ah, wie furchterlisch, da? isch das sagen mu?, dann ku?ten sie sisch. Das Spielschen war 'ubsch anzusehen, aber es machte misch rasend. Das 'elden'afte Blut von meine Gro?vater begann in mir zu kochen. Isch sturzte in die Kusche. Isch schlug mit der Krucke von die alte Mann, als die isch verkleidet war, auf meine Cousin ein. Er fiel hin - isch 'atte ihn getotet! O weh! Isch glaube, da? isch ihn wirklisch getotet habe! Annette kreischte. Die Gendarmes kamen. Isch floh. Isch erreischte den 'afen. Isch versteckte misch auf einem Schiff. Das Schiff stach in See. Der Kapitan entdeckte misch und verprugelte misch. Er packte die Gelegenheit beim Schopf. Von einem auslandischen 'afen schickte er einen Brief zur Polizei. Er brachte mich nischt an Land zuruck, weil isch so gut kochte. Isch mu?te wahrend der ganzen Fahrt nach Sansibar fur ihn kochen. Als isch Lohn forderte, trat er misch. Das Blut von meine 'eroische Gro?vater begann wieder in mir zu kochen, und isch schuttelte die Faust vor sein Gesischt und schwor ihm Rache. Er trat misch noch einmal. In Sansibar war ein Telegramm. Isch verwunschte die Mann, die 'at den Telegraph erfunden. Und jetzt verwunsche isch ihn wieder. Isch sollte ver'aftet werden wegen Desertion, wegen Mord und que sais-je? Isch entfloh aus dem Gefangnis. Isch floh, isch ver'unger-te. Isch traf die Manner von Monsieur le Cure. Sie brachten misch 'ier'er. Und nun bin isch 'ier, ich bin voll von Kummer. Aber isch gehe nischt zuruck nach Frankreich. Besser, mein Leben zu riskieren in diese schrecklische Wildnis, als ins Zucht'aus zu kommen.«
Er hielt einen Augenblick inne, und wir erstickten fast vor Lachen. Wir mu?ten unsere Gesichter abwenden.
»Ah! Sie weinen, Messieurs«, sagte Alphonse. »Kein Wunder, es ist eine traurige Geschischte.«
»Vielleicht wird das heldenhafte Blut Ihres Gro?vaters schlie?lich doch noch triumphieren«, sagte Sir Henry. »Vielleicht werden auch Sie noch seine Gro?e erlangen. Wir werden jedenfalls sehen. Und jetzt schlage ich vor, da? wir alle zu Bett gehen. Ich bin todmude, und wir hatten letzte Nacht auf diesem verdammten Felsen nicht viel Schlaf.«
Wir folgten gern seinem Vorschlag. Es war schon ein eigentumliches Gefuhl nach unseren jungsten Erlebnissen, sich wieder in einem ordentlichen Zimmer in ein sauberes Bett mit frischen, wei?en Laken zu legen.
5
Am nachsten Morgen vermi?te ich beim Fruhstuck Flossie. Ich fragte, wo sie sei.
»Nun«, sagte ihre Mutter, »als ich heute morgen aufstand, fand ich au?en an meiner Tur einen Zettel, auf dem - Aber lesen Sie doch selbst, ich habe die Nachricht hier.« Sie reichte mir den Zettel, auf dem folgendes zu lesen war:
»Hoffentlich macht sie nichts Unvernunftiges«, sagte ich. Mir war gar nicht wohl bei dem Gedanken. »Ich hatte wirklich nicht die Absicht, Flossie wegen der Blume Unannehmlichkeiten zu bereiten.«
»Ach, Flossie kann schon fur sich selbst sorgen«, sagte ihre Mutter. »So etwas tut sie oft. Sie ist eben ein echtes Kind der Wildnis.« Mr. Mackenzie jedoch, der in diesem Augenblick hereinkam und den Zettel selbst zum erstenmal las, machte ein ziemlich ernstes Gesicht, auch wenn er nichts sagte.
Nach dem Fruhstuck nahm ich ihn beiseite und fragte ihn, ob es nicht moglich ware, jemanden hinter dem Madchen herzuschicken und es wieder zuruck nach Hause zu holen. Ich dachte dabei naturlich noch immer an die Moglichkeit, da? noch Masai in der Gegend waren. Und wenn Flossie in deren Hande geraten sollte, dann ware das sicherlich nicht ungefahrlich.
»Ich furchte, das hatte keinen Zweck«, sagte er. »Inzwischen kann sie schon funfzehn Meilen entfernt von hier sein, und es ist unmoglich zu sagen, welchen Weg sie genommen hat. Dort hinten sind die Hugel.« Er deutete auf eine lange Hugelkette, die sich beinahe parallel zum Verlauf des Tanaflusses hinzog und in der Ferne allmahlich in eine mit dichtem Buschwerk bewachsene Ebene uberging.
Ich schlug vor, auf den gro?en Baum im Innenhof zu klettern und die Umgebung mit dem Fernglas abzusuchen. Mr. Mackenzie gab noch schnell ein paar seiner Leute Anweisung, Flossies Fahrte zu folgen, und dann stiegen wir auf den Baum. Der Aufstieg war trotz der beidseitig befestigten, soliden Strickleiter eine nicht ganz einfach zu bewaltigende Aufgabe, zumindest fur eine Landratte. Good hingegen kletterte so behende hinauf, als hatte er nie in seinem Leben etwas anderes gemacht.
Als wir die Hohe erreichten, auf der die ersten farnformigen Aste aus dem Stamm kamen, stiegen wir ohne jede Schwierigkeit auf eine Plattform aus Brettern, die quer uber mehrere Aste genagelt waren. Die Plattform bot Platz fur mindestens ein Dutzend Leute. Die Aussicht, die sich uns von hier oben bot, war uberwaltigend. Meilenweit, soweit das Fernglas reichte, wogte der Busch in alle Richtungen wie ein grunes Meer, nur hie und da unterbrochen durch das hellere Grun bebauter Flachen oder durch die glitzernde Oberflache eines Sees. Im Nordwesten erhob der Mount Kenia sein machtiges Haupt, und wir konnten fast von seinem Fu?e aus den Lauf des Tana verfolgen, der sich wie eine silbern glanzende Schlange durch das Meer von Grun wand, bis er, weit au?erhalb unserer Sichtweite, in den Ozean mundete. Es ist ein herrliches Land, und es bedarf nur der Hand des zivilisierten Menschen, um zu einem hochst produktiven zu werden.
Aber soviel wir auch schauten, von Flossie und ihrem wei?en Esel war nichts zu sehen, so da? wir schlie?lich enttauscht wieder hinunterkletterten. Als ich auf die Veranda kam, traf ich Umslopogaas an, der dort sa? und mit langsamen Bewegungen seine Axt scharfte. Er tat dies mit dem kleinen Wetzstein, den er standig bei sich trug.
»Was tust du, Umslopogaas?« fragte ich ihn.
»Ich rieche Blut«, lautete seine Antwort. Mehr war nicht aus ihm herauszubekommen.
Nach dem Mittagessen stiegen wir wieder auf den Baum und suchten die Umgebung mit einem Fernglas ab, aber auch diesmal ohne Erfolg. Als wir wieder unten waren, war Umslopogaas noch immer damit beschaftigt, Inkosi-kaas zu scharfen, obwohl sie schon eine Klinge wie ein Rasiermesser hatte. Vor ihm stand Alphonse und beaugte ihn mit einer Mischung aus Furcht und Faszination. Umslopogaas bot in der Tat einen furchterregenden Anblick: Er hockte da, in der Manier der Zulus, die Beine uber Kreuz, schaute mit drohenden Augen aus seinem wilden und dennoch intelligenten Gesicht und scharfte ohne Unterla? seine morderische Axt.
»Oh, das Ungeheuer, der schrecklichste Mann!« rief der kleine franzosische Koch, wobei er in hochster Verwunderung die Arme hob. »Sehen Sie nur das Loch in seinem Kopf! Die 'aut darauf schagt auf und ab wie die von eine kleine Bebe! Aber wer wurde schon so eine Bebe auf den Scho? nehmen?« Bei diesem Gedanken fing er laut prustend an zu lachen.
Umslopogaas schaute von seiner Beschaftigung auf, und ein drohender Glanz trat in seine Augen.
»Was sagt die kleine >Buffelkuh<?« (Umslopogaas hatte ihm diesen Namen gegeben wegen seines