lieben werde, bis einst der Tod meinen Leib erkalten la?t; ja, und ich glaube, auch dann noch werde ich dich lieben bis in alle Ewigkeit. Ich sage, da? deine Stimme wie Musik in meinen Ohren klingt, und deine Beruhrung ist wie das Wasser, das auf durstiges Land fallt; wenn du zugegen bist, dann ist die Welt schon, und wenn ich dich nicht sehen kann, dann ist es, als herrsche tiefe Finsternis. Oh, Nylephta, ich werde dich nie verlassen; um deinetwegen will ich mein Volk und meines Vaters Haus vergessen, ja, ich will verzichten auf alles, was mir lieb und teuer war. An deiner Seite will ich leben, Nylephta, und an deiner Seite will ich sterben!«
Er hielt inne und schaute sie mit ernstem Gesicht an. Sie aber lie? ihr Haupt hangen wie eine welke Blume und sagte kein einziges Wort.
»Schau!« rief er und zeigte auf die Statue, die in das silberne Licht des Mondes getaucht war. »Du siehst dort jene engelsgleiche Frau, die ihre Hand auf die Stirn des schlafenden Mannes gelegt hat, und du siehst, wie durch ihre Beruhrung seine Seele auflodert und durch sein Fleisch hindurchscheint, so wie eine Lampe durch die Beruhrung des Feuers: so ist es auch mit mir und dir, Nylephta. Du hast meine Seele aus tiefem Schlummer erweckt, und nun, Nylephta, ist sie nicht mehr mein, sondern dein; sie gehort dir, nur dir. Mehr kann ich dir nicht mehr sagen: in deine Hande lege ich mein Leben.« Und dann lehnte er sich zuruck gegen den Sockel der Statue. Er sah bleich aus, und seine Augen glanzten feucht, aber er war stolz und schon wie ein Gott.
Und langsam, unendlich langsam, hob sie ihren Kopf und schaute ihn mit ihren wunderbaren Augen, in denen jetzt ihre ganze Leidenschaft erstrahlte, fest und lange an, so als wolle sie direkt in das Innerste seiner Seele blicken. Und schlie?lich sprach sie, leise zwar, doch mit einer Stimme so klar wie der Klang einer silbernen Glocke.
»Furwahr, ich bin nur ein schwaches Weib, und ich glaube dir. Schrecklich wird fur dich der Tag sein, und auch fur mich, an dem der Zufall mich lehren sollte, da? ich einer Luge geglaubt habe. Und nun hore, was ich dir sage, o Mann, der du hierherkamst aus der Fremde, um mein Herz zu stehlen. So lege ich denn meine Hand auf die deine, und ich, deren Lippen nie zuvor geku?t haben, kusse deine Stirn; und ich schwore bei dieser meiner Hand, und bei diesem ersten und heiligen Ku?, ja, und beim Wohle meines Volkes und bei meinem Thron, den ich wohl bald deinetwegen verlieren werde - bei dem Namen meines hehren Geschlechtes, bei dem heiligen Stein und bei der ewig wahrenden Wurde der Sonne, da? ich fur dich leben und fur dich sterben will. Und ich schwore, da? ich dich, und nur dich, lieben werde bis ins Grab, ja, und noch danach - wenn es, wie du sagst, ein >Danach< gibt. Und dein Wille soll mein Wille sein, und deine Wege sollen auch meine Wege sein!
Oh, siehe, mein Herr! Du wei?t nicht, wie demutig die ist, die liebt; ich, die ich eine Konigin bin, knie vor dir nieder; zu deinen Fu?en liegend bete ich dich an.« Und mit diesen Worten fiel das bezaubernde, in hei?er Liebe entbrannte Geschopf vor ihm auf die Knie, auf den kalten Marmor. Und was danach geschah, wei? ich nicht, denn ich konnte es nicht langer ertragen und stahl mich davon, um mich ein wenig an der Gesellschaft des alten Umslopogaas zu erquicken. Ich wollte die beiden eine Weile mit sich selbst und ihrem Gluck allein lassen.
Der alte Krieger stand wie gewohnlich auf Inkosi-kaas gelehnt und betrachtete die Szene, die sich da vor seinen Augen in dem kleinen vom Lichte des Mondes erhellten Kreis abspielte, mit einem amusierten Lacheln.
»Ah, Macumazahn«, sagte er, »vielleicht liegt es daran, da? ich alt werde, aber ich glaube nicht, da? ich euch Wei?e jemals verstehen werde. Schau doch nur die beiden dort; sie sind ein hubsches Paar Turteltauben, aber warum das ganze Theater, Macuma-zahn? Er will eine Frau, und sie will einen Mann. Warum zahlt er dann nicht mit seinen Kuhen* wie ein Mann und damit basta? Sie konnten sich damit eine Menge Unannehmlichkeiten ersparen, und wir wurden nicht unseren Nachtschlaf versaumen. Aber sie reden und reden und reden, und kussen und kussen und kussen ... Pah!«
Eine gute Dreiviertelstunde spater kam das Paar Turteltauben zu uns herubergeschlendert. Curtis machte ein etwas einfaltiges Gesicht, und Nylephta bemerkte beilaufig, welche bezaubernden Effekte doch das Mondlicht auf dem Marmorboden hervorrufe. Dann nahm sie meine Hand; denn sie war in einer hochst gonnerhaften Stimmung und sagte, da ich der treue Freund »ihres Gebieters« sei ware ich auch ihr treuer Freund - Sie sehen, ich personlich war gar nicht mehr wichtig; alles drehte sich nur noch um ihren geliebten Incubu. Dann nahm sie Umslopogaas' Axt, betrachtete sie neugierig und sagte bedeutungsvoll, da? er vielleicht schon sehr bald gute Grunde hatte, sie zu ihrer Verteidigung zu benutzen.
Dann schenkte sie uns allen ein anmutiges Lacheln, warf ihrem Geliebten einen letzten, zartlichen Blick zu und entschwand in der Dunkelheit wie eine schone Vision.
Wahrend wir zu unseren Quartieren zuruckgingen, was im ubrigen ohne jeden weiteren Zwischenfall vonstatten ging, fragte Curtis mich scherzhaft, was ich von der ganzen Sache dachte.
»Ich frage mich«, antwortete ich, »nach welchem Prinzip es so eingerichtet ist, da? manche Leute schone Koniginnen finden, in die sie sich verlieben konnen, wahrend andere uberhaupt niemanden finden, oder noch weniger als niemanden; und ich frage mich au?erdem, wie viele tapfere Manner die Ereignisse dieser Nacht das Leben kosten werden.« Es war vielleicht eine etwas gehassige Bemerkung meinerseits, aber nicht alle Gefuhle losen sich im Alter in Luft auf, und ich mu? gestehen, da? ich einfach ein bi?chen neidisch auf das Gluck meines guten alten Freundes war. Eitelkeit, meine Freunde - nichts als gekrankte Eitelkeit!
Am Morgen des folgenden Tages erzahlten wir Good von dem freudigen Ereignis. Er strahlte wie ein Honigkuchenpferd; sein Gesicht warf vor freudigem Lacheln lauter Falten, die irgendwo in der Umgebung des Mundes ihren Ursprung nahmen, sich langsam uber sein Gesicht ausdehnten wie die Kringel auf der Oberflache eines Ententeichs und gleichsam uber den Rand seines Monokels hinwegschwappten, bis sie irgendwo verebbten, wie es sich fur ordentliche Lach-falten gehort. Der eigentliche Grund fur seine Freude lag jedoch nicht nur in dem Ereignis selbst, sondern auch darin, da? er personliche Vorteile damit verbunden sah. Er verehrte namlich Sorais ebenso tief wie Sir Henry Nylephta; seine Bemuhungen waren jedoch bisher alles andere als von Erfolg gekront gewesen. Es war in der Tat weder ihm noch mir entgangen, da? Sorais, diese dunkle, undurchschaubare Kleopatra auf ihre eigentumliche, unerforschliche Art Curtis weit eher zu favorisieren schien als ihn, Good. Deshalb war er naturlich sehr erleichtert, als er erfuhr, da? sein ahnungsloser, unfreiwilliger Rivale schon fest anderweitig engagiert war. Er machte jedoch ein langes Gesicht, als er erfuhr, da? die ganze Affare strikt geheim bleiben sollte, vor allem vor Sorais, da die politischen Erschutterungen, die die offentliche Verkundung dieser Liaison unweigerlich nach sich ziehen wurde, fur den Augenblick untragbar sein wurden; daruber hinaus hatte eine fruhzeitige Bekanntgabe des Geheimnisses hochstwahrscheinlich Nylephtas sofortigen Verzicht auf den Thron heraufbeschworen.
An jenem Morgen waren wir wieder in der Thronhalle zugegen, und ich konnte mir ein Lacheln nicht verkneifen, als ich diesen Besuch mit unserem letzten verglich. Wenn Wande reden konnten, dachte ich, dann hatten sie sicherlich eine Menge interessanter Geschichten zu erzahlen.
Was fur perfekte Schauspielerinnen Frauen doch sind! Hoch oben auf ihrem goldenen Thron, in ihr prachtiges Koniginnengewand gehullt, sa? die schone Nylephta, und als Sir Henry ein paar Minuten zu spat eintrat, gekleidet in der Uniform eines Offiziers ihrer Leibgarde, und sich demutig vor ihr verbeugte, erwiderte sie seinen Gru? mit einem beilaufigen Nik-ken und wandte ihren Blick sogleich kuhl von ihm ab.
Der ganze Hof war versammelt. Die feierliche Zeremonie der Gesetzesunterzeichnung hatte nicht nur eine ganze Anzahl von Leuten mehr angelockt als die, deren Pflicht es ohnehin war, dem Akt beizuwohnen, sondern daruber hinaus hatte sich auch wie ein Lauffeuer das Gerucht im ganzen Lande verbreitet, da? Nasta offentlich um die Hand Nylephtas anhalten wollte. So kam es, da? die gro?e Halle fast aus ihren Nahten platzte. Da waren einmal unsere lieben Freunde, die Priester, in riesiger Zahl erschienen, an ihrer Spitze Agon, der uns rachsuchtige Blicke zuwarf; sie boten in der Tat einen hochst beeindruckenden Anblick mit ihren langen wei?en, bestickten Gewandern und ihren goldenen Kettengurteln, von denen die schuppenahnlichen goldenen Plattchen herabhingen. Des weiteren war eine gro?e Anzahl hoher Adeliger zugegen; auch sie boten ein imposantes Bild mit ihren prunkvoll gekleideten Gefolgsleuten. Die herausragende Erscheinung unter ihnen war jedoch Nasta, der sich mit nachdenklicher Miene durch den schwarzen Bart fuhr und ein ungewohnlich mi?mutiges Gesicht machte.
Es war eine au?erst prunkvolle und beeindruckende Zeremonie, besonders, wenn der Offizier die einzelnen Gesetze, sobald er sie laut verlesen hatte, den Koniginnen zur Unterzeichnung uberreichte. Dann schmetterten die Fanfaren, und die Leibgardisten der Koniginnen stie?en zum Salut ihre Speere knallend auf den Marmorboden. Das Verlesen und Unterzeichnen der Gesetze dauerte ziemlich lange, doch schlie?lich endete die Prozedur damit, da? das letzte verlesen wurde. Darin wurde »gewissen Fremden, die sich in hervorragender Weise um das Land verdient gemacht hatten«, der Furstentitel verliehen, dazu einige militarische Kommandos und gro?e Landguter als