versprochen; die Stelle eignete sich hervorragend fur eine Schlacht, besonders wenn man es mit einer zahlenma?ig uberlegenen Streitmacht zu tun hatte.
Der Weg zog sich etwas mehr als eine Meile uber ein Gelande hin, das zu unwegsam war, als da? man eine gro?ere Truppe hatte aufmarschieren lassen konnen. Schlie?lich erreichte er den Kamm einer bewaldeten Anhohe, die sanft zum Ufer eines kleinen Flusses hin abfiel. Hinter dem Flu? stieg das Land wieder leicht an und ging in eine Ebene uber. Der Abstand von dem Kamm bis zum Flu? betrug etwas mehr als eine halbe Meile; vom Flu? bis zur Ebene war er etwas geringer. Die Lange dieser bewaldeten Anhohe, die exakt der Breite der Landenge zwischen den bewaldeten Hugeln entsprach, betrug, etwa an ihrer hochsten Stelle gemessen, ungefahr zweieinviertel Meilen. Sie war zu beiden Seiten von dichtem, felsigem, mit Buschen bewachsenem Gelande geschutzt, das den Flanken der Armee eine au?erst wirksame Deckung bot.
Curtis lie? die Armee auf der uns zugewandten Seite des Hugels vor der Landenge Stellung beziehen, und zwar in der Formation, die er nach Absprache mit den einzelnen Generalen, Good und mir als diejenige ausgewahlt hatte, die sie auch in der bevorstehenden Schlacht einnehmen sollte.
Unser sechzigtausend Mann starkes Heer war grob gesehen etwa folgenderma?en gegliedert: das Zentrum des Heeres bildete ein dichtgestaffelter Trupp von ungefahr zwanzigtausend Mann Fu?volk. Die Bewaffnung dieser Infanterie bestand aus Speeren, Schwertern, Brust- und Ruckenschutz sowie Schilden aus Flu?pferdleder[16]. Dieser Trupp bildete sozusagen die Brust der Armee; als Reserve standen funftausend Fu?soldaten und dreitausend Kavalleristen bereit. Beide Seiten dieses Zentrums wurden flankiert von je siebentausend Reitern, die in machtigen, dichtgestaffelten Schwadronen angeordnet waren; noch weiter au?en und ein wenig vorgeschoben standen zwei weitere Truppenkorper, die jeweils etwa siebentausendfunfhundert Speerwerfer umfa?ten. Sie bildeten die beiden Flugel der Armee, von denen jeder noch einmal von einem Kontingent von funfzehnhundert Kavalleristen unterstutzt wurde. Das macht insgesamt sechzigtausend Mann.
Curtis hatte das Oberkommando inne, ich befehligte die siebentausend Reiter zwischen dem Zentrum und dem rechten Flugel, uber den wiederum Good das Kommando fuhrte. Die restlichen Bataillone und Geschwader standen unter der Befehlsgewalt von Zu-Vendi-Generalen.
Kaum hatten wir unsere Stellungen bezogen, als auch schon Sorais' gewaltige Streitmacht auf der gegenuberliegenden Seite des Hugels, etwa eine Meile vor uns, auszuschwarmen begann. Im Handumdrehen schien die Erde jenseits des Hugelkammes schwarz zu werden von der Masse ihrer Speertrager, und der Boden erzitterte unter dem trampelnden Hufschlag ihrer Reiterei. Wir konnten nun deutlich ausmachen, da? die Spaher nicht ubertrieben hatten; ihr Heer war mindestens um ein Drittel gro?er als das unsrige. Zuerst glaubten wir, Sorais wolle uns sofort attackieren, da die riesigen Wolken von Kavallerie, die die Flanken ihrer Truppe bildeten, drohend vorpreschten, aber dann schien sie sich eines Besseren zu besinnen und pfiff ihre Bataillone wieder zuruck. Heute also sollte es nicht mehr zum Kampf kommen. Die Formation ihrer Armee kann ich im Augenblick noch nicht exakt beschreiben; es wurde wohl auch nur Verwirrung stiften. Auf den ersten Blick jedoch schien sie im gro?en und ganzen unserer zu ahneln, nur da? naturlich ihre Reserve weit gro?er war.
Der linke Flugel von Sorais' Heer, der unserem rechten Flugel genau gegenuberlag, bestand aus einem gewaltigen Trupp dunkler, verwegen aussehender Manner, die nur mit Schwertern und Schilden ausgerustet waren. Es handelte sich dabei so teilte man mir mit, um Nastas funfundzwanzigtausend wilde Hochlander.
»Bei Gott«, sagte ich zu Good, als ich ihn sah, »uns steht noch einiges bevor, wenn diese Herrschaften uns morgen angreifen!« Wen wundert's, da? Good daraufhin nicht gerade zuversichtlich dreinblickte.
Den ganzen Tag uber blieben wir auf Beobachtungsposten und warteten, aber nichts geschah, und als schlie?lich die Nacht hereinbrach, erhellten Tausende von Lagerfeuern den Hugel, bis sie schlie?lich eins nach dem anderen verbla?ten und schlie?lich er-starben wie die Sterne am Morgenhimmel. Und wahrend die Stunden sich dahinschleppten, wurde die Stille, die uber den sich gegenuberliegenden Heeren lag, immer tiefer.
Es war eine zermurbende lange Nacht, denn zusatzlich zu den tausend Dingen, auf die man acht haben mu?, zerrte noch die furchterliche Ungewi?heit an den Nerven, was der kommende Tag uns wohl bringen wurde. Die Schlacht, die uns bevorstand, wurde so gewaltig sein und das Gemetzel so entsetzlich, da? man in der Tat schon ein Herz aus Stein besitzen mu?te, wollte man von dem drohenden Ereignis nicht uberwaltigt werden. Und als ich daruber nachdachte, wozu dies alles geschehen sollte, da wurde mir ganz elend zumute. Der Gedanke, da? diese riesigen Armeen nur zu dem Zweck aufgestellt worden waren, zu zerstoren, da? sie nur dazu dienten, den eifersuchtigen Ha? einer Frau zu befriedigen, erfullte mich mit tiefer Trauer. Dies also war die gewaltige, tief im Verborgenen schlummernde Macht, die bewirken konnte, da? jene dichten schwarzen Massen von Kavallerie wie Donnerkeile aus Menschenleibern uber die Ebene dahinschossen, da? die Bataillone in dichten Wolken ungestum aufeinanderprallten wie ein gewaltiger Hurrikan, der auf einen anderen trifft. Es war ein grauenvoller Gedanke, und ich mu?te unwillkurlich uber die Verantwortung nachdenken, die die Gro?en dieser Erde tragen.
Bis tief in die Nacht hinein sa?en wir so beisammen und hielten Rat; unsere Gesichter waren bleich, und unsere Herzen waren schwer. Die Wachtposten schlenderten in regelma?igem Rhythmus auf und ab, auf und ab, und die bewaffneten Generale kamen und gingen wie finstere Schatten.
Und so dehnten sich die Stunden zur Unendlichkeit; endlich war alles bereit fur das bevorstehende Gemetzel. Ich legte mich hin und grubelte nach. Ich versuchte ein wenig Schlaf zu finden, aber die Furcht vor dem Morgen hielt mich wach - wer konnte schon sagen, was der Morgen uns bringen wurde? Tod und Elend in unvorstellbarem Ausma?; das war gewi?! Alles andere wu?ten wir nicht, und ich mu? gestehen, da? ich gro?e Angst hatte. Und in jenem Moment wurde mir nur allzu deutlich bewu?t, da? es sinnlos ist, die Zukunft, jene ewig unergrundliche Sphinx, zu befragen. Tag fur Tag liest sie uns mit lauter Stimme die Ratsel des Gestern vor, von denen die verwirrten Menschenkinder aller Generationen auch nicht eines gelost haben, noch jemals losen werden, raten sie auch noch so ausschweifend und schreien sie auch noch so laut.
Und so gab ich es schlie?lich auf, weiter nachzugrubeln, sah ich mich doch gezwungen, den Ausgang des morgigen Tages bescheiden und demutig der wagenden Hand des Schicksals zu uberlassen.
Und endlich stieg die Sonne rot am Horizont auf, und die riesigen Heerlager erwachten mit lautem Geklirre und Gerassel und sammelten sich zum Kampfe. Es war ein schoner, zutiefst beeindruckender Anblick, und der alte Umslopogaas, der auf seine Axt gelehnt dastand, betrachtete die Szene mit grimmigem Vergnugen.
»Nie zuvor sah ich dergleichen, Macumazahn, nie zuvor!« rief er begeistert. »Die Schlachten meines Volkes sind wie das Spiel der Kinder verglichen mit dem, was kommen wird. Glaubst du, da? sie bis zum bitteren Ende kampfen werden?«
»Ja«, antwortete ich mit trauriger Stimme, »bis zum letzten Blutstropfen. Du kannst zufrieden sein, >Specht<, denn du wirst noch bis zum Uberdru? hak-ken konnen.«
Die Zeit verging, und noch immer gab es kein Anzeichen fur eine Attacke.
Ein Kavallerietrupp uberquerte den kleinen Flu? und ritt in weitem Abstand langsam an unserer Front entlang, offensichtlich mit der Absicht, sich uber unsere Position und unsere Starke einen Uberblick zu verschaffen. Wir machten jedoch keinerlei Versuch, uns mit den Reitern anzulegen; wir hatten beschlossen, uns strikt in Verteidigungsposition zu halten und nicht einen Mann unnotig zu opfern. Die Manner fruhstuckten, wahrend sie kampfbereit bei ihren Waffen standen. Die Zeit verging unendlich langsam. Gegen Mittag, als die Manner gerade ihr Mittagessen einnahmen (wir hielten es namlich fur besser, wenn sie mit vollem Magen kampften), erscholl plotzlich der Ruf
Da wir vermuteten, da? dies die Ouverture zum Beginn der Schlacht war, verhielten wir uns ruhig und abwartend und bereiteten uns auf den Kampf vor.
Wir brauchten nicht lange zu warten. Mit einem Mal schossen zwei gro?e zungenformige Kavalleriebrigaden wie Flammen aus der Mundung einer Kanone hervor und kamen den Abhang heruntergeprescht, auf den kleinen Flu? zu. Zuerst schienen sie sich relativ langsam vorwartszubewegen, doch je naher sie herankamen, desto mehr gewannen sie an Schnelligkeit. Noch bevor sie den Flu? erreicht hatten, erhielt ich Order von Sir Henry, der offensichtlich die Befurchtung hatte, da? die Wucht eines solchen Angriffes, sollte sie ungehemmt auf unsere Infanterie prallen, zu stark fur diese sein wurde, funftausend Reiter nach vorn zu werfen, um die auf meinem