Flugel voranpreschende Kavallerie des Feindes aufzuhalten, und zwar in dem Augenblick da sie den steilsten Teil des Hugels, etwa vierhundert Yards vor unseren Linien, erreichte. Ich gab sofort den entsprechenden Befehl und blieb selbst mit dem Rest meiner Manner im Hintergrund.
Und schon sausten die funftausend Reiter davon, in langgestreckter Keilform, und ich mu? sagen, der sie kommandierende General verstand wirklich sein Handwerk. Er lie? die Manner in kurzem Galopp die ersten dreihundert Yards geradewegs auf die Spitze der angreifenden zungenformigen Kavallerietruppe zusprengen. Die Zunge bestand, soweit ich es beurteilen konnte, aus ungefahr achttausend Reitern. Dann schwenkte unser Keil mit einem plotzlichen Ruck nach rechts heruber, wich der vorgezogenen Spitze der Zunge aus - ich sah, wie der ganze riesige Keil sich gleichsam wie eine Locke krauselte, und bevor der Feind sich noch besinnen und wenden konnte, war die Spitze des Keils schon mit furchterlicher Wucht genau auf halber Lange in die Flanke des Feindes gebrochen. Es gab ein entsetzliches Klirren und Krachen, wie wenn eine gro?e Eisflache aufbrache, der Keil sank tief mitten in das Herz der gegnerischen Truppe hinein und schnitt sich gleichsam seine blutige Bahn durch die Zunge. Hunderte von feindlichen Kavalleristen wurden auf beiden Seiten des Keils emporgeschleudert wie die Erde von einer stahlernen Pflugschar, oder, um das Bild genauer zu treffen, sie spritzten zur Seite wie Gischt vor dem Bug eines dahinfliegenden Schiffes. Tiefer, immer tiefer! Vergebens winden sich die Enden der Zunge im Todeskampfe wie eine verwundete Schlange, danach strebend, die Mitte zu schutzen; tiefer, immer tiefer! Und mitten hindurch schneidet der Keil, und unter dem Jubelschrei, der sich aus Tausenden von Kehlen erhebt, bricht er in die abgetrennten Enden der Zunge, wirbelt sie empor, treibt sie vor sich her wie der Sturm den Gischts bis schlie?lich, inmitten des Gewimmels reiterlos umherirrender Rosse, blitzender Schwerter und dem Getose der Siegesschreie ihrer Verfolger die gewaltige Streitmacht in sich zusammensackt wie ein leerer Handschuh und sich in wilder Flucht zu den rettenden Linien der eigenen Armee davonmacht.
Ich glaube nicht, da? es mehr als zwei Drittel waren, die die eigenen Linien heil und unversehrt erreichten. Die Linien, die nun zum Angriff vorruckten, offneten sich und schluckten die zuruckflutenden Reiter auf. Mein Trupp zog sich ebenfalls wieder zuruck. Wir hatten einen Verlust von nicht mehr als funfhundert Mann zu beklagen - das war wenig, wenn man bedachte, wie wutend der Kampf getobt hatte. Ich sah nun, da? sich die feindliche Kavallerie auch von unserem linken Flugel zuruckzog; wie jedoch der Kampf mit ihnen ausgegangen war, konnte ich nicht erkennen. Ich kann gerade das beschreiben, was sich in meiner unmittelbaren Umgebung abspielte.
In der Zwischenzeit hatten die dichten Massen des feindlichen linken Flugels, die sich fast ganzlich aus Nastas Schwertkampfern zusammensetzten, den kleinen Flu? uberschritten, und unter lauten >Nasta<-und >Sorais<-Rufen schwarmten sie mit wehenden Fahnen und blitzenden Schwertern wie Ameisen auf uns zu.
Wieder erhielt ich die Order, den Versuch zu unternehmen, diese Bewegung aufzuhalten, und desgleichen den Hauptsto? gegen das Zentrum unserer Armee, indem ich wieder die Kavallerie nach vorn werfen sollte. Ich tat dies, so gut ich konnte, indem ich fortlaufend Einheiten von je tausend Reitern ins Kampfgetummel schickte. Diese Brigaden rissen tiefe Lucken in die Reihen des Feindes, und sie boten einen uberaus prachtigen Anblick, wie sie da den Hugelabhang hinunterbrausten und sich wie ein lebendes Messer tief in das Herz der feindlichen Armee bohrten. Aber auch wir verloren viele Manner, denn nachdem unsere Feinde mehrere Male diese Angriffe, die gleichsam eine Art blutiges Andreaskreuz von Toten und Verwundeten durch das Zentrum von Na-stas Truppe gezogen hatten, ohnmachtig hatten hinnehmen mussen, versuchten sie, der unwiderstehlichen Wucht dieser Attacken nicht langer eine starre, ungeschutzte Front entgegenzusetzen, sondern wichen geschickt zuruck und lie?en den Ansturm wirkungslos ins Leere laufen, wobei sie sich auf den Boden warfen und Hunderten unserer Pferde die Knieflechsen zerschnitten und sie so zum Sturzen brachten.
Und so gelang es dem Feind allmahlich, trotz aller unserer verzweifelten Anstrengungen, Yard um Yard vorzurucken, bis er sich schlie?lich auf Goods Truppe von siebentausendfunfhundert Berufssoldaten warf, die sich in drei quadratische Kampfblocke aufgestellt hatten, um dem Gegner Paroli zu bieten. Zur selben Zeit verriet mir ein entsetzliches, markerschutterndes Gebrull, da? die beiden Linien im Zentrum und auf der au?ersten Linken zusammengeprallt waren und nun die Schlacht voll entbrannt war. Ich erhob mich in meinen Steigbugeln und schaute nach links hinuber: Soweit das Auge blickte, schien die Sonne auf eine langgezogene, blitzende Linie aus Stahl von fallenden Schwertern und zuckenden Speeren.
Hin und her wogten die miteinander ringenden Linien in jener erbitterten Schlacht. Manchmal gelang es der einen, ein wenig Boden zu gewinnen, dann war es wieder die andere, die nach vorn drangte. Wild wogte der Kampf, im verbissenen und doch geordneten Auf und Ab von Angriff und Verteidigung. Ich selbst hatte mehr als genug damit zu hin, die Ubersicht uber das, was sich auf unserem eigenen Flugel abspielte, zu behalten; und da fur einen Augenblick die Kavallerie in die Deckung von Goods drei Kampfblocken gegangen war, konnte ich sehr gut den gesamten rechten Flugel uberblicken.
Nastas verwegene Schwertkampfer brandeten jetzt in roten Wogen gegen die trutzigen, wie Felsen dastehenden quadratischen Blocke an. Wieder und wie-der stie?en sie ihren wilden Kriegsschrei aus und warfen sich gegen die langen Dreierreihen aus Speerspitzen, um sogleich wieder zuruckzuprallen wie Wellen, die sich an einer Felsklippe brechen.
Und so tobte die Schlacht vier Stunden lang nahezu ohne Pause, und als diese voruber waren, hatten wir, wenn auch nichts gewonnen, so doch auch nichts verloren. Zwei Versuche, die der Feind unternommen hatte, sich von der Seite her durch den Wald einen Weg zu bahnen und in unsere linke Flanke einzubrechen, waren vereitelt worden; und bis zu diesem Zeitpunkt hatten Nastas Hochlander es trotz ihrer verzweifelten Attacken noch nicht geschafft, Goods drei Kampfblocke zu zerbrechen, wenn sie auch ihre Starke um gut ein Drittel verringert hatten.
Das Zentrum der Armee, in dem sich Sir Henry mit seinem Stab sowie Umslopogaas befanden, hatte gewaltige Verluste hinnehmen mussen, aber es hatte nichtsdestoweniger todesmutig standgehalten. Dasselbe konnte man auch von unserem linken Flugel berichten.
Schlie?lich bu?ten die Angriffe an Heftigkeit ein, und Sorais' Armee trat den Ruckzug an. Ich dachte schon, sie hatten genug. Aber in diesem Punkte wurde ich sehr bald eines Besseren belehrt. Sie teilte ihre Kavallerie in vergleichsweise kleine Trupps auf und griff uns auf ganzer Linie mit ungeheurer Wucht von neuem an; und einmal mehr rollten ihre Zehntausende von Schwertkampfern und Speertragern gegen unsere geschwachten Kampfblocke und Schwadronen an. Sorais selbst dirigierte den Angriff; furchtlos wie eine Lowin sturmte sie an vorderster Spitze voran. Sie kamen herangebraust wie eine Lawine - ich sah ihren goldenen Helm in der vordersten Reihe blitzen -, und unserer Kavallerie gelang es nicht, den Ansturm durch gezielte Gegenangriffe aufzuhalten. Sie durchbrachen unsere vordersten Reihen, und das Zentrum unserer Linien bog sich unter der Last ihres Angriffes wie ein Bogen nach innen. Dann brach unsere Linie auf, und hatten nicht die zehntausend Mann, die wir in Reserve hatten, in den Kampf eingegriffen, so ware das Herz unserer Armee vollig aufgerieben worden. Goods drei Kampfblocke wurden beiseite gewischt wie Boote von der heranwogenden Springflut. Der vorderste wurde regelrecht auseinandergesprengt und verlor die Halfte seiner restlichen Manner. Aber die Anstrengung war zu heftig und zu furchterlich gewesen, als da? sie hatte langere Zeit anhalten konnen. Plotzlich kam die Schlacht zu einem Wendepunkt, und fur eine oder zwei Minuten hing sie in der Balance.
Und dann bewegte sie sich langsam auf Sorais' Lager zu. In diesem Moment wichen auch Nastas verwegene und nahezu unbezwingbare Hochlander, entweder, weil ihre Verluste sie entmutigt hatten, oder aufgrund irgendeiner List, zuruck, und die Reste von Goods tapferen Kampfblocken verlie?en ihre Stellungen, die sie uber so viele Stunden hinweg behauptet hatten, und stie?en unter wildem Jubelgeschrei rasch nach. Daraufhin stellten sich die zuruckflutenden Schwertkampfer wieder zum Kampfe und begannen, Goods Manner zu umzingeln. Und erneut sturzten sie sich mit gellenden Kriegsschreien auf sie. Das, was von dem ersten Kampfblock noch ubriggeblieben war, wurde auf der Stelle aufgerieben, und ich sah, da? sich auch der zweite, in dessen Mitte Good auf einem gro?en Pferd sitzend zu erkennen war, kaum noch halten konnte. Einige Minuten spater, und auch er war zerbrochen, seine wehenden Fahnen sanken in den Staub, und ich verlor Good inmitten des tobenden Schlachtgetummels aus den Augen.
Sekunden danach brach ein bla?gelbes Pferd mit schneewei?er Mahne und Schwanz aus den Uberresten des zerbrochenen Kampfblockes hervor und sprengte reiterlos und mit flatternden Zugeln an mir voruber. Ich erkannte in ihm sofort das Offizierspferd, das Good geritten hatte. Ich zogerte nicht einen Moment und ritt sofort mit der Halfte meiner restlichen Kavallerie, die zu diesem Zeitpunkt etwa noch vier- bis funftausend Mann stark war, zu Good, und ohne irgendwelche Befehle abzuwarten, griff ich Nastas Schwertkampfer an. Sie sahen mich kommen, und gewarnt von dem donnernden Hufschlag meiner Pferde wandte sich der gro?te Teil von ihnen um und bereitete uns einen hei?en Empfang. Sie wichen nicht einen Zoll zuruck; vergeblich hieben und trampelten wir