verlief, und sagte: »Die erste Tur fuhrt zu den Entsorgungseinrichtungen fur die Exkremente bewegungsfahiger Patienten, die zweite zum Waschraum und die dritte ist fur diejenigen Patienten bestimmt, die fur die Ausubung dieser Tatigkeiten Hilfe benotigen. Ihr Nachttisch ist fast derselbe wie der den Sie auf der Treevendar hatten, und die wenigen personlichen Habseligkeiten, die sie mitbringen durften,wird man Ihnen noch heute im Laufe des Tages bringen. Fur den Fall, da? Sie Hilfe brauchen, gibt es einen Rufknopf, und falls Sie ihn nicht selbst bedienen konnen, ist fur den Notfall in der Decke eine Uberwachungskamera eingebaut, die mit den Monitoren im Personalraum verbunden ist. Ihre Leselampe ist mit einem Richtstrahler ausgestattet, damit Sie andere Patienten wahrend deren Ruhephasen nicht belastigen. Au?erdem steht Ihnen ein Kopfhorer und ein kleiner Bildschirm zu Verfugung, auf dem Sie sich die hausinternen Unterhaltungsprogramme ansehen konnen. Die Sendungen sind allerdings schon vor langer Zeit aufgezeichnet worden, so da? Sie sich die Programme wahrscheinlich gar nicht ansehen wollen, es sei denn, Sie ziehen es vor, ohne Beruhigungsmittel einzuschlafen.

Ihr Bett hat die Nummer zwanzig«, fuhr die Schwester fort. »Damit haben Sie nicht nur die bequemste Position zu den sanitaren Einrichtungen, sondern sind auch am weitesten vom Stationseingang und dem Personalraum entfernt. Ubrigens herrscht im Orbit Hospital die allgemeine Uberzeugung, der, nebenbei bemerkt, von offizieller Seite auch noch nie widersprochen wurde: Je naher ein Patient am Stationseingang liegt, wo der diensthabende Arzt und die Schwestern und Pfleger ihn mit Minimalverzogerung erreichen konnen, desto ernster ist sein Gesundheitszustand. Dieses Wissen trostet Sie vielleicht uber einiges hinweg.

So, und nun ziehen Sie sich bitte aus, und legen Sie schnell die Krankenhauskleidung an, bevor die Oberschwester kommt, Patient Hewlitt«, forderte die Lernschwester ihn plotzlich auf. »Ich warte vor der Trennwand. Falls Sie Hilfe benotigen, brauchen Sie mir nur Bescheid zu sagen.«

Die Hudlarerin trat mit der Trage beiseite, und aus Vertiefungen in der Decke wurden leise Sichtblenden herabgelassen.

Eine ganze Weile hielt Hewlitt ein unformiges Kleidungsstuck regungslos in den Handen. Es war sauber, wei? und wie all die anderen, die er in seinem Leben hatte tragen mussen: wenigstens zwei Nummern zu klein. Erhatte schlichtweg keine Lust, sich dieses Ding anziehen und damit im Bett liegen zu mussen, und wollte wenigstens ein Gefuhl der Unabhangigkeit behalten und mit seiner eigenen Kleidung im Stuhl sitzen. Aber dann erinnerte er sich an die ungeheure Kraft der Schwester und an deren letzte Bemerkung, da? er nur Bescheid zu sagen brauche, falls er Hilfe benotige. Hatte es sich dabei womoglich um eine hoflich formulierte Drohung gehandelt, da? er notfalls auch mit Gewalt ausgezogen werden wurde, falls er es nicht selbst tate?

Auf keinen Fall wollte er diesem Tentakelmonster die Befriedigung verschaffen oder vielleicht gar das Vergnugen bereiten, einen ihrer ›interessanten‹ Aliens auszuziehen.

Wahrend er artig ins Bett stieg, horte Hewlitt, wie sich jemand anders naherte, jemand, der beim Gehen ein leises, rutschendes Gerausch verursachte, das nicht einmal im entferntesten an schlurfende Fu?e erinnerte. Und als dieses Wesen zu sprechen begann, war neben den ubersetzten Wortern im Hintergrund ein unangenehmes Zischen zu horen »Ihre Farbe brockelt ubrigens ab, Lernschwester«, sagte die Stimme. »Geben Sie mir bitte die Krankenakte des Patienten, und erstatten Sie mir kurz Bericht. Anschlie?end begeben Sie sich umgehend in die fur Ihre Spezies zustandige Kantine.«

»Selbstverstandlich«, antwortete die Lernschwester gehorsam. »Als der medizinische Offizier der Treevendar, ein Stabsarzt des Monitorkorps namens Turragh-Mar, mir diese Krankenakte ubergab, sagte er, da? der Patient auf den ersten Blick vollig gesund wirke und sich sein Zustand nicht verandert habe, wandte aber ein, da? womoglich eine gewisse psychologische Komponente ein Rolle spiele. Der einzige Beweis, der nach meinen Dafurhalten bislang fur diese These spricht, ist die ausgepragt fremdenfeindliche Reaktion, die der Patient wahrend des Transports hierher an den Tag gelegt hat. Wie ich aus unserem vorangegangenen Gesprach entnommen habe, hat der Patient bislang, falls uberhaupt, nur sehr beschrankten Kontakt mit Extraterrestriern gehabt. Offenbar fuhlte er sich von dem Anblick der Mitarbeiter, die uns in den Korridorenentgegenkamen, belastigt. Ich hatte die Anweisung erhalten, den Patienten wahrend des Transports alles sehen und horen zu lassen, damit er einen ersten Eindruck gewinnen konnte und ihn auf zukunftige nahere Kontakte mit Extraterrestriern vorbereitet wurde. Als wir auf der Station ankamen, schien der Patient seine Xenophobie wenigstens einigerma?en unter Kontrolle zu haben, mit Ausnahme einer Spezies, die er noch immer optisch absto?end findet und… «

»Danke, danke«, unterbrach die andere Stimme die Lernschwester. »Und jetzt gehen Sie sofort in die Kantine, und lassen Sie sich mit Ihrem Nahrungspraparat einspruhen, bevor Sie mir hier noch vor Hunger zusammenbrechen. Ich werde mich ab jetzt selbst um den Patienten kummern.«

Die Sichtblenden wurden hochgezogen, und noch wahrend sie in der Decke verschwanden, enthullten sie ein gra?liches Etwas, das am Fu?ende von Hewlitts Bett stand. Bei dem fruchtlosen Versuch, zwischen sich und dem Ungetum mehr Abstand zu schaffen, pre?te er sich instinktiv mit aller Kraft gegen die Ruckenlehne.

»Na, wie geht's uns denn, Patient Hewlitt?« erkundigte sich das Ungetum freundlich. »Ich bin ubrigens Oberschwester Leethveeschi, und wie Sie sicherlich schon bemerkt haben werden, bin ich eine Illensanerin… «

2. Kapitel

Die dicken, fleischigen, gelbgrunen Blatter in der Chlorhulle zuckten, dann offneten sie sich und zwei stummelartige Beine kamen zum Vorschein, die von etwas bedeckt waren, das wie olige Pusteln aussah. Damit bewegte sich das Wesen ein Stuck vom Fu?ende zuruck.

»Keine Angst, Patient Hewlitt, ich habe uberhaupt nicht vor, mich Ihnen zu nahern, und ich will Sie auch ganz bestimmt nicht anfassen, es sei denn, es ist aufgrund eines medizinischen Notfalls unumganglich«, beruhigte Leethveeschi ihren neuen Patienten. »Vielleicht hilft es Ihnen ja weiter, wenn Sie einmal daruber nachdenken, welche optische Wirkung Ihr weicher Korper mit seiner rosafarbenen, glatten Haut auf mein asthetisches Empfinden hat. Also horen Sie bitte auf damit, sich mit dem Rucken durch die Wand drucken zu wollen. Falls es Ihnen hilft, konnen Sie ja die Augen schlie?en, wahrend Sie mir zuhoren. Erstens, haben Sie in letzter Zeit etwas gegessen? Zweitens, verspuren Sie einen starken Drang, Korperabfalle auszuscheiden?«

»A-also… ich…«, stammelte Hewlitt. Wider Erwarten lie? er die Augen offen und versuchte, die eklige Kreatur feindselig zu fixieren. Doch entdeckte er viel zu viele dunkle, nasse Verdickungen, die sich uberall zwischen den oligen Farnwedeln und Membranen zeigten, als da? er hatte sagen konnen, welche davon Augen waren. »Gegessen habe ich, kurz bevor ich vom Schiff gegangen bin, und auf die Toilette mu? ich auch nicht.«

»Dann haben Sie auch keinen Grund, das Bett zu verlassen«, stellte die Oberschwester klar. »Bleiben Sie also bitte liegen, bis Sie von Chefarzt Medalont untersucht worden sind und er ganz offiziell die Erlaubnis erteilt hat, da? Sie sich ohne Pflegepersonal auf der Station bewegen durfen. Die nachste Mahlzeit wird in gut drei Stunden

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