serviert, die Untersuchung wird noch vorher stattfinden. Es gibt aber uberhaupt keinen Grund zur Besorgnis, Patient Hewlitt, denn das Verfahren wird sich uberwiegend verbal und ohne korperlichen Kontakt abspielen.Falls man Ihnen gestattet, das Bett zu verlassen«, fuhr Leethveeschi fort, »erhalten Sie einen Translator, der fur die Sprachen programmiert ist, die von den Patienten und Mitarbeitern dieser Station gesprochen werden. Anscheinend haben Sie bislang nur selten die Moglichkeit gehabt, mit fremden Spezies in Kontakt zu treten. Nun, hier werden Sie genugend Gelegenheit dazu finden. Sobald Sie die Lust dazu verspuren, sich mit den anderen Patienten zu unterhalten, und solange Sie dadurch nicht die Arbeit des Klinikpersonals behindern, sollten Sie das auch tun. Patienten, die Sichtblenden um ihre Betten haben, werden entweder gerade untersucht, ruhen sich aus oder sind aus anderen Grunden abgeschirmt und durfen nicht gestort werden. Die meisten werden aber mit Ihnen reden wollen, wenn Sie sich nach Gesellschaft sehnen. Ach, und wegen deren au?eren Erscheinung brauchen Sie sich wirklich keine Sorgen zu machen, schlie?lich sind hier alle Patienten ha?lich, unformig und optisch absto?end. Ohne Ausnahme!«

Noch wahrend er die Worter der Oberschwester vernahm, fragte sich Hewlitt, ob er tatsachlich so etwas wie ein ironisches Grinsen in einigen der dunklen, nassen Blasen entdeckte, die ihn ansehen mochten, doch er tat diesen Gedanken gleich wieder als lacherlich ab.

»Im Bett gegenuber befindet sich Patient Henredth, ein Kelgianer«, unterrichtete ihn Leethveeschi. »Links daneben liegt Patientin Kletilt vom Planeten Melf und direkt neben Ihnen ist ein Ianer namens Makolli, der noch heute auf Ebene siebenundvierzig verlegt wird, so da? Sie wahrscheinlich keine Gelegenheit mehr haben werden, sich mit ihm zu unterhalten. Ich wei? allerdings nicht, wen man uns an seiner Stelle bringen wird. So, dabei wollen wir es erst einmal bewenden lassen, Patient Hewlitt. Bis der Doktor eintrifft, sollten Sie versuchen, sich etwas auszuruhen oder zu schlafen, wenn Sie konnen.«

Als sich verschiedene Korperteile Leethveeschis krauselten und krummten oder sich auf absto?ende Art einrollten, wurde Hewlitt klar, da? die Oberschwester im Begriff war zu gehen. Eigentlich war er erleichtert, da? sich dieses widerliche Ding endlich zuruckzog, und um so mehr wunderte er sich, da? er Leethveeschi noch einmal aufhielt, zumal dieFrage, die er stellen wollte, hatte warten konnen.

»Schwester, ich verspure nicht den geringsten Wunsch, mich hier mit irgend jemandem zu unterhalten, es sei denn, da? es wegen meiner Behandlung unerla?lich ist. Allerdings gibt es eine Person, mit der ich reden konnte, ohne gleich gro?eres Unbehagen zu verspuren, und zwar handelt es sich dabei um die Lernschwester, die mich hierhergebracht hat. Ich hatte auch nichts dagegen einzuwenden, wenn Sie an meiner Behandlung teilnehmen konnte, und ich wurde es sogar vorziehen, sie zu rufen, Ms ich mal etwas brauche. Konnten Sie mir bitte ihren Namen verraten?«

»Nein«, antwortete Leethveeschi knapp. »Da sie aber die einzige hudlarische Schwester auf meiner Station ist, werden Sie keine Probleme haben, sie auch so zu identifizieren. Zeigen Sie einfach mit einem Ihrer Greiforgane auf sie und rufen Sie laut › Schwester! ‹«

»Wo ich herkomme, ware das allerdings der Gipfel schlechter Manieren«, reagierte Hewlitt erstaunlich gefa?t. »Sind Sie eigentlich absichtlich so ungefallig? Sie haben mir doch auch die Namen der in meiner Nahe liegenden Patienten gesagt, warum verraten Sie mir also nicht den Namen der Hudlarerin?«

»Weil ich ihn selbst nicht kenne«, antwortete Leethveeschi.

»Das ist doch lacherlich!« platzte es aus Hewlitt heraus, als er gegenuber diesem ekelerregenden und offenbar engstirnigen Wesen seine Geduld nicht mehr langer zugeln konnte. »Schlie?lich sind Sie fur die Schwestern auf dieser Station verantwortlich, und jetzt soll ich Ihnen allen Ernstes glauben, da? Sie nicht einmal deren Namen kennen? Wollen Sie mich fur dumm verkaufen? Ach, vergessen Sie's einfach! Sobald ich die Hudlarerin das nachste Mal sehe, werde ich sie einfach selbst nach ihrem Namen fragen.«

»Das hoffe ich nicht, Patient Hewlitt!« widersprach die Oberschwester heftig. Dann unternahm sie etwas mit ihrem Korper, wodurch sich dieser drehte und bedrohlich nah neben sein Bett geriet.

»Was den Grad Ihrer Dummheit betrifft, Patient Hewlitt, so gebietet es mir meine Hoflichkeit, diesbezuglich lieber zu schweigen«, fuhrLeethveeschi fort. »Allerdings besteht die Moglichkeit, da? Sie eher uninformiert als dumm sind, und es ist mir durchaus gestattet, das Niveau Ihrer Unwissenheit zu senken.

Unsere hudlarische Lernschwester tragt an einer Gliedma?e eine Armbinde, auf der man anhand der Farbmarkierungen ihren Dienstgrad und die Personalnummer ablesen kann«, fuhr Leethveeschi fort. »Die Nummer wird normalerweise fur Verwaltungszwecke verwendet, ist bei Hudlarern aber auch gleichzeitig das einzige uns bekannte Identitatsmerkmal. Weil andere Spezies die Hudlarer unmoglich auseinanderhalten konnen, wenn mehrere von ihnen zusammen sind, spricht man sie einfach mit den letzten Ziffern der Personalnummer an. Da die Hudlarer ihren Namen fur den intimsten Privatbesitz halten, sollte man ihn auch nicht verwenden. Innerhalb der eigenen Spezies nennt man sich nur im engeren Familienkreis oder mit dem zukunftigen Lebensgefahrten beim Namen.

Anscheinend haben Sie an unserer hudlarischen Lernschwester Gefallen gefunden, und das freut mich. Dennoch halte ich es unter den gegebenen Umstanden fur angebracht, es nicht zu einem Namensaustausch kommen zu lassen.«

Wahrend Leethveeschi zum Personalraum zuruckkehrte, gab sie widerliche, unubersetzbare Laute oder Gerausche von sich, die sich zwar anhorten, als stunde sie kurz vor einem Lungenversagen, aber wahrscheinlich handelte es sich dabei nur um illensanisches Gelachter.

Hewlitt war felsenfest davon uberzeugt, mittlerweile vor Verlegenheit und Zorn innerlich derart zu gluhen, da? die ganze Station dadurch aufgewarmt wurde. Als er sich peinlich beruhrt ins Bett zuruckwarf und in die Linse der Uberwachungskamera an der Decke starrte, fragte er sich, ob durch die plotzliche Schamrote in seinem Gesicht jemand auf ihn aufmerksam werden wurde oder ob bereits irgendeine andere Horrorgestalt zu ihm unterwegs war, um nach dem Rechten zu sehen.

Anscheinend war das nicht der Fall, denn die nachsten Minuten verstrichen ohne weitere Visiten. Nichtsdestoweniger empfand er lediglich eine Mischung aus Erleichterung und Zorn, und er fragte sich, ob er erst ausdem Bett fallen, sich den Arm brechen oder zu einer sonstigen melodramatischen Geste greifen mu?te, um auf sich aufmerksam zu machen. Zwar spurte er keine Verlegenheit mehr, doch war sie lediglich durch die ihm nur allzu gut vertrauten Gefuhle hilfloser Wut und Verzweiflung ersetzt worden.

Ich hatte niemals hierherkommen sollen!

Nur zogernd blickte er an den gro?en und kompliziert aussehenden Bettgestellen entlang, deren Insassen leider nicht alle durch Sichtblenden abgeschirmt wurden. Erst in der Hohe des Personalraums wirkten die Umrisse der Aliens aufgrund der Entfernung etwas weniger furchteinflo?end. Naturlich entging ihm auch nicht das leise Bellen, Jaulen und Krachzen der anderen Patienten, die sich anscheinend miteinander unterhielten. Gegenuber Fremden und selbst gegenuber Verwandten, die er lange nicht mehr gesehen hatte, war er schon immer mi?trauisch gewesen, weil sie fur ihn normalerweise nichts anderes als eine Veranderung und Unterbrechung seines recht betulichen, gut organisierten, einsamen und einigerma?en glucklichen Lebens darstellten, das er fur sich so sorgsam eingerichtet hatte. Und jetzt befand er sich unter Fremden, die fremder waren, als er es sich jemals hatte vorstellen konnen, und das alles hatte er seiner eigenen Dummheit zu verdanken.

Dabei war ihm von einer ganzen Reihe terrestrischer Arzte, die mit seiner Krankenakte vertraut waren,

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