THE SUNK COST FALLACY
Warum Sie die Vergangenheit ignorieren sollten
Der Film war miserabel. Nach einer Stunde flusterte ich meiner Frau ins Ohr: »Komm, gehen wir nach Hause.« Sie antwortete: »Sicher nicht. Wir haben nicht vergeblich 30 Euro fur Kinokarten ausgegeben.« »Das ist kein Argument«, protestierte ich, »die 30 Euro sind schon verloren. Du bist der
Am nachsten Tag Marketingsitzung. Die Werbekampagne lief nun schon seit vier Monaten – weit unter dem budgetierten Erfolg. Ich war dafur, das Ding sofort zu stoppen. Der Werbeleiter widersetzte sich mit der folgenden Begrundung: »Wir haben schon so viel Geld in die Kampagne investiert, wenn wir jetzt stoppen, war alles fur die Katz.« Auch er: Opfer der
Ein Freund qualte sich jahrelang in einer problematischen Beziehung. Die Frau hatte ihn immer wieder betrogen. Jedes Mal, wenn er sie ertappt hatte, kam sie reumutig zuruck und flehte um Vergebung. Obwohl es schon lange keinen Sinn mehr machte, mit dieser Frau eine Beziehung zu unterhalten, lie? er sich immer wieder besanftigen. Als ich ihn darauf ansprach, erklarte er mir, warum: »Ich habe so viel emotionale Energie in diese Beziehung gesteckt, dass es falsch ware, sie jetzt zu verlassen.« Eine klassische
Jede Entscheidung, ob privat oder geschaftlich, geschieht stets unter Unsicherheit. Was wir uns ausmalen, mag eintreffen oder nicht. Zu jedem Zeitpunkt konnte man den eingeschlagenen Pfad verlassen, zum Beispiel das Projekt abbrechen, und mit den Konsequenzen leben. Diese Abwagung unter Unsicherheit ist rationales Verhalten. Die
Borsenanleger werden oft zum Opfer der
Warum dieses irrationale Verhalten? Menschen streben danach, konsistent zu erscheinen. Mit Konsistenz signalisieren wir Glaubwurdigkeit. Widerspruche sind uns ein Grauel. Entscheiden wir, ein Projekt in der Mitte abzubrechen, generieren wir einen Widerspruch: Wir geben zu, fruher anders gedacht zu haben als heute. Ein sinnloses Projekt weiterfuhren zogert diese schmerzliche Realisierung hinaus. Wir erscheinen dann langer konsistent.
Die Concorde war das Paradebeispiel eines staatlichen Defizitprojektes. Selbst als die beiden Partner England und Frankreich schon lange eingesehen hatten, dass sich der Betrieb des Uberschallflugzeuges nie rechnen wurde, haben sie weiterhin Unsummen investiert – blo? um das nationale Gesicht zu wahren. Aufgeben ware einer Kapitulation gleichgekommen. Die
»Jetzt sind wir schon so weit gefahren ... « »Ich habe schon so viele Seiten in diesem Buch gelesen … « »Nun habe ich schon zwei Jahre in diese Ausbildung gesteckt … « Anhand solcher Satze erkennen Sie, dass die
Es gibt viele gute Grunde, weiter zu investieren, um etwas zum Abschluss zu bringen. Aber es gibt einen schlechten Grund: das bereits Investierte zu berucksichtigen. Rational entscheiden bedeutet, dass Sie die aufgelaufenen Kosten ignorieren. Egal, was Sie bereits investiert haben, es zahlt einzig das Jetzt und Ihre Einschatzung der Zukunft.
DIE REZIPROZITAT
Warum Sie sich keinen Drink spendieren lassen sollten
Vor einigen Jahrzehnten – die Hippie-Kultur stand in voller Blute – traf man auf Bahnhofen und Flughafen die in rosa Gewandern umherschlurfenden Junger der Krishna-Sekte an. Sie schenkten jedem vorbeieilenden Passanten eine kleine Blume. Die Junger sagten nicht viel, ein Gru?wort, ein Lacheln, und das war’s. Auch wenn ein Geschaftsmann nicht viel Nutzen in einer kleinen Blume sah, so nahm er sie doch an – man wollte ja nicht unhoflich sein. Lehnte man das Geschenk ab, so horte man ein sanftes »Nehmen Sie’s, das ist unser Geschenk an Sie«.
Wer die Blume in der nachsten Seitenstra?e in den Mulleimer warf, stellte fest, dass da schon einige lagen. Das war aber noch nicht das Ende. Wahrend das schlechte Gewissen laborierte, wurde man von einem Krishna- Junger angesprochen, der um eine Spende bat. In vielen Fallen mit Erfolg. Diese Art der Spendensammlung war derart ergiebig, dass viele Flughafen die Sekte auf ihrem Gelande verboten. Der Wissenschaftler Robert Cialdini hat das Phanomen der
Vor einigen Jahren wurden meine Frau und ich von einem Ehepaar zum Dinner eingeladen. Wir kannten diese Leute seit geraumer Zeit, sie waren nett, aber alles andere als inspirierend. Es fiel uns keine gute Ausrede ein, und so sagten wir zu. Es kam, wie es kommen musste: Der Abend bei ihnen zu Hause war langweilig. Trotzdem fuhlten wir uns verpflichtet, sie einige Monate spater ebenfalls zu uns nach Hause einzuladen. Der Zwang zur
Viele NGOs sammeln nach dem Krishna-Muster – zuerst schenken, dann fordern. Letzte Woche bekam ich von einer Naturschutzorganisation ein Kuvert voller edler Postkarten mit allerlei idyllischen Landschaften geschenkt. Auf dem Begleitbrief hie? es, die Postkarten seien ein Geschenk an mich. Unabhangig, ob ich etwas spende oder nicht, durfe ich sie behalten. Naturlich bedurfte es einer gewissen Anstrengung und Kaltblutigkeit, sie in den Mulleimer zu schmei?en. Diese sanfte Erpressung, man konnte sie auch Korruption nennen, ist in der Wirtschaft weitverbreitet. Ein Lieferant von Schrauben ladt einen potenziellen Kunden zu einem Champions-League-Spiel ein. Einen Monat spater ist es an der Zeit, Schrauben zu bestellen. Der Wunsch, nicht in der Schuld zu stehen, ist so stark, dass der Einkaufer einknickt.
Die
Es gibt auch eine hassliche Seite der
Letzthin hat mir eine Frau erklart, warum sie sich in einer Bar keinen Drink mehr spendieren lasst: »Weil ich diese unterschwellige Verpflichtung nicht haben will, mit ihm ins Bett zu steigen.« Das ist sehr weise. Wenn Sie