solche Spanne ware zum Beispiel 20 und 70. Das hei?t, Sie schatzen, dass Katharina nicht weniger als 20 und nicht mehr als 70 Liebhaber hatte.
Nassim Taleb, der mir genau diese Aufgabe einmal gestellt hat, hat Hunderte von Leuten auf diese Weise befragt. Mal hat er sie nach der Lange des Mississippi, mal nach dem Kerosinverbrauch eines Airbus, mal nach der Anzahl Einwohner von Burundi gefragt. Dabei durften sie die Spanne frei wahlen, und zwar wie gesagt so, dass sie zu hochstens 2 % falschliegen. Das Ergebnis war erstaunlich. Statt 2 % der Befragten lagen 40 % der Befragten mit ihrer geschatzten Spanne falsch. Die beiden Forscher Marc Alpert und Howard Raiffa, die zuerst auf dieses erstaunliche Phanomen gesto?en sind, haben es
Dasselbe gilt fur Prognosen. Schatzungen des Borsenkurses in einem Jahr oder der erwarteten Umsatze im Dreijahresplan Ihrer Firma unterliegen genau demselben Effekt: Wir uberschatzen systematisch unser Wissen und unsere Fahigkeit zu prognostizieren – und zwar massiv. Beim
Der
Unternehmer sind wie Heiratswillige: uberzeugt, von der Statistik ausgenommen zu sein. Die wirtschaftliche Aktivitat lage tiefer, wenn es den
Es gibt kaum ein Gro?projekt, das schneller und billiger fertiggestellt wird als vorgesehen. Legendar sind die Verzogerungen und Kostenuberschreitungen beim Airbus A400M, beim Opernhaus in Sidney, bei allen drei Gotthardtunneln. Die Liste ist beliebig verlangerbar.
Warum ist das so? Hier spielen zwei Effekte zusammen. Zum einen die klassische
Drei Details zum Schluss: A) Das Gegenteil, einen
Fazit: Seien Sie allen Vorhersagen gegenuber skeptisch, besonders wenn sie von sogenannten Experten stammen. Und gehen Sie bei allen Planen immer vom pessimistischen Szenario aus. Damit haben Sie eine wahre Chance, die Situation einigerma?en realistisch zu beurteilen.
SOCIAL PROOF
Wenn Millionen von Menschen eine Dummheit behaupten, wird sie deswegen nicht zur Wahrheit
Sie sind auf dem Weg in ein Konzert. An einer Stra?enkreuzung treffen Sie auf eine Gruppe Menschen, die alle in den Himmel starren. Ohne sich etwas zu uberlegen, schauen auch Sie hoch. Warum?
Das simple Solomon-Asch-Experiment – zum ersten Mal 1950 durchgefuhrt – zeigt, wie Gruppendruck den gesunden Menschenverstand verbiegt. Einer Versuchsperson werden Linien verschiedener Lange gezeigt. Dabei muss die Person angeben, ob eine Linie langer, gleich lang oder kurzer als eine Referenzlinie ist. Sitzt die Person allein im Raum, schatzt sie alle gezeigten Linien richtig ein, denn die Aufgabe ist wirklich einfach. Nun kommen sieben andere Leute in den Raum – alles Schauspieler, was die Versuchsperson aber nicht wei?. Einer nach dem anderen gibt eine falsche Antwort, sagt »kleiner«, obwohl die Linie offensichtlich gro?er als die Referenzlinie ist. Dann kommt die Versuchsperson dran. In 30 % der Falle wird sie dieselbe falsche Antwort liefern wie die Personen vorher – aus reinem Gruppendruck.
Warum ticken wir so? Weil dieses Verhalten sich in unserer evolutionaren Vergangenheit als gute Uberlebensstrategie erwiesen hat. Angenommen, Sie sind vor 50.000 Jahren mit Ihren Jager-und-Sammler- Freunden in der Serengeti unterwegs, und plotzlich rennen Ihre Kumpels davon. Was tun Sie? Bleiben Sie stehen, kratzen sich die Stirn und uberlegen, ob das, was Sie sehen, nun wirklich ein Lowe ist oder nicht vielmehr ein harmloses Tier, das nur wie ein Lowe aussieht? Nein, Sie spurten Ihren Freunden hinterher, so schnell Sie konnen. Reflektieren konnen Sie nachher – wenn Sie in Sicherheit sind. Wer anders gehandelt hat, ist aus dem Genpool verschwunden. Dieses Verhaltensmuster ist so tief in uns verankert, dass wir es noch heute anwenden, auch dort, wo es keinen Uberlebensvorteil bringt. Ein einziger Fall kommt mir in den Sinn, wo
Comedy und Talkshows nutzen
Die Werbung nutzt unsere Schwache fur
Seien Sie skeptisch, wann immer eine Firma behauptet, ihr Produkt sei das »meistverkaufte«. Ein absurdes Argument, denn warum soll das Produkt besser sein, nur weil es das »meistverkaufte« ist? Der Schriftsteller Somerset Maugham druckt es so aus: Wenn 50 Millionen Menschen eine Dummheit behaupten, wird sie deswegen nicht zu Wahrheit.
PS vom letzten Kapitel: Zarin Katharina II. von Russland hatte ca. 40 Liebhaber, 20 sind namentlich bekannt.