Die Verlustaversion
Warum uns bose Gesichter schneller auffallen als freundliche
Social Loafing
Warum Teams faul sind
Das exponentielle Wachstum
Warum ein gefaltetes Blatt unser Denken ubersteigt
The Winner’s Curse
Wie viel wurden Sie fur einen Euro bezahlen?
Der fundamentale Attributionsfehler
Fragen Sie nie einen Schriftsteller, ob der Roman autobiografisch sei
Die falsche Kausalitat
Warum Sie nicht an den Storch glauben sollten
The Halo Effect
Warum schone Menschen leichter Karriere machen
Die alternativen Pfade
Gratulation! Sie haben im Russisch Roulette gewonnen
Die Prognoseillusion
Wie die Kristallkugel Ihren Blick verzerrt
The Conjunction Fallacy
Warum plausible Geschichten verfuhren konnen
Framing
C’est le ton qui fait la musique
The Action Bias
Warum abwarten und nichtstun eine Qual ist
The Omission Bias
Warum Sie entweder die Losung sind – oder das Problem
The Self-Serving Bias
Warum Sie nie selber schuld sind
The Hedonic Treadmill
Warum Sie Ihren Arbeitsweg kurz halten sollten
The Self-Selection Bias
Staunen Sie nicht, dass es Sie gibt
The Association Bias
Warum Erfahrung manchmal dumm macht
Das Anfangergluck
Vorsicht, wenn zu Beginn alles gut lauft
Die kognitive Dissonanz
Wie Sie mit kleinen Lugen Ihre Gefuhle in Ordnung bringen
The Hyperbolic Discounting
Carpe Diem – aber bitte nur am Sonntag
Nachwort
Anhang
Dank
Literatur
Stimmen zum Buch
VORWORT
Angefangen hat alles an einem Abend im Herbst 2004. Auf Einladung des Verlegers Hubert Burda war ich nach Munchen gereist, um an einem, wie es hie?, »ungezwungenen Austausch mit Intellektuellen« teilzunehmen. Nie zuvor hatte ich mich als »Intellektueller« wahrgenommen (ich habe BWL studiert und bin Unternehmer geworden – also das Gegenteil eines Intellektuellen), doch ich hatte zwei Romane veroffentlicht, und das genugte offenbar.
Am Tisch sa? Nassim Nicholas Taleb, damals ein obskurer Wall-Street-Trader mit Hang zur Philosophie. Ich wurde ihm vorgestellt als Kenner der englischen und schottischen Aufklarung – speziell David Hume. Man hatte mich ganz offensichtlich verwechselt. Ich sagte nichts, lachelte etwas unsicher in die Runde und lie? die so entstandene Pause als Beleg meiner enormen Philosophiekenntnisse wirken. Sofort zog Taleb einen freien Stuhl zu sich hin und hie? mich, die Sitzflache tatschelnd, darauf Platz zu nehmen. Zum Gluck schwenkte das Gesprach nach wenigen Satzen von Hume zur Wall Street, wo ich wenigstens mithalten konnte. Wir amusierten uns uber die systematischen Fehler, die CEOs machten, ohne uns selbst auszunehmen. Wir redeten uber die Tatsache, dass unwahrscheinliche Ereignisse ruckblickend betrachtet viel wahrscheinlicher erscheinen. Wir lachten daruber, dass Anleger sich bei Kursen unter dem Einstandspreis kaum von ihren Aktien trennen konnen.
In der Folge schickte er mir Manuskriptseiten, die ich kommentierte, teilweise kritisierte, und die sich zum Weltbestseller
Denkfehler, so wie ich den Begriff hier verwende, sind systematische Abweichungen zur Rationalitat, zum optimalen, logischen, vernunftigen Denken und Verhalten. Das Wort »systematisch« ist wichtig, weil wir oft in dieselbe Richtung irren. Zum Beispiel kommt es viel haufiger vor, dass wir unser Wissen uberschatzen, als dass wir es unterschatzen. Oder die Gefahr, etwas zu verlieren: Sie bringt uns viel schneller auf Trab als die Aussicht, etwas zu gewinnen. Ein Mathematiker wurde von einer »skewed« (asymmetrischen) Verteilung unserer Denkfehler sprechen. Ein Gluck: Die Asymmetrie macht die Fehler manchmal vorhersehbar.
Um das Vermogen, das ich im Lauf meiner schriftstellerischen und geschaftlichen Tatigkeit angehauft hatte, nicht leichtfertig zu verspielen, begann ich, eine Liste der systematischen Denkfehler samt Notizen und personlichen Anekdoten anzulegen. Ohne Absicht, diese jemals zu veroffentlichen. Ich tat dies ganz fur mich allein. Bald merkte ich, dass mir diese Liste nicht nur im Bereich der Geldanlage von Nutzen war, sondern auch im Geschafts- und Privatleben. Das Wissen um die Denkfehler machte mich ruhiger und besonnener: Ich erkannte meine eigenen Denkfallen fruhzeitig und konnte sie abwenden, bevor sie gro?en Schaden angerichtet hatten. Und ich verstand zum ersten Mal, wenn andere unvernunftig handelten, und konnte ihnen gewappnet begegnen – vielleicht sogar mit einem Vorteil. Aber vor allem war damit das Gespenst der Irrationalitat gebannt – ich hatte Kategorien, Begriffe und Erklarungen zur Hand, um es zu verscheuchen. Blitz und Donner sind seit Benjamin Franklin nicht seltener, schwacher oder leiser geworden, aber weniger angsteinflo?end – und so geht es mir seither mit der eigenen Unvernunft.
Bald begannen sich Freunde, denen ich davon erzahlte, fur mein kleines Kompendium zu interessieren. Dieses Interesse fuhrte zu einer wochentlichen Kolumne in der
Rolf Dobelli, 2011
THE SURVIVORSHIP BIAS
Warum Sie Friedhofe besuchen sollten
Egal, wo Reto hinschaut, uberall sieht er Rockstars. Sie treten im Fernsehen auf, auf den Titelseiten der Illustrierten, in Konzertprogrammen und auf den Fan-Pages im Internet. Ihre Songs sind unuberhorbar – im Einkaufszentrum, auf der eigenen Playlist, im Fitnessstudio. Die Rockstars sind da. Es sind viele. Und sie haben