Recht zu der Ansicht, da? du uns fur bessere Krieger haltst, als ihr seid. Und das wurde ich als Hauptling der Utahs nicht thun.«

Der» gro?e Wolf «blickte eine ganze Weile vor sich nieder. Er konnte dem Jager nicht unrecht geben, mu?te sich aber huten, ihm beizupflichten; darum sagte er endlich:»Wir haben euch schon so viel Nachsicht erwiesen, da? ihr keine weitere verlangen durft. Ob wir uns vor euch furchten, werdet ihr beim Kampfe erfahren.«

«Gut; aber ich fordere ehrliche Bedingungen.«

«Wie meinst du das?«

«Du sagst, da? der Sieger das Recht habe, den Besiegten zu toten. Wie nun, wenn ich einen deiner Krieger besiege und tote, kann ich dann frei und sicher diesen Ort verlassen?«

«Ja.«

«Es wird mir niemand etwas thun?«

«Nein, denn du wirst nicht siegen. Es wird uberhaupt keiner von euch siegen.«

«Ich verstehe dich. Ihr werdet eure Auswahl unter den Kriegern so treffen und die Art des Kampfes so bestimmen, da? wir unterliegen? Irre dich nicht! Es kann leicht anders kommen, als du denkst.«

«Wie es kommen wird, das wei? ich so genau, da? ich sogar noch eine Bedingung stelle, namlich die, da? der Sieger alles Eigentum des Besiegten erhalt.«

«Diese Bedingung ist sehr notig, da sich sonst wohl niemand melden wurde, der mit uns kampfen wollte.«

«Hute dich!«fuhr der Hauptling auf;»du hast einfach nur zu sagen, ob ihr einverstanden seid oder nicht.«

«Und wenn wir es nicht sind?«

«So brecht ihr euer Versprechen, denn du hast gesagt, da? ihr keine Gegenwehr leisten wollt.«

«Ich halte mein Versprechen, aber ich will euer Wort, da? derjenige von uns, welcher aus dem Kampfe als Sieger hervorgeht, von euch als Freund betrachtet werden soll.«

«Ich verspreche es dir.«

«Rauchen wir die Pfeife des Friedens daruber!«

«Glaubst du mir nicht?«rief der Wolf.

Old Shatterhand sah ein, da? er nicht so schroff auftreten durfe, wenn er nicht auf die bisher errungenen Vorteile verzichten wolle; darum erklarte er:»Wohlan, ich glaube dir. Frage deine Krieger, wer sich melden will!«

Jetzt gab es eine gro?e Bewegung unter den Indianern; sie gingen und wogten fragend und schreiend durcheinander. Old Shatterhand sagte zu seinen Gefahrten:»Leider durfte ich die Saite nicht allzu straff anspannen, sonst ware sie zerrissen. Ich bin mit den erhaltenen Bedingungen keineswegs zufrieden.«

«Wir mussen eben zufrieden sein, da wir keine bessern bekommen konnen, «sagte der lange Davy.

«Ja, was mich betrifft, da habe ich keine Sorge. Die Roten haben eine solche Scheu vor mir, da? ich neugierig bin, ob sich ein Gegner fur mich finden wird.«

«Ganz gewi?.«

«Wer?«

«Der» gro?e Wolf «selbst. Da kein andrer sich melden wird, mu? er die Ehre seines Stammes retten. Er ist ein riesiger Kerl, ein wahrer Elefant.«

«Pah! Ich furchte ihn nicht. Aber ihr! Man wird euch die gefahrlichsten Gegner wahlen und fur jeden von uns eine Kampfesart bestimmen, von welcher man annimmt, da? er in derselben nicht bewandert ist. Zum Beispiel mit mir wird sich mein Gegner nicht in einen Faustkampf einlassen.«

«Warten wir es ab, «meinte Jemmy.

«Jetzt ist alle Sorge und Angst vergeblich. Halten wir die Muskeln fest und die Augen offen!«

«Und den Verschtand helle und klar, «fugte der Hobble-Frank hinzu.»Was mich betrifft, so bin ich so ruhig wie een Meilenzeiger im Schtra?engraben. Ich wee? gar nich, wie das kommt, aber es is wirklich wahr, da? mir nich im geringsten bange is. Diese Utahs sollen heut eenen sachsischen Moritzburger kennen lernen. Ich werde kampfen, da? die Funken bis nach Gronland fliegen.«

Jetzt stellte sich die Ordnung unter den Roten wieder her. Der Kreis wurde wieder gebildet, und der» gro?e Wolf «brachte drei Krieger herbei, welche er als diejenigen vorstellte, die sich freiwillig gemeldet hatten.

«So bezeichne jetzt die Paare, «bat Old Shatterhand.

Der Hauptling schob den ersten zu dem langen Davy hin und sagte:»Hier steht Pagu-angare, welcher mit diesem Bleichgesichte um sein Leben schwimmen will.«

Die Wahl war fur die Roten gut getroffen. Dem langen, klapperdurren Davy war es anzusehen, da? er vom Wasser nicht leicht getragen wurde. Der Rote hingegen war ein Kerl mit runden Huften, breiter, fleischiger Brust und starken Arm- und Beinmuskeln. Jedenfalls war er der beste Schwimmer des Stammes. Hatte sein Name dies nicht erraten lassen, so ware es aus dem verachtlichen Blicke, den er auf Davy warf, zu ersehen gewesen.

Dann stellte der Hauptling einen hohen, sehr breitschulterigen Menschen, dessen Muskeln wie Wulste hervortraten, dem kleinen, dicken Jemmy gegenuber und sagte:»Dieser hier ist Namboh-avaht, welcher mit dem dicken Bleichgesichte ringen wird. Sie werden mit den Rucken gegeneinander zusammengebunden werden. Jeder erhalt ein Messer in die rechte Hand, und wer den andern zuerst unter sich bringt, darf ihn erstechen.«

Der» gro?e Fu?«trug seinen Namen mit vollem Recht. Er hatte ungeheure Fu?e, auf welchen er wohl so fest stand, da? der kleine, dicke Jemmy vor Angst hatte davonrennen mogen.

Nun stand noch der dritte da, ein knochiger Kerl, fast vier Ellen lang, schmal, aber mit hochgewolbter Brust und ewig langen Armen und Beinen. Der Hauptling stellte ihn vor den Hobble-Frank hin und meinte dabei:»Und hier steht To-ok-tey, welcher bereit ist, mit diesem Bleichgesichte um das Leben zu laufen.«

Armer Hobble-Frank! Wahrend dieser» springende Hirsch «mit seinen Siebenmeilenbeinen zwei Schritte machte, mu?te der Kleine zehn machen! Ja, die Roten waren au?erordentlich auf ihren Vorteil bedacht gewesen.»Und wer kampft mit mir?«fragte Old Shatterhand.

«Ich, «antwortete der» gro?e Wolf «in stolzem Tone, indem er seine Hunengestalt hoch aufrichtete.»Du glaubtest, wir furchten uns; ich will dir zeigen, da? du dich irrtest.«

«Das ist mir lieb, «antwortete der Wei?e freundlich.»Ich habe meine Gegner bisher stets unter den Hauptlingen gesucht.«

«Du wirst unterliegen!«

«Old Shatterhand wird nicht besiegt!«

«Und Ovuts-avaht auch nicht! Wer konnte erzahlen, da? er mich besiegt habe!«

«Ich werde es schon heute erzahlen!«

«Und ich werde Herr deines Lebens sein!«

«Kampfen wir nicht mit Redensarten, sondern mit der Flinte!«

Old Shatterhand sagte das in leicht ironischem Tone; er wu?te, da? der Hauptling nicht darauf eingehen werde. Und wirklich antwortete dieser schnell:»Ich habe nichts mit deinem Todesgewehre zu schaffen. Zwischen uns soll das Messer und der Tomahawk entscheiden.«

«Ich bin auch dies zufrieden.«

«So wirst du in kurzem eine Leiche und ich werde im Besitze all deines Eigentums, auch des Pferdes, sein!«

«Ich glaube, da? mein Pferd deine Wunsche erregt; aber die Zauberflinte ist noch wertvoller. Was wirst du mit ihr beginnen?«

«Ich mag sie nicht, und auch kein andrer tragt Verlangen nach ihr. Sie ist zu gefahrlich, denn wer sie beruhrt, der trifft seine besten Freunde. Wir werden sie tief in der Erde vergraben, wo sie verrosten und verfaulen mag.«

«So mag derjenige, welcher sie dabei beruhrt, sehr vorsichtig sein, sonst wird er boses Unheil uber den ganzen Stamm der Yampa-Utahs bringen. Und nun sag, wann und in welcher Reihenfolge die Einzelkampfe vor sich gehen sollen.«

«Erst soll geschwommen werden. Aber ich wei?, da? die Christen gern vor ihrem Tode geheimnisvolle Gebrauche befolgen. Ich will euch dazu diejenige Zeit geben, welche ihr Bleichgesichter eine Stunde nennt.«

Die Roten hatten den Kreis um die Wei?en wohl nur deshalb wieder geschlossen, um alle deutlich sehen zu konnen, wie erschrocken die Bleichgesichter uber die ihnen zuerteilten Gegner sein wurden. Aber sie hatten nichts derartiges gesehen und gingen nun wieder auseinander. Man schien sich jetzt gar nicht um die Jager zu

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