Rendellbliebvor dem Puerto stehen.»Eine nette Falschung. «Er wollte weitergehen.

Der Direktor packte ihnbeim Arm.»Wiebitte? Was haben Sie da gesagt, Senor?«

«Eine nette Falschung.«

«Sie irren sich«, sagte Machada entrustet.

«Das glaube ich kaum.«

«Sie irren sich mit Sicherheit«, entgegnete Machada steif.»Ich kann Ihnen garantieren, da? es echt ist. Die Provenienz diesesBildes ist mir genaubekannt.«

Henri Rendell trat naher an dasBild heran und musterte es mit scharfemBlick.»Dann ist die Provenienz ebenfalls gefalscht. DiesesBild stammt von Goyas Schuler Eugenio Lucas y Padilla. Sie wissen ja, da? Lucas Hunderte von ›Goyas‹ gemalt hat.«

«Naturlich wei? ich das«, sagte Machada unfreundlich.»Aber das hier ist keine von seinen Falschungen.«

Rendell zuckte die Achseln.»Ichbeuge mich Ihrem Urteil. «Er wollte wieder weitergehen.

«Ich habe dieses Gemalde personlich erworben. Wir haben einen Spektrograph?Test durchgefuhrt, einen Pigment?Test, und es war alles in Ordnung…«

«Daran zweifle ich nicht. Lucas hat ja zur selben Zeit gemalt wie Goya und das gleiche Material verwendet. «Henri Rendellbuckte sich, um die Signatur am unterenBildrand genau zubetrachten.»Sie konnen sich ganz einfach von der Wahrheit oder Unwahrheit meiner Worte uberzeugen — das hei?t, wenn Sie wollen. Geben Sie dasBild einem Ihrer Restauratoren und lassen Sie die Signatur uberprufen. «Er lachte leise in sich hinein.»Lucas war so eitel, da? er seineBilder signiert hat, aber er sah sich aus okonomischen Grunden gezwungen, uber seinen Namen den von Goya zu pinseln, weil das den Preis enorm in die Hohe trieb. «Rendell warf einenBlick auf seine Uhr.»Und jetzt mussen Sie michbitte entschuldigen. Ich hatte keine Ahnung, da? es schon so spat ist. Ichbin anderweitig verabredet und kann es mir nicht erlauben, da nicht zu erscheinen. Vielen Dank, da? Sie mir Ihre Kunstschatze gezeigt haben.«

«Bitte. Keine Ursache«, sagte Machada kuhl. Der Mann ist ein Ignorant, dachte er.

«Wenn ich Ihnen zu Diensten sein kann — Sie finden mich in der Villa Magna. Und nochmals vielen Dank, Senor. «Henri Rendell entfernte sich.

Miguel Machada sah ihm nach. Wie konnte sich dieser Idiot nur zu derBehauptung versteigen, da? der kostbare Goya eine Falschung sei?

Er drehte sich um und schaute sich das Gemalde noch einmal an. Es war schon. Ein Meisterwerk. Erbeugte sich vor, um Goyas Signatur zu uberprufen. Einwandfrei. Aber trotzdem — konnte es vielleicht doch sein? Ein leiser Zweifelbliebund lie? sich nicht verscheuchen. Jedermann wu?te, da? Eugenio

Lucas y Padilla Hunderte von» Goyas «gemalt und mit den Falschungen des Meisters Karriere gemacht hatte. Machada hatte fur den Puerto dreieinhalbMillionen Dollar gezahlt. Und wenn er tatsachlich hinters Licht gefuhrt worden war… welche Schmach! Er durfte gar nicht daran denken.

Henri Rendell hatte immerhin eins gesagt, das Hand und Fu? hatte: Es gabeine einfache Methode zur Feststellung der Echtheit desBilds. Er wurde die Signatur uberprufen lassen und dann mit Rendell telefonieren und ihm in aller Hoflichkeit empfehlen, sich einen anderenBeruf zu suchen.

Der Direktor zitierte seinen Assistenten zu sich und ordnete an, da? der Puerto in die Restaurierwerkstatt des Prado gebracht wurde.

Ein Meisterwerk auf Echtheit zu untersuchen, ist eine heikle Sache, denn wenn es achtlos geschieht, kann Unbezahlbares und Unersetzliches zerstort werden. Die Restauratoren des Prado waren Experten. Sie hatten eine Lehre gemacht und viele Jahre in derBerufspraxis gestanden, bevor sie an die Meisterwerke heran durften — naturlich immer unter Aufsicht von erfahreneren Kollegen.

Juan Delgado, der Chefrestaurator des Prado, legte den Puerto auf ein Gestell aus Holz. Miguel Machada sah zu.

«Ich mochte, da? Sie die Signatur uberprufen«, sagte er.

Delgado lie? sich seine Verbluffung nicht anmerken.»Ja, Senor Direktor.«

Er traufelte Isopropylalkohol auf einen Wattebausch und legte ihn auf den Tisch neben dem Gemalde. Dann traufelte er auf einen zweiten Wattebausch Terpentinersatz zum Neutralisieren.

«Ichbin soweit, Senor.«

«Dann fangen Sie an. Aber vorsichtig, bitte!«

Machada mu?te entdecken, da? ihm das Atmen plotzlich schwer fiel. Erbeobachtete, wie Delgado mit dem ersten

Wattebauschbehutsam das G der Signaturberuhrte. Anschlie?end neutralisierte er die Stelle sofort mit dem zweiten Wattebausch, damit der Alkohol nicht zu tief eindringen konnte. Diebeiden Mannerbetrachteten die Leinwand. Das G war ein wenigblasser geworden.

Delgado runzelte die Stirn.»Tut mir leid, ich kann noch nichts Genaues sagen. Ich mu? ein starkeres Losemittel nehmen.«

«Dann tun Sie das«, befahl der Direktor.

Delgado offnete eine andere Flasche. Er traufelte Dimethylformamid auf einen neuen Wattebausch, betupfte damit noch einmal den erstenBuchstaben der Signatur und ging sofort wieder mit Terpentinersatz daruber. Die Chemikalien erfullten den Raum mit einem stechenden Geruch. Miguel Machada starrte das Gemalde an und konnte es nicht fassen, was er sah. Das G war verschwunden, und an seiner Stelle war klar und deutlich ein L zu erkennen.

Delgado wandte sich mitbleichem Gesicht dem Direktor zu.»Soll… soll ich weitermachen?«

«Ja«, sagte Machada heiser.»Machen Sie weiter.«

Buchstabe furBuchstabe verschwand Goyas Signatur, und darunter kam der Namenszug von Lucas zum Vorschein. Es traf Machada wie eine Reihe von Schlagen in die Magengrube. Er, Direktor einer derbedeutendsten Gemaldesammlungen der Welt, war getauscht worden. Die Museumsbehorde wurde es erfahren, der Konig wurde es erfahren, die ganze Welt wurde es erfahren. Er war geliefert.

Machada stolperte in seinBuro zuruck und rief Henri Rendell an.

Diebeiden Manner sa?en an Machadas Schreibtisch.»Sie hatten recht«, sagte Machadabedruckt.»Es ist ein Lucas. Wenn dasbekannt wird, lachen mich alle aus.«»Lucas hat schon viele Experten getauscht«, trostete ihn

Rendell.»Seine Falschungen sind zufallig ein Hobby von mir.«

«Ich habe dreieinhalbMillionen Dollar fur diesesBild gezahlt.«

Rendell hobbedauernd die Achseln.»Konnen Sie Ihr Geld nicht irgendwie zuruckkriegen?«

Der Direktor schuttelte verzweifelt den Kopf.»Ich habe dasBild von einer Witwe gekauft, diebehauptet hat, esbefinde sich seit drei Generationen imBesitz der Familie ihres Mannes. Wenn ich sie verklagen wurde, wurde sich der Proze? endlos hinziehen, und wir hatten eine au?erst schlechte Presse. Alles in diesem Museum wurde dann mit einem Schlag suspekt.«

Henri Rendell dachte angestrengt nach.»Schlechte Presse — nein, das mu? wirklich nicht sein. Erklaren Sie doch Ihrer vorgesetztenBehorde, was passiert ist, und schaffen Sie sich den Lucas diskret vom Hals. Sie konnten ihn jabei Sotheby's oder Christie's zur Auktion geben.«

Machada schuttelte den Kopf.»Unmoglich. Dann wurde die ganze Geschichte publik.«

Ein Leuchten trat in Rendells Gesicht.»Vielleicht haben wir Gluck. Vielleicht wei? ich jemand, der den Lucas kauft. Er sammelt seine Falschungen und ist ein sehr verschwiegener Mann.«

«Ich ware dasBild gern los. Ich mochte es nie wiedersehen. Eine Falschung unter meinen herrlichen Kunstschatzen. Am liebsten wurde ich es verschenken«, sagte Machada verbittert.

«Das wird nicht notig sein. Der Mann, von dem ich sprach, durfte durchausbereit sein, etwas dafur zu zahlen — um die funfzigtausend Dollar, nehme ich an. Soll ich ihn anrufen?«

«Das ware sehr freundlich von Ihnen, Senor Rendell.«

Bei einer eilig einberufenen Konferenz der Museumsbehorde fa?te man denBeschlu?, es sei um jeden Preis zu verhindern, da? eines der Spitzenwerke des Prado als Falschung entlarvt werde. Man kam uberein, da? es das Klugste ware, dasBild so unauffallig und schnell wie moglich abzusto?en. Die Manner in ihren dunklen Anzugen verlie?en schweigend den Raum. Keiner sprach auch nur ein Wort mit Machada, der wie einbegossener Pudel dastand.

Am Nachmittag wurde ein Handel abgeschlossen. Henri Rendell ging zurBank von Spanien und kehrte mit einembestatigten Scheck uber funfzigtausend Dollar zuruck, worauf ihm der in ein Stuck Leinwand gewickelte

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