Lucas ubergeben wurde.

«Die Museumsbehorde ware au?er sich, wenn dieser Zwischenfall publik wurde«, sagte Machada verschamt,»aber ich habe meinen Vorgesetzten versichert, da? Ihr Mann verschwiegen ist.«

«Darauf konnen Sie sich verlassen«, erwiderte Rendell.

Er ging aus dem Museum, nahm ein Taxi, lie? sich in eine Wohngegend im Norden Madrids fahren, betrat ein Haus, trug die Leinwand eine Treppe hinauf und klopfte an eine Tur im dritten Stock. Sie wurde von Tracy geoffnet. Hinter ihr stand Cesar Porretta. Tracyblickte Rendell fragend an, und Rendell grinste.

«Sie konnten es kaum erwarten, dasBild loszuwerden!«frohlockte er.

Tracy umarmte ihn.»Kommen Sie rein.«

Porretta nahm dasBild und legte es auf einen Tisch.

«Und jetzt«, verkundete er,»werden Sie gleich ein Wunder erleben — einen wiederauferstandenen Goya.«

Er griff nach einer Flasche Methylalkohol und offnete sie. Tracy und Rendellbeobachteten, wie Porretta einen Wattebausch mit dem Losemittel trankte und ihn vorsichtig gegen dieBuchstaben von Lucas Signatur druckte. Der Namenszug verbla?te allmahlich. Darunter erschien der von Goya.

Rendellblickte die Signatur voll Ehrfurcht an.»Brillant!«

«Es war Mi? Whitneys Idee«, sagte derBuckligebescheiden.»Sie hat mich gefragt, obes moglich ware, die Originalsignatur mit einer falschen Signatur zu ubermalen und uber die wieder den echten Namen zu schreiben.«

«Und er hat den Dreh gefunden«, sagte Tracy lachelnd.

«Es war lacherlich einfach«, wehrte Porretta ab.»Hat nicht mal zwei Minuten gedauert. Erst habe ich die Originalsignatur mit einer Schicht feinster wei?er Mobelpolitur abgedeckt, um sie zu schutzen. Daruber habe ich Lucas Namen mit einer rasch trocknenden Acrylfarbe gemalt, und daruber Goyas Namen mit Olfarbe und etwas Dammarfirnis. Als die obere Signatur entfernt wurde, tauchte Lucas Name auf. Wenn sie weiter gegangen waren, hatten sie entdeckt, da? darunter Goyas Originalsignatur versteckt war. Aber das haben sie naturlich nicht getan.«

Tracy uberreichte den zwei Mannern je einen dicken Umschlag und sagte:»Ich mochte Ihnen von Herzen danken.«

Henri Rendell zwinkerte ihr zu.»Wenn Sie mal wieder einen Kunstexpertenbrauchen — bitte, jederzeit.«

Porretta fragte:»Wie wollen Sie dasBild au?er Landes schaffen?«

«Ich lasse es hier von einem Kurier abholen. Warten Sie auf ihn. «Sie schuttelte denbeiden Mannern die Hand und verlie? die Wohnung.

Auf dem Ruckweg ins Ritz war Tracy in Jubelstimmung. Das war alles nur eine Frage der Psychologie, dachte sie. Sie hatte gleich gemerkt, da? es unmoglich sein wurde, dasBild aus dem Prado zu stehlen, also mu?te sie die Leute an der Nase herumfuhren und sie in eine Verfassungbringen, in der sie es loswerden wollten. Tracy stellte sich das dumme Gesicht vor, das Jeff Stevens machen wurde, wenn er erfuhr, da? er den kurzeren gezogen hatte, und sie mu?te schallend lachen.

Sie wartete in ihrer Suite auf den Kurier, und als er eintraf, rief sie Cesar Porretta an.

«Der Kurier ist jetzt da«, sagte Tracy.»Ich schicke ihn gleich zu Ihnen, damit er dasBild abholt. Sehen Siebitte zu, da? er…«

«Was?«schrie Porretta entgeistert.»Ihr Kurier hat dasBild doch schon vor einer halben Stunde abgeholt!«

31

PARIS

Mittwoch, 9. Juli, 12 Uhr

In einem Privatburo in der Nahe der Rue Matignon sagte Gunther Hartog:»Ich kann ja verstehen, Tracy, wie Ihnen wegen Madrid zumute ist, aber Jeff Stevens war nun mal vor Ihnen da.«

«Nein«, berichtigte Tracy erbost.»Ich war vor ihm da.«

«Aber er hat dasBild abgeliefert. Der Puerto istbereits auf dem Weg zu meinem Kunden.«

All die Planungen, all die Vorkehrungen — und Jeff Stevens hatte sie ausgetrickst. Er hatte die Hande in den Scho? gelegt und sie die Dreckarbeit machen und das ganze Risiko tragen lassen, und im letzten Moment hatte er sich dieBeute geschnappt und sich heimlich, still und leise verdruckt. Oh, was mu?te er uber sie gelacht haben! Ununterbrochen! Sie sind etwas ganzBesonderes, Tracy. Sie konnte das Gefuhl der Demutigung nicht ertragen, das sie uberfiel, wenn sie an den Flamenco?Abend in derBodega dachte. Mein Gott, um ein Haar ware ich mit dem Kerl auch noch insBett gegangen.

«Ich habe nie geglaubt, da? ich jemand umbringen kann«, sagte Tracy zu Gunther,»aber Jeff Stevens wurde ich mit dem gro?ten Vergnugen abstechen wie ein Schwein.«

Gunther antwortete milde:»Ach, du meine Gute. Hoffentlich nicht in diesemBuro. Er kommt namlich gleich hierher.«

«Was?«Tracy sprang auf.

«Ich habe Ihnen ja schon gesagt, da? ich etwas fur Sie habe. Aber Sie werden einen Partnerbrauchen. Und meiner Meinung nach ist Jeff Stevens der einzige, der…«

«Lieber sterbe ich!«fauchte Tracy.»Jeff Stevens ist ein hundsgemeiner…«

«Ach, Sie reden von mir?«Jeff stand in der Tur und strahlte.»Tracy, Sie sehen noch phantastischer aus als sonst. Gunther, mein teurer Freund, wie geht es Ihnen?«

Diebeiden Manner schuttelten sich die Hand. Tracy stand daneben, von kaltem Zorn erfullt.

Jeff schaute sie an und seufzte.»Sie sind wahrscheinlich etwas sauer auf mich.«

«Etwas! Ich…«Ihr fehlten die Worte.

«Tracy — also, wenn ich das mal sagen darf… Ich finde, da? Ihr Plan glanzend war. Ehrlich. Einfach glanzend. Sie haben nur einen kleinen Fehler gemacht. Trauen Sie nie einem Schweizer, dem der rechte Zeigefinger fehlt.«

Tracy holte tief Luft undbemuhte sich, nicht zu explodieren. Sie wandte sich Gunther zu.»Ich rede spater mit Ihnen, Gunther.«

«Tracy…«

«Nein. Was es auch ist, ich will nichts damit zu tun haben. Nicht, wenn er mitmacht.«

Gunther sagte:»Wollen Sie es sich nicht wenigstens anhoren?«

«Es hat keinen Sinn. Ich…«

«In drei Tagen schickt DeBeers ein Packchen Diamanten im Wert von vier Millionen Dollar mit einem Transportflugzeug der Air France von Paris nach Amsterdam. Ich habe einen Kunden, der diese Steine unbedingt erwerben mochte.«

«Warum stauben Sie die Dinger dann nicht auf dem Weg zum Flughafen ab? Ihr Freund hier ist Fachmann fur so was. «Tracy konnte es nicht verhindern, da? ihre Stimmebitter klang.

Sie ist einfach gro?artig, wenn sie wutend ist, dachte Jeff.

Gunther sagte:»Weil die Diamanten zu gutbewacht sind. Wir stauben sie wahrend des Flugs ab.«

Tracyblickte ihn verdutzt an.»Wahrend des Flugs? In einem

Transportflugzeug?«

«Wirbrauchen jemand, der klein genug ist, um sich in einem der Container zu verstecken. Wenn die Maschine in der Luft ist, mu? dieser Jemandblo? aus seinem Container schlupfen, den von DeBeers offnen, das Packchen Diamanten an sich nehmen, ein Duplikat an dessen Stelle legen und wieder in seinen Container zuruckkriechen.«

«Und ichbin klein genug fur einen solchen Container.«

Gunther sagte:»Es geht nicht nur darum, Tracy. Wirbrauchen jemand, der intelligent ist und gute Nerven hat.«

Tracy dachte nach.»Der Plan gefallt mir, Gunther. Was mir nicht gefallt, ist, da? ich mit ihm

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