Schnellstra?e.

Ich drehte mich um und schaute auf die Kuppeln des Kosmodroms. Geschafft…

»Also, mein Junge, wohin willst du?«

»Ich suche ein Hotel«, antwortete ich schnell, »gut, aber preiswert.«

»Was ist die Hauptsache?«, fragte mich der Fahrer ernsthaft.

»Der Preis…«

»Alles klar. Dann lohnt es sich fur dich nicht, nach Agrabad zu fahren. Neu-Kuweit ist ein teurer Planet, die Hauptstadt desto mehr. Es gibt einige Motels mit gema?igten Preisen in der Nahe des Kosmodroms. Dort wohnen diejenigen, die zum Beispiel auf eine Aufenthaltsgenehmigung warten. Diese Leute sind friedlich und vermeiden jeglichen Konflikt mit den Behorden.«

»Genau das ist das Richtige fur mich.«

Er schaute mich aufmerksam an.

»Woher kommst du, Junge?«

»Karijer.«

»Hei?t der Planet so?«

»Hm.«

»Ein komischer Name…«

Das Auto befand sich auf einer breiten achtspurigen Stra?e. Trotzdem war der Verkehr dicht. Auf beiden Seiten der Trasse zogen sich grune Wiesen dahin. Sie waren, so schien mir zumindest, nicht etwa mit etwas Nutzlichem bestellt, sondern wuchsen einfach wild. Wie im Kino!

»Hast du vor, die Staatsburgerschaft zu erwerben?«, interessierte sich der Fahrer.

»Ja.«

»Das ist machbar«, stimmte er zu. »Ich bin auch nicht von hier. El-Guess… hast du davon gehort?«

»Nein«, bekannte ich.

»Das ist auch so ein Loch. Sicher wie dein Karijer. Das hei?t, jetzt hast du ein gewohnliches Touristenvisum mit unbegrenzter Gultigkeit, richtig?«

»J-ja, doch.«

»Um eine Arbeitserlaubnis zu erhalten, benotigst du eine Aufenthaltsgenehmigung. Wenn du dich im Motel eingerichtet hast, dann beschaftige dich mit dem Einwanderungsgesetz. Im Prinzip, wenn du nicht straffallig geworden und jung bist, einen anstandigen Neuroshunt hast und mit der Beschneidung einverstanden bist…«

»Was?«

»Wei?t du nicht, was das ist?«

»Das wei? ich, aber warum?«

»Ich habe ebenfalls daruber nachgedacht, warum.« Der Fahrer lachte. »Aber dann war es mir egal und ich war einverstanden. Glaube mir, das schadet deinem Intimleben nicht.«

Ich lachelte, aber egal war es mir nicht. Was fur ein Blodsinn!

»Sagen Sie bitte, was gibt es hier fur eine Sozialabgabe?«

»Was?« Dieses Mal war der Fahrer verblufft.

»Die Bezahlung der Lebenserhaltungssysteme. Fur die Luft…«

Er schuttelte den Kopf: »Atme, so viel du willst. Hier gibt es das nicht. Du hast aber eine miese Heimat, oder?«

Ich hob die Schultern.

»Also, lies dir das Gesetz durch, interessier dich fur alles, sieh dich um, wie die Leute leben. Wenn dir alles zusagt, beantragst du die Staatsburgerschaft. In einem halben bis einem Jahr bekommst du die Aufenthaltsgenehmigung. Die vollen Burgerrechte erwirbst du nach deiner Verheiratung oder der Geburt eines Kindes oder der Adoption eines Staatsburgers des Planeten oder wenn du von einem dieser Staatsburger adoptiert wirst.« Er lachte wieder. »Letzteres ist bestimmt wahrscheinlicher.«

»Und wie viel Geld benotigt man, um hier ein halbes Jahr zu leben?«, fragte ich.

»Hm… als Minimum? Ein Dach uber dem Kopf… zwanzig Piepen taglich im Motel. Fur Ernahrung genauso viel. Rechne selbst.«

Ich hatte es schon ausgerechnet. Und es gefiel mir nicht.

»Und Arbeit? Ist es einfach, eine Arbeit zu finden?«

»Das ist moglich«, machte mir der Fahrer Mut. »Der Planet ist reich und noch nicht vollstandig erschlossen. Wenn du also die Aufenthaltsgenehmigung hast, kannst du loslegen.«

»Und ohne Aufenthaltsgenehmigung?«

»Versuch es gar nicht erst! Wenn sie dich bei der Arbeit erwischen — auch wenn es nur fur Essen und Unterkunft ist -, wirst du sofort des Planeten verwiesen.«

Meinem Gesicht war sicherlich mein Entsetzen abzulesen.

»Probleme?«, erkundigte sich der Fahrer.

Ich nickte.

»Vielleicht hast du artistische Talente oder eine bemerkenswerte Stimme oder ubersinnliche Fahigkeiten? Dann wird das Verfahren beschleunigt.«

Er machte sich nicht lustig, er versuchte ernsthaft, mir zu helfen.

»Nein…«

Der Fahrer holte Luft: »Ja, da steckst du in der Klemme. Und wenn du auf deinen Planeten zuruckkehrst und dort genugend Geld verdienst?«

»Auf unserem Planeten sieht es schlecht aus mit Arbeit«, erklarte ich. »Wenn man in der Woche 20 Kredit verdient, ist das gutes Geld.«

»Oh…« Der Fahrer schuttelte verwundert den Kopf und schwieg.

»Wir haben ein gut entwickeltes Sozialsystem«, versuchte ich zu erklaren, »Geld wird wenig ausgezahlt, dafur werden Lebensmittel, Kleidung, alle moglichen Dinge kostenlos verteilt.«

»EinebemerkenswerteVersionder Sklavenhaltergesellschaft«, rief der Fahrer aus, »gut ausgedacht. Wie hast du da noch Geld fur ein Ticket sparen konnen?«

»Ich bin als Modul geflogen.«

Das Auto schlingerte und die Augen des Fahrers rundeten sich vor Erstaunen.

»Was? Junge, schwindelst du auch nicht?«

»Ich bin nicht lange geflogen. Lediglich zwei Zeitsprunge. Also ist mit meinem Gehirn alles in Ordnung.«

»Und? Bist du weggelaufen?«

»Nein, ich bekam die Erlaubnis zur Auflosung des Vertrags.«

Der Fahrer pfiff erstaunt: »Da hast du es mit sehr gutmutigen Leuten zu tun gehabt. Geh davon aus, dass du in der Imperiumslotterie gewonnen hast. Eine Chance aus tausend.«

»Eine aus zwanzig…«, verbesserte ich ihn automatisch.

»Nun ja, aus zwanzig, wenn du unsterblich bist. Es gewinnt jedes zwanzigste Los der Imperiumslotterie, aber jedes Los ist 5000 Jahre gultig. Rechne dir selbst aus, welche Chancen du in einhundert Jahren hast.«

Ich fiel in Schweigen.

»Hier ist ein anstandiges Motel«, meinte der Fahrer und drehte sich zu mir um, »das, was du brauchst. 24 Kredit.«

Ich stritt naturlich nicht wegen des Preises. Ich zahlte genau 24 Kredit ab.

»Eigentlich muss noch Trinkgeld gezahlt werden, zehn Prozent vom Fahrpreis«, erlauterte der Fahrer, »aber von dir nehme ich unter Berucksichtigung der Schwere der Lage nichts. Wir sind alle nur Menschen…«

»Ich stecke in der Klemme, stimmt’s?«, fragte ich.

»Es sieht ganz so aus, mein Freund. Viel Gluck!«

Nachdem ich aus dem Taxi gestiegen war, blieb ich stehen und versuchte meine Gedanken zu ordnen. Vielleicht sollte ich nicht ins Motel gehen, sondern irgendwo im Wald leben wie in den Abenteuerbuchern? Geld nur fur das billigste Essen ausgeben…

Aber ich wusste nicht, wie man im Wald uberleben kann. Auf Karijer haben wir uberhaupt keine Walder.

Und schon ging ich zum Motel.

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