auch im Restaurant essen, aber selbst kochen ist interessanter. Ich besa? keine Lebensmittel, ging also ins Restaurant und bestellte mir Fleischsuppe, Gemuseragout und Apfelsinensaft. In einer Ecke des Restaurants spielte ein junger Mann leise Gitarre, die Kellnerin brachte ihm ab und zu ein Glas Wein, er trank und begann wieder mit dem Spiel. Alles in allem war es schon. Wie ein Feiertag!

Nur dass mein Rucken immer starker wehtat. Warum bin ich auch so ein dummer Hypochonder? Wo hatte ich mich denn mit der Pest anstecken konnen? — Es war aber trotzdem sehr unangenehm.

Also trank ich meinen Saft aus und ging schlafen.

Am Himmel leuchteten schon die Sterne — sehr helle und strahlende, hier storte sie ja keine Kuppel. Ich ging und verdrehte mir den Hals auf der Suche nach bekannten Sternbildern, konnte mich aber nicht orientieren.

Wie herrlich es doch ist, dass ich hierhergekommen bin!, dachte ich immer wieder.

Und was die Mannschaft der Kljasma fur nette Leute waren!

Wenn ich eines Tages reich ware, wurde ich sie auf jeden Fall suchen. Sie verkehrten ja zwischen verschiedenen Planeten, kamen also auch zu uns auf Neu-Kuweit. Ich wurde sie alle in das beste Restaurant einladen und mich fur das, was sie fur mich getan haben, bedanken. Ich wurde gegen Morgen wach.

Rucken und Hande juckten furchterlich, die Nase war verstopft, als ob ich erkaltet ware. Eine Minute lang lag ich unter der Decke und versuchte mir einzureden, dass das nur dumme Phantasien waren. Aber ich furchtete mich mehr und mehr.

Dann stand ich auf, machte Licht und rannte ins Bad, wo ein gro?er Spiegel hing.

Hande und Bauch waren von einem kleinen roten Ausschlag ubersat.

Als ich mich, halb tot vor Entsetzen, umdrehte, sah ich, dass der Ausschlag auf meinem Rucken gro?e rote Flecke bildete.

Genauso wie in der Sendung.

»Nein!«, schrie ich. Ich wollte mich sogar kneifen, vielleicht traumte ich?

Aber ich war mir sicher, dass es kein Traum war.

Beulenpest.

Unheilbar!

Zwei Tage lang wurde ich diese Flecken, einen unertraglichen Juckreiz, Schnupfen und Stechen in den Augen haben. Stimmt, die Augen brannten schon, als ob Sand hereingekommen ware… Dann wurden aus dem Ausschlag Pusteln und ich wurde ansteckend. Und nach weiteren drei Tagen ware ich tot.

Aber ich konnte mich doch nicht mit der Pest infiziert haben! Das war doch nicht moglich!

Der Planet mit der Epidemie ist sehr weit von Karijer entfernt!

Oder… Auf einmal kam mir in den Sinn, dass die Kljasma unser Erz eben dahin transportiert haben konnte. Und selbst wenn ich in der »Flasche« gelegen hatte, ware das etwa ein Hindernis fur eine Ansteckung gewesen? Noch dazu dieser Junge, das Modul Keol, hatte der sich nicht am Bauch gekratzt? Vielleicht hatte er mich angesteckt? Oder der Alteste? Bei allen au?ert sich die Krankheit verschieden, bei mir konnte sie fruher ausbrechen.

Das bedeutete also, dass meine Freunde von der Kljasma schon tot waren. Gut, dass sie Neu-Kuweit schon vorher verlassen hatten. Dann kamen ihre Leichen nicht in Quarantane, niemand wurde von mir erfahren und nach mir zu suchen…

Oder ware es besser, wenn sie mich finden wurden?

Ich wurde sicherlich unverzuglich ins Krankenhaus gebracht. Sie wurden mich auf die Isolierstation legen und mit der Behandlung beginnen… obwohl es keine Heilung gab. Dort, auf der Isolierstation, wurde ich sterben. Das stand fest und war nicht mehr zu andern.

Jetzt wusste ich, wie sich meine Eltern fuhlten, als sie ihr Sterberecht in Anspruch genommen hatten. Eigentlich lebst du noch, aber du wei?t schon genau, wann und wie du sterben wirst. Und das war schrecklich. Mir brach am ganzen Korper der Schwei? aus, entweder wegen der Krankheit oder aus Angst. Sogar die nackten Fu?e rutschten auf den glatten Bodenkacheln. Ich schleppte mich in die Duschkabine, lie? das Wasser laufen und hockte mich hin. Die kalten Wasserstrahlen trommelten auf den Rucken und er horte endlich auf zu jucken…

Ich will nicht sterben!, dachte ich. Ausgerechnet jetzt, wo alles so gut lauft! Wo ich auf einen Planeten gekommen bin, der der schonste im ganzen Universum ist! Wo ich sogar eine gute Freundin gefunden habe! Wo mein Antrag auf Zuerkennung der Staatsburgerschaft angenommen wurde!

Warum musste es so kommen? Warum?

Habe ich mich irgendwie schuldig gemacht? Wenn die Eltern mit der Arbeit Gluck gehabt hatten, waren sie nicht gestorben. Wenn sie nicht gestorben waren, ware ich kein Modul geworden! Ich habe doch niemals jemandem etwas Schlechtes getan. Also, etwas wirklich Schlechtes, denn eine zerschlagene Nase oder ein Virus, mit dem ich einen fremden Pocket-PC verseucht hatte, zahlten wohl kaum…

Ich ging erst aus der Dusche, als ich vollig durchgefroren war. Erneut schaute ich mich im Spiegel an, als ob das Wasser den Ausschlag hatte wegspulen konnen.

Er war naturlich nicht verschwunden, erschien sogar noch ausgepragter, da meine Haut blass vor Kalte war.

Ich werde sterben. Und werde alle im Umkreis anstecken. Weil ich keinen Arzt rufen und nicht in die Isolierstation gesteckt werden will. Ich habe doch mein ganzes Leben unter Kuppeln verbracht und lag zwei Wochen in der »Flasche«. Ich will nicht!

Aber wenn auf Neu-Kuweit jemand uberlebt, wird man mich tausend Jahre lang verfluchen. Als feiges und dummes Kind, das sich selbst ansteckte und dann noch andere infizierte.

Sterben werden sowohl der selbstzufriedene Halfling als auch der Taxifahrer, der kein Trinkgeld von mir nahm, die Wachmanner, die mich auf dem Kosmodrom entwischen lie?en, das Madchen, dessen Vater von der Erde stammte, der junge Mann, der am Abend so gut Gitarre gespielt hatte…

Alles wegen mir.

Meine Eltern wollten doch auch leben. Sie hatten gemeinsam mit mir die Kuppel verlassen konnen und wir hatten noch drei oder vier Jahre gelebt. Aber fur sie war es das Wichtigste, dass ich lange und glucklich leben wurde. Deshalb opferten sie sich auf.

Und nun stellt sich heraus, dass wegen ihres Opfers ein ganzer Planet aussterben wird.

Weil ich ein Feigling und Egoist bin. Ich mochte nicht einmal einen Arzt rufen, will nicht in einer Zelle sterben…

Ich schaffte es, mich abzutrocknen, sehr vorsichtig, da die Haut unertraglich juckte. Zog Jeans an und setzte mich ans Terminal. Ich schaltete es ein und suchte bei den Hoteldienstleistungen den Notarzt.

Es gab hier keinen Arzt. Man wurde an den stadtischen Dienst verwiesen, aber davor graute mir.

Daraufhin ging ich die Liste der Motelgaste durch, die ihre Daten freigegeben hatten. Hier erschien auch der Halfling — er hatte einen au?erordentlich schwierigen und langen Namen -, eine Familie »Graf Petrow«, Touristen, Geschaftsreisende und Sportler, die zu einem Quadroballturnier angereist waren. Arzte fand ich nicht.

Dafur gab es einen Menschen namens Stasj, der in der Spalte »Beruf« als »Raumschiffkapitan« gefuhrt wurde.

Ein Kapitan sollte die ganze Gefahr der Situation erkennen konnen.

Ich wahlte seine Nummer. Es war funf Uhr morgens, drau?en war es noch ganz dunkel, aber das war jetzt egal…

Der Kapitan meldete sich schnell. Auf dem Bildschirm erschienen ein halbdunkles Zimmer, ahnlich dem meinen, und ein hellhaariger Mensch von etwa vierzig Jahren. Er ahnelte irgendwie Glebs Vater. Als er mich erblickte, verzog der Kapitan das Gesicht und fragte vorwurfsvoll:

»Was sind das fur Kindereien?«

»Sind Sie Kapitan Stasj?«, fragte ich.

»Ja.«

Sein Gesicht wurde sofort ernst, er verstand offensichtlich, dass ich ihn nicht zufallig und nicht aus Spa? angerufen hatte.

»Ich hei?e Tikkirej. Ich wohne im gleichen Motel wie Sie. Bungalow 114.«

»Das sehe ich«, sagte der Kapitan, »und weiter?«

»Konnten… konnten Sie mir helfen?«

»Vielleicht. Was ist passiert?«

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