eines dieser gräßlichen, toten Wesen auf sie zugestolpert. Irgendwie war es ihm offenbar gelungen, den Riegel der Küchentür aufzubrechen.

»Schließen Sie diese Tür ab!« schrie Ben, und Barbara hatte gerade noch so viel Geistesgegenwart, die Wohnzimmertür zuzumachen und zu verschließen. Nun entspann sich ein zweiter, brutaler Kampf im Innern des Hauses.

Der Zombie, mit dem Ben sich nun herumschlagen mußte, sah noch wesentlich scheußlicher aus als die beiden zuvor, so als ob er schon längst tot wäre oder einen besonders grauenhaften Tod gestorben wäre. Haarbüschel und Fleischfetzen waren am Kopf und im Gesicht herausgerissen, und die Armknochen platzten aus der Haut, wie bei einem Jackett, dessen Ärmel durchgescheuert sind. Ein totes Auge hing halb aus der Augenhöhle. Der Mund des Untoten war entstellt und mit Blut und Dreck verkrustet.

Ben versuchte, ihn zu treffen, aber das Wesen krallte sich an Bens Arm fest, und der Kreuzschlüssel fiel zu Boden. Der junge Mann schlug auf den Zombie ein und kämpfte mit ihm, und schließlich gelang es ihm auch, ihn umzudrehen und auf den Teppich zu werfen. Aus dem toten Hals des Wesens drangen seltsam rasselnde Geräusche, die genau den Tönen glichen, die das Wesen oder Ding ausgestoßen hatte, das Barbaras Bruder getötet hatte... und es streckte seine Hände nach Bens Hals aus. Es bekam ihn jedoch nicht zu fassen, weil Ben den Kreuzschlüssel gefunden hatte und ihn mit voller Wucht auf den Schädel des Zombies schlug.

Ben stand auf. Er mußte den Fuß gegen den Kopf des Wesens stemmen, um den Kreuzschlüssel herausziehen zu können, der ziemlich tief steckte. Der Kopf plumpste mit einem Schlag auf den Boden des Wohnzimmers. Und eine winzige Menge Flüssigkeit, weiß und nicht rot wie die Farbe von Blut, lief aus der Wunde, die der Kreuzschlüssel dem Schädel der toten Kreatur zugefügt hatte.

Aber Ben hatte keine Zeit, sich den Kopf darüber zu zerbrechen, was das wohl zu bedeuten hatte, denn die Geräusche aus der Küche sagten ihm, daß noch eines dieser Wesen eingedrungen war. Im Flur stieß er mit ihm zusammen und trieb es mit kräftigen Schlägen aus der Küchentür. Dann fiel er dagegen, drückte sie ins Schloß und lehnte sich dagegen, damit sie zublieb, während er verschnaufte.

Nach einer langen Pause sagte Ben: »Jetzt wissen sie, daß wir hier drinnen sind. Nun ist es kein Geheimnis mehr, falls es das jemals war. Und sie werden uns umbringen, wenn wir uns nicht vor ihnen schützen.«

Er hatte sich direkt an Barbara gewandt, als warte er auf einen Hinweis oder ein Zeichen, daß sie ihn verstand und ihn in ihrem Kampf ums Überleben unterstützen würde. Aber sie hörte ihn nicht. In ihrem Gesicht stand immer noch die blanke Angst, und ihre weit aufgerissenen Augen starrten ins Leere, ohne zu blinzeln.

Sie starrte auf den Boden, auf die Stelle, wo das tote Wesen lag. Der Zombie lag schief auf dem Rücken im Flur, zwischen dem Wohnzimmer und der Küche. Sein rechter Arm war seltsam abgewinkelt und zeigte auf das Mädchen. Die Finger der geöffneten Hand waren verkrampft, als wolle das Wesen jeden Moment zupacken.

Voller Entsetzen glaubte Barbara zu sehen, wie die Hand sich ganz leicht bewegte. Sie zuckte. Der ganze Körper zuckte leicht - das verdrehte, gebrochene Genick hielt den Kopf des Zombies seltsam nach oben. Mit offenem Mund starrte es mit seinem einen glasigen Auge um sich. Und wie in Trance machte Barbara ein paar Schritte auf das Wesen zu. Die Angst zeichnete eine krankhafte Grimasse in ihr Gesicht. Die Hand zuckte erneut. Das Mädchen bewegte sich darauf zu, wurde davon angezogen und blickte starr auf das Wesen hinunter. Die Neugier überwältigte es.

Der Zombie lag zuckend da und stierte sie an. Ein Auge hing heraus. Der beginnende Zerfall war deutlich auf seinem Gesicht und Genick zu erkennen.

Aber Barbara trat trotzdem näher, und das Wesen zuckte immer noch. Das eine glasige und trübe Auge blickte weiterhin nach oben wie das Auge eines ausgestopften Tieres.

Entsetzen schoß durch Barbaras Körper, und sie verspürte den unwiderstehlichen Drang, wegzulaufen oder zu schreien, und trotzdem blieb sie still stehen, wie festgenagelt, und fixierte wie gebannt das Auge des Zombies. Und dann bewegte er sich plötzlich mit einem Geräusch, das einem Rascheln ähnelte. Barbara sprang auf und schrie, wurde aus ihrem Trancezustand gerissen, bis sie endlich registrierte, daß Ben eines der Beine gepackt hatte und das Wesen über den Boden zerrte.

»Schließen Sie Ihre Augen, Mädchen. Ich werde das Ding hier nach draußen schaffen«, sagte Ben mit ernster Stimme, und auf seinem Gesicht spiegelten sich Angst und Ekel wider, als er den toten Körper über den Boden schleifte.

Das einzelne Auge zuckte immer noch. Und Barbara stand einfach nur reglos da, die Hände vor den Mund geschlagen. Sie sah zu und hörte, wie schwer Ben atmete und wie er sich mit dem Zombie abmühte. Schließlich hatte er den leblosen Körper bis zur Küchentür gezogen und ließ die Beine los, so daß sie polternd zu Boden fielen. Darauf hielt er erst einmal inne, um sich auszuruhen und nachzudenken.

Selbst in dem schwachen Lichtschein, der vom Ofen auf ihn fiel, konnte Barbara den glänzenden Schweißfilm auf Bens Gesicht erkennen, und sein schwerer, keuchender Atem schien den Raum zu füllen. Seine Augen waren wachsam und verrieten

Angst. Dann drehte er sich hastig um und spähte durch das kleine Fensterchen in der Tür. Der Zombie lag immer noch leicht zuckend zu seinen Füßen.

Dort draußen, versteckt im Schatten der riesigen Bäume, entdeckte Ben drei weitere Wesen, die abwartend das Haus beobachteten. Ihre Arme hingen schlaff herunter. Ihre Augen quollen aus den Höhlen, während sie dumpf und wie gebannt zum Haus herüberblickten.

Mit einer lässigen Bewegung riß der große Mann die Küchentür auf und bückte sich, um das tote Wesen bei den Füßen zu packen. Draußen setzten sich die drei makabren Gestalten unter den Bäumen in Bewegung und kamen mit langsamen, schleppenden Schritten auf das Haus zu. Ihr Näherkommen war bedrohlich. Mit großer Anstrengung bugsierte Ben das tote, zuckende Wesen nach draußen und legte es direkt vor der Türschwelle ab.

Die Zombies auf dem Rasen kamen immer näher. Das Zirpen der Grillen vermischte sich mit dem qualvollen, blasebalgartigen Rasseln in den toten Lungen und übertönte beinah alle anderen nächtlichen Geräusche.

Unter unendlichen Mühen schob Ben den toten, fortwährend zuckenden Körper zum Rand der Veranda.

Barbara, die immer noch drinnen im Haus stand, konnte nicht genau erkennen, was er dort trieb. Das Mädchen trat von der Tür weg und zitterte unkontrolliert, während sie darauf wartete, daß der große Mann mit dem, was er da tat, fertig wurde und wieder ins Haus zurückkehrte.

Ihn schauderte, und er fingerte in seiner Brusttasche herum, während die widerlichen Kreaturen auf dem Rasen mit ausgestreckten Armen immer näher kamen. Mit ihren ausgebreiteten Gliedmaßen wirkten sie, als hätten sie vor, ihn zu schnappen und auseinanderzureißen. Bens unruhige Finger fanden endlich ein Streichholzbriefchen, und es gelang ihm, ein

Streichholz anzuzünden und das brennende Ende an die zerschlissenen, verdreckten Kleider des Zombies zu halten. Der Kleiderstoff fing geräuschvoll Feuer.

Die Kreaturen auf dem Rasen blieben plötzlich stehen. Zuerst brannte das Feuer nur schwach. Zitternd hielt Ben das Streichholz an andere Stoffpartien, und da er gleichzeitig die anderen drei im Auge behielt, verbrannte er sich die Finger. Geistesgegenwärtig schnippte er das brennende Streichholz auf die am Boden liegende Gestalt. Schwer keuchend kickte er schließlich das in Flammen stehende Ding von der Veranda und sah zu, wie es die drei Stufen hinunterpurzelte, auf dem Gras landete und dort liegen blieb. Die Flammen züngelten nun überall.

Вы читаете Die Nacht der lebenden Toten
Добавить отзыв
ВСЕ ОТЗЫВЫ О КНИГЕ В ИЗБРАННОЕ

0

Вы можете отметить интересные вам фрагменты текста, которые будут доступны по уникальной ссылке в адресной строке браузера.

Отметить Добавить цитату
×