Ben beobachtete, wie die drei Kreaturen im Garten langsam zurücktraten und versuchten, mit ihren steifen Armen ihre Gesichter zu bedecken, als hätten sie Angst vor Feuer - und seine Fäuste umklammerten das Geländer der kleinen Veranda, als sein Gesicht unter der Hitze glühte.

»Euch werde ich kriegen«, sagte Ben zu sich selbst. Seine Stimme bebte. Und dann hob er die Stimme und rief in die Dunkelheit der Nacht: »Ich werde euch kriegen. Euch alle! Ihr verdammten Kreaturen!«

Der große Mann stand herausfordernd auf der kleinen Veranda, während der Körper in hellen Flammen brannte.

Ein unerträglicher Gestank breitete sich aus. Die Zombies auf dem Rasen waren wieder stehengeblieben und hielten einen gewissen Abstand - sie warteten und lauerten.

Als er plötzlich ein Geräusch wahrnahm, wirbelte Ben herum und sah Barbara, die im Türrahmen der Küche stand. Als sein Blick dem ihren begegnete, sah er den leeren und erstarrten Ausdruck, der auf ihrem Gesicht lag. Sie wich vor ihm zurück und ging wieder in das Zimmer. Der große Mann lief mit ausholenden Schritten in die Küche, schlug die Tür hinter sich zu und wollte sie instinktiv verriegeln, doch der Riegel war kaputt. Die beiden Zombies, die hier eingedrungen waren, hatten ihn zerbrochen.

Ben packte den wuchtigen Küchentisch, zog ihn herüber und schob ihn vor die Tür. Sein lauter Atem ging noch schneller als zuvor. Und seine Augen suchten hektisch den Raum ab. Er suchte etwas - aber Barbara wußte nicht, worauf er aus war.

Er wandte sich schnell den Schubladen zu, riß sie auf und wühlte sie durch. Sie bargen all die Utensilien, die zu einer Küche gehören. Ben sprach ziemlich lange kein Wort - und Barbaras leere Augen folgten seinen Bewegungen, während er den Raum weiter durchsuchte.

»Schauen Sie nach, ob Sie den Lichtschalter finden können«, rief er plötzlich - so unvermittelt, daß der Klang seiner Stimme Barbara erschreckte, so daß sie gegen die Wand taumelte. Dabei berührte ihre Hand einen Schalter. Die Birne einer Deckenlampe ging an, und die Küche wurde hell erleuchtet. Ben fuhr mit seiner hektischen Suche fort, während das Licht Barbaras Augen peinigte. Sie mußte blinzeln und zwinkern. Das Mädchen stand immer noch an die Wand gelehnt, und auch seine Hand ruhte noch auf dem Schalter, als wage es nicht, sich zu rühren. Schweigend sah Barbara zu, wie Ben Schublade um Schublade aufriß und den Inhalt auf den Regalen und auf dem Boden verstreute.

Schließlich widmete er sich der Schublade mit dem Besteck, die immer noch einen Spaltbreit offenstand, seit Barbara sie entdeckt hatte. Ben zog sie ganz heraus, bis es krachte und sie sich keinen Millimeter mehr rührte. Er ging die einzelnen Besteckteile durch, zog dann ein langes Brotmesser heraus, pfiff leicht durch die Zähne und schob es in seinen Gürtel. Dann griff er erneut in die Schublade und holte ein zweites Messer heraus. Er überraschte Barbara, indem er auf sie zuging und ihr das Messer entgegenstreckte, mit dem Griff zwar nach vorn, aber sie wich trotzdem vor ihm zurück. Ihr Verhalten ließ ihn trotz seiner

Verzweiflung innehalten. Keuchend beruhigte er sich und redete sanft, aber bestimmt auf sie ein. »Sie werden... das hier... jetzt nehmen.« Zuerst zögerte sie, dann aber nahm sie das Messer entgegen, und er stöhnte vor Erleichterung auf. Sie wirkte schwach, ja, beinahe apathisch, als ob sie die Selbstkontrolle verlieren würde - oder sie gar schon verloren hatte. Im Augenblick starrte sie das Messer in ihrer Hand an, doch dann wanderten ihre Augen nach oben, bis ihr Blick auf das angespannte Gesicht des Mannes fiel.

»In Ordnung«, sagte er. »In Ordnung. Sie hören mir jetzt einfach zu, und wir werden durchkommen. Wir müssen uns schützen, wir müssen diese Dinger von uns fernhalten, bis wir eine Möglichkeit gefunden haben, von diesem verdammten Ort zu verschwinden.«

Er hatte keine Ahnung, ob seine Worte zu Barbara durchdrangen oder nicht, aber er hoffte, daß es der Fall war. Gleich darauf ließ er sie stehen und fuhr mit seiner Durchsuchung fort. Er sprach nur hin und wieder und dann mit niemandem im besonderen. Sein Interesse galt voll und ganz seiner Suche nach etwas Nützlichem, nach Gegenständen, die ihr Überleben möglicherweise sichern konnten. Zwischendurch meldete er sich immer wieder zu Wort.

Seine Suche war nicht unkontrolliert, ganz im Gegenteil, sie war äußerst planvoll, wenn auch hektisch und verzweifelt. Er suchte Nägel und Holzstücke oder Planken, die er gegen die Türen und vor die Fenster nageln konnte. Er hatte beschlossen, daß sie das alte Bauernhaus so weit wie möglich zu einer Festung ausbauen mußten, mit Barrikaden gegen einen bevorstehenden und zunehmend wahrscheinlicher werdenden massiven Angriff dieser Wesen mit ihren schaurigen Gelüsten, die sich dort draußen zusehends vermehrten. Ben beeilte sich und richtete seine volle Konzentration auf ihre Verteidigung. Anfangs nahm seine Suche seine ganze Aufmerksamkeit in Anspruch, denn die Angst saß ihm im Nacken. Aber nach und nach wurde er etwas langsamer und seine Bewegungen ruhiger, weil er schon einige wichtige Gegenstände gefunden hatte.

Dann fing er an, mit schweren Tischen und anderen Möbelstücken die Stellen des alten Hauses zu verstärken, wo am ehesten jemand eindringen konnte.

Seine Stimmung wurde etwas gelassener, und er handelte ruhiger und überlegter, als ob die Verbarrikadierung ihm ein Gefühl größerer Sicherheit vermittelte. Das Wissen, daß all die Anstrengungen größere Sicherheit mit sich brachten, hatte auch Auswirkungen auf Barbara. Der Schock ließ langsam nach, und ihre Passivität legte sich zusehends.

»Wir werden schon durchkommen!« rief Ben und bemühte sich, tapfer zu sein.

Barbara sah zu, wie er sich in der Küche zu schaffen machte und erneut alle Gegenstände aus den Schubladen leerte und von den Regalen herunterriß. Offensichtlich hatte er noch einen einzigen, wichtigen Gegenstand immer noch nicht gefunden, nach dem er so ungeduldig auf der Suche war. Zwirnspulen, Knöpfe, Manikürsets, Schuhputzsachen... wurden aus den Schubladen geworfen.

Jetzt wurde Ben wieder etwas gewalttätiger und unruhiger, während er die Küche verzweifelt durchforstete.

Doch endlich fand er in einer Holzkiste unter dem Spültisch das, wonach er auf der Suche gewesen war - und plötzlich machte er einen Luftsprung und stieß einen Siegesschrei aus, um dann hastig den Inhalt der Kiste auf den Küchenfußboden zu leeren. Ein großer Tischlerhammer fiel heraus. Und eine Axt. Und eine alte Pfeifentabaksdose, die Ben sofort aufhob und deren Inhalt er auf ein Regalbrett schüttete. Nägel und Schrauben und Dichtungsringe und Reißzwecken purzelten heraus. Ein paar rollten zu weit und fielen zu Boden, aber Ben bückte sich und las sie wieder auf. Seine Finger wühlten durch den kleinen Haufen und sortierten die längsten Nägel aus, die er in der Tasche seines Pullis verstaute. Und während er noch damit beschäftigt war, marschierte er schon los und hielt nach anderen nützlichen Gegenständen Ausschau. Sein Blick fiel auf Barbara.

»Schauen Sie nach, ob dort draußen bei dem Kamin ein paar große Holzstücke liegen!« rief er ihr zu und ging dann daran, den Inhalt eines Kartons auf dem Kühlschrank zu inspizieren. Doch der Karton ließ sich allzu mühelos hochheben, so daß Ben sofort wußte, daß er leer war. Er ließ ihn zu Boden fallen, warf aber dennoch einen kurzen Blick hinein. Und schon trieb es ihn weiter zu einem Metallschrank in der Ecke des Raumes. Er hätte allerdings eine Wette darauf abgeschlossen, daß dort nur Lebensmittel untergebracht waren. Als er sich kurz umdrehte, stellte er fest, daß Barbara immer noch regungslos dastand. Sofort machte er seinem aufsteigenden Ärger Luft und brüllte sie an.

»Hören Sie, Sie -«

Er brach ab und sprach dann weiter, immer noch verzweifelt, aber jetzt weniger barsch.

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