erlebt hatte, hatten sie dem Wahnsinn nahe gebracht.

Ben dachte, daß sie ihn vielleicht nicht verstehen könnte, daher kam er zu ihr ins Wohnzimmer hinüber und sprach sie direkt an.

»Ich sagte, die Benzinpumpen dort hinten sind abgeschlossen. Gibt es hier etwas zu essen? Ich werde uns etwas besorgen, dann können wir diesen Widerling dort draußen abhängen und versuchen, irgendwohin zu kommen, wo es Benzin gibt.«

Doch Barbara hatte nur die Hände aufs Gesicht geschlagen und weinte immer noch vor sich hin.

»Ich geh' mal davon aus, daß Sie schon zu telefonieren versucht haben«, sagte Ben, der mittlerweile jedoch keine Antworten mehr erwartete. Dennoch hob er den Hörer hoch und spielte an dem Apparat herum. Aber da auch er nur die tödliche Stille vernahm, knallte er den Hörer wieder auf die Gabel. Dann schaute er zu Barbara hinüber und sah, daß sie am ganzen Körper zitterte.

»Das Telefon funktioniert nicht«, sagte er. »Mit zwei Dosen und einer Schnur wären wir auch nicht schlechter bedient. Wohnen Sie hier?«

Sie blieb stumm. Ihre Augen waren auf den oberen Treppenabsatz gerichtet. Ben folgte ihrem Blick und fing an, die Stufen hochzusteigen, aber schon auf der Hälfte konnte er die Leiche sehen. Einen Augenblick lang starrte er sie an und kam dann langsam wieder ins Wohnzimmer hinunter.

Sein Blick fiel auf Barbara, und er erkannte, daß sie so zitterte, weil sie unter Schock stand, aber er konnte nichts anderes machen, als sich wieder zum Handeln zu zwingen.

»Wir müssen von hier verduften«, sagte er. »Wir müssen ein paar andere Leute finden - jemanden, der Waffen oder was Ähnliches hat.«

Er ging in die Küche und fing an, alles zu durchsuchen. Zuerst riß er den Kühlschrank und die Küchenschränke auf. Dann verstaute er Nahrungsmittel aus dem Kühlschrank in einer Einkaufstasche, aber weil er es eilig hatte, schleuderte er alles nur noch hinein.

Plötzlich schaute er auf und stellte überrascht fest, daß Barbara neben ihm stand.

»Was ist denn los?« fragte sie, doch sie flüsterte so leise, daß Ben ihre Worte kaum verstehen konnte. Sie stand einfach nur mit weit aufgerissenen Augen da, wie ein Kind, das auf eine Antwort wartet.

Erstaunt schaute er sie an.

»Was ist denn los?« wiederholte sie genauso leise und schüttelte den Kopf, erschreckt und verblüfft.

Doch plötzlich wurden sie beide durch einen gewaltigen Krach aufgeschreckt. Ben ließ die Lebensmittel fallen, schnappte seinen Kreuzschlüssel, rannte zur Vordertür und schaute durch die Vorhänge aus dem Fenster. Wieder krachte es laut. Der erste Angreifer war zu dem zweiten zurückgekehrt, der vor dem alten Kleintransporter stand, und die beiden hatten mit Steinen die Scheinwerfer zerstört.

»Jetzt sind es zwei«, murmelte Ben in sich hinein, und während er sie beobachtete, fingen die beiden Männer dort draußen an, mit ihren Steinen auf das Transportergehäuse einzuschlagen. Aber ihr Schlagen hatte augenscheinlich keinen bestimmten Zweck. Wahrscheinlich handelte es sich nur um sinnlose Zerstörungswut. Wenn man mal von den kaputten Scheinwerfern absah, konnten sie dem alten Transporter nicht viel anhaben.

Trotzdem drehte sich Ben auf einmal hastig um. Auf seinem Gesicht spiegelte sich Besorgnis wider.

»Die werden wohl den Motor fertigmachen wollen«, sagte er zu Barbara. »Wie viele von denen sind eigentlich dort draußen?

Wissen Sie das?«

Sie wich vor ihm zurück, aber er stürzte sich auf sie, packte sie an den Handgelenken und schüttelte sie. Er hoffte, daß sie endlich zu sich kommen würde.

»Wie viele? Nun los, ja - ich weiß, daß Sie Angst haben. Aber mit den beiden, die jetzt dort draußen sind, kann ich fertigwerden. Na, wie viele gibt es denn noch? Dieser Kleintransporter ist unsere einzige Chance, von hier wegzukommen. Wie viele? Wie viele?«

»Ich weiß es nicht! Ich weiß es nicht!« schrie sie. »Was ist denn los? Ich weiß gar nicht, was los ist!«

Und während sie versuchte, ihre Handgelenke loszureißen, brach sie in hysterisches Schluchzen aus.

Ben wandte sich von ihr ab und ging auf die Tür zu. Er hob den Vorhang hoch und schaute kurz nach draußen. Die beiden Angreifer schlugen immer noch auf den Transporter ein und versuchten wie die Wilden, ihn auseinanderzunehmen.

Ben riß die Tür auf, sprang von der Veranda herunter und ging ganz vorsichtig auf die beiden Männer zu. Als sie ihm ihre Gesichter zuwandten, überfiel ihn unsäglicher Ekel vor dem, was er in dem Lichtschein, der hinter ihm aus dem Wohnzimmer des alten Hauses fiel, erkennen konnte.

Die Gesichter der Angreifer waren die Gesichter von Menschen, die bereits tot waren. Das Fleisch auf ihren Gesichtern war in Verwesung übergegangen und wölbte sich an einigen Stellen. Ihre Augen lagen tief in den Höhlen. Ihre Haut war blutleer und von durchscheinendem Weiß. Sie bewegten sich mühsam, als ob die Kraft, die sie wieder lebendig gemacht hatte, nicht ausgereicht hätte, damit sie ganz normal gehen konnten. Es waren grauenhafte, schaurige Wesen, und sie erschreckten Ben bis in die Tiefe seiner Seele. Mehr Angst zu empfinden als jetzt, wo er mit erhobenem Kreuzschlüssel auf sie zulief, war ihm sicher nie mehr möglich.

»Kommt, jetzt seid ihr dran. Kommt, jetzt kriegt ihr was drauf«, murmelte Ben in sich hinein, während er sich auf seinen Angriff konzentrierte. Zuerst bewegte er sich noch ziemlich langsam, doch dann rannte er fast los.

Aber die beiden flohen nicht vor ihm, sondern kamen statt dessen auf ihn zu, als ob sie von einem tiefverwurzelten Drang dazu getrieben würden. Ben schlug auf sie ein, schwenkte seinen Kreuzschlüssel immer wieder mit voller Wucht. Aber so gewalttätig seine Schläge auch waren, sie schienen kaum eine Wirkung zu haben. Weder konnte er sie aufhalten noch verletzen. Es war so, als klopfe man einen Teppich aus; jedesmal, wenn er sie etwas zurückgetrieben hatte, kamen sie wieder auf ihn zu. Der Kampf war gewalttätig und brutal. Aber schließlich gelang es Ben, sie zu Boden zu prügeln, und dann schlug er immer noch auf ihre Köpfe ein, auf ihre schlaffen Körper, die auf dem Rasen lagen, bis es ihm fast bei jedem Schlag das Herz zerriß. Aber dennoch schlug er immer wieder auf sie ein. Barbara stand die ganze Zeit über auf der Veranda und beobachtete den Kampf. Sie hatte immer noch einen Schock. Immer wieder ließ er den Kreuzschlüssel auf die Schädel der ausgestreckten Kreaturen krachen - Humanoide oder was immer sie auch sein mochten -, bis die schiere Brutalität seiner Schläge Barbara wie irrsinnig schreiend fliehen ließ. Sie schrie, hielt ihren Kopf und versuchte, die Augen zu bedecken. Ihre Stimme drang durch die Nacht, vermischte sich mit Bens Schluchzen und dem dumpfen Geräusch des Kreuzschlüssels, der auf die Schädel der Zombies traf.

Ben gelang es schließlich, sich zusammenzureißen, und er hielt inne. Schwer atmend stand er da, und die Stille der Nacht umgab ihn.

Das Mädchen, das nun auch still war, stand im Türrahmen und schaute ihn an - oder durch ihn hindurch. Er war sich nicht sicher, was es mit ihren Blicken auf sich hatte. Er drehte sich zu ihr um und wollte ein paar beruhigende Worte zu ihr sagen, aber

er war noch zu atemlos, um sprechen zu können.

Plötzlich wurde er auf ein Geräusch aufmerksam, das hinter dem Mädchen aus dem Innern des Hauses drang. Er sprang auf die Veranda. Von der Küche her kam

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