biegsam. Ekel zeichnete sich auf dem Gesicht des Jungen ab. Er versuchte, das kalte Ding in die Glasscherben zu drücken, und mußte entsetzt feststellen, daß nirgends Blut zu sehen war, als die scharfen Kanten der Glasscherben in das verrottende Fleisch drangen. Plötzlich griff eine andere Hand nach Toms Gelenk und setzte alles daran, es durch das zerbrochene Fensterglas zu ziehen. Tom schrie auf, und Ben hieb mit dem Gewehrkolben auf den Zombie ein, der mit Tom kämpfte. Aber dann erwischte auch ihn eine Hand, während er versuchte, dem Jungen zu helfen - die Hand zerrte und riß an seinem Hemd, aber es gelang ihm freizukommen. Sofort trat er kurz zurück und zielte mit seinem Gewehr. Wieder eine laute Explosion, und die Hände, gegen die Tom sich zur Wehr setzen mußte, verschwanden in der Dunkelheit. Ziemlich verstört spähte Tom einfach nur durch ein Loch in der Fensterscheibe hinter der Barrikade. Sorgfältig zielte Ben noch mal und drückte auf den Abzugshahn. Die Kugel riß dem Zombie den Brustkorb auf. Ein großes, tiefes Loch war zu sehen, aber die Kreatur konnte sich weiter auf den Füßen halten und zog sich langsam zurück.

»Oh, gütiger Gott!« stieß Tom hervor. Daß das Gewehr versagt hatte, erschreckte ihn zutiefst. Das tote Wesen erholte sich schnell und bewegte sich wieder auf das Haus zu. Die Tatsache, daß die Hälfte seines Oberkörpers fortgerissen war, schien ihm nichts auszumachen.

Ben legte seine Waffe an und schoß noch einmal - wieder eine laute Explosion. Diesmal drang die Kugel in den Schenkel des Zombies, direkt unter dem Becken. Der Untote versuchte, zurückzuweichen, aber als er sein Gewicht auf das andere Bein verlagerte, fiel er um. Ben und Tom verfolgten die Bewegungen des Zombies ungläubig. Das Ding entfernte sich trotz allem vom Haus, zog sich mit den Armen vorwärts und schob mit dem einen gesunden Bein nach.

»Mutter Gottes! Was für Dinger sind denn das?«

Tom ließ sich gegen die Wand fallen. Auf einmal bemerkte er Harry und erkannte feige Angst, die sich auf dem Gesicht des Kahlköpfigen widerspiegelte. Sie war unübersehbar.

Ben fuhr sich mit der Zunge über die Lippen, atmete tief ein und hielt dann den Atem an. Noch einmal visierte er den Zombie an. Er drückte ab. Die Kugel schien dem kriechenden Wesen den Schädel aufzureißen. Endlich sackte er zu Boden.

»Verfluchte... verfluchte Kreatur der Hölle!«

Bens Stimme zitterte, als er den Atem ausstieß, den er angehalten hatte.

Der andere Zombie, der draußen zu Boden gegangen war, krabbelte blind weiter, krallte die Hände in den Rasen und versuchte offensichtlich wegzukriechen.

Aus dem Keller drang wieder die Stimme von Coopers Frau: »Harry! Harry!«

Nach einem kurzen Augenblick der Stille wandte Ben sich von dem verbarrikadierten Fenster mit der kaputten Scheibe ab. »Wir müssen das Haus hier stärker verrammeln«, sagte er und fing sofort atemlos an zu arbeiten. Doch dann meldete Harry sich zu Wort:

»Sie sind verrückt! Diese Zombies werden bald an jedem Fenster und jeder Tür in diesem Haus sein! Wir müssen in den Keller!«

Ben wandte sich zu Harry um und schaute ihn an. In seinen Augen spiegelte sich unbändige Wut. Durch seine Verärgerung klang seine Stimme bissiger, tiefer und befehlend.

»Dann gehen Sie doch in Ihren gottverdammten Keller! Machen Sie, daß Sie von hier verschwinden!«

Bens erhobene Stimme hielt Harry kurz zurück, aber dann kam wieder seine unnachgiebige Haltung durch. Er hatte einen Entschluß gefaßt; er wußte, er würde selbst dann in den Keller zurückgehen, wenn die anderen nicht mitkamen, und es war besser, wenn er alles mitnahm, was sie ihm ohne Diskussion überließen. Er hoffte, daß er im Durcheinander des Augenblicks vielleicht viele Dinge mitnehmen konnte, ohne sich um sie streiten zu müssen. Er ging entschlossen auf den Kühlschrank zu, aber Ben kam ihm sofort in die Quere.

»Finger weg von diesen Lebensmitteln«, warnte er ihn.

Dabei umklammerte Ben das Gewehr, und obwohl er damit nicht auf Harry zielte, war der sich doch darüber im klaren,

welche Macht der andere damit in der Hand hielt.

Harry ließ den Griff der Kühlschranktür wieder los.

»Tja, wenn ich hier oben bleibe«, sagte Ben, »dann werde ich auch um alles kämpfen, was hier oben ist. Das heißt, ich kämpfe um diese Lebensmittel, um das Radio und um alles andere. Und Sie liegen ganz falsch - verstehen Sie mich? Aber wenn Sie unbedingt in diesen Keller wollen, dann setzen Sie jetzt Ihren Arsch in Bewegung - gehen Sie nach unten, und verschwinden Sie von hier, Mann, und kommen Sie mir ja nicht wieder in die Quere.«

Harry wandte sich an Tom.

»Dieser Mann ist wahnsinnig, Tom! Er ist verrückt! Wir müssen dort unten was zu essen haben! Wir haben ein Recht darauf!«

Im nächsten Augenblick stellte Ben jedoch auch Tom vor die Wahl. »Gehen Sie mit ihm nach unten? Kein Herumlavieren mehr. Gehen Sie oder gehen Sie nicht? Das ist Ihre letzte Chance.«

Nach längerem Schweigen drehte Tom sich um und warf Harry einen Blick zu, mit dem er um Entschuldigung bat, daß er sich Bens Auffassung angeschlossen hatte.

»Harry... ich glaube, er hat recht...«

»Du bist verrückt.«

»Ich glaube wirklich, daß wir hier oben besser dran sind.«

»Du bist verrückt. Ich habe dort unten ein Kind. Die Kleine könnte den ganzen Tumult hier oben nicht ertragen und auch diese Dinger da nicht, die ihre Hände durch das Glas strecken. Wir können schon froh sein, daß sie überhaupt noch am Leben ist.«

»In Ordnung«, sagte Ben. »Sie sind der Vater des Mädchens. Wenn Sie so blöde sind und dort unten in dieser Falle verrecken wollen, dann ist das Ihre Angelegenheit. Aber ich bin nicht so blöde, mit Ihnen zu gehen. Das Mädchen hat wirklich Pech, daß ihr Vater so dumm ist. Jetzt verschwinden Sie aber verdammt noch mal im Keller. Dort unten sind Sie der Chef. Hier oben bin ich der Boß. Und Sie nehmen nichts von diesen Lebensmitteln mit, und Sie fassen nichts an, was hier oben ist.«

»Harry, wir können Ihnen ja Essen bringen«, sagte Tom, »wenn Sie dort unten bleiben wollen und...«

»Ihr Hurensöhne!« sagte Harry. Aus dem Keller schrie seine Frau hoch: »Harry! Was ist denn los, Harry?«

Er ging auf die Kellertür zu, aber Tom hielt ihn noch einmal auf.

»Schicken Sie Judy hoch«, sagte er. »Sie wird hier oben bei mir sein wollen.«

Ben warf Tom einen Blick zu. Er war verblüfft. Niemand hatte ihm gesagt, daß noch jemand anderer außer Harrys Frau und Tochter dort unten war.

»Meine Freundin«, erklärte Tom. »Judy ist meine Freundin.«

»Sie hätten mir sagen sollen, daß sie dort unten ist«, sagte Ben.

Inzwischen hatte Harry auf dem Absatz kehrtgemacht und stapfte die Kellertreppe hinunter. Der Klang leichterer Schritte sagte ihnen, daß das Mädchen auf dem Weg nach oben war.

Judy umarmte Tom und warf Ben einen verlegenen Blick zu. Sie war ungefähr in Toms Alter und trug ähnliche Klamotten wie er, Blue jeans und eine Jeansjacke. Sie war ein hübsches blondes Mädchen, aber völlig verängstigt und würde wahrscheinlich - so vermutete Ben

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