jedenfalls - genauso viele Probleme machen wie die andere. Zusammen mit Tom trat Judy vor die Kellertür. Sie konnten hören, wie Harry sie von innen verrammelte.

»Sie wissen, daß ich diese Türe nicht wieder öffnen werde!« brüllte Harry durch die Tür. »Das ist mein Ernst.«

»Wir können hier oben alles dicht machen«, rief Tom zurück. Er wollte noch nicht aufgeben. »Mit Ihrer Hilfe könnten wir -«

»Lassen Sie ihn«, sagte Ben. »Er hat sich entschieden. Und Sie sind besser dran, wenn Sie ihn einfach vergessen.«

»Hier oben sind wir besser dran!« brüllte Torn. »Es gibt einige Orte, zu denen wir uns von hier aus flüchten können!«

Von der Kellertür kam keine Antwort. Nur die Geräusche von Harrys Schritten, als er die Stufen hinunterpolterte.

Ben band die provisorische Kordel, die abgerissen war, wieder an das Gewehr, lud nach und ersetzte die verschossene Munition. Als es frisch geladen war, warf er es wieder über die Schulter, drehte sich dann um und wollte die Treppe hochsteigen. Als er an Barbara vorbeikam, warf er ihr einen Blick zu. Auf der Treppe machte er dann gleich wieder kehrt und schaute sie genauer an.

Das Radio wiederholte aufs neue die monotone aufgezeichnete Nachricht.

Tom hatte noch immer nicht aufgegeben und flehte Harry durch die verrammelte Kellertür an.

»Harry, wir wären viel besser dran, wenn wir zusammenarbeiten würden! Wir alle! Wir werden Ihnen was zu essen geben, wenn Sie es brauchen.« Schuldbewußt sah er Ben an, als erwartete er eine Rüge, weil er Harry Lebensmittel angeboten hatte. »Und wenn wir an die Tür klopfen, weil uns diese Zombies jagen, dann können Sie uns aufmachen.«

Immer noch keine Antwort von Harry.

Tom lauschte noch eine Weile und bewegte sich dann enttäuscht von der Tür fort. Er machte sich Sorgen wegen der Unstimmigkeiten, die aufgetaucht waren, denn er wußte, daß jeder von ihnen sehr stark auf den anderen angewiesen sein würde, wenn es zum Schlimmsten kommen sollte.

Judy saß still in einem Sessel und warf zu Tom einen besorgten Blick hoch, als er sich neben sie stellte und mit der Hand über ihre Wange strich.

Ben war bei Barbara und kniete neben ihr an der Couch. Sie stierte nach wie vor ins Leere. Das Mädchen tat ihm leid, und er fühlte sich immer noch hilflos, was sie anbelangte.

»Hallo... hallo, Schätzchen?«

Sie gab ihm keine Antwort. Er strich ihr das Haar aus den Augen. Sie zitterte. Für einen kurzen Moment hatte es beinah den Anschein, als ob sie seine Zärtlichkeit wahrnehme. Aber es war eine Täuschung. Ben war sehr traurig, fast so traurig, wie wenn eines seiner Kinder krank war. Er massierte seine Stirn und rieb sich die Augen. Die Angst und die Anstrengung der letzten Stunden hatten ihn ermüdet. Schließlich beugte er sich über das Mädchen und deckte es mit dem Mantel zu, den er aus der Abstellkammer mitgebracht hatte. Dann trat er von dem Sofa zurück, hievte einen schweren Holzscheit in das Kaminfeuer und stocherte darin herum, damit es weiterbrannte. Er wollte, daß Barbara es warm hatte. Hinter ihm näherte sich Tom. Ben spürte seine Anwesenheit und seine Besorgnis, was Harry Cooper betraf.

»Er hat unrecht«, sagte Ben entschieden.

Tom schwieg.

»Ich werde mich jedenfalls nicht dort unten einschließen«, fügte Ben hinzu. »Es kann gut sein, daß wir mehrere Tage hierbleiben müssen. Wir werden hier oben alles richtig dicht machen, und dann wird er sicher zu uns raufkommen. Er wird nicht lange dort unten bleiben. Er wird wissen wollen, was los ist. Falls wir eine Chance kriegen, von hier zu verschwinden, wird er sicher hochkommen und uns helfen. Ich habe draußen einen Transporter... aber ich brauche Benzin. Wenn ich zu diesen Benzinpumpen gelangen könnte... vielleicht hätten wir dann eine Chance, lebend davonzukommen.«

Damit wandte Ben sich um und stieg die Stufen hoch, um oben weiterzuarbeiten. Er ging davon aus, daß Tom willens und in der Lage war, unten die Stellung zu halten.

5. KAPITEL

Der Keller mit seinen nackten, grauen Wänden und all dem verstaubten Gerumpel war feucht und kalt. Ein Haufen verschnürter Pappkartons und ein von der Decke hängendes Gitterwerk aus Rohren sah in den schweren Schatten der nackten Glühbirnen schmuddelig aus. Die Kartons nahmen eine Menge Platz ein und waren von unterschiedlicher Größe. Einige waren einfache Lebensmittelkartons, auf denen noch die verblaßten Namen der Hersteller zu erkennen waren, andere waren so groß, daß in ihnen Möbelstücke verborgen sein konnten. Die Waschmaschine, ein Uraltmodell, stand neben einer provisorischen Duschkabine abseits in einer Ecke des Kellers. Wäscheleinen waren unter das Rohrgitterwerk gespannt. Sie hingen so tief, daß Harry gezwungen war, sich zu ducken, nachdem er die Keilertreppe hinuntergestiegen war und zur anderen Seite des vollgestopften Raumes gelangen wollte.

An der einen Wand standen ein paar gemauerte Tröge und ein alter Metallschrank. Harrys Frau beugte sich über einen Hahn, der zu einem der Tröge gehörte, und hielt ein Tuch unter das kalte Wasser. Als Harry den Keller betrat, schaute sie kurz auf. Sie interessierte sich aber eigentlich viel mehr für das, womit sie gerade beschäftigt war. Sie wrang das Tuch aus, überprüfte, ob es feucht genug war, und ging damit zu dem kleinen Mädchen, ihrer Tochter, hinüber, das vollkommen reglos auf einem selbstgezimmerten Arbeitstisch lag. An einem Lochbrett über dem Tisch steckten Werkzeuge und Kabel, und der Tisch selbst hatte ein paar Schubladen, in denen offenbar allerlei Kleinkram aufbewahrt wurde - Schrauben und Nägel, Dichtungsringe und ähnliches.

In der Kälte des Kellers bewegte sich Helen ein bißchen steif. Sie trug ein Kleid und einen Pullover, während ihr warmer Mantel auf dem Tisch unter dem Kind ausgebreitet lag. Seiten und Ärmel waren hochgeklappt und bedeckten die Beine und den Körper des Mädchens. Helen beugte sich über ihre Tochter und wischte ihre Stirn mit dem angefeuchteten Tuch ab.

Harry kam leise zu ihr herüber, während sie sich voll und ganz auf das Mädchen konzentrierte. Sie wollte es noch besser zudecken. Und ohne aufzublicken erklärte sie: »Karen hat jetzt ziemlich hohes Fieber.«

Harry seufzte voller Besorgnis um seine Tochter. Dann berichtete er seiner Frau: »Dort oben sind noch zwei Personen.«

»Zwei?«

»Ja«, sagte Harry. Dann fuhr er fort, wobei er sich fast verteidigte: »Ich hatte nicht vor, irgendein Risiko einzugehen.«

Helen schwieg, während Harry auf eine Reaktion wartete, die ihm zeigte, daß sie seine Entscheidung billigte. »Wie hätten wir denn überhaupt wissen sollen, was dort oben vorgeht?« sagte er schließlich, zuckte mit den Achseln und unterstrich diese Geste noch mit einer Handbewegung. Dann griff er nervös in seine Brusttasche und suchte seine Zigaretten. Er mußte jedoch feststellen, daß das Päckchen leer war. Daher zerknüllte er es und warf es auf den Boden. Daraufhin ging er zum Arbeitstisch, wo ein zweites Päckchen lag, streckte die Hand danach aus und mußte erkennen, daß auch diese Schachtel leer war. Auch sie wurde zerknüllt, diesmal schon weitaus gewalttätiger als die erste. Dabei stand Harry seiner Frau und seiner Tochter direkt

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