über unser Schiff beizubehalten.«

Karl Kip machte eine ablehnende Handbewegung, Hawkins fuhr aber fort:

»Es zu führen, gebührt dem, der es gerettet hat!. An Ihnen, Kapitän Kip, ist es also, die Brigg nach Hobart-Town zurückzubringen!«

Da trat noch Flig Balt zorngeröteten Gesichts auf Hawkins zu, um seinen Einspruch gegen diese Änderung vorzubringen.

»Zum Kapitän des 'James-Cook' hatten Sie mich ernannt, und ich bestehe darauf, das bis zum Eintreffen im Bestimmungsorte zu bleiben!

- Es gibt keinen anderen Kapitän, verstehen Sie, Balt, als den, den ich als Reeder und Eigentümer dieses Schiffes dazu wähle, erwiderte Hawkins, dessen Entschluß unverrückbar feststand. Ich habe mich überzeugt, daß Sie den Pflichten eines solchen nicht gewachsen sind. In Zukunft ist der Kapitän Kip Herr an Bord. der Herr nächst Gott.

- Ich werde meine Ansprüche vor den Seebehörden in Hobart-Town anhängig machen, erwiderte Flig Balt.

- Das steht Ihnen frei, antwortete der Reeder.

- Ich bin regelrecht ernannt worden, und.

- Genug, Flig Balt, schnitt ihm Karl Kip das Wort ab. Kein Wort mehr!. Auf Ihren Posten!. Und was euch betrifft, ihr Matrosen, so hoffe ich auf euere Ergebenheit und eueren Gehorsam!«

So endigte die Befehlshaberschaft des früheren Bootsmannes, und so verschwand ihm die letzte Aussicht, sich des Schiffes zu bemächtigen. Die Matrosen merkten es vom ersten Augenblicke an, daß sie es jetzt mit einem tatkräftigen, entschlossenen Kapitän zu tun hatten, mit einem Seemanne, der keinen Widerstand gegen seine Befehle dulden würde. Hawkins aber konnte sich nur beglückwünschen wegen des Entschlusses, den er im Interesse des »James-Cook« gefaßt hatte.

Ob nun Vin Mod, Len Cannon und dessen Kameraden wohl auf die Ausführung ihrer Pläne verzichteten, oder ob sie nicht noch vor dem Eintreffen in Tasmanien einen Gewaltstreich versuchen würden. wer konnte das wissen?

Auf der Fahrt vom 20. bis zum 27. Dezember ereignete sich nichts Bemerkenswertes. Die Brigg hatte sich schon der Küste Australiens stark genähert. Unter dem Schutze des hohen Landes wurde sie durch einen recht handlichen Wind begünstigt. Eine gut gelungene Beobachtung ergab, daß sie sich seitwärts von Sydney ein wenig über dem dreiundvierzigsten Grade südlicher Breite befand. Am Nachmittage des 30. segelte sie dann schon am Eingange der Baßstraße hin, die Tasmanien vom australischen Festland scheidet.

Dauerten die günstigen Witterungsverhältnisse weiter an, so mußte der »James-Cook« - zur großen Enttäuschung für Flig Balt, Vin Mod und vorzüglich für Len Cannon und die anderen in Dunedin Angeworbenen - binnen drei bis vier Tagen in Sicht von Hobart-Town eintreffen.

Es liegt auf der Hand, daß die Aufregung des Bootsmannes und seiner Spießgesellen dadurch auf den Gipfel getrieben wurde. Mehr und mehr drängte es sie zu einer Meuterei, nicht zu einer versteckten Auflehnung, die durch Überraschung und im Dunkeln ihr Ziel anstrebte, sondern - natürlich noch vor der Ankunft im Hafen - zu einer offenen Empörung, bei der sie alles wagten, um glücklichen Falles alles zu gewinnen.

Karl Kip entging es nicht, daß unter einem Teile der Mannschaft eine Gärung herrschte; er hoffte dieser aber ebenso Herr zu werden, wie er aus dem Sturme in der Gegend der Salomonsinseln als Sieger hervorgegangen war.

Ohne von Hawkins, Nat Gibson und seinem Bruder zu reden, konnte Karl Kip ja übrigens auf die treuen und ergebenen drei Matrosen Hobbes. Wickley und Burnes auf jeden Fall rechnen.

Über Vin Mod, der die anderen wohl zu hetzen, sich dann aber vorsichtig zurückzuziehen pflegte, blieb der neue Kapitän zunächst noch etwas im Unklaren. Bezüglich Len Cannons,

Kyles, Sextons, Bryces und des Kochs Koa stand seine Ansicht dagegen schon längst fest.

Für Karl Kip war es also eigentlich keine Überraschung, als die Meuterei an Bord des »James-Cook« am Abend des 30. wirklich zum Ausbruche kam. Flig Balt, der die anderen aneiferte, wollte sich den Eingang zum Deckhause erzwingen, um daraus die Waffen zu rauben. Dann gedachten die Meuterer sich zunächst auf die Gebrüder Kip zu stürzen und nachdem sie sich dieser entledigt hätten, Hawkins, Nat Gibson und die drei Matrosen mit Gewalt widerstandsunfähig zu machen. damit wären sie endlich die Herren des Schiffes geworden.

Die Haltung und Entschlossenheit Karl Kips vereitelten diesen Plan aber von vornherein. Er stürzte sich unter die Aufrührer, packte den auf ihn zustürmenden Len Cannon an der Kehle und hielt ihm seinen Revolver entgegen. Noch eine Bewegung, und es wäre um den Schurken geschehen gewesen.

Gleichzeitig bemächtigten sich Nat Gibson, Hawkins, Hobbes, Wickley und Burnes der anderen Burschen, während Pieter Kip, der mit Flig Balt handgemein geworden war, diesem das große Messer entriß, womit er sich bewaffnet hatte.

Der Kampf dauerte kaum eine Minute. Wie konnten auch sechs Mann - Vin Mod hatte sich klüglich zurückgehalten -mit sieben Männern fertig werden, die sie nicht einmal zu überraschen vermocht hatten!

Karl Kip befand sich in der Lage berechtigter Notwehr. Er hätte dem Bootsmanne ungestraft den Schädel zerschmettern können, und hätte es wohl auch getan, wenn nicht Hawkins noch dazwischen getreten wäre. Dieser fiel ihm aber in den Arm, weil er Flig Balt lieber dem ordentlichen Gerichte überliefert sehen wollte, sobald die Brigg in den Hafen von Hobart-Town eingelaufen wäre.

Flig Balt wurde deshalb in den Frachtraum eingesperrt und hier mit noch zwei anderen, die sich am gewalttätigsten gezeigt hatten - mit Len Cannon und Kyle - in Eisen gelegt.

Die Sicherheit der Brigg war damit bis zur Beendigung der Fahrt gewährleistet.

Die Reise sollte überhaupt nur noch sechzig Stunden dauern, und Karl Kip konnte die Arme der drei Gefesselten voraussichtlich entbehren. Die Gegend hier war übrigens sehr belebt. Küstenfahrer sieht man überall längs des Ostufers Tasmaniens und trifft nahe dem Eingange zur Baßstraße ganze Flottillen von kleinen Booten. Es wäre also leicht genug gewesen, gegen Tagelohn einige Matrosen zur Vervollständigung der Mannschaft anzuwerben, wenn Karl Kip sich gezwungen sähe, mit Strenge auch gegen die anderen Genossen Len Cannons vorzugehen, die ja wegen ihres Anteils an der unterdrückten Meuterei verdächtig genug erschienen.

Karl Kip untersagte ihnen übrigens jeden Verkehr mit den Gefangenen. Diese verließen den Raum des »James-Cook« nur, um in das Seemannsgefängnis von Hobart-Town einzuziehen. Nur zwei Stunden des Nachmittags durften sie jetzt das Deck betreten, und dabei war es jedem strengstens verboten, auch nur ein einziges Wort mit ihnen zu wechseln. Ihre Nahrung trug ihnen Jim zu, und auf den Schiffsjungen konnte man sich bei seiner Anhänglichkeit an Hawkins und Nat Gibson auf jeden Fall verlassen.

Vin Mod war es also, so lebhaft er es auch wünschte, ganz unmöglich, mit Flig Balt in Verbindung zu treten, ob er ihm nun das oder jenes anraten oder ihm sein Verhalten vor den Schranken des Gerichtes vorschreiben wollte. Er sah sich eben zu sorgsam überwacht. Bei dem geringsten verdächtigen Benehmen wäre er ebenfalls eingesperrt worden, und ihm kam es doch zweifellos vor allem darauf an, nach der Landung in Hobart-Town völlige Handelnsfreiheit zu haben.

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