»Die Firma Arnemniden hat dich also als Obersteuermann für den 'Skydnam' angenommen?

- Jawohl, Pieter, dank der warmen Empfehlung des Herrn Hawkins.

- O, der vortreffliche Mann, dem wir schon so vieles schulden.

- Und der mir da recht hilfreich unter die Arme gegriffen hat! setzte Karl Kip hinzu.

- Auf ihn können wir unter allen Umständen zählen, lieber Karl. Ist er dir auch einigen Dank für dein Auftreten an Bord des 'James-Cook' schuldig, wie viel schulden wir ihm für das, was er schon für uns getan hat. Du weißt, wie wir in seiner Familie, und trotz des Unglücks, das sie heimgesucht hat, von der Familie Gibson aufgenommen worden sind!

- Der arme Kapitän, rief Karl Kip, warum fügte es sich so traurig, daß ich an seine Stelle treten mußte! Herr Hawkins ist ganz untröstlich über den Tod seines unglücklichen Freundes! O möchten die verruchten Mörder doch entdeckt und nach Gebühr bestraft werden!

- Das wird geschehen. wird geschehen!« antwortete Pieter Kip.

Auf diese Behauptung hin, die ihm gar so zuversichtlich erschien, begnügte sich Vin Mod mit den Achseln zu zucken.

»Jawohl, Karl Kip, murmelte er, sie werden verurteilt und bestraft werden, vielleicht eher, als du es glaubst!«

Pieter Kip nahm wieder das Wort.

»Hast du dich dem Kapitän des 'Skydnam' schon vorgestellt?

- Gleich heut Abend, Pieter, und er hat auf mich den besten Eindruck gemacht. Es ist ein Holländer aus Amsterdam und schien mir ein Mann zu sein, mit dem ich in allem gut auskommen werde. Von den Vorgängen auf dem 'James-Cook' unterrichtet, weiß er, wie ich meine Pflichten als Kapitän erfüllt habe, nachdem Flig Balt seiner Führung des Schiffes enthoben war.

- Das genügt nur für diesen nicht, Karl, der Exbootsmann muß unbedingt schwer bestraft werden. Nachdem er die Brigg durch seine Ungeschicklichkeit erst dem Untergange nahe gebracht hatte und er sie dann den Meuterern ausliefern wollte, an deren Spitze er selbst getreten war.

- Das Seegericht wird seiner gewiß nicht schonen, Pieter, verlaß dich darauf!

- Ich habe mich schon wiederholt gefragt, Karl, ob du nicht unrecht daran getan hast, nur Flig Balt und Len Cannon verhasten zu lassen. Die in Dunedin angemusterten Kameraden des zweiten, sind gewiß auch nicht mehr wert, und du weißt doch, daß der Kapitän Gibson diesen niemals über den Weg traute.

- Das ist richtig, Pieter.

- Und ich muß dem noch hinzufügen, Karl, daß mir der Vin Mod von jeher verdächtig erschienen ist und daß ich ihn für den eigentlichen Anstifter der Schurkerei halte. Er hatte immer etwas so Hinterlistiges in seinem Benehmen. Wenn er sich auch klüglich zurückzuhalten wußte, hat er doch jedenfalls hinter Flig Balt gesteckt, und ohne die Unterdrückung der Meuterei wäre er jedenfalls der Obersteuermann des Kapitäns geworden.

- Wohl möglich, meinte Karl Kip. In der ganzen Sache ist auch das letzte Wort noch nicht gesprochen, und es kann recht gut sein, daß uns die Verhandlung noch manche Überraschungen bereitet. Da auch die Matrosen vom 'JamesCook' vor das Seegericht geladen werden, kann man gar nicht wissen, was ihre Aussagen noch an den Tag bringen. Man wird Vin Mod verhören, ihm mit Fragen zusetzen. Wenn er im Einverständnisse mit dem Bootsmanne war, könnte ja auch dieser zuletzt die Wahrheit aussagen. Ferner werden die ehrbaren Leute, wie Hobbes, Wickley und Burnes, Zeugnis ablegen, und wenn sie Vin Mod damit weiter belasten.

- Das wird sich ja finden, murmelte Vin Mod, dem von diesem Gespräche kein Wort entging, es wird aber eine ganz andere Wendung nehmen, als ihr es hofft, ihr verwünschten Holländer!«

Eben näherte sich Karl Kip dem Fenster, als wollte er die Jalousien zurückschlagen, und Vin Mod mußte schnell zur Seite weichen, um nicht überrascht zu werden. Die Jalousien öffneten sich jedoch nicht und er konnte seinen Platz also wieder einnehmen. Die Unterhaltung interessierte ihn doch so sehr, daß er sie bis zum Schlusse zu belauschen wünschte, um daraus den größten Nutzen ziehen zu können.

Die beiden Brüder hatten jetzt einander gegenüber am Tische Platz genommen, und während Pieter Kip die von ihm durchgesehenen Papiere sammelte, sagte sein Bruder:

»Sieh, Pieter, ich bin also als Obersteuermann auf dem 'Skydnam' angestellt, das ist ja schon ein Glücksumstand, dazu kommt aber noch ein anderer, der für uns nicht weniger wichtig ist.

- Sollte uns, lieber Bruder, nach allen Unfällen, die wir erlebt haben, endlich die Sonne des Glückes wieder scheinen? bemerkte Pieter Kip. Sollten uns endlich weitere Prüfungen und Schicksalsschläge erspart bleiben?

- Vielleicht, Bruderherz; so höre denn, was uns die Zukunft in Aussicht stellt. Ich weiß, daß der Kapitän Fork, der den 'Skydnam' befehligt, seine letzte Reise macht. Er ist ein schon bejahrter Mann in völlig gesicherter Vermögenslage, der sich nach der Heimkehr in Holland zur Ruhe zu setzen gedenkt.

Gelingt es mir im Laufe der Fahrt, die Zufriedenheit der Firma Arnemniden zu erwerben, so ist es nicht ausgeschlossen, daß ich berufen werde, Herrn Fork in seiner Stellung als

Kapitän zu ersetzen, sobald der 'Skydnam' wieder in See geht. Trifft das ein, so bleibt mir nichts mehr zu wünschen übrig.

- Und was für dich, lieber Bruder, ein Glück wäre, antwortete Pieter Kip, das wäre es doch auch nicht minder für unsere Handelsgeschäfte.

- Ich glaub' es wenigstens, bestätigte Karl Kip. Übrigens hab' ich bezüglich dieser noch nicht alle Hoffnung verloren. Warum sollten sich unsere Angelegenheiten nicht besser ordnen, als wir vorher zu hoffen gewagt haben? Wir haben in Groningen gute Freunde, unser Vater hat dort ein geachtetes Ansehen hinterlassen!

- Und außerdem, fügte Pieter Kip hinzu, haben wir uns auch schon hier einige Verbindungen geschaffen; an Unterstützung durch Herrn Hawkins wird es uns nicht fehlen. Wer weiß, ob wir mit seiner Hilfe nicht gar eine beständige Geschäftsverbindung mit Hobart-Town anknüpfen können, ebenso wie mit Wellington durch Herrn Hamburg, und mit dem Bismarck-Archipel durch Herrn Zieger?

- Ah, liebster Bruder, rief Karl Kip, du schwärmst nur schon etwas weit in die Zukunft aus!

- Ja ja, Karl, ich rechne stark darauf, einen zu tiefen Verfall unserer Verhältnisse in der nächsten Zeit zu vermeiden. nein, ich glaube mich damit keiner Täuschung hinzugeben!. Jetzt bietet sich uns eine Reihe günstiger Aussichten, die wir auszunutzen geradezu verpflichtet sind. Das Beste bleibt für den Anfang doch, daß du Obersteuermann auf dem 'Skydnam' geworden bist. Bin ich erst in Holland zurück, so werde ich mit frohem Mute an die Arbeit gehen. unser Kredit wird wieder hergestellt werden, und ich hoffe, wir bringen die Firma Kip in Groningen noch zu einer bisher nicht erreichten Blüte!

- Möge Gott dich hören, Pieter!

- Er wird mich hören, denn ich habe immer meine Hoffnung auf ihn gesetzt!«

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