sie einen Spalt, sah niemanden, offnete sie weiter. Er trat in den Flur hinaus, drehte sich herum und schlo? die Tur fast ganz.

»Einhundert, Nikki«, sagte er und schlo? die Tur.

Zufrieden ging er fast hundert Meter den Korridor entlang, ohne jemandem zu begegnen, und stellte fest, da? alle Turen geschlossen waren. Er trat in den Lift, und die Tur schlo? sich.

»Yulin, Abu Ben, YA-56-47765-788i-GX, volle Freigabe, Labor Etage zwei, bitte«, sagte er. Der Lift prufte ihn optisch, registrierte seine Ausweisnummer und den Stimmabdruck, dann sank er schnell zum Labor hinunter.

Auf der Galerie ging er zu seiner Konsole und schaltete sie ein. Er stellte die Verbindung mit Obie her.

»Obie?«rief er.

»Ja, Ben?«kam die ruhige, freundliche Antwort.

Yulin druckte einige Tasten.

»Unregistrierte Bewegung«, sagte er mit einer Ruhe, die er nicht empfand.»In Hintergrundspeicher nur fur meinen Zugriff aufnehmen.«

»Was machen Sie, Ben?«fragte Obie neugierig.»Das ist ein Modus, den nicht einmal ich anwenden kann. Ich hatte keine Ahnung, da? es ihn gibt, bis Sie ihn benutzt haben.«

Ben Yulin lachelte.

»Das macht nichts, Obie. Nicht einmal du brauchst dich an alles zu erinnern.«

Was Obie entdeckt hatte und Ben geno?, war der Modus, nach dem er Obie benutzen und ihn dann den Eintrag des Getanen auf solche Weise speichern lassen konnte, da? selbst der gro?e Computer keinen Zugriff hatte. Obie wurde zwar normal arbeiten, aber an vollstandiger Amnesie nicht nur dahingehend leiden, was Ben vorhatte, sondern auch insoweit, als er uberhaupt da war.

Yulin horte unten die Lifttur aufgehen. Er schaute uber das Gelander hinunter und sah Nikki, bekleidet nur mit ihrem dunnen Nachthemd, ganz normal und uberlegt ins Labor kommen und auf das Podium treten. Sie stellte sich in die Mitte, blieb aufrecht stehen, die Augen geschlossen, und schien zu erstarren, war nun eine Statue bis auf die kaum wahrnehmbare Atmung.

»Versuchsperson in Hilfsmodus speichern, Obie«, ordnete Yulin an. Der gro?e Spiegel an der Decke schwang hinaus, richtete sich auf die Scheibe und lie? den blauen Strahl hinausschie?en. Nikki flackerte ein—, zweimal, dann verschwand sie. Der Strahl erlosch.

Es ware verlockend gewesen, sie einfach dort zu lassen, dachte Yulin. Aber nein, das Risiko war zu gro?. Sie wurde am Ende vermutlich doch vorgewiesen werden mussen, und er wollte sie nicht auf der Scheibe haben, wenn Zinder an der Steuerung sa?.

»Obie, das wird eine nicht stabile Gleichung. Sie wird sich nicht angleichen. Der Akt der Verwandlung selbst soll Teil der Wirklichkeit sein.«

»Ja, Ben«, sagte der Computer.»Es wird keine Wirklichkeitsangleichung geben.«

Yulin nickte zufrieden.

»Nur psychologische Angleichung, Obie.«

»Bereit«, sagte der Computer.

»Maximale Reaktionsstufe emotionellsexuell«, befahl er.»Die Versuchsperson soll fixiert werden auf Dr. Ben Yulin, Daten in deinen Speichern. Die Person wird sich wahnhaft, unvernunftig in Yulin verlieben und an nichts anderes denken als an Yulin. Wird fur Yulin alles tun, wird nur Yulin treu sein, ohne jede Ausnahme. Die Person wird sich als den willigen Besitz des besagten Ben Yulin betrachten. Als ›Liebessklaven-Modus‹ fur kunftige Bezugnahme verschlusseln und in Hilfsspeicher eins aufnehmen.«

»Geschehen«, bestatigte der Computer.

»Folge, dann speichern, sobald die beiden Menschen das Labor verlassen haben.«

»Folge lauft«, sagte der Computer, und Yulin schaute hinunter. Das blaue Licht war wieder eingeschaltet, und Nikki, unverandert, immer noch im Nachthemd, tauchte schlagartig wieder auf. Sie war nach wie vor starr.

Yulin verfluchte sich innerlich. Es war keine zwanzig Minuten her, seit er die Dosis verabreicht hatte, die vermutlich fur die dreifache Zeit reichte. Er hatte sich auf kein Risiko eingelassen.

»Zusatzliche Anweisungen, Obie«, sagte er schnell.»Alle Spuren des Mittels Stepleflin aus der Person entfernen und Person zur volligen Wachheit zuruckfuhren, mit einer Entsprechung von acht Stunden Schlaf. Tu das sofort, dann halte dich an die vorhergehenden Anweisungen.«

Der Computer nahm die neuen Anweisungen an, das blaue Licht flammte auf, Nikki flackerte, verschwand diesmal aber nicht langer als eine halbe Sekunde, dann war sie wach wieder da und schaute sich fassungslos im Labor um.

Yulin beugte sich uber das Gelander.

»Hallo, Nikki!«

Sie schaute hinauf, entdeckte ihn, und ihr Gesichtsausdruck war plotzlich so verzuckt, als betrachte sie das Antlitz eines Gottes. Sie zitterte und stohnte bei seinem Anblick vor Ekstase.

»Komm hier herauf, Nikki!«befahl er, und sie rannte fast von der Scheibe zum Lift. In weniger als zwei Minuten war sie bei ihm. Sie blickte ihn immer noch ehrfurchtig und staunend an. Er beruhrte ihre Wange leicht, und ein orgasmisches Zucken durchlief sie. Er nickte befriedigt.

»Komm mit, Nikki!«befahl er leise und griff nach ihrer Hand.

Sie umklammerte sie fest und folgte ihm. Sie bestiegen den Lift, und Yulin wies ihn an, zur Oberflache hinaufzufahren.

Die oberste Etage offnete sich zu einem kleinen Park, der vom kunstlichen Licht der durchsichtigen Kuppel schwach erhellt war. Von Horizont zu Horizont schimmerten fern die Sterne. Nikki hatte wahrend der ganzen Zeit keinen Laut von sich gegeben, keine Fragen gestellt.

Es waren nur wenige Leute unterwegs. Da aber ein Gro?teil des Forschungszentrums Tausenden anderer Projekte gewidmet war, blieben viele verschieden lange aus verschiedenen Grunden auf, manche einfach deshalb, weil sie sich die Anlagen teilen mu?ten.

»Wir mussen uns vor allen verstecken, Nikki«, flusterte er ihr zu.»Niemand darf uns sehen.«

»O ja, Ben«, erwiderte sie, und sie schlichen neben dem Weg weiter, zumeist im Gebusch verborgen. Manche der Straucher und Pflanzen am Weg hatten scharfe Dornen, und Nikki wurde zerkratzt und zerstochen, aber abgesehen von einem gelegentlichen Reiben oder einem fast lautlosen Ausruf beklagte sie sich nicht. Einmal sah er einen kleinen, dunkelhautigen Mann nicht, der um die Ecke bog, und sie zog ihn hinter ein Gebusch.

Endlich erreichten sie die unbeleuchtete Rasenflache, die manche aus obskuren Grunden den Campus nannten, und sie uberquerten ihn in normaler Haltung diagonal. Schlie?lich warteten sie, in die dunkle Ecke eines anderen Gebaudes geduckt.

Sie hielt den Arm um ihn gelegt und lehnte sich an ihn. Er legte den Arm um sie, und sie seufzte. Sie rieb sich an ihm und ku?te seine Kleidung.

Das Ganze war fur ihn peinlich und ein wenig Ubelkeit hervorrufend, aber er hatte die Spielregeln festgelegt und mu?te sich nun damit abfinden.

Endlich glitt ein kleiner, schlanker Privattransporter in der Dunkelheit auf sie zu. Ein Flugel wurde hochgeklappt, ein Mann stieg aus und kam auf sie zu. Nikki horte Gerausche, schaute sich um und versuchte, Yulin in die Schwarze zuruckzuziehen.

»Nein, Nikki, der Mann ist ein Freund von mir«, sagte Ben, und sie akzeptierte seine Erklarung und beruhigte sich sofort.

»Adnar! Hierher!«rief er.

Der Mann horte es und kam naher.

»Du mu?t mit Adnar gehen«, sagte Ben leise zu Nikki. Sie sah ihn tief betroffen an und klammerte sich noch fester an ihn.

»Nur so konnen wir zusammen sein, Nikki«, erklarte er ihr.»Du mu?t fur kurze Zeit fort, aber wenn du dich nicht beklagst und alles tust, was Adnar und seine Freunde von dir verlangen, komme ich zu dir, ich verspreche es.«

Auf das hin lachelte sie. Ihr Gemut war umschleiert; sie konnte nur an Ben denken, und wenn Ben etwas sagte, dann war es wahr.

»Gehen wir«, sagte Adnar ungeduldig.

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