Yulin ermannte sich, dann umarmte er Nikki und ku?te sie lange und leidenschaftlich.

»Denk an das, wahrend wir getrennt sind«, flusterte er,»und jetzt geh!«

Sie ging mit dem fremden Mann. Bedingungslos, ohne ein Wort der Widerrede, stieg sie mit ihm in den schwarzen Transporter, und dieser fegte davon.

Ben Yulin lie? den Atem heraus und bemerkte zum erstenmal, da? er schwitzte. Unsicher kehrte er zu seinem eigenen Gebaude zuruck und legte sich schlafen.

* * *

Antor Trelig zeigte das charmante Lacheln einer Giftschlange. Er sa? wieder gelassen in Gil Zinders Buro. Der kleine Wissenschaftler war sichtlich erschuttert.

»Sie Ungeheuer!«fuhr er den Politiker an.»Was haben Sie mit ihr gemacht?«

Trelig sah ihn verletzt an.

»Ich? Ich versichere Ihnen, ich wurde nie etwas tun. Ich bin ein viel zu gro?er Mann fur eine so kleine Entfuhrung. Aber ich habe Hinweise darauf, wo sie sein konnte, und einige Fakten daruber, was mit ihr bis zum jetzigen Moment geschehen ist.«

Zinder wu?te, da? der gro?e Mann log, aber er sah auch den Grund fur die Verstellung. Trelig hatte die Tat nicht personlich begangen und wurde dafur gesorgt haben, da? man ihn damit nicht in Verbindung bringen konnte.

»Sagen Sie mir, was Sie — was man mit ihr gemacht hat«, stohnte Zinder.

»Meine Quellen teilen mir mit, da? sich Ihre Tochter in den Handen des Schwamm-Syndikats befindet. Sie haben davon gehort?«

Gil Zinder nickte. Ein kalter Hauch wehte ihn an.

»Sie handeln mit der grauenhaften Droge von diesem Killerplaneten«, erwiderte er beinahe mechanisch.

»So ist es«, gab Trelig mitfuhlend zuruck.»Wissen Sie, was sie bewirkt, Doktor? Sie mindert den Intelligenzquotienten. Sie mindert den Intelligenzquotienten eines Menschen an jedem Tag, an dem keine Behandlung stattfindet, um zehn Prozent. Ein Genie ist in drei oder vier Tagen blo?er Durchschnitt und in etwa zehn Tagen kaum mehr als ein Tier. Es gibt keine Heilung — es handelt sich um eine Mutation, ganz anders als jede Lebensform, auf die wir bisher gesto?en sind, hervorgebracht von einem Gemisch aus Teilen unserer organischen Materie und ganzlich fremdartigen Stoffen. Die Wirkung ist auch sehr schmerzhaft. Ein Brennen im Gehirn, glaube ich, ist die Beschreibung, das sich durch den ganzen Korper ausbreitet.«

»Aufhoren! Aufhoren!«schluchzte Zinder.»Was verlangen Sie, Sie Ungeheuer?«

»Nun, Remission ist moglich«, erwiderte Trelig.»Der Schwamm ist naturlich nicht die Droge, sondern das Linderungsmittel. Tagliche Dosen davon, und es gibt keine Schmerzen und nur geringen Verlust. Das — ah, Leiden wird inaktiv.«

»Was verlangen Sie?«schrie Zinder beinahe hinaus.

»Ich glaube, ich kann sie ausfindig machen. Sie diesen Leuten abkaufen. Mein medizinisches Personal hat einige Schwammkulturen — vollig illegal, versteht sich, aber wir haben viele Leute hohen Ranges in Ihrer Lage gefunden, erpre?t von diesen Verbrechern. Wir konnten sie aufspuren, zuruckholen und ihr so viel an Schwamm geben, da? sie wieder normal wird.«Er lehnte sich genie?erisch zuruck.»Aber ich bin Politiker und ehrgeizig. Das trifft durchaus zu. Wenn ich etwas unternehme, zumal wenn ich mich mit einer illegalen Bande von Halsabschneidern anlege und Gefahr laufe, da? mein Schwammvorrat entdeckt wird, mu? ich etwas dafur bekommen. Damit ich es mache —«

»Ja? Ja?«Zinder war fast den Tranen nahe.

»Bezeichnen Sie Ihr Projekt als gescheitert, und beantragen Sie die Einstellung«, schlug Trelig vor.»Ich werde fur die Verbringung von — Obie, glaube ich, nennen Sie ihn — auf meinen Planetoiden Neu-Pompeii sorgen. Dort werden Sie den Bau eines viel gro?eren Modells planen und beaufsichtigen, als jenes, das Sie hier haben, gro? genug, um aus der Ferne auf, sagen wir, einen ganzen Planeten zu wirken.«

Zinder war entsetzt.

»Mein Gott! Nein! Alle diese Menschen! Ich kann nicht!«

Trelig lachelte selbstzufrieden.

»Sie brauchen sich nicht auf der Stelle zu entscheiden. Lassen Sie sich so viel Zeit, wie Sie wollen.«Er stand auf und glattete sein engelwei?es Gewand.»Aber vergessen Sie nicht, mit jedem Tag, der vergeht, ist Nikki dem Einflu? der Droge starker unterworfen. Vom Schmerz ganz abgesehen, setzt sich die Hirnschadigung fort. Bedenken Sie das, wenn Sie sich Ihre Entscheidung uberlegen. Mit jeder Sekunde, die Sie vergeuden, nimmt der Schmerz zu, und das Gehirn Ihrer Tochter stirbt ein bi?chen mehr.«

»Sie Dreckskerl!«zischte Zinder wutend.

»Ich werde auf jeden Fall eine Suche einleiten«, sagte der andere.»Konnte aber Tage dauern, selbst Wochen. Inzwischen werde ich auf einen blo?en Anruf von Ihnen hin, da? Sie mit meinen Vorschlagen einverstanden sind, alles einsetzen, mit nichts zuruckhalten. Adieu, Dr. Zinder.«

Trelig ging langsam zur Tur und hinaus. Sie schlo? sich hinter ihm.

Zinder starrte die Tur lange an, dann sank er in seinen Sessel. Er uberlegte sich, ob er die Intersystem- Polizei anrufen sollte, lie? es aber sein. Nikki wurde gut versteckt sein, und den Vizeprasidenten des Rates zu beschuldigen, er sei ein Schwammhandler und Kidnapper, ohne die Spur eines Beweises — Zinder wu?te, da? Trelig fur die vergangene Nacht ein unangreifbares Alibi besitzen wurde —, ware sinnlos. Man wurde der Sache naturlich nachgehen und dazu Tage, vielleicht sogar Wochen brauchen, wahrend die arme Nikki… Sie wurden sie naturlich verkommen lassen. Funf oder sechs Tage lang. Was dann? Eine hochgradig Schwachsinnige, die glucklich und zufrieden fur sie Boden schrubben wurde, oder vielleicht ein Spielzeug, das Treligs Manner fur Sex und Sadismus zugeteilt werden mochte.

Es war das letztere, das er nicht zu ertragen vermochte. Ihren Tod glaubte er hinnehmen zu konnen, aber nicht das. Nicht das.

Seine Gedanken kreisten fieberhaft. Es wurde spater Wege geben. Obie konnte sie heilen, wenn er sie fruh genug zuruckzuholen vermochte. Und die Anlage, die er bauen sollte — sie konnte ein zweischneidiges Schwert sein.

Er seufzte, ein muder und besiegter kleiner Mann, dann tastete er den Code fur Treligs Verbindungsstelle auf Makeva ein. Er wu?te, da? er noch dort sein wurde, um zu warten. Auf die unausweichliche Antwort.

Fur jetzt besiegt, dachte er entschlossen, aber nicht unterworfen. Noch nicht.

Auf Neu-Pompeii, einem das unbewohnte System des Sterns ASTA umkreisenden Asteroiden

Neu-Pompeii war ein gro?er Asteroid, mit einem Aquatorumfang von knapp uber viertausend Kilometern. Er gehorte zu den wenigen, allen Sonnensystemen eigenen Brocken, die es verdienen, Planetoid genannt zu werden; er war ziemlich rund, runder als die meisten Planeten, und sein Kern bestand aus besonders dichtem Material, was ihm zusammen mit seiner starken Zentrifugalkraft eine Schwere von 0,7 g verlieh. Daran mu?te man sich erst gewohnen, und die Leute neigten dazu, alles schneller zu machen und sich gro?artig zu fuhlen, aber da es sich um eine Ferienwelt in Staatsbesitz handelte, war das nur gut.

Die Umlaufbahn war relativ stabil, viel mehr kreisformig als elliptisch, wenngleich Tag und Nacht schwer auszuhalten waren; zweiunddrei?igmal Sonnenauf- und -Untergang in funfundzwanzig Weltrats-Standardstunden riefen Storungen im inneren Uhrwerk der Menschen hervor.

Die Unbehaglichkeit wurde teilweise ausgeglichen durch die Tatsache, da? die Halfte des gesamten Planetoiden von einer riesigen Glocke aus sehr dunnem und leichtem Kunststoff eingehullt war; die Glocke war ein guter Lichtreflektor und trubte den Blick, so da? es lediglich dunkler, dann heller und wieder dunkler zu werden schien, ganz ahnlich wie auf viel schoneren und naturlicheren Welten an einem teilweise bewolkten Tag. Die Leuchtwirkung erzeugte dunnes — weniger als einen Millimeter dickes — Gazematerial in halbflussiger Form zwischen den beiden Schichten der Glocke. Alle kleinen Locher wurden sofort abgedichtet. Selbst ein gro?es konnte notfalls lange genug geschlossen werden, um Sicherheitskuppeln um die Bevolkerungszentren im Inneren

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