Stolz und Arroganz, aus Erfahrung und Selbsterkenntnis geboren, und ihre dunklen Augen gluhten mit einer fast unabhangigen Intensitat.

Sie trat aus der Schleuse, raffte ihr langes, wei?es Gewand und lie? von der Pilotin die Schleuse schlie?en.

Die junge Pilotin, viel kleiner als die Matriarchin, bot der Besucherin einen Sessel an. Sie selbst setzte sich in Buddhahaltung auf das Deck und starrte die alte Frau an.

Und der durchdringende Blick wurde erwidert. Der Ratin Lee Pak Alaina unfa?bar lebendige Augen studierten die winzige Raumfahrerin vom Scheitel bis zur Sohle.

»Sie sind also Mavra Tschang«, sagte die Ratin schlie?lich mit einer Stimme, die zwar bruchig war vom Alter, aber immer noch herrisch klang.

»Diese Ehre habe ich«, erwiderte die Pilotin mit respektvollem Nicken.

Die alte Frau schaute sich im Schiff um.

»Ah, ja. Wieder jung zu sein! Die Arzte sagen mir, noch eine Verjungung, und ich verliere meinen Verstand.«Sie sah das Madchen an.»Wie alt sind Sie?«

»Siebenundzwanzig.«

»Und schon kommandieren Sie ein Schiff?«rief die alte Frau.

»Ich habe es geerbt.«

»Allerdings. Ich wei? sehr viel uber Sie, Mavra Tschang. Das mu? sein. Vor dreihundertsiebenundzwanzig Monaten auf Harwichs Welt geboren, das alteste von acht Kindern eines traditionalistischen Paares, Senatorin Vasura Tonge und ihres Ehemanns Marchal Hisetti, eines Arztes. Festgenommen, als trotz all ihrer Anstrengungen die Welt vor zweiundzwanzig Jahren ein Kom-Planet wurde. Freunde mit Beziehungen schmuggelten Sie zum Raumflughafen Gnoshi, als der Rest Ihrer Familie verhaftet wurde, und ubergaben Sie der Obhut von Mak Hung Tschang, einer Frachterpilotin, die bestochen wurde, um Sie in Sicherheit zu bringen. Burgerin Tschang steckte das Geld ein und zog Sie selbst auf, nachdem sie einen Arzt, dem die Approbation entzogen worden war, dazu gebracht hatte, Ihr Aussehen mehr in Richtung auf die Pilotin zu verandern.«

Mavra sah die alte Frau mit offenem Mund an. Wie konnte irgend jemand ihr uber Maki hinaus nachgespurt haben?

»Maki Tschang wegen Schmuggels verbotener Guter auf Kom-Welten verhaftet, so da? Sie im Alter von dreizehn Jahren auf der barbarischen Welt Kaliva allein zurechtkommen mu?ten. Sie schafften es, indem Sie nahezu alles trieben, Erlaubtes und Unerlaubtes. Lernten mit neunzehn Jahren einen gutaussehenden Frachterkapitan namens Gimball Nysongi kennen und lieben. Nysongi wurde vor funf Jahren bei einem Raububerfall auf Basada getotet, und seither kommandieren Sie das Schiff allein.«Sie lachelte freundlich.»O ja, ich kenne Sie, Mavra Tschang.«

Die Pilotin starrte die alte Frau entgeistert an.

»Sie haben sich enorme Muhe gemacht. Ich nehme an, das sind nur die Punkte, die Sie erwahnen wollen

Das Lacheln wurde breiter.

»Gewi?, meine Liebe. Aber es sind die unaussprechlichen Punkte, die uns heute hier zusammenfuhren.«

»Worum geht es?«sagte Mavra sachlich.»Um ein Attentat? Um Schmuggel? Um etwas Illegales?«

Das Lacheln der alten Frau verschwand.

»Um etwas Illegales, ja, aber nicht bei mir oder Ihnen. Wir haben Tausende von Gaunern genau durchleuchtet, bevor wir uns an Sie gewendet haben.«

»Warum an mich?«

»Erstens, weil Sie politisch amoralisch sind — Gesetze und Vorschriften storen Sie nicht. Zweitens, weil Sie bestimmte moralische Grundsatze beibehalten haben — Sie hassen die Kom-Welten, obwohl Sie sie beliefern, und zwar aus gutem Grund.«

»Es ist mehr. Nicht nur das, was man mir angetan hat — das, was mit den Menschen uberhaupt gemacht wird. Alle sehen gleich aus, verhalten sich gleich, denken gleich, mit Ausnahme der Partei, welche es auch ist. Gluckliche kleine Ameisenhaufen.«Sie spuckte aus.

»Ja, auch das. Zusatzlich haben Sie Mut, sind innen und au?en hart, Ihr Heranwachsen hat Sie auf eine Art und Weise klug gemacht, von der die meisten sich nichts traumen lassen. Und da? Sie eine kleine, hubsche Frau sind, schadet auch nicht — die Leute neigen dazu, Sie Ihrer Gro?e wegen zu unterschatzen, und bei diesem Unternehmen wird eine Frau viel weniger verdachtig sein als ein Mann.«

Mavra zog die Beine hoch und stutzte die Arme auf die Knie.

»Was wollen Sie also bewaltigt haben, das eine Ratin nicht selbst kann?«

»Kennen Sie Antor Trelig?«fragte Alaina scharf.

»Hohes Tier«, antwortete Mavra.»Starker Einflu? im Rat, au?erdem an allen ublen Geschaften beteiligt. Kontrolliert praktisch Neuer Ausblick als sein personliches Reich.«

»Gut, gut. Jetzt erklare ich Ihnen ein paar andere Dinge. Sie wissen naturlich vom Schwamm- Syndikat.«

Mavra nickte.

»Nun, meine Liebe, der gute Antor ist der Chef. Der gro?te von allen. Wir haben einige Erfolge gegen die Organisation erzielt, aber die Droge ist weit verbreitet, das Parteigefuge eng verknupft und von Inzucht beherrscht, und damit und durch kluge politische Schachzuge ist es Antor Trelig gelungen, im Rat bis auf dreizehn Stimmen an eine Mehrheit heranzukommen.«

»Aber das wurde ihm die Kontrolle uber die Terrorwaffen geben!«sagte Mavra entsetzt.

»Allerdings. Er wurde uns alle beherrschen, jeden Menschen im ganzen Sektor. Er steckte geraume Zeit in einer Sackgasse, aber nun hat er — naturlich geheim und indirekt — verlauten lassen, da? er die starkste Waffe erlangt hat, eine Waffe, die ganze Welten uber Nacht in Kom-Planeten oder alles andere, was ihm beliebt, verwandeln kann. Er hat fur nachste Woche funfzehn Rate zu einer Vorfuhrung dieser neuen Waffe eingeladen. Er glaubt, die Wirkung werde so immens sein, da? diejenigen von uns, welche von politisch gespaltenen Welten kommen, mit ihm werden stimmen mussen.«

»Was wird er tun, wenn er die Kontrolle hat?«

»Nun, Antor hat stets das Romische Imperium in seiner Blutezeit angebetet«, erwiderte die alte Frau. Dann bemerkte sie den verstandnislosen Blick.»Ach, lassen Sie. Das ist eigentlich nur eine kleine Fu?note der Geschichte. Aber es gab einen absoluten Herrscher, den alle als Gott anzusehen hatten, eine gro?e Sklavenklasse, und das Reich war nicht nur fur seine Fahigkeit bekannt, riesige Gebiete zu erobern und zu halten, sondern auch fur seine Sittenlosigkeit. Was man seinerzeit mit der Technologie hatte erreichen konnen, die uns heute zur Verfugung steht, la?t sich in den wildesten Alptraumen nur erahnen. Das ist Antor Trelig.«

»Und besitzt er diese Waffe wirklich?«fragte Mavra.

»Ich glaube, ja. Meine Agenten wurden argwohnisch, als ein bekannter Wissenschaftler namens Zinder plotzlich sein subventioniertes Forschungsprojekt auf Makeva nicht mehr fortsetzen wollte, Computer, Personal und alles Drum und Dran zusammenpackte und verschwand. Zinders Ideen waren unorthodox, und in wissenschaftlichen Kreisen war er nie beliebt. Er glaubte, die Markovier hatten Energie in Materie einfach nach Wunsch verwandelt. Er war uberzeugt davon, das Verfahren kopieren zu konnen.«

Sie sah die Pilotin scharf an.»Wenn er nun recht hatte? Wenn es ihm nun gelungen ist?«

»Und Sie glauben, da? Zinder jetzt fur Trelig arbeitet.«

»Das glauben wir. Nicht freiwillig, vermute ich. Meine Leute haben vor neun Wochen einen verdachtigen Flug ab Makeva ausgemacht, mit einem von Trelig gecharterten Frachter, seinem eigenen Piloten, ohne Fracht. Man sah, wie ein gro?es Bundel mit dem Umri? eines Menschen in Treligs Fahrschiff getragen wurde. Uberdies haben wir nachgeforscht und herausgefunden, da? ein Dr. Yulin, Zinders erster Mitarbeiter, seine Ausbildung von einem bekannten Partner Treligs bezahlt bekommen hat und der Enkel eines der Schwamm-Syndikatsbosse ist.«

»Er wu?te also uber Zinders Erfolge Bescheid. Wer, glauben Sie, ist entfuhrt worden?«

»Zinders Tochter. Sie ist verschwunden, schon lange vor der Einstellung des Projekts. Sie war sein ein und alles. Wir glauben, da? sie als Geisel festgehalten wird, damit Zinder eine gro?e Ausfertigung dessen baut, was er auf Makeva hatte. Stellen Sie sich das vor! Eine Waffe, die man auf eine Welt richtet, um ihr dann zu sagen, wie sie aussehen, denken, sein soll — und schon ist es geschehen!«

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