»Ich wei? nicht recht, ob ich so etwas glauben kann, aber als ich noch ganz klein war, erzahlten meine Gro?eltern von solchen Dingen, von einem Ort, den die Markovier erbaut hatten, wo alles moglich sei.«Sie lachelte schief.»Seltsam, da? mir das erst jetzt wieder einfallt. Das waren naturlich Marchen.«

»Antor Trelig ist keines«, erwiderte Alaina tonlos.»Und dieses Gerat, glaube ich, auch nicht.«

»Und Sie wollen, da? ich es zerstore?«

»Nein, ich glaube nicht, da? Sie das konnten. Es ist zu gut geschutzt. Das beste, worauf wir abzielen konnen — und selbst das ist nahezu unmoglich —, ist, Dr. Zinder herauszuholen. Und wenn unsere Vermutung zutrifft, hei?t das, da? auch seine Tochter Nikki befreit werden mu?.«

»Wo befindet sich die Anlage?«fragte Tschang sachlich.

»Antor nennt das Neu-Pompeii. Es ist ein privater Planetoid, sein personlicher Besitz. Au?erdem das Zentrum des Schwamm-Syndikats und die Lieferquelle fur den gesamten Sektor.«

Mavra pfiff leise durch die Zahne.

»Ich kenne ihn. Er ist unangreifbar. Man brauchte die Krafte, die Trelig erst erlangen will, um einzudringen. Ausgeschlossen!«

»Ich habe nicht gesagt, da? Sie hinein mussen«, betonte die Ratin.»Ich habe gesagt, Sie mussen zwei Menschen herausholen. Wir mussen wissen, was sie wissen, haben, was sie haben. Ich kann Sie einschleusen — ich gelte in einem solchen Ausma? als Tattergreisin, da? alle uberaus erstaunt waren, wenn ich uberhaupt so weit komme. Ich bin zur Vorfuhrung eingeladen, aber sie rechnen nicht damit, da? ich personlich erscheine. Wie manche der anderen werde ich eine Vertreterin schicken, eine Person, der ich vertrauen kann. Sie.«

Mavra nickte.

»Wieviel Zeit werde ich auf dem Asteroiden haben?«

»Antor hat drei Tage angesetzt. Einen Tag wird er dazu verwenden, seine Gaste zu unterhalten und ihnen Neu-Pompeii vorzufuhren. Am zweiten Tag wird er seine Extravorfuhrung zeigen. Am dritten — nun, die Ultimaten, verzuckert mit Charme.«

»Nicht viel Zeit«, sagte Mavra.»Ich mu? zwei vermutlich weit voneinander getrennte Personen finden, sie herausholen — und alles unter der Nase von Treligs Wachhunden, nach seinem Zeitplan und auf seinem Grund und Boden.«

»Ich wei?, da? es unmoglich ist, aber wir mussen es versuchen. Befreien Sie wenigstens die Tochter. Ich bin sicher, da? man sie schwammsuchtig gemacht hat, aber das la?t sich wieder reparieren. Achten Sie auch darauf, da? Ihnen nichts Schlimmeres zusto?t. Schwamm ist das scheu?lichste aller Rauschgifte, und das konnte nur ein Vorspiel zu dem sein, wozu Antor fahig ist.«

»Und wenn er uns nun alle mit den Getranken nach dem Essen schwammsuchtig macht?«

»Das wird er nicht tun. Nein, er wird nicht wollen, da? den Vertretern irgend etwas zusto?t, das seine Party verderben konnte. Er will alle gesund und munter und bei vollem Verstand haben, damit sie entsetzt genug sind, um Leuten wie mir zur Kapitulation zu raten. Aber wenn er Ihre wahren Absichten entdeckt, wird er mich abschreiben und mit Ihnen nach Gutdunken verfahren. Das wird Ihnen klar sein.«

Mavra nickte.

»Ubernehmen Sie es?«

»Wieviel?«erwiderte Mavra.

»Was Sie wollen, wenn Sie Erfolg haben, und das ist mein Ernst. Fur den halben Erfolg, wenn Sie Nikki herausholen. Sobald seine Tochter fort ist, wird Zinder Sand ins Getriebe streuen, davon bin ich uberzeugt. Dafur also, sagen wir — zehn Millionen?«

Mavra stockte der Atem. Mit zehn Millionen konnte man die ›Assateague‹ kaufen. Mit soviel Geld und dem Schiff konnte sie nahezu alles tun.

»Scheitern bedeutet Tod«, warnte die Ratin,»oder Schlimmeres — sklavische Abhangigkeit unter Trelig, oder langsamen Tod durch den Schwamm. Nur einmal in jedem Jahrhundert, manchmal nur im Jahrtausend, werden Manner wie Antor Trelig geboren. Skrupellose, amoralische, sadistische, herrschsuchtige Ungeheuer. Zuletzt ist ihnen allen Einhalt geboten worden, aber ihretwegen haben zahllose Millionen sterben mussen. Antor ist der schlimmste. Neu-Pompeii wird Sie davon uberzeugen. Horen Sie, was er uber die Menschen und die Welten denkt, und Sie werden sich auskennen.«

»Die Halfte im voraus«, sagte Mavra Tschang.

Alaina zuckte mit den Schultern.

»Was soll Ihnen Geld nutzen, wenn Sie scheitern?«

Neu-Pompeii

Antor Trelig stand vor dem Schacht, in dem Obie in die gro?ere Anlage eingebaut worden war. Sieben Monate und ein Vermogen, das ganze Planetenbudgets hatte finanzieren konnen, waren in dieses Loch gesteckt worden. Nun schaute er zu, als Riesenkrane die»gro?e Schussel«anbrachten. Sie wurde zusammen mit dem ganzen Komplex darunter fast die Halfte der Unterseite seines Asteroiden einnehmen. Von au?en wurde das System gro?e Ahnlichkeit mit dem gro?ten je gebauten Radioteleskop besitzen.

Aber sein Zweck war viel unheimlicher.

Antor Trelig storten die Kosten wenig; fur ihn war das eine Kleinigkeit, Tribut aus seinem Anteil am Syndikat und den geschropften Budgets von hundert Welten unter dessen Kontrolle. Geld bedeutete ihm ohnehin nichts, au?er als Mittel zur Macht.

Machtige Raumschlepper lie?en das riesige spiegelartige Gerat herab, langsam, kaum merklich. Auch das beruhrte ihn nicht. Es kam allein darauf an, da? das Projekt so kurz vor seiner Vollendung stand.

Er ging hinuber zu Gil Zinder, der dabeisa? und zuschaute.

Der Wissenschaftler schaute sich um und starrte den anderen voll Verachtung an.

»Na, Doktor, beinahe geschafft«, sagte Trelig heiter.»Ein bedeutender Augenblick.«

»Bedeutend, ja, aber nicht das, was ich mir unter einer glucklichen Stunde vorstelle«, erwiderte Zinder stirnrunzelnd.»Horen Sie, ich habe es gemacht. Alles. Lassen Sie mich meine Tochter jetzt in der kleinen Scheibe vom Schwamm heilen.«

»Es gibt doch kein Problem, oder?«sagte Trelig lachelnd.»Yulin ist es gelungen, sie alle paar Wochen zuruckzustutzen, damit ihre Fettsucht sie nicht umbringt.«

Zinder seufzte.

»Trelig, horen Sie, warum sie nicht wenigstens auf ihr Normalgewicht zuruckbringen? Neunzig Kilogramm ist fur ihre Gro?e viel zuviel.«

»Aber hier wiegt sie nur vierundsechzig Kilo«, sagte Trelig glucksend.»Das ist doch weniger als das, was sie auf Makeva gewogen hat.«

Der Wissenschaftler wollte etwas Boses erwidern, besann sich jedoch. Naturlich wog Nikki hier weniger, wie jeder, aber inzwischen hatten ihre Muskeln sich an die geringere Schwerkraft gewohnt, und extreme Fettleibigkeit war mehr als reines Gewicht auf der Waage; sie war ha?lich und schadigte den Korper. Auf Makeva ware sie bei 1 g wohl schon nach einem Weg von hundert Metern erschopft gewesen, aber auch hier ging es ihr nicht viel besser.

Zinder begriff jedoch, da? Nikki auf der anderen Seite wurde bleiben mussen, bis Treligs Plane abgeschlossen waren, und er wu?te auch, warum der ehrgeizige und heimtuckische Ben Yulin als einziger das Vertrauen geno?, Nikki unter den kleinen Spiegel zu stellen. Dem Wissenschaftler blieb also nichts anderes ubrig, als zu warten, zu warten, bis die gro?e Anlage montiert war, bis seine Gelegenheit kam.

Yulin beunruhigte ihn am meisten. Der Mann war hochbegabt, gewi?, aber er gehorte zu Treligs Sorte. Er war in seiner technologischen Uberlegenheit gegenuber Trelig und allen Fachleuten Treligs gesichert — ihm wurde nichts passieren. Trelig konnte Obies Spiegel ohne Yulin nicht anwenden, und Yulin war ein Anhanger von Zinders Theorien, ohne die Jahrzehnte theoretischer Forschung aufzuweisen, die zur Programmierung des Monstrums erforderlich waren. Er hatte diese Maschine niemals bauen konnen.

Aber bedienen konnte er sie.

Und das war Zinders gro?te Furcht. Sobald die Anlage fertiggestellt und erprobt war, wurden er und Nikki,

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