zumal Nikki, uberflussig sein.

Er konnte auch nicht im geheimen Obie so programmieren, da? er mit Yulin bis zu einem gewissen Punkt und nicht daruber hinaus ging; obwohl er der Konstrukteur war, durfte er nie an die Steuerkonsole, ohne da? auch Ben Yulin anwesend gewesen ware.

Neu-Pompeii hatte Zinder die Plane erkennen lassen, die Antor Trelig fur jedermann hatte, die Art von Herr, die er sein wurde. Zinder hatte innerlich alles berechnet, gepruft und gegengepruft, doch seine einzige Hoffnung lag in unerprobten Ideen und auf unerforschten Wegen. Es hatte nie zuvor eine solche Maschine gegeben.

* * *

Mavra Tschang lenkte ihr kleines, aber schnelles Diplomatenschiff in eine Park-Umlaufbahn etwa ein Lichtjahr vor Neu-Pompeii. Sie war nicht die erste; sieben oder acht ahnliche Schiffe waren vor ihr eingetroffen und schwebten nun in einer Reihe nebeneinander. Bis auf einen langarmeligen, schwarzen Pullover und ihren Gurtel war sie genauso gekleidet wie beim Besuch von Ratin Alaina. Der Gurtel sah nun aus wie ein breites Band aus vielen Strangen dicker, schwarzer Reepschnure, gefa?t von einer viel gro?eren und massiveren Drachenschnalle. Niemand konnte wissen, da? er in Wirklichkeit eine drei Meter lange Lederpeitsche war. Facher in der Schnalle enthielten eine Anzahl von Injektoren und Mini-Ampullen fur verschiedene Zwecke; die versteckten Lagen in ihren Stiefeln und den hohen, dicken Absatzen bargen andere nutzliche Materialien. Dabei war das Ganze so naturlich und enganliegend, da? es den Anschein hatte, als truge sie nichts bei sich. Sie hatte noch kleine Ohrringe angelegt, die aussahen wie aneinandergereihte Kristallwurfel. Auch sie verbargen Uberraschungen.

Sie rieb ihr Gesa? ein wenig. Es brannte noch, wo man sie mit Impfstoffen und Antitoxinen vollgestopft hatte, um sie praktisch vor allem zu schutzen, was man sich vorstellen konnte. Sie hatte das Gefuhl, da? klare Flussigkeit heraustropfen mu?te, sollte sie eine Vene anritzen.

»Mavra Tschang als Vertreterin von Ratin Alaina«, teilte sie den unsichtbaren Bewachern von Neu-Pompeii auf der zugeteilten Frequenz mit.

»Verstanden«, erwiderte eine tonlose, vage mannliche Stimme.»Bleiben Sie in der Reihe. Wir warten auf die anderen, bevor transferiert wird.«

Sie fluchte im stillen. Man ging kein Risiko ein — die besonderen Eigenschaften dieses Raumschiffs und seiner gut getarnten Lebenserhaltungskapseln wurden nutzlos sein. Sie wurden gemeinsam hinfliegen, im Schiff der anderen.

Sie zog einen Spiegel heraus und betrachtete sich. Bei dieser Gelegenheit hatte sie sich ein wenig der Kosmetik bedient — ein bi?chen brauner Lippenstift, ein leichter Schimmer auf dem Haar, der ihm eine spiegelnde, fast metallische blaue Tonung verlieh. Sie hatte sogar ihre Metall-Fingernagel stumpfsilbern lackiert, um zu verbergen, da? sie ziemlich ungewohnlich waren. Die Schminke war fur Trelig. Obwohl buchstablich bisexuell wie alle seiner Rasse — er besa? sowohl mannliche als auch weibliche Geschlechtsorgane —, bevorzugte er in Erscheinung und sexueller Begierde das Mannliche.

Schlie?lich waren sie alle eingetroffen. Ein gro?es Schiff kam aus der Richtung des Sterns Asta, ein elegantes privates Linienschiff; der Reihe nach dockten sie an, schalteten ihre Schiffe auf Automatik und wechselten uber.

Der Gruppe, die schlie?lich vierzehn Personen umfa?te, gehorten nur zwei Ratsmitglieder an, die ubrigen waren Vertreter, und Mavra konnte erkennen, da? sie nicht die einzige diplomatische Au?enseiterin darin war. Das beunruhigte sie; wenn ihr das auffiel, konnte auch Trelig es nicht ubersehen. Er hatte vermutlich damit gerechnet. Das nannte sich Zuversicht.

Das Kabinenpersonal war hoflich, aber effizient. Es bestand aus echten Burgern von Neue Harmonie, fur den Dienst gezuchtet. Dunkelhautig, unbehaart, jeder ungefahr einsachtzig gro?, muskulos und bekleidet nur mit leichten Kilts und Sandalen, hatten ihre Augen die Stumpfheit, die fur Kom-Welt-Bewohner typisch war.

Der Kom war Nachkomme aller utopischen Gruppen der ursprunglichen Rasse. Sie erfullten den Traum jedes utopischen Staates: gleichma?ige Verteilung allen Reichtums, kein Geld, au?er fur den interstellaren Handel, kein Hunger, keine Arbeitslosigkeit. Gen-Manipulation sorgte auch dafur, da? sie alle gleich aussahen, und biologische Programmierungsanlagen pa?ten sie ihren Aufgaben perfekt an. Daruber hinaus wurden sie darauf programmiert, mit jeder Tatigkeit zufrieden zu sein — ihr Ziel war Dienen. Der einzelne bedeutete nichts; die Menschheit war ein Kollektivbegriff.

Aussehen und Tatigkeit der Menschen unterschieden sich von Kom-Welt zu Kom-Welt, zugeschnitten auf die verschiedenen Umwelten, unterschiedlichen Anforderungen und dergleichen auf jeder einzelnen. Auch die Systeme unterschieden sich von einer Welt zur anderen gering. Manche zuchteten nur weibliche Personen, andere behielten zwei Geschlechter bei, und wieder andere, wie Neue Harmonie, brachten jeden bisexuell hervor. Ein paar hatten ganz auf sexuelle Eigenschaften verzichtet und verlie?en sich auf Klonen.

Die meisten Welten waren aufgebaut von wohlmeinenden Idealisten, die das System einfuhrten. Dann wurde die Hierarchie selbst umgeformt, und es entstand eine vollkommene Gesellschaft, eine ohne Frustration, Bedurfnisse, Wunsche oder psychologische Probleme.

Perfekte menschliche Ameisenstaaten.

Aber in den meisten Fallen schien die Partei, die sie einrichtete, nie dazu zu kommen, sich selbst abzuschaffen. Einige hatten es versucht, und die Gesellschaften, die sie aufgebaut hatten, waren an ihrer Unfahigkeit zerbrochen, mit naturlichen Katastrophen oder unvorhergesehenen Problemen fertig zu werden.

Die meisten, wie Neue Harmonie, versuchten es erst gar nicht. Ehrgeiz, Habgier und Machtstreben des entschlossenen Revolutionars, die den Staat in schlechten Zeiten aufrechthielten, klammerten sich aus einer Vielzahl von Grunden an ihre Existenz. Nachdem die Herrschenden solche ublen Neigungen in ihren Bevolkerungen ausgerottet hatten, konnten sie diese Schwachen in sich selbst nicht beseitigen. Und so besa? Neue Harmonie nach funfhundert Jahren Kom-Zugehorigkeit noch immer eine Parteihierarchie von mehreren tausend Funktionaren fur die verschiedenen diplomatischen und wirtschaftlichen Bereiche, und man besa? Antor Trelig, dazu geboren, sie zu fuhren.

Nun kam der Rest der Menschheit dahinter, wie erfolgreich seine Aufzucht gewesen war.

Es gab eine knappe Vorstellung und dergleichen, aber kaum Gesprache auf dem Hinflug. Mavra erkannte aber sofort, da? Trelig sich von diesem bunt zusammengewurfelten Haufen nicht tauschen lassen wurde. Ein zwei Meter gro?er, braungebrannter und vollbartiger Mann mit leuchtendblauen Augen stammte entschieden nicht von der Kom-Welt Paradies, wo alle Bewohner bisexuell, identisch und ungefahr zwei Drittel so gro? waren wie er. Er war eindeutig ein Frachterkapitan wie sie, oder ein Barbar aus einer der neubesiedelten Welten. Acht Manner und sechs Frauen — vermutete sie, bei zweien war es schwer zu sagen —, alle zur Stelle, mehr um Informationen zu sammeln, als sich beeindrucken zu lassen.

Die Stewards von Neue Harmonie gingen durch den Mittelgang und sammelten Pistolen ein. Sie erklarten, da? jeder einzelne vor dem Aussteigen noch einmal nach Waffen untersucht werden wurde, und deuteten an, man konne sich spatere Verlegenheit ersparen, wenn man jetzt alles abliefere.

Mavra ubergab ihre Pistole; die Waffen, auf die sie sich in Wirklichkeit verlie?, waren durch jeden Abtaster gekommen, den sie bisher ausprobiert hatte. Bei der Landung auf Prompeii stellte sie fest, da? sie recht hatte. Sie ging dreist durch den Abtaster, und er lahmte sie nicht, wie zwei andere, die versteckte zerlegte Pistolen und Messer trugen.

Schlie?lich waren sie alle uberpruft worden, und Mavra schaute sich um.

Der kleine Raumflughafen war fur zwei Schiffe von dieser Art gebaut; ein zweites stand auf dem Feld, fast mit Sicherheit Treligs privates Raumfahrzeug. Uberall sah man Wachen und Abtaster, aber damit hatte sie gerechnet. Ihr Auftrag schien nicht unausfuhrbar zu sein.

Sie wu?te, da? sie Hilfe von den anderen hatte gebrauchen konnen, wagte aber aus demselben Grund nicht, an sie heranzutreten, aus dem die anderen sie nicht verwenden konnten. Es sprach viel dafur, da? Trelig zumindest einen von ihnen, wahrscheinlich mehrere eingeschleust hatte.

Kein Gepack wurde ausgeladen, da keines zugelassen worden war. Trelig wurde fur alles sorgen, hatte er erklart, und er setzte eine Grenze dafur fest, was dabei mitgefuhrt werden durfte.

Der Mann selbst stand bereit, um sie zu begru?en — hochgewachsen, viel gro?er als die Neu-Harmonisten, eine riesige, muskulose, au?erordentlich gutaussehende Version des Modells. Er trug ein wallendes, wei?es Gewand und sah mit seinen sehr langen Haaren wie ein Erzengel aus.

»Willkommen! Willkommen! Liebe Freunde!«rief er mit seiner inzwischen beruhmt

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